Sphären der Macht (eBook)

Roman

(Autor)

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2015 | 1. Auflage
608 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-15961-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sphären der Macht -  Brent Weeks
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Zum Schutz der Welt wahrt er ein düsteres Geheimnis
Als die Götter erwachen und die Satrapien zerfallen, bricht überall das Chaos aus. Die Chromeria versucht, den einzigen Mann aufzuspüren, der die Katastrophe noch aufhalten kann. Doch Gavin Guile hat seine Kräfte als Prisma verloren und kann keine Magie mehr wirken. Zwischen den Adelshäusern, religiösen Fraktionen, Rebellen und einem aufsteigenden Orden von Assassinen namens Das Gebrochene Auge tobt ein geheimer Krieg. Und Gavins Sohn Kip Guile muss sich ohne den Schutz seines Vaters allein auf die Schärfe seines Verstandes und seinen Einfallsreichtum verlassen, wenn er überleben will.

Brent Weeks wurde in Montana geboren und wuchs auch dort auf. Seine ersten Geschichten schrieb er auf Papierservietten und Stundenplänen. Doch tausende Manuskriptseiten später konnte er endlich seinen Brotjob kündigen und sich ganz darauf konzentrieren, was er wirklich machen wollte: Schreiben. Seither wurde er mehrfach für sein Werk ausgezeichnet und ist ein fester Bestandteil der »New York Times«- und der SPIEGEL-Bestsellerliste. Brent Weeks lebt heute mit seiner Frau und seinen Töchtern in Oregon.

1

Die beiden Schwarzgardisten traten an die Tür der Weißen, und der jüngere der Gebrüder Gräuling klopfte an. Nachdem sie die üblichen fünf Sekunden abgewartet hatten, öffnete er die Tür, und die Brüder traten ein.

Die Weiße war nicht in ihrem Bett. Sie hatte sich ungeachtet ihres hohen Alters zusammen mit ihrer ebenfalls betagten Kammersklavin vor der offenen, nach Osten gehenden Balkontür der Länge nach zu Boden geworfen und betete zur aufgehenden Sonne hin. Kalter Wind umwehte die beiden alten Frauen.

»Hohe Herrin«, begann Gill. »Ich bitte um Verzeihung. Wir müssen Euch etwas zeigen.«

Sie blickte zu den beiden auf und erkannte sie sofort. Manche der Edelleute und der Luxlords nahmen die jüngsten der fertig ausgebildeten Schwarzgardisten nicht recht ernst. Ein Urteil, das traf, schon weil es zum Teil verdient war. Gavin wusste, dass er noch vor einem Jahr nicht schon mit siebzehn zu einem vollwertigen Schwarzgardisten befördert worden wäre. Aber die Weiße behandelte ihn niemals so, als stünde er unter den anderen. Er wäre mit Freuden für sie in den Tod gegangen, selbst wenn man ihm gesagt hätte, dass sie am nächsten Tag an Altersschwäche sterben würde.

Sie brach ihr Gebet ab, und die beiden jungen Männer halfen ihr in den Rollstuhl, aber als nun die alte Kammersklavin mit ihren Hüftproblemen durch den Raum watschelte, um die Balkontür zu schließen, wurde sie von Gill daran gehindert.

»Sie muss vom Balkon aus zusehen, Caleen«, sagte Gavin.

Gavin wickelte die Weiße sanft, aber geschickt in ihre Decken. Sie hatten gelernt, wie viel feinfühlige Rücksichtnahme ihr Stolz und wie viel Schmerz ihr Körper ertragen konnte. Gavin rollte sie auf den Balkon hinaus. Sie beschwerte sich nicht, dass sie das doch auch selbst hätte tun können. Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie sich beschwert.

»In der Bucht«, sagte Gill.

Die Bucht von Kleinjasper lag in ihrer ganzen Pracht unter ihnen. Heute war das Fest von Licht und Dunkelheit, die Tagundnachtgleiche, und der Morgen schickte sich an, zu einem Herbsttag zu werden, wie man ihn sich besser nicht erhoffen konnte: die Luft frisch, aber der Himmel strahlend blau, das Wasser ruhig statt des üblichen Wellengangs. Die Bucht selbst war verdächtig leer. Die Flotte war immer noch auf See, um in Ru gegen den Farbprinzen zu kämpfen und seinen Vormarsch aufzuhalten. Mit Sicherheit hatte die Schlacht inzwischen bereits stattgefunden, und es blieb nur noch die Kunde abzuwarten, ob sie über ihren Sieg jubeln durften oder sich für einen Krieg rüsten mussten, der die Sieben Satrapien zerreißen würde. Daher die Gebete der Weißen, vermutete Gavin. Kann man für den Ausgang eines Ereignisses beten, nachdem es bereits stattgefunden hat? Können Gebete dann noch irgendetwas bewirken?

