Der Vulkanteufel (eBook)

Kanaren-Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
370 Seiten
Zech Verlag
978-84-941501-5-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Vulkanteufel -  Harald Braem
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Urlaub machen, Arbeit und Alltag vergessen - das wollte der junge Bibliothekar Frank Richter auf der Kanareninsel La Palma. Doch dann ereignen sich rätselhafte Unfälle und Selbstmorde, Touristen verschwinden spurlos... Handelt es sich um mysteriöse Ritualmorde? Menschenopfer im Schatten des großen Vulkans? Frank Richter und seine Freunde gehen der Sache auf den Grund: Einst gab es hier ein Volk, schon lange vergessen, dessen Kulte plötzlich wieder aufleben... Das Szenario eines möglichen Vulkanausbruchs auf La Palma. Harald Braems fantastischer Roman lässt Gegenwart und Vergangenheit zu einer eigenen Wirklichkeit verschmelzen und wirft gleichzeitig ein Schlaglicht auf die Probleme unserer Zeit. Verfilmt als 'Der Feuerläuer'.

Harald Braem, Jahrgang 1944, ehem. Professor für Design und Kommunikation in Wiesbaden, ist Direktor des Kult-Ur-Instituts für interdisziplinäre Kulturforschung, Autor zahlreicher Bücher und langjähriger Kanarenkenner. Er verfasste Romane, Erzählungen, Sach- und Kinderbücher sowie Filmbeiträge. Im Zech Verlag sind außerdem von Braem erschienen: Tanausú, König der Guanchen, Auf den Spuren der Ureinwohner, Tod im Barranco und Der Kojote im Vulkan.

Harald Braem, Jahrgang 1944, ehem. Professor für Design und Kommunikation in Wiesbaden, ist Direktor des Kult-Ur-Instituts für interdisziplinäre Kulturforschung, Autor zahlreicher Bücher und langjähriger Kanarenkenner. Er verfasste Romane, Erzählungen, Sach- und Kinderbücher sowie Filmbeiträge. Im Zech Verlag sind außerdem von Braem erschienen: Tanausú, König der Guanchen, Auf den Spuren der Ureinwohner, Tod im Barranco und Der Kojote im Vulkan.

Prolog
1 Grüne Insel
2 Heiße Spuren
3 Kaltes Feuer
Epilog

1 Grüne Insel


Schemenhaft schleichen Gestalten an bröckligen Terrasenmauern entlang, die ausgetretenen Stufen des alten Weges hinauf in die Berge. Das trockene Rascheln von Bananenblättern überdeckt ihre Schritte. Ein Nachtvogel schreit, es klingt, als weine ein Kind im Schlaf. Warm ist der Atem der Nacht. Riesige Kakteen recken die Arme. Wolken vor der fahlen Scheibe des Mondes, der nur für kurze Augenblicke aus dem Dunkel des Himmels grinst. Oben am Steilhang der Schlucht, aus der launisch der Wind springt, ragt der Stein, der Seelenstein mit dem gravierten Muster. Ein tätowiertes Gesicht, verwittert, aus uralten Zeiten. Menschen davor sitzen im Kreis, doch ohne ein Feuer. Diese Nacht verträgt keinen Lichtschein. Schweigen bei jeder Bewegung. Sie wissen auch so, was zu tun ist. Tastende Hände, ein Messer. Den Stein darf niemand berühren. Kiefernzweige werden zu Stangen geschnitzt. Nacheinander treten die Gestalten an den Rand der Schlucht, schleudern ihre Speere in schwarze Unendlichkeit. Vielleicht treffen sie, wenn es gutgeht, das Unbenennbare... Jetzt zerrt jemand die Ziege am Strick herbei. In Vorahnung des Kommenden meckert sie schrill auf. Warum heute, warum ausgerechnet in dieser Nacht?

Grobe Hände. Das Messer. Es fährt seitlich in den Hals des Tieres, vollzieht eine Kurve quer durch die Kehle. Noch bevor das Opfertier in die Knie bricht, wird der Körper herumgeworfen. Eine Schale fängt das warme Blut auf. Nacheinander tauchen alle ihre Hände hinein. Die Gravur im Stein wird bestrichen, das Muster nach langer Zeit wieder aufgefrischt. Gierig trinkt der Stein. Er braucht Blut. Einer der Männer schleift den leblosen Körper der Ziege zum Abhang und stößt ihn in die Schlucht. Mit angehaltenem Atem lauschen seine Begleiter. Nichts, nur nachpolterndes Geröll. Es ist, als hielte der Wind einen Moment lang inne. Dann fährt er aufs Neue heulend auf, rüttelt im Haar. Er ist warm, warm wie das Blut. Und ein paar Fetzen Musik trägt er heran, die er unten im Hafen von Tazacorte eingefangen hat, wo eine Schar ausländischer Touristen im Restaurant Playamont zecht. Dann wieder Stille.

