Furchtlose Liebe (eBook)

Die Überlebenden 2 - Roman
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2015 | 1. Auflage
576 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-14448-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Furchtlose Liebe -  Alexandra Bracken
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Teil 2 der fesselnden Trilogie um das Mädchen, das Gedanken lesen kann.
Ruby ist eine der wenigen, die das Virus überlebt haben. Dafür ist ihr eine Gabe geblieben, die sie verflucht: Sie kann Gedanken lesen und manipulieren. Das macht sie für viele sehr wertvoll. Die berüchtigte Children's League will sie im Kampf gegen die Regierung einsetzen. Als Ruby entdeckt, dass ihr Freund Liam erneut in großer Gefahr ist, begibt sie sich auf eine gefährliche Mission, die auch der Children's League nicht gefallen wird. Denn niemals könnte sie ertragen, dass sie den einzigen Menschen, den sie liebt, verlieren könnte ...

Alexandra Bracken wuchs im US-Staat Arizona auf. Nach ihrem Studium in Virginia zog es sie nach New York City, wo sie derzeit lebt und arbeitet. Ihren ersten Roman schrieb sie schon während des Studiums als Geschenk für eine Freundin. Die Liebe zu Büchern hat sie aber nicht nur dazu gebracht, selbst zu schreiben. Sie arbeitet außerdem bei einem großen amerikanischen Buchverlag und hat jederzeit eine Buchempfehlung parat.

1. Kapitel

Mein gebeugter Arm hakte sich um den Hals des Mannes, schloss sich immer enger um seine Kehle, während die Gummisohlen seiner Stiefel auf den Boden trommelten. Seine Fingernägel bohrten sich in den schwarzen Stoff meines Hemdes und meiner Handschuhe, rissen verzweifelt daran. Sein Gehirn bekam keinen Sauerstoff mehr, doch das verhinderte das Aufblitzen seiner Gedanken nicht. Ich sah alles. Seine Erinnerungen und Gedanken brannten glühend heiß hinter meinen Augen, doch ich ließ nicht los, nicht einmal, als der Verstand des Wachmanns in Todesangst ein Bild von ihm selbst heraufbeschwor, wie er mit offenen Augen an die Decke des Flurs starrte. Vielleicht tot?

Doch ich würde ihn nicht töten. Der Soldat war fast zwei Köpfe größer als ich, und ein Arm von ihm war so dick wie eins meiner Beine. Ich hatte ihn nur deshalb überrumpeln können, weil er mit dem Rücken zu mir dagestanden hatte.

Ausbilder Johnson nannte diesen Griff die Halsklemme, und er hatte mir noch ein ganzes Sammelsurium andere beigebracht. Den Dosenöffner, das Kruzifix, den Genickhebel, den Doppelnelson, den Drehgriff, den Polizeigriff und den Rückenbrecher, um nur ein paar zu nennen. Alles Methoden, mit denen ich, ein Mädchen mit eins fünfundsechzig, jemanden in Schach halten konnte, der mir körperlich überlegen war.

Inzwischen halluzinierte der Mann halb. In seinen Kopf zu schlüpfen war leicht und schmerzlos; sämtliche Erinnerungen und Gedanken, die an die Oberfläche seines Bewusstseins stiegen, waren schwarz verfärbt. Die Farbe lief durch sie hindurch wie ein Tintenklecks auf nassem Papier. Und erst dann, als ich ihn am Haken hatte, ließ ich seinen Hals los.

Das war wahrscheinlich nicht das gewesen, was er erwartet hatte, als er aus dem verstecken Nebeneingang des Ladens getreten war, um eine zu rauchen.

Der Frost in der Luft von Pennsylvania hatte die Wangen des Mannes unter den hellen Bartstoppeln knallrot gefärbt. Ich blies hinter meiner Skimaske einen einzigen heißen Atemstoß aus und räusperte mich, war mir der zehn Augenpaare, die auf mir ruhten, voll bewusst. Meine Finger zitterten, als sie über die Haut des Mannes glitten; er roch nach abgestandenem Rauch und dem Pfefferminzkaugummi, mit dem er seine eklige Angewohnheit zu verbergen suchte. Ich beugte mich vor und drückte die Finger gegen seinen Hals.

»Aufwachen«, flüsterte ich.

Der Mann öffnete mit Gewalt die Augen, sie waren groß und kindlich. Irgendetwas in meinem Bauch krampfte sich zusammen.