Bewirken sie überhaupt etwas?

Die Weiße wartete stumm, den Blick auf die Bucht gerichtet. Gavin fürchtete, dass sie ins Leere starrte. Hatten sie sie zu spät gestört? Aber die Weiße vertraute ihnen; sie stellte keine Fragen, sondern wartete einfach, während sich die Minuten in die Länge zogen.

Und dann bog schließlich eine schemenhafte Kontur um die Westseite von Großjasper. Zuerst war es kaum möglich, einen Eindruck von der Größe des Ungetüms zu gewinnen. Es tauchte in hundert Schritt Abstand vor den hohen Mauern auf, die ganz Großjasper umgaben und auf denen sich nun Menschen drängten und sich gegenseitig anrempelten, um etwas zu sehen. Vom Meeresdämon war zuerst nur die Bugwelle zu erkennen, die er links und rechts auf seinem Weg durch die See hinter sich herzog.

Der Meeresdämon beschleunigte sein Tempo. Sein kreuzförmiges, halb geöffnetes Maul sog die Fluten in den ringförmigen Schlund und stieß sie durch seine jetzt voll geöffneten Kiemen über die ganze Länge seines Körpers wieder aus, so dass etwa alle fünfzig Schritt große, fächerartige Wasserfontänen zu den Seiten und nach hinten spritzten. Dann zischte das Meer vor wirbelnder Luft und strudelndem Wasser.

Der Meeresdämon näherte sich der Mole, die die Westbucht schützte. Gerade fuhr eine Galeere in schneller Fahrt auf einen Durchlass in der Mole zu, um hinauszugelangen. Der Kapitän wusste nicht, was ihn erwartete.

»Der arme Idiot«, murmelte Gill.

»Kommt darauf an, ob das Auftauchen des Meeresdämons Zufall oder ein Angriff ist«, bemerkte die Weiße mit unheimlicher Ruhe. »Wenn der Meeresdämon diesseits der Mole erscheint, ist dieses Schiff vielleicht das Einzige, was entkommt.«

Die Galeerensklaven hoben ihre Ruder aus dem Wasser wie ein einziger Mann, im Bemühen, das Meer so wenig wie möglich aufzuwühlen. Meeresdämonen verteidigten verbissen ihr Revier, aber sie waren keine Räuber auf Beutejagd.

Der Meeresdämon schwamm unbeirrt an der Galeere vorbei. Gavin Gräuling stieß erleichtert den Atem aus und hörte die anderen ebenso ausatmen. Aber dann tauchte der Meeresdämon ab und verschwand in einer plötzlichen Nebelwolke.

Als er wieder erschien, war er in blinder Wut entbrannt. Das Wasser um ihn herum kochte. Er hielt aufs offene Meer hinaus.

Es gab nichts, was sie tun konnten. Der Meeresdämon legte eine gute Strecke zurück, bevor er kehrtmachte und beschleunigte. Er zielte direkt auf den Bug der Galeere, als wolle er den Kopf-an-Kopf-Zusammenstoß mit seinem Widersacher.

Irgendjemand fluchte leise.

Der Meeresdämon rammte die Galeere mit ungeheurer Wucht. Mehrere Seeleute flogen von Deck: einige ins Meer, einer durch die Luft, bis er gegen den knotigen, stacheligen Kopf des Dämons prallte.

Einen Moment lang sah es so aus, als würde das Schiff den Aufprall überstehen. Dann zerbarst der Bug. Holz und Splitter flogen nach allen Seiten. Die Masten brachen.

Die gesamte Galeere – das heißt, die übrig gebliebene Hälfte – wurde zurückgedrückt, zehn Schritt, zwanzig, dreißig, und gewaltige Gischtfontänen spritzten in die Luft. Das Vorwärtsdrängen des Meeresdämons wurde nur kurz gebremst. Dann erhob sich sein gewaltiger Hammerkopf noch höher aus dem Wasser und drückte immer weiter, so dass die Galeere in die Wellen hinabgepresst wurde. Plötzlich zersprang der aus feuergehärtetem Holz gefertigte Rumpf des Schiffes wie ein Tontopf, den man an eine Wand geschleudert hatte.