»Vamos«, sagt einer der Männer endlich. Seine Stimme klingt rauh, er muss sich freiräuspern. Die anderen nicken. Stumm gehen sie auseinander, und der Wind trocknet den roten Stein...

 

 

Der Bibliothekar Frank Richter träumte im Himmel. Etwa 10.000 Meter über dem Atlantik lagerte er – mit geöffnetem Hemdkragen und vom zweiten Becher Cola mit Rum angenehm entkrampft – im Polster des Flugzeugs und ließ mit seltsam leichtfallender Selbstironie sein bisher reichlich verpfuschtes Leben Revue passieren.

Mit knapp 36 Jahren bereits eine gescheiterte Ehe, ein Kind, das er nur selten zu sehen bekam und das ihm daher zunehmend entfremdet wurde, und eine Geliebte, mit der es auch nicht so recht klappte. Jedenfalls stritten sie sich dauernd, selbst über Kleinigkeiten. Was hatte sie ihm nach dem letzten Krach (und der anschließenden halbherzigen Versöhnung) an den Kopf geworfen? »Irgendwie tickt es bei dir nicht richtig. Kein Wunder bei deinem Job. Wenn ich mich jeden Tag hinter Bücherbergen verkriechen würde wie du, wär’ ich auch verhaltensgestört. Du bist reif für die Insel, mein Lieber, und das mein’ ich mit vollem Ernst. Besser, wir gehen erst mal ein bisschen auf Abstand, bis du wieder klar im Kopf bist.« Peng. So war Ute.

Dabei lag sie mit dem, was sie von seinem Job hielt, eigentlich gar nicht so falsch. War schon frustrierend, von morgens bis abends in der Hochschulbibliothek zu hocken, für die Kontrolle der Ausleihzeiten zuständig zu sein und für den Ersatz von geklauten Büchern. Verdunstungsquote. Wo doch der Etat sowieso gekürzt worden war und das Damoklesschwert weiterer Kürzungen über einem schwebte. Ständig Anträge, Papierkram. Da blieb wenig Zeit für die interessanten Dinge, frustrierend wenig, zumal insgeheim das Wunschbild eines Universalgenies in ihm schlummerte. Doch wie war’s wirklich? Ein paar angefangene Manuskripte, zerfranste, konzeptionslose Computer-Dateien...

Der einzige Lichtblick: Erich, dessen selbstsicherer Blick ständig den Eindruck vermittelte, als amüsiere er sich. Mit ihm konnte Frank niveauvolle Diskussionen führen. »Das mit der Insel erscheint mir gar nicht so dumm«, hatte Erich gesagt. »Du solltest die Kanaren wählen. Am besten La Palma, die kleine grüne Insel im äußersten Westen. Da ist die Welt noch in Ordnung. Kein Massentourismus, sauberes Meer, schmackhafter Fisch, Wahnsinnslandschaft. Und kulturell gesehen Neuland für Forscherseelen. Hast du mal was über die Guanchen gehört? Weiße Steinzeitmenschen im Atlantik. Haben Pyramiden gebaut und ihre Toten mumifiziert wie die alten Ägypter. Jedenfalls bis die Spanier kamen im Kolumbusjahr 1492. Sehr geheimnisvoll. Auch ihre Felsbilder und die Schrift, die übrigens bis heute nicht entschlüsselt wurde. Und Bananen, Palmen, Vulkane, schöne Mädchen. Ich war zweimal da und kann dir nur zuraten. Ja, La Palma ist gut, la isla bonita. An deiner Stelle würde ich dort mal ausgiebig Urlaub machen.«

Also das billigste Flugticket. »Um die Unterkunft brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, hatte Erich gesagt. Kenne einen Kollegen dort: Jürgen Brinkmann aus Frankfurt. War früher mal Buchhändler und lebt jetzt in El Paso.«

»Als Buchhändler?«

»Nein, mehr freischwebend als Gelegenheitsjournalist, Fremdenführer und Übersetzer. Mit seiner Frau Susanne, die ein bisschen Geld mitgebracht hat und eine kleine Boutique in Los Llanos besitzt. Nette Leute, hilfsbereit und mit der deutschen Kolonie dort bestens bekannt. Wenn du willst, kann ich denen ja mal schreiben und ankündigen, dass ein völlig fertiger Freund von mir kommt.«