Rasch blickte ich über die Schulter zu dem Einsatzteam hinter mir, das all dies schweigend beobachtete, die Gesichter hinter den Masken unsichtbar.

»Wo ist der Gefangene Nr. 27?«, fragte ich.

Wir befanden uns außerhalb des Überwachungsbereichs der Kameras – das war wohl der Grund, weshalb sich dieser Soldat hier getraut hatte, sich ein paarmal außer der Reihe hinauszuschleichen und Pause zu machen –, doch ich war sehr darauf erpicht, diesen Teil hinter mich zu bringen.

»Mach schon, verdammt noch mal!«, knurrte Vida mit zusammengebissenen Zähnen neben mir.

Die Hitzewelle in meinem Rücken ließ meine Hände zittern, als der Teamführer von hinten zu mir trat. Das hier tat nicht mehr so weh wie früher. Es machte mich nicht völlig fertig, wand meinen Verstand nicht mehr zu Knoten aus Schmerz. Doch es machte mich empfänglich für starke Gefühle jedes Menschen in meiner Nähe – auch für den Abscheu dieses Mannes. Für seinen schwarzen, schwarzen Hass.

Robs dunkles Haar tauchte am äußersten Rand meines Blickfelds auf. Der Befehl, ohne mich vorzurücken, lag ihm auf den Lippen. Von den drei Einsätzen, die ich unter seinem Kommando mitgemacht hatte, hatte ich nur einen zu Ende bringen können.

»Wo ist der Gefangene Nr. 27?«, fragte ich noch einmal und versetzte dem Verstand des Mannes einen kleinen Stups mit meinem.

»Der Gefangene Nr. 27.« Sein dicker Schnurbart zuckte, als er die Worte wiederholte. Das Grau darin ließ ihn sehr viel älter wirken, als er in Wirklichkeit war. In der Einsatzakte, die wir vom Hauptquartier bekommen hatten, waren auch Kurzinfos zu sämtlichen Soldaten gewesen, die in diesem Bunker Dienst taten, einschließlich diesem hier – Max Brommel. Einundvierzig, ursprünglich aus Cody, Wyoming. War wegen eines Programmiererjobs nach Pittsburgh, Pennsylvania, gezogen, hatte den verloren, als es mit der Wirtschaft bergab ging. Eine nette Frau, gegenwärtig arbeitslos. Zwei Kinder.

Beide tot.

Ein Sturm aus düsterten Bildern durchtoste sämtliche dunklen Winkel und Ritzen seines Verstandes. Ich sah ein Dutzend weitere Männer aus einem Kastenwagen springen, alle in denselben leichten Tarnuniformen, und noch mehr kamen aus den Humvees, die das größere Fahrzeug vorn und hinten blockierten – voller Krimineller, mutmaßlicher Terroristen und, wenn die Info, die die Children’s League bekommen hatte, zutraf, einem unserer Top-Agenten.

Plötzlich vollkommen gefasst sah ich zu, wie dieselben Soldaten ein … zwei … nein, drei Männer von der Ladefläche des Lasters führten. Das waren keine Psi Special Forces oder FBI-Agenten, keine Leute vom CIA und definitiv kein SWAT- oder SEAL-Team, die wahrscheinlich alle unseren kleinen Trupp mit einem einzigen Schlag hätten plattmachen können. Nein, die hier gehörten zur Nationalgarde, sie waren wegen der schlimmen Zustände wieder in den aktiven Dienst einberufen worden. Wenigstens was das anging, waren unsere Informationen korrekt gewesen

Die Soldaten hatten den Gefangenen Kapuzen über die Köpfe gezogen und sie dann mit Gewalt die Stufen des verlassenen Ladens hinunterbugsiert, zur silbernen Schiebetür des darunter liegenden Bunkers.

Nachdem ein großer Teil von Washington, D.C., durch Angreifer zerstört worden war, bei denen es sich laut Präsident Gray um eine Gruppe gestörter Psi-Jugendlicher handelte, hatte er dafür gesorgt, dass überall an der Ostküste diese sogenannten Mini-Festungen errichtet wurden, für den Fall, dass es noch einmal zu einem Notstand dieser Größenordnung kam. Manche waren unter Hotels eingebaut worden, andere in Berghänge hinein, und andere, so wie dieser hier, waren vor aller Augen mitten in Kleinstädten versteckt, unter Geschäften oder Behörden. Sie waren zu Grays Schutz gedacht, für den Schutz seines Kabinetts und wichtiger Militärs. Und anscheinend dazu, Personen einzusperren, die eine »Hochrisiko-Bedrohung für die nationale Sicherheit« darstellten.

