Ultima (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
736 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-15163-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ultima -  Stephen Baxter
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Die letzte Grenze
Als die Menschen auf dem Planeten Per Ardua Alien-Artefakte entdeckten, die es ihnen ermöglichten, mit Lichtgeschwindigkeit zu reisen, fielen auch die letzten Grenzen im Universum. Doch diese Freiheit hat ihren Preis, denn wir sind nicht die Einzigen im Weltall: Hier existieren Wesen und Kulturen, die Milliarden von Jahre alt sind und deren Intellekt dem unseren meilenweit überlegen ist. Wesen, die Pläne für die Zukunft der Menschheit haben. Pläne, die uns nicht unbedingt gefallen werden ...

Stephen Baxter, 1957 in Liverpool geboren, studierte Mathematik und Astronomie, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er zählt zu den international bedeutendsten Autoren wissenschaftlich orientierter Literatur. Etliche seiner Romane wurden mehrfach preisgekrönt und zu internationalen Bestsellern. Stephen Baxter lebt und arbeitet im englischen Buckinghamshire.

2

A.D. 2222; A.U.C. 2975

Die Eindringlinge am Standort der Luke wurden zuerst von scharfäugigen arabischen Navigatoren an Bord der Malleus Jesu gesichtet. In ihren stillen Kammern an Bord des interstellaren Raumfahrzeugs, das hoch über dieser Welt kreiste, musterten die Araber, die hier am Bestimmungsort des Schiffes sowohl als Beobachter wie auch als Kartografen fungierten, das Gebiet um die Luke herum routinemäßig durch ihre Fernschauer. Die gerade erst fertiggestellte Luke war schließlich das Missionsziel Nummer eins, und sie verdiente Überwachung und Schutz.

Und nun war Zenturio Quintus Fabius persönlich in der Luft, um sich die Sache näher anzusehen.

Der Ledersack des Luft-cetus knarrte und knackte, als sich das große Fahrzeug im leichten Wind bewegte. Quintus stand neben der Steuerstellung, einer Reihe von Hebeln, die von einem remex bedient wurden, einem rangniedrigen Besatzungsmitglied, das Movena unterstellt war, der trierarcha, der Kommandantin des Schiffes selbst. Wie Movena war dieser remex ein Brikanti und ebenso arrogant und mürrisch wie Movena und ihre ganze Sippschaft. Dennoch stand seine Kompetenz außer Frage. Während er über seine Hebel strich, verschoben sich riesige Schaufeln in der Luft um die Flanke des cetus herum, und das Fahrzeug änderte sanft seine Richtung und hielt auf die offene Luke auf der zernarbten Ebene zu. Letztere war entstanden, als Quintus’ Ingenieure den heißen Atem der Kernels auf dieser Welt entfesselt und das Wunder der Luke erschaffen hatten.

Die Brücke des cetus war ein Durcheinander von Hebeln, Instrumenten und abgeschabten Holztischen, auf denen Haufen von Landkarten und Itinerarien lagen, Abbildungen dieser Welt, von Hand gezeichnet seit der Ankunft der Expedition vor drei Jahren. Die Luft war vom charakteristischen Geruch der Brikanti erfüllt, des Volkes aus dem unzivilisierten Norden; es roch nach dem Met, den sie tranken, dem gegerbten Schweineleder, das sie trugen, und dem scharfen Aroma des walhallischen Tabaks, den sie bei der Arbeit so gern kauten.

Aber diese Alltäglichkeiten endeten am Fenster, jenseits dessen sich vor Quintus’ Augen eine fremde Welt ausbreitete. Auch nach diesen drei Jahren – und obwohl er inzwischen einen so großen Teil von ihr zu Fuß erkundet und ihr Antlitz mit dem Bau von Straßen, Magazinen, der dauerhaften Kolonie und natürlich der Luke so deutlich verändert hatte – fand Quintus diese Welt noch immer erstaunlich.

