Flammenwüste - Der Gefährte des Drachen (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
605 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-0710-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Flammenwüste - Der Gefährte des Drachen -  Akram El-Bahay
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Im Dunkel der Zeit verloren, im Sand der Wüste verborgen, von den kurzlebigen Menschen beinahe vergessen: das erste aller Worte. Durch dieses eine Wort wurde die Welt selbst erschaffen, und sein Nachhall ist noch heute der Ursprung aller Magie. Wer dieses Wort kennt, kann die Welt beherrschen. Doch niemand weiß, wo es ist.

Ein dunkler Magier ist dem Rätsel dicht auf der Spur, verfolgt von Märchenerzähler Anûr und seinem Gefährten, dem schwarzen Drachen Meno. Ein Wettrennen um das Schicksal der Welt beginnt ...

1. Der Wassergeist


Der Wind fegte Anûr so scharf entgegen, als wollte er ihn von Meno herunterstoßen. Er hatte es sich, so gut es ging, auf dem Rücken des schwarzen Drachen bequem gemacht, während sie über ein Land flogen, in dem es kein Leben zu geben schien. Die Tote Wüste. Schon der Name verhieß Leere und Einsamkeit. Und gerade hier wollten sie jemanden ausfindig machen.

Anûr ließ seine Gedanken treiben, während unter ihnen Dünenberge ineinanderliefen und sich bis an den Horizont erstreckten. Anûr drückte sich gegen einen der Rückenstacheln des Drachen und fuhr mit der Hand über die warme Haut, die ihm manchmal noch so seltsam unwirklich erschien, dass er sie berühren musste, um an sie zu glauben. Ganz so, als ob er seinen Fingern mehr vertrauen könnte als seinen Augen.

Erst vor wenigen Wochen war er Meno zum ersten Mal begegnet. Unversehens war er in ein Abenteuer gestolpert, das auch jetzt noch wie ein Märchen anmutete. Wie eine jener Geschichten, die er und sein Großvater Nûr auf Suqs und in Kaffeehäusern erzählten. Auslöser für alles waren die Angriffe eines Drachen gewesen. Jene Geschöpfe, welche die Menschen längst in die Welt der Sagengestalten verbannt hatten. Anûr hatte dem Sultan des großen Wüstenreichs Nabija dabei geholfen, eine Waffe gegen das Feuer speiende Ungeheuer zu finden. Damit war ein Stein ins Rollen gebracht worden, und die Ereignisse hatten Anûr mit sich gerissen. Er war mit Masul, dem Prinzen von Nabija, auf Drachenjagd geschickt worden, hatte Fis, einen leibhaftigen Magier, und das Wüstenmädchen Shalia getroffen. Schließlich hatte er Meno, den Drachen, gefunden und war dessen Gefährte geworden.

Anûr hatte Vieles über sich gelernt, und er hatte eine Aufgabe übertragen bekommen, die ihm noch ganz und gar unlösbar erschien. Er sollte den mächtigsten Zauber der Welt finden und vor einem dunklen Magier beschützen: das erste aller Worte. Es hieß, dieses Wort sei einst vom Schöpfer aller Dinge ausgesprochen worden, um die Welt selbst zu erschaffen. Und noch heute wirke dessen Kraft nach. Die Macht dieses Wortes sei das, was die Menschen als Magie bezeichneten, und es würde einem Zauberer, der stark genug war, es zu beherrschen, uneingeschränkte Macht verleihen.

Der, vor dem Anûr es schützen sollte, dürfte eigentlich nicht mehr leben. Vor Jahrhunderten hätte der Magier Nyan das Wort beinahe in seinen Besitz gebracht. Er war dabei gestorben, doch wie es schien, hatte ihn der Tod nicht festhalten können. Anûr fiel es noch immer schwer, zu begreifen, wie dies möglich sein sollte. Doch es gab Hinweise darauf, dass Nyan tatsächlich wieder einen Weg ins Leben gefunden hatte.

