Brotherband - Die Sklaven von Socorro (eBook)

Band 4
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
512 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-15063-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Brotherband - Die Sklaven von Socorro -  John Flanagan
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Neue Abenteuer der furchtlosen Bruderschaft
Nach ihrer triumphalen Heimkehr wird die Mannschaft des »Seevogels « mit ihrem jungen Kapitän Hal von Erak, dem Oberskirl von Skandia, mit einem gefährlichen Auftrag betraut: Die jungen Krieger sollen für ein Jahr im verbündeten Reich von Araluen dienen und die Küste sichern. Prompt begegnen sie einem alten Gegner: Hals Erzfeind Tursgud hat inzwischen ebenfalls ein eigenes Schiff und macht als Pirat die Sturmweiße See und den Westlichen Ozean unsicher. Als er zwölf Bürger von Araluen in seine Gewalt bringt, sind Hal und seine Leute gefordert. Gemeinsam mit Gilan, einem der fähigsten Waldläufer von Araluen, nehmen sie die Verfolgung auf.

John Flanagan arbeitete als Werbetexter und Drehbuchautor, bevor er das Bücherschreiben zu seinem Hauptberuf machte. Den ersten Band von »Die Chroniken von Araluen« schrieb er, um seinen 12-jährigen Sohn zum Lesen zu animieren. Die Reihe eroberte in Australien in kürzester Zeit die Bestsellerlisten.

Kapitel zwei

Lydia befand sich auf der Jagd.

Sie war in die Berge gegangen, die hinter Hallasholm begannen, und folgte dort den Wildpfaden, immer auf der Suche nach Tierspuren. Es hatte Gerüchte über einen Keiler in der Gegend gegeben, aber bis jetzt hatte sie noch nichts gefunden, was dieses Gerücht bestätigte.

Bei einem früheren Ausflug hatte sie eine Jagdhütte hoch oben in den Bergen entdeckt. Dort schlug sie nun ihr Lager auf. Das Dach war an einigen Stellen undicht, und sie hatte den ersten Nachmittag damit verbracht, es zu reparieren und die Ritzen in den windschiefen Planken der Wände zu füllen. Es war unübersehbar, dass schon lange niemand mehr hier gewesen war.

Nachdem sie die Hütte instand gesetzt hatte, verstaute sie ihre Ausrüstung, ersetzte einige der brüchigen Schnüre in dem Netz, das die Matratze auf dem Bett hielt, und stellte den alten verbeulten Wasserkessel auf die Feuerstelle. Die Flammen schickten ein fröhlich flackerndes Licht durch die Hütte. Auch jetzt im Sommer waren die Nächte in den Bergen kalt, sodass sie dankbar war für die Wärme des Feuers, als der Abendwind um die schiefen Wände pfiff.

Sie bemerkte, dass einige frühere Bewohner ihre Namen in die Balken der Hütte geritzt hatten. Keine der Schnitzereien war frisch, wie sie feststellte, während sie mit ihrer Fingerspitze die Namen nachfuhr. Arn. Johann. Detmer. Ein Name war in die gegenüberliegende Wand geritzt worden. Offensichtlich handelte es sich nicht um einen nordländischen Namen, und es war auch kein Männername. Sie musterte ihn neugierig.

»Evanlyn«, sagte sie laut. Wer war Evanlyn wohl gewesen? Und was hatte eine Frau hierhergeführt?

»Vielleicht war sie auf der Jagd, genau wie ich«, sagte sie. Sie holte ihr kleines Taschenmesser heraus und ritzte geschickt ihren eigenen Namen unter den Namen der Unbekannten. Zufrieden musterte sie dann ihr Werk. Evanlyn. Lydia.

»Wir Mädels müssen zusammenhalten«, sagte sie.

Sie verzehrte ein kleines Abendessen aus Speck und gekochten Kartoffeln, dann legte sie sich schlafen.

Am folgenden Tag, früh am Morgen, legte sie Fallen aus. Ihre Pfeilschleuder war für Kleintiere eine zu kraftvolle Waffe. Ein Treffer damit würde die Beute zerreißen und nichts zum Verzehr übrig lassen. Lydia entdeckte verschiedene Spuren, denen sie folgte. Doch leider waren diese bereits einige Tage alt und im Augenblick konnte Lydia keine frischen Fährten finden. So ist es mit der Jagd, ging es ihr durch den Kopf. Egal, wie geschickt du bist, manchmal kommst du einfach mit leeren Händen zurück.