Der Meeresdämon tauchte ab, und das durch hundert Taue an seinen großen, stacheligen Kopf geheftete Wrack wurde mit ihm in die Tiefe gezogen.

Hundert Schritt weiter stieg eine riesige Luftblase an die Oberfläche, als unter Wasser die letzten Schiffsdecks zerbrachen. Aber das Schiff selbst kam nicht wieder nach oben. Von ihm blieb nur Treibgut, jedoch nicht annähernd so viel, wie eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Das Schiff war einfach fort. Vielleicht eine Handvoll Männer aus einer Besatzung von Hunderten ruderte in den Wellen wild mit den Armen. Die meisten von ihnen konnten nicht schwimmen. Gavin Gräuling hatte als Teil seiner Schwarzgardisten-Ausbildung schwimmen gelernt, und dass die meisten Seeleute es nicht konnten, war ihm schon immer völlig hirnrissig erschienen.

»Dort.« Gill deutete aufs Meer. »Man kann die Spur der Luftblasen sehen.«

Der Meeresdämon war nicht durch die Öffnung der Mole in die Bucht eingedrungen, Orholam sei Dank. Aber was er nun im Schilde zu führen schien, war schlimmer.

»Hohe Herrin«, meldete sich hinter ihnen unvermittelt eine Stimme zu Wort. Es war Luxlord Carver Schwarz, der Mann, der für all die profanen Details der Verwaltung der Chromeria verantwortlich war, welche nicht unter die Zuständigkeit der Weißen fielen. Er war ein hochgewachsener, langsam kahl werdender Mann mit olivfarbener Haut, der eine ilytanische Kniehose und ein Wams trug. Was von seinem langen dunklen Haar noch übrig war, war mit vielen weißen Strähnen durchzogen. Gavin hatte ihn nicht kommen hören. Er war Schwarzgardist und hatte sein Kommen nicht bemerkt. »Ich bitte um Entschuldigung, ich habe angeklopft, aber niemand hat reagiert. Das Ungeheuer hat die Jasperinseln jetzt fünfmal umkreist. Ich habe Befehl gegeben, dass die Geschütze auf der Kanoneninsel erst feuern sollen, falls der Meeresdämon angreift. Man will dort wissen, ob sie das eben Geschehene als Angriff einstufen sollen.« Die Verteidigung von Kleinjasper war eigentlich sein eigener Zuständigkeitsbereich, aber Luxlord Schwarz war vorsichtig in seinen Entscheidungen, und wo immer möglich vermied er es, Verantwortung zu übernehmen.

Was konnte eine Kanonenkugel gegen ein solches Ungeheuer schon ausrichten?

»Sagt ihnen, dass sie warten sollen«, antwortete die Weiße.

»Ihr habt gehört, was sie gesagt hat!«, brüllte der Schwarze und legte seine mit vielen Ringen geschmückte Hand an den Mund. Auf dem Dach, ein Stockwerk über dem Balkon der Weißen, befand sich einer seiner Sekretäre, der einen über einen halben Meter breiten, polierten Spiegel hielt und sich lauschend über die Dachkante beugte.

»Ja, Hoher Herr!« Der Mann beeilte sich, das Signal aufblitzen zu lassen, während eine jüngere Frau ihn an der Dachkante ersetzte und mitzuhören versuchte, ohne den Anschein zu erwecken, etwas erhaschen zu wollen, was sie nicht hören sollte.

Der Meeresdämon hielt sich jetzt dicht an der Küste und durchschwamm Wasser, das so seicht war, dass man seinen Rücken sehen konnte. Das Ungeheuer durchbrach den Pier des Hafenmeisters und schien es kaum zu bemerken. Dann erreichte es die Nordspitze von Großjasper.

»Verdammte Scheiße.« Alle hatten das Gleiche gedacht, aber laut ausgesprochen hatte es die Weiße. Die Weiße? Fluchte? Gavin...

Erscheint lt. Verlag 17.8.2015
Reihe/Serie Licht-Saga (The Lightbringer)
Übersetzer Michaela Link
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Broken Eye (03 The Lightbringer) Part One
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Assassinen • Azoth • eBooks • Fantasy • Farbmagie • High Fantasy • Prisma • Schatten • Schatten, Prisma, Farbmagie, Assassinen, Azoth
ISBN-10 3-641-15961-X / 364115961X
ISBN-13 978-3-641-15961-0 / 9783641159610
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