Nyans Diener Sarraka, ein abtrünniger Nori, einer der legendären Drachenwächter, und sein Feuer speiendes Ungeheuer hatten für Nyan das Wüstenreich Nabija angegriffen, um das Wort zu stehlen. Dieses war von allen unbemerkt im Palast in einer Wand verborgen gewesen. Es hatte sie als Muster geziert, Schriftzeichen, die keiner hatte entziffern können. Anûr war es gelungen, Sarraka mit Hilfe seiner Freunde aufzuhalten. Doch während der furchtbaren Schlacht um Nabija war das Wort verschwunden. Es hatte sich einen neuen Ort gesucht wie ein Vogel, den man aus seinem Käfig freigelassen hatte. Außerdem hatte Anûr keine Ahnung, welche Form es nun angenommen haben mochte.

Wenn er an die Schlacht und die abenteuerliche Reise, die dieser vorangegangen war, zurückdachte, glaubte er, die Erinnerungen eines anderen vor Augen zu haben. Bis jetzt begriff er nicht, wieso gerade er auserkoren war, das Wort zu beschützen. Er war schließlich nur ein Geschichtenerzähler. Jemand, der von den Abenteuern anderer berichtete. Und nun steckte er selbst bis zu den Ohren in einem.

Es war seine Aufgabe, das Wort wiederzufinden, bevor Nyans Diener es taten. Denn der dunkle Magier durfte es nicht in die Finger bekommen, sollte er wirklich wieder von den Toten zurückgekehrt sein. Doch Anûr, der Hüter des Wortes, hatte keine Ahnung, wo es sein mochte. Meno und er waren daher auf der Suche nach einem Hinweis, der ihnen weiterhelfen würde. Und sie hofften, ihn hier in der Toten Wüste zu finden. In einem der schwarzen Türme, die Nyan während des Drachenkriegs vor tausend Jahren hatte erbauen lassen. Als Folterhäuser und Gefängnisse hatten sie gedient, und noch heute hatten sie nichts von ihrem Schrecken verloren.

Anûr lugte an Menos Rückenstacheln vorbei und sah auf das endlose Wüstenmeer hinab. Am Horizont erkannte er ein Band wie aus Saphiren, das sich dort entlangzog, wo Himmel und Erde ineinanderliefen. Das Meer! Bald würden sie es erreichen. Endlich. Nach Stunden in der Wüste tat es gut, das Blau zu sehen. Er ließ die Küste nicht aus den Augen, während sie darauf zuflogen.

Dort ist einer, riss ihn Menos stille Stimme aus seinen Gedanken. Die Stimme, die nur die Drachen und jene, die mit ihnen verbunden waren, verstanden. Anûr hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, aber Meno sprach nur dann laut, wenn er sich mit Leuten unterhielt, die nicht wie Anûr diese besondere Gabe besaßen.

Anûr kniff die Augen zusammen. Ja, da war er. Winzig klein von hier oben aus. Ein schwarzer Turm. Anûr atmete tief durch. Wie viele hatten Meno und er bereits gefunden und durchsucht? Fünfzehn? In einem von ihnen sollte noch heute jemand eingesperrt sein. Jemand, der Anûr bei der Suche nach dem ersten aller Worte helfen konnte.

Als sie den Turm erreichten, sank Meno tiefer und landete direkt vor dem zerfallenen Gebäude. Anûr sprang von seinem Rücken, dankbar, wieder auf eigenen Beinen zu stehen, und machte einige Schritte auf das Gemäuer zu. Das Meer war nun von Dünen verborgen, doch der Wind trug seinen Duft mit sich. Einen Duft, der Anûr an sein Zuhause in Wasserstadt erinnerte, und der so gar nicht hierher passen wollte. Für einen Moment schloss er die Augen und atmete tief durch, doch als er sie wieder öffnete, ragte der verfallene Turm noch immer vor ihm auf. So dunkel und unheimlich, als wollte er Anûr alle flüchtigen Gedanken an Ruhe und Frieden austreiben.

Mit Unbehagen erinnerte sich Anûr, wie er das erste Mal einen von ihnen betreten hatte. Ein Schatten hatte in ihm gehaust. Ein Wesen, ähnlich den Dschinnen, doch geboren aus der Angst der Menschen. Am Tag waren sie blass und schwach. Doch im Dunkel wuchs ihre Macht. Dann vermochten sie, einen Menschen in seiner eigenen Angst ertrinken zu lassen und ihn zu einem von ihnen zu machen. Hier aber hoffte er, ein anderes Geschöpf zu finden. Eines, das nicht in die Wüste gehörte. Einen Wassergeist.