Die Luke selbst war auf einem höher gelegenen Stück Land mit Blick auf eine Ebene angelegt worden, auf der sich die einheimische Vegetation ausbreitete, niedriges Buschwerk in Violett und Weiß mit vereinzelten orangefarbenen Kegeln dazwischen. Die griechischen Philosophen an Bord versicherten Quintus, dass es sich bei den Kegeln um Gemeinschaften von Geschöpfen handelte, die größtenteils so klein waren, dass man sie nicht sehen konnte – Städte der Unsichtbaren, jeder Hügel ein Rom der Bakterien. Weiter weg stieg das Land an, erhob sich hin zu hoch aufragenden Bergen mit einem Kordon von Gebirgsausläufern davor. Und diese Berge und Hügel, allesamt massive Pfropfen aus Vulkangestein, waren geformt worden; im unveränderlichen perlmuttfarbenen Licht der Hauptsonne Romulus warfen ihre Terrassen, Mauern und mächtigen Zinnen scharfe Schatten. Diese Berge waren von Wesen, die einst hier gelebt und ihre Welt umgestaltet hatten, in Festungen verwandelt worden, bevor die Wesen selbst verschwunden waren – bestimmt hatten sie sich in Stücke gesprengt, hatte Quintus einige notorische Trübsalbläser unter den Legionären in den Lagern schlussfolgern hören. Und doch hatten diese Bergbildner offensichtlich etwas mit dem primitivsten Legionär aus der ärmsten Provinz des Imperiums gemein: Sie hatten Luken gebaut.

Nun, Quintus hatte sein Schiff hierhergebracht, die Ingenieure, Legionäre und Sklaven hatten ihre eigene Luke gebaut, und dafür würde man ihre Namen in Erinnerung behalten. Die uralte Nummer der Legion, zu der diese Zenturie gehörte, war in den Fuß des steinernen Jesu-Kreuzes gemeißelt, das als einziges menschliches Monument eine Luke begleiten durfte. Dies war nun ein für alle Mal Quintus’ Luke. Und diese Welt, die vierte der Familie um diesen Sternzwilling namens Romulus herum, würde, sobald die dauerhafte colonia offiziell vom vicarius eingeweiht worden war, zur neuesten Provinz des Römischen Reiches werden, das sich jetzt bis zu den Sternen erstreckte.

Das war es, was er erreicht hatte, er, Quintus Fabius; das war der von ihm akzeptierte Gegenwert für dreizehn Lebensjahre fern der Heimat und, dank der Mysterien des Reisens mit annähernder Lichtgeschwindigkeit, eine Trennung von noch viel mehr Jahren von den daheim gebliebenen Angehörigen und Freunden. Es war ein Preis, den er gern bezahlte; ein Schiff wie die Malleus Jesu auf einer solchen Lukenbau-Mission zu befehligen war der bisherige Höhepunkt seiner Laufbahn – und würde es wohl auch bleiben, rief er sich mit einer Anwandlung von Groll ins Gedächtnis, denn Offiziere aus den Provinzen stiegen im Militär des Reiches nur selten wesentlich höher auf, sofern sie nicht gewieft genug für Intrigen und Attentate waren. Dennoch war die Luke nicht für Fabius, seine Mannschaft oder irgendeinen anderen Menschen da; die Luke war ein Ding an sich, ihr Daseinszweck so undefinierbar wie der eines Tempels für einen vergessenen Gott.

Und als er nun aus einem verwaschenen Himmel nach unten spähte, wurde die Vollkommenheit der Luke und ihrer Umgebung von den Eindringlingen ruiniert. Während der cetus schwerfällig auf den Standort der Luke zuhielt, spürte Quintus, wie die Wut in ihm emporbrodelte, und er ballte die Hand mehrfach zu einer schweren Faust und spürte, wie die Muskeln in seinem Arm arbeiteten.

