Der Dogmenwahn (eBook)

Scheinprobleme der Theologie. Holzwege einer angemaßten Wissenschaft
eBook Download: PDF | EPUB
2015 | 1. Auflage
396 Seiten
Tectum-Wissenschaftsverlag
978-3-8288-6141-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Dogmenwahn -  Heinz-Werner Kubitza
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Die Theologie steht an Universitäten unter Denkmalschutz. Und wenig hilfreich scheinen auch die Beiträge zu sein, die die Theologie zu einer modernen Weltsicht beisteuern kann. Denn wo andere Fakultäten seit der Aufklärung die Welt real verändert haben, wird es in der Theologie schon als Innovation gefeiert, wenn ein alter Holzweg von Zeit zu Zeit mit viel verbalem Aufwand wieder frei geräumt oder eine neue Schule begründet wird. Ist die Theologie als 'gläubige Wissenschaft' nicht eigentlich ein Relikt aus längst vergangener Zeit? Und was bedeutet es für das Ansehen einer Universität, wenn sie ein Fachgebiet in ihren Reihen duldet, dessen Vertreter nicht einmal in der Lage sind, ihren Gegenstand nachzuweisen? Womit beschäftigen sich Theologen an staatlichen Universitäten überhaupt? Heinz-Werner Kubitza, selbst 'gelernter Theologe', macht sich auf in die Parallelwelten aktueller Dogmatiken und spürt den verschlungenen Denkwegen 'moderner' Universitätstheologen hinterher. Kubitza benennt das Elend der Theologie, die Scheinprobleme und Scheinlösungen einer an Bibel und theologische Tradition gefesselten und selbsternannten Wissenschaft, die sich zwangsläufig immer wieder in innere Widersprüche verstricken muss und der es unmöglich ist, sich aus den theologischen Fesselspielen aus eigener Kraft wieder zu befreien. Und der Leser staunt, welche absurden Denkwege hoch gehandelte Theologen auch heute noch weitgehend kritiklos beschreiten, und wie sie verzweifelt versuchen, den löcherigen Kahn der Theologie schwimmfähig zu halten.

Dr. theol. Heinz-Werner Kubitza ist Inhaber des Tectum Wissenschaftsverlags in Marburg. Er ist u.a. Autor des Buches "Der Jesuswahn. Wie sich die Christen ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung." Kubitza ist Mitglied im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung, die sich für Aufklärung und eine humanistische Ethik einsetzt.

Dr. theol. Heinz-Werner Kubitza ist Inhaber des Tectum Wissenschaftsverlags in Marburg. Er ist u.a. Autor des Buches "Der Jesuswahn. Wie sich die Christen ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung." Kubitza ist Mitglied im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung, die sich für Aufklärung und eine humanistische Ethik einsetzt.

Theologie, die gläubige Wissenschaft

Die Theologie führt an den Universitäten eine seltsame Existenz. Während Physiker die Gegenstände nachweisen oder berechnen können, über die sie forschen, Literaturwissenschaftler sich mit gegebenen Texten beschäftigen, und die Notwendigkeit einer Medizin als Wissenschaft von niemandem ernsthaft in Frage gestellt wird, wissen die Theologen nicht einmal, ob ihr primärer Gegenstand, ob Gott überhaupt existiert. Und ob die dicken Dogmatiken, die Auskunft über ihn und sein Werk geben, nicht überhaupt als geistvolle Luftnummern zu betrachten sind, wenn der beschriebene „Gegenstand“ sich als ebensolcher entpuppt.

Die Existenz Gottes wird einfach vorausgesetzt. Gäbe es einen allgemein nachvollziehbaren Existenznachweis, hätten uns Theologie und Kirche dies sicher längst mitgeteilt. Theologen meinen sich das leisten zu können. Die Sache wird noch merkwürdiger, wenn man sich klarmacht, dass es gar nicht um die Frage nach Gott im Allgemeinen geht, also um die theoretische Frage (heute kaum noch betrieben), ob ein irgendwie übernatürlich geartetes Wesen Teil der Wirklichkeit ist oder diese Wirklichkeit gar konstituiert hat. Es geht nicht um den Gott der Philosophen und auch nicht um das offenbar weltweit vorhandene Bedürfnis nach Transzendenz, nicht um ein pantheistisches Ahnen, von dem Giordano Bruno, Goethe oder auch Einstein sprachen. Nicht von Welterfahrung oder einem Ahnen des Unendlichen ist die Rede, wenn Theologen von Gott reden. Universitätstheologen meinen einen ganz konkreten Gott, sie reden vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, einem ganz und gar unphilosophischen Gott, der sich vor 3000 Jahren einer bronzezeitlichen Hirten- und Nomadenkultur an heiligen Bäumen, in Stürmen oder in Träumen geoffenbart haben soll. Halblegendarische Anfänge im historischen Niemandsland und wenig vertrauenserweckend. Ein solcher Gott ist eigentlich ein Kuriosum für Universitäten. Ganz zweifellos war Jahwe damals ein Provinzgott, ein Emporkömmling unter den vielfältigen Göttergestalten im Alten Orient, anfangs noch ohne festen Wohnsitz, sondern verehrt in einer Art Wanderheiligtum, das später von den Anhängern anderer (stärkerer?) Götter zeitweise gestohlen wurde. Um diesen Gott, nicht um den Gott der Philosophen geht es auch im 21. Jahrhundert der Theologie an staatlichen Universitäten.