Nicht, dass es für sie wirklich wichtig war. Der Jagdausflug war lediglich eine Möglichkeit, um ein paar Tage aus Hallasholm wegzukommen – und Rollonds Aufmerksamkeiten zu entfliehen.

Rollond war ein Altersgenosse von Stig und Hal. Er war der Anführer der Bruderschaft der Wölfe gewesen, die vor zwei Jahren mit Hal und seiner Bruderschaft der Seevögel den Wettkampf bestritten hatten. Er war groß, muskulös und gut aussehend. Aus gelegentlichen Unterhaltungen wusste sie, dass die Mitglieder der Bruderschaft der Seevögel ihn mochten und respektierten. Sie hatte irgendwelche Geschichten darüber gehört, dass er ihnen während der Ausbildungszeit gegen den hinterhältigen Tursgud beigestanden hatte. Außerdem war Rollond in ganz Hallasholm beliebt. Seine Mannschaft war zwar an dritter Stelle bei dem Wettstreit hervorgegangen, aber dennoch war die Bruderschaft der Wölfe ausgewählt worden, auf einem der führenden Wolfsschiffe im Hafen anzuheuern – und Rollond war bereits zum Vertreter des Skirls ernannt worden.

Das Problem war, dass Rollond total in Lydia verknallt war. Anfangs war sie einfach nur freundlich zu ihm gewesen, denn er war nett – und außerdem auch noch attraktiv. Aber sie erwiderte seine tiefen Gefühle nicht.

Er bat sie ständig um Verabredungen: ein Picknick, einen Ausflug auf dem Fischerboot, ab und zu sogar einen Jagdausflug. Manchmal nahm sie an. Öfter jedoch lehnte sie ab. Doch es wurde immer schwieriger, glaubwürdige Entschuldigungen zu finden, und auf keinen Fall wollte sie Rollonds Gefühle verletzen. Schließlich war er ja wirklich ein sehr liebenswerter Mensch.

Es war nur so, dass sie eben nicht mehr für ihn empfand. Gute Freunde? Bestens. Aber alles, was darüber hinausging, da fühlte sie sich eingeengt.

Lydia war gern unabhängig. Mancher hätte sie sogar eine Einzelgängerin genannt. Sie hatte ihre Kindheit zum großen Teil allein verbracht – auf der Jagd, beim Spurenlesen und Umherstreifen in den dichten Wäldern auf den Klippen oberhalb ihrer Heimatstadt. Als jemand, die neu in Hallasholm war, wollte sie nicht nur als »Rollonds Freundin« betrachtet werden, und sie wusste, dass es darauf hinausliefe. Sie wollte überhaupt nicht über jemand anders definiert werden. Sie versuchte immer noch, ihre eigene Identität in ihrem neuen Zuhause zu finden.

Natürlich kannte man sie als Mitglied der Mannschaft der Seevogel, und das hatte ihr einen gewissen Grad von Respekt verschafft. Sie genoss weiter die Gesellschaft und Kameradschaft dieser Bruderschaft. Lydia war dort willkommen, wann immer sie zu der Mannschaft stieß – bei Festen und Feiern oder anderen gesellschaftlichen Ereignissen. Und sie wusste, dass sie – zumindest für die Mannschaft – keine Außenseiterin war, sondern ein erprobtes Mitglied war. Sie trug immer noch voller Stolz ihre gestrickte Mütze mit dem weißen Seevogelsymbol darauf.

Doch seit die Mannschaft von ihrer triumphalen Reise nach Raguza zurückgekommen war, hatte Lydia nicht mehr viel an Bord zu tun. Nach einer langen Winterpause, in der das Schiff überholt worden war, war die Mannschaft nur zu kurzen Fahrten in heimischen Gewässern ausgesandt worden, bei denen sie schützend ein Auge auf die nordländische Handelsflotte hatte. Da Lydia mit ihrer tödlichen Wurfschleuder eher Teil der Kampfgruppe und weniger der Segelmannschaft war, gab es bei der Eskorte der Handelsflotte – eine meist nur tageweise Aufgabe – für sie nicht viel zu tun. Sie war dazu verdammt, untätig im Heck des Schiffes zu sitzen. Stefan und Jesper kümmerten sich um das Einholen und Setzen der Segel. Ulf und Wulf schienen die Feinheiten des Segeltrimmens vollends zu beherrschen und arbeiteten mit diesem besonderen siebten Sinn zusammen, den Zwillinge so oft teilen, um das Segel am effektivsten zu trimmen und jeden möglichen Knoten an Geschwindigkeit herauszuholen.