»Es sind zwei«, sagte Gnaeus Junius. Gnaeus war Quintus’ optio, sein Stellvertreter. Gnaeus blickte durch einen exakt gearbeiteten griechischen Fernschauer – Leder und Glas in einem hölzernen Rohr – zur Luke hinunter.

»Gib her.« Quintus riss Gnaeus das Instrument aus den Händen und hielt es sich vors Auge. Wie üblich sah er zuerst nur Dunkelheit.

»Du darfst das Auge nicht so fest zukneifen, Herr.«

»Ich bin wütend. Wenn ich wütend bin, kneife ich die Augen zu.«

»Ja, Herr. Du knirschst auch mit den Zähnen.«

»Nein, das stimmt nicht.«

»Nein, Herr.«

Gnaeus Junius – schlank, dunkel und elegant, mit stets fleckenlos sauberer Tunika – war ein Ritter, ein Mitglied eines der ältesten Adelsstände Roms. Trotz seiner Jugend war Gnaeus sympathisch und fehlerlos tüchtig und hatte nichts von jener Arroganz und jenem Anspruchsdenken an den Tag gelegt, die so vielen seiner Klasse anhafteten. Quintus hatte festgestellt, dass er äußerst zuverlässig war. Aber nichts von alledem bewahrte Quintus vor einem verbitterten Groll darüber, dass es diesem Jungen bestimmt war, im Militär und darüber hinaus viel höher aufzusteigen, als es ihm selbst jemals vergönnt sein würde – dass er nur durch die Versetzung in den Ruhestand dem Schicksal entgehen konnte, diesem eleganten Jungen eines Tages unterstellt zu sein.

Jetzt rief ihm Gnaeus gelassen das vorliegende Problem ins Gedächtnis. »Also, was die Eindringlinge betrifft, Herr – es sind zwei.«

Quintus betrachtete die Fremden durch den Fernschauer. »Ein Mann und eine Frau. Ziemlich alt. In den Fünfzigern, oder noch älter? Dann dürften sie älter sein als all unsere Veteranen und deren Gemahlinnen. Außer vielleicht Titus Valerius von der siebten Kohorte, von dem ich genau weiß, dass er sich ein Jahrzehnt jünger gemacht hat. Manche Männer wollen einfach nicht in den Ruhestand gehen.«

»Ja, Herr.«

»Nun, selbst Titus wird jetzt nichts anderes übrig bleiben. Die colonia – das ist jetzt seine Aufgabe, trotz des ganzen Gemeckers.« Den ganzen Vormittag über hatte sich Quintus mit den Beschwerden der Kolonisten herumgeschlagen, der Veteranen, die auf dieser Welt bleiben würden; das hatte ihm die Laune verdorben, schon vor dieser Sache mit den Eindringlingen. In diesem fremden Dreck will einfach nichts wachsen, Zenturio … Du kannst mich nicht auf demselben Planeten wie Caius Flavius zurücklassen, Zenturio, er hat seit dem Walhalla-Superior-Feldzug ein Auge auf meine Frau geworfen, und jetzt wirft er meiner Tochter anzügliche Blicke zu! Ich schwöre, Zenturio, ich schwöre …

»Also, das sind keine von unseren Veteranen da unten, Herr, und auch keine ihrer Angehörigen«, sagte Gnaeus taktvoll. »Und sie gehören auch nicht zu den remiges

Er hatte recht. Acht subjektive Jahre nach dem Abflug von Terra, einschließlich der fünf Jahre in der Enge des Schiffes, war Quintus sicher, dass er jedes Besatzungsmitglied und jeden Passagier erkennen würde, selbst den niedrigsten Sklaven. Die gesamte Mannschaft an Bord der Malleus...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2015
Übersetzer Peter Robert
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Ultima
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte eBooks • Fremde planeten • Proxima • Raumschiff • Stephen Baxter • Stephen Baxter, fremde Planeten, Proxima, Raumschiff
ISBN-10 3-641-15163-5 / 3641151635
ISBN-13 978-3-641-15163-8 / 9783641151638
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