Was hat überhaupt eine Religion an einer wissenschaftlichen Hochschule verloren? So werden auch viele Professoren „seriöser“ Fachbereiche fragen (ohne dies freilich unbedingt öffentlich zu äußern). Doch muss die Anwesenheit einer solchen „Wissenschaft“ nicht das Ansehen westlicher Universitäten und deren Fachbereiche insgesamt schädigen? Wenn an der Universität Kairo der Islam gelehrt wird, trägt dies ja auch nicht gerade zu einem erhöhten Renommee bei.

Die Königin der Wissenschaften

Dass die Theologie an den Universitäten immer noch geduldet wird, hat historische Gründe. Sie ist ein Relikt, aber eben eines mit Tradition. Und manche hängen an ihr wie an einem alten, durchgesessenen Sofa, das eigentlich längst auf den Sperrmüll gehört. Doch wie das alte Möbel einst bessere Zeiten gesehen hat, war auch das Ansehen der Theologie einst höher, ja sie galt als die Wissenschaft schlechthin, ging es doch in ihr, wie man lange meint, um die allerletzten Dinge, um das, was die Welt im Innersten zusammenhält. Demgegenüber wurde selbst die Philosophie zu einer Sklavin oder bloßen Dienerin der Theologie und war jahrhundertelang Stichwortgeber und Formulierungsgehilfin für theologische Spitzfindigkeiten.

Doch geht man noch weiter zurück, hatte der Begriff „Theologie“ auch schon früher eine wenig schmeichelhafte Konnotation. Denn bei Platon ist damit noch keine Wissenschaft gemeint. Theologie war der Sammelbegriff für Göttermythen, die wilden Erzählungen und Gesänge über den zweifelhaften Lebenswandel des griechischen Pantheons. Theologie meinte Mythologie. Und damit wollten jedenfalls die gebildeten alten Griechen immer weniger zu tun haben. Bei ihnen blühte die Philosophie, und zwar nicht nur eine bestimmte, sondern mit Platonismus, Stoa, Epikureismus, Skepsis, den Eleaten, Kynikern etc. eine ganze Reihe unterschiedlicher Richtungen. Im römischen Kaiserreich verband sich die philosophische Vielfalt mit einer erstaunlichen Bildung in der herrschenden Schicht. Doch auch breitere Volkskreise, ja selbst viele Sklaven konnten lesen und schreiben und hatten Zugang zu der Vielzahl der öffentlichen Bibliotheken, von denen etliche mehr als 100.000 Bände beherbergten (und damit in einer Bibliothek wohl mehr Bände als in allen Klosterbibliotheken des christlichen Mittelalter zusammen). Es gab eine Vielzahl von Meinungen und Philosophien, wie es auch eine bunte Vielfalt an religiösen Kulten gab, die sich in der Regel gegenseitig akzeptierten und tolerierten.

Der Siegeszug des Christentums hat dem allen ein Ende gesetzt. Viele Kirchenväter verachteten die antike, heidnische Bildung und beschworen den Glauben statt der Vernunft. Sie sorgten dafür, dass die alten Kulte verboten, ihre Kultstätten geschleift, die Priesterschaften vertrieben und Götterstatuen geköpft wurden. Unersetzliche Werke heidnischer Schriftsteller wurden alleine schon dadurch vernichtet, dass sie nicht mehr kopiert wurden. Das Christentum mit seiner Diesseitsverachtung und religiösen Rechthaberei hat der antiken Kultur, die eine überaus reiche und vielseitige Kultur war, vielleicht mehr den Todesstoß versetzt als die üblicherweise hierfür verantwortlich gemachten Germanenhorden oder die vielbeschworene spätrömische Dekadenz. Rolf Bergmeier jedenfalls erkennt im Christentum den Hauptgrund für den Untergang der antiken Bildung und Kultur.2