Vermutlich konnte sie auch das Steuern lernen. Doch da Hal, Stig, Edvin und sogar Thorn das bestens beherrschten, war die Seevogel nur allzu gut ausgestattet mit Leuten, die den Posten des Steuermanns übernehmen konnten.

Selbst der große, kurzsichtige Ingvar hatte seine Aufgabe an Bord. Mit seiner unglaublichen Kraft unterstützte er Jesper und Stefan. Und natürlich war er der Einzige, der die mächtige Armbrust, der sie den Spitznamen Wumme gegeben hatten, spannen und laden konnte.

»Ich brauche eine lange Fahrt«, murmelte Lydia. »Wenn wir mit irgendeinem größeren Auftrag losgeschickt würden – etwas, wie damals die Jagd nach dem Piraten Zavac, hätte ich gewiss genug an Bord zu tun.«

Mit ihren Überlegungen hatte sie nicht unrecht. Weit weg von den heimischen Gewässern Skandias war die Wahrscheinlichkeit, auf feindliche Schiffe zu treffen, sehr viel höher. Außerdem könnte Lydia ihre Jagdfähigkeiten dafür einsetzen, der Mannschaft Essen zu besorgen. Und vor allem würde eine solche lange Reise sie von der Sorge befreien, Rollond ständig aus dem Weg gehen zu müssen.

Im Augenblick musste sie sich allerdings auf Jagdausflüge wie diesen beschränken, um Abstand von ihm zu halten. Er hatte sie bereits dazu überredet, als seine Begleiterin zum bevorstehenden Heufest zu gehen. Doch da würde es zumindest genügend andere Leute in der Nähe geben – die ganze Stadt, um genau zu sein, auch Hal, Stig und die anderen von der Bruderschaft.

Während Lydia diese Gedanken wälzte, nahm ein davon unabhängiger Teil ihres Bewusstseins die Umgebung um sie herum wahr, hielt nach Hufabdrücken Ausschau, nach abgebrochenen Zweigen im Gebüsch, winzigen Fellfetzen, die an Dornen hängen geblieben waren, Ritzen in den Rinden der Bäume, die zeigten, dass ein Hirsch sein Geweih daran gerieben hatte, um die fellähnliche Haut, den sogenannten Bast, der das Geweih umhüllte, abzureiben oder sein Revier zu markieren. Sie suchte nach allem, was irgendwie andeutete, dass hier in letzter Zeit ein größeres Tier vorbeigekommen war.

Nichts davon war zu entdecken, bis sie um eine Biegung des schmalen Wildpfads kam und sich bückte, um unter einem Gewirr von dornenbesetzten Schlingpflanzen hindurchzugehen. Sie richtete sich auf und blickte geradewegs auf einen großen Baum einige Schritte entfernt, dessen Stamm Markierungen zeigte, die bei ihr die Alarmglocken läuten ließen.

Es handelte sich um zwei parallel verlaufende Rillen in der dicken Rinde – zwei mal vier Rillen, um genau zu sein. Lydia sah sich vorsichtig um, griff mit der linken Hand automatisch nach einem ihrer Wurfpfeile im Köcher am Gürtel. Ihre rechte Hand hielt die Pfeilschleuder bereit.

Diese Rillen stammten von einem Bären, der seine Klauen durch die Baumrinde gezogen hatte, um sie zu schärfen oder zu stärken. Sie wusste, dass Bären um diese Zeit des Jahres unterwegs waren, doch dies war das erste Mal, dass sie ihre Anwesenheit so nahe an Hallasholm wahrnahm.

Lydia machte ein, zwei Schritte auf den Baum zu und berührte die Rillen im Stamm. Das Harz war immer noch klebrig, was...

Erscheint lt. Verlag 10.8.2015
Reihe/Serie Brotherband
Übersetzer Angelika Eisold-Viebig
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Brotherband #4
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 10 • ab 11 • Araluen • eBooks • Fantasy • Fantasy für Jungs • Fantasy für Kinder • Kinderbuch • Kinderbücher • Kinderkrimi • Mittelalter • Mittelalter Fantasy
ISBN-10 3-641-15063-9 / 3641150639
ISBN-13 978-3-641-15063-1 / 9783641150631
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