»Besten Dank. Wenn ich alles zusammenkratze, hätte ich tatsächlich vier Wochen.«

»Solltest du, solltest du unbedingt«, hatte Erich gebrummt und Frank einen Schlag auf die Schulter versetzt. »Nimm’s als Herausforderung, als Abenteuer, als Chance. Eine Insel mit so viel natürlicher vulkanischer Radioaktivität und Jodgehalt in der Luft hat schon so manches verkorkste Leben verändert! Vor allem, wo du ganz gut Spanisch sprichst.«

Und so saß er nun mit leichtem Gepäck im Flieger, kribbelig wie ein kleiner Junge auf Schulausflug, und fühlte plötzlich eine Mischung aus großer Müdigkeit und schöner Aufregung auf sich zukommen. Ein Gefühl im Magen verriet, dass die Maschine zum Anflug ansetzte, noch bevor die entsprechende Durchsage kam. Er beugte sich vor, um am Nachbarn vorbei seitlich aus dem Fenster zu blicken. Da sah er das grenzenlos blaugrau glitzernde Meer (ein Anblick, den er sonst aus unterdrückter Flugangst tunlichst vermied) und darin ganz klein die Insel, die nun beständig größer wurde. Wirklich eine grüne Insel, über und über bewaldet mit ziemlich eindrucksvoll hohen Bergen und ein paar vereinzelten weißen Wolken um die Spitzen herum.

Ute hat recht, dachte er. Jetzt tausche ich die Bücherberge gegen tatsächliche ein. Die Wirklichkeit ist grün, und wer ahnt schon, was da unter der Oberfläche des Urwaldteppichs alles steckt...

Er klinkte die Sicherheitsgurte ein, ließ sich ins Polster zurückfallen und schloss die Augen. Die Landepiste direkt am Rand der Felsküste wollte er nicht sehen. Die waren meist beängstigend kurz und unnötig strapazierend für schwache Nerven.

 

 

»Was soll das nun wieder bedeuten?« fragte sich Henning Schneider verunsichert. Heute morgen war er die schmale, kurvenreiche Straße vom Hafen nach Tazacorte hochgefahren wie immer, um Brot, Fruchtsäfte und ein paar andere Kleinigkeiten zu holen. Da hatte er an der Steinmauer der Bananenplantage die frisch mit weißer Farbe gemalten Worte gelesen: Extranjeros fuera, und das hatte ihn sonderbar getroffen. »Fremde raus!«

Henning führte seit fünf Jahren die kleine Ferienpension unten am Hafen, er sprach fließend Spanisch und sah auch fast wie ein Einheimischer aus: braungebrannt, schwarze, nach hinten gekämmte Haare, schmaler, gepflegter Oberlippenhart. Ursprünglich hatte er mal Ethnologie studiert, mit Schwerpunkt Südamerika, war aber nach dem Abbruch seiner Studien auf La Palma hängengeblieben. »Schließlich dienten die Kanaren Kolumbus und den nachfolgenden Konquistadoren als Sprungbrett zur Eroberung der Neuen Welt, und es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen hier, Venezuela und anderen Ländern dort drüben«, pflegte er gelegentlich zu äußern, wobei er mit einer vagen Geste über das Meer nach Westen hin deutete. »Die Kultur der Guanchen, die Sprache, die Samba, die Feste...«

Im Laufe der Zeit hatte Henning Schneider die Fähigkeit entwickelt, aus der Not eine Tugend zu machen. Die Pension lief recht gut, zumal immer mehr Individualtouristen die Insel für sich entdeckten. Die Zimmer waren billig, leicht desolat, wenn auch sauber – zumindest, seitdem Maria Guadalupe regelmäßig putzte, und genau das reizte Lehrerehepaare und andere abenteuerlich gestimmte Intellektuelle, gerade bei ihm in den Ferien zu wohnen. Werbung brauchte er nicht, sein Name hatte sich herumgesprochen. An manchen Abenden entwickelten sich sogar recht aufregende Gespräche über Gott und die Welt in seinem zum Aufenthaltsraum umgerüsteten Wohnzimmer.

»Extranjeros fuera... Verstehst du, was das bedeuten soll?« fragte er am Markt den alten, blinden Juan, der zwar nie etwas sah, aber dennoch alles wusste. »Fremde raus. Sind damit die Touristen gemeint? Stammt das von einer neuen kanarischen Separatistenbewegung? Irgendwie unlogisch, das dann auf spanisch zu schreiben. Deutsch wäre viel angebrachter gewesen, dann würden’s die Urlauber wenigstens lesen...

Erscheint lt. Verlag 24.11.2014
Reihe/Serie Krimis u. Thriller
Verlagsort Santa Úrsula
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Kanaren • Kanarische Inseln • La Palma • Spanien • Urlaub • Vulkane
ISBN-10 84-941501-5-4 / 8494150154
ISBN-13 978-84-941501-5-9 / 9788494150159
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