Einschließlich unseres Gefangenen Nr. 27, dem allem Anschein nach eine Spezialbehandlung zuteilwurde.

Seine Zelle befand sich am Ende eines langen Korridors, zwei Stockwerke tiefer. Ein einsamer Raum mit niedriger, dunkler Decke. Die Wände schienen um mich herum herabzutropfen, doch die Erinnerung blieb stabil. Sie hatten ihm die Kapuze nicht abgenommen, dafür aber seine Füße an den Metallstuhl in der Mitte der Zelle gefesselt, im Lichtkreis einer nackten Glühbirne.

Ich zog mich aus dem Verstand des Mannes zurück, löste sowohl meinen physischen als auch meinen mentalen Klammergriff. Er rutschte an dem Graffito an der Wand des aufgegebenen Waschsalons hinunter, noch immer im Nebel seines eigenen Hirns gefangen. Die Erinnerungen an mein Gesicht und an die Männer in der Gasse hinter uns zu entfernen war, als fische man Steine vom Grund eines klaren, flachen Teichs.

»Zwei Stock tiefer, Raum 4B«, verkündete ich und wandte mich zu Rob um. Wir hatten eine ungefähre Vorstellung vom Bauplan des Bunkers, wussten jedoch keine genaueren Details. Blind waren wir nicht, aber wir schossen in Sachen Präzision auch nicht gerade den Vogel ab. Der wesentliche Grundriss der Bunker war allerdings immer fast derselbe. Eine Treppe oder ein Fahrstuhl führte an einem Ende des Gebäudes hinunter, und auf jedem Stock ging von dort ein langer Flur ab.

Rob hob eine behandschuhte Hand und würgte den Rest meiner Anweisungen ab, dann winkte er dem Team hinter ihm. Ich gab ihm den Code aus dem Gedächtnis des Soldaten: 689999*, trat zur Seite und zog Vida mit. Mit einem Knurren stieß sie mich weg, gegen den nächsten Soldaten.

Hinter seinem Nachtsichtgerät konnte ich Robs Augen nicht sehen, während das grüne Licht blinkte, doch das brauchte ich auch nicht, um seine Gedanken zu lesen. Er hatte nicht um uns gebeten und hatte uns ganz sicher nicht dabeihaben wollen, da doch er – ein ehemaliger Army-Ranger, wie er uns so gern erinnerte – dies hier mit ein paar von seinen Männern mit Leichtigkeit hätte erledigen können. Am meisten, glaube ich, ärgerte es ihn, dass er hier überhaupt aktiv werden musste. Eigentlich war man bei der League draußen, wenn man erwischt wurde. Niemand kam einen holen.

Wenn Alban diesen Agenten wiederhaben wollte, dann hatte er einen guten Grund dafür.

Die Uhr tickte in dem Moment los, als die Tür aufglitt. Fünfzehn Minuten, um reinzukommen, uns den Gefangenen Nr. 27 zu schnappen, und dann nichts wie raus und weg. Aber wer konnte sagen, ob wir überhaupt so viel Zeit hatten? Rob schätzte doch lediglich, wie lang es dauern würde, bis Verstärkung eintraf, wenn der Alarm ausgelöst worden war.

Die Tür führte in ein Treppenhaus am hinteren Ende des Bunkers. Die Treppe wand sich Stück für Stück abwärts in die Finsternis; nur einige wenige Lampen entlang der Metallstufen wiesen uns den Weg. Ich hörte, wie einer der Männer das Kabel der Überwachungskamera kappte, die hoch über uns angebracht war, fühlte, wie Vidas Hand mich vorwärtsschubste, doch es dauerte eine Weile – zu lange –, bis meine Augen sich an die...

Erscheint lt. Verlag 16.2.2015
Übersetzer Marie-Luise Bezzenberger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Never Fade
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Dystopie • dystopie fantasy • eBooks • Fantasy • New York Times Bestseller • Romantasy • Spannung • Spannung, Dystopie, Übersinnliche Kräfte, Tribute von Panem, New York Times Bestseller • tribute von panem • Übersinnliche Kräfte • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-14448-5 / 3641144485
ISBN-13 978-3-641-14448-7 / 9783641144487
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