Nur in einer solcherart geistig entvölkerten Kultur, einem Tal der geistesgeschichtlichen Entwicklung des Abendlands, konnte die Theologie die Königin der Wissenschaften werden. Ausgelacht hätte man im ersten Jahrhundert noch jeden, der diesen Anspruch ernsthaft im Namen dieses Ablegers des Judentums erhoben hätte, so wie man Paulus (wenn die Geschichte historisch ist; vermutlich nicht) in Athen ausgelacht hat, als er sein Evangelium vom unbekannten Gott unter die Leute bringen wollte. „Den Griechen eine Torheit“ (1. Kor 1,23), so beschreibt Paulus selbst treffend die Resonanz, die eine Lehre auf die gebildeten Schichten haben musste, die einer der vielen umlaufenden Mysterienreligionen viel zu ähnlich sah, als dass man sie ernst nehmen konnte. Gebildete rümpften die Nase über die religiöse Niveaulosigkeit, die von Christen hier angepriesen wurde; man war Besseres gewohnt. Doch nach den langen Jahrhunderten geistiger Trockenheit, die auf die Spätantike folgten, und wo selbst findige Historiker Mühe haben, Vertreter von Geistigkeit und höherer Bildung namhaft zu machen, war der Erwartungshorizont so herabgesetzt, dass die Theologie auch als Aschenputtel den Schönheitspreis gewann. Wenn die Sonne tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten.

Über Jahrhunderte hatte das Abendland nur Mönchsgelehrte vorzuweisen, was kein Wunder ist, da es längst keine öffentlichen Schulen mehr gab und eine gewisse Grundbildung nur im Kloster zu erlangen war, und selbst dort nicht für alle. Es gab keine profane Literatur, keine profane Kunst, natürlich keine Philosophie, die diesen Namen verdient hätte, keine Theater, eine gegenüber der Antike nur noch rudimentäre Bildhauerei. Dass gerade die Klöster die antike Gelehrsamkeit irgendwie bewahrt oder gerettet hätten, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Der Gedanke scheitert schon an nackten Zahlen. Denn man schätzt, dass sich vermutlich nur 1 Promille bis 1 Prozent der antiken Texte in den Klosterbibliotheken des Mittelalters befanden. Das war keine Bewahrung, sondern ein Traditionsabriss. Zudem waren viele Bücher in Klosterbibliotheken religiösen Inhalts. Man hatte offenbar keine Bedenken, einen (für uns heute sehr wertvollen) Tacitus-Text mit einer (für uns heute fast wertlosen) Bibelauslegung eines Kirchenvaters zu überschreiben. Antike Texte haben offenbar vielfach nur überlebt, weil man sich an deren Latein üben wollte. Also nicht wegen, sondern trotz der Inhalte.3 Wie sollte man auch Schonung für antike Traditionen ausgerechnet von Mönchen erwarten, die sich per se als Extremisten der neuen Religion zu erkennen gaben und von gebildeten Römern auch so bezeichnet wurden. Gerade die Mönche haben viel mehr zerstört als bewahrt.

Nur in einer Zeit geistiger Armut also konnte die Theologie als Königin der Wissenschaften angesehen werden, und nur bei einer auch politisch durchgesetzten Dominanz des christlichen Glaubens diesen Anspruch auch durchsetzen. Doch die Entwicklung ist an ihr vorbeigegangen. Während viele andere Wissenschaften seit der Aufklärung gewaltige Wissenszuwächse und einen enormen Erkenntnisgewinn verzeichneten, konnte sich die Theologie kaum in positiver Weise bewegen. Eine Ausnahme sind hier die exegetischen Disziplinen, wo eben moderne historische Methoden Einzug gehalten und Fortschritte gebracht haben. Und diese haben dann auch schonungslos die fragwürdigen Grundlagen nicht nur des alttestamentlichen Gottes aufgezeigt, sondern auch die Vergöttlichung des Menschen Jesus und...

Erscheint lt. Verlag 28.1.2015
Verlagsort Baden-Baden
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Christentumskritik • Dogmatikkritik • Evangelische Theologie • Gunda Schneider-Flume • Hans-Martin Barth • Historischer Jesus • Leonhardt Joest • Religionskritik • Rochus • Rochus Leonhardt • Wilfried Härle • Wilfried Joest
ISBN-10 3-8288-6141-5 / 3828861415
ISBN-13 978-3-8288-6141-1 / 9783828861411
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