»Asag.« Anûr flüsterte den Namen des Marids, den sie suchten und den sie in einem der dunklen Türme vermuteten. Der Wassergeist war vielleicht der Einzige, der ihnen etwas über das erste aller Worte erzählen konnte. Etwas, das ihnen dabei half, es zu finden. Es war nur eine vage Hoffnung, doch Asag war vor zehn Jahrhunderten dabei gewesen, als man es an verschiedenen Orten verborgen hatte. Und kein Geschöpf, dessen Existenz Anûr und seinen Verbündeten bekannt war, würde mehr über das Wort wissen als er.

Asag hatte laut der Geschichten, die Anûr über ihn von den Nori gehört hatte, in dem Meer gelebt, an dessen Küste noch heute die Stadt Nubiéd lag. Vor gut eintausend Jahren hatte die Magierin dieser Stadt, Sadyia, eine entscheidende Rolle dabei gespielt, das erste aller Worte, diesen mächtigsten Zauberspruch der Welt, Silbe für Silbe zusammenzufügen. Sie und andere Magier, ebenso mächtig, hatten seinem Echo gelauscht und es zuletzt niedergeschrieben. Asag war Sadyias Vertrauter gewesen, bis er sich von Nyan dazu hatte verlocken lassen, die Seiten zu wechseln. Der Marid hatte die Magierin verraten und Nyan dabei geholfen, das Wort zu finden. Es war damals zu einem furchtbaren Krieg gekommen, in dem Nyan knapp unterlegen war. Nach dessen vermeintlichem Tod hatte Sadyia ihren einstigen Verbündeten Asag für seinen Verrat gejagt und schließlich gefangen und festgesetzt. Maride verließen nur selten das Meer oder die Flüsse, in denen sie geboren worden waren. Und so war Asag von Sadyia zu der schrecklichsten Strafe verurteilt worden, die es für einen wie ihn gab: die Ewigkeit an Land zu verbringen. Asags Gefängnis sollte einer der Türme sein, die die Wüste durchzogen. Es hieß, sein Kerker befände sich irgendwo in der Hammada, wie die Tote Wüste auch genannt wurde.

Anûr ließ seinen Blick über das düstere Gemäuer gleiten, bis er an der Tür hängen blieb. Sie stand offen wie der Schlund eines hungrigen Tieres. Einige der Türme, die er und Meno untersucht hatten, reichten hoch in den Himmel. Von diesem aber war nur wenig übrig geblieben. Längst verfallen lagen seine Bruchstücke um das achteckige Wachhaus herum. Sie waren so schwarz, als wären sie aus der Nacht selbst herausgeschnitten worden. Sollte der Marid hier sein, dann konnte er sich nur in einer der Zellen befinden, die sich bei all diesen Türmen unter der Erde befanden.

In den vergangenen Wochen war er zu viele verlassene Treppen hinabgestiegen und hatte zu viele dunkle Zellen durchsucht. Sie waren, bis auf einige Knochen, stets leer gewesen. Doch den Tod hatte er in all ihnen nisten gefühlt. Er hoffte so sehr, dass er endlich Glück hatte und den Marid fand. Alleine, um nicht noch weitere Türme betreten zu müssen.

Als er direkt vor dem Eingang stand, zögerte Anûr.

Geh endlich. Es wird nicht leichter, wenn du wartest, hörte er die Stimme des Drachen in seinem Kopf. Anûr sah zu ihm hinüber und musste lächeln. Eigentlich war Meno sonst derjenige, der sich Zeit ließ, bis er eine Entscheidung traf. Doch er hatte recht. Zögern half nichts.

Anûr schloss die Hand fest um seinen Stab, die einzige Waffe, mit der er je gekämpft hatte. Sie hatte...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2015
Reihe/Serie Arnurs Drachen
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte All Age Fantasy • Drachen • Dunkle Magie • Eis und Feuer • Elb • Elfe • Epic Fantasy • Epos • Fantastischer Roman • Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Roman • Flame&Arrow • Flammengeküsst • Fourth Wing • Game of Thrones • Herr der Ringe • High Fantasy • Hobbit • Low Fantasy • Märchenerzähler • Seraph • Tolkien • Troll • Zauber • Zeitreisen
ISBN-10 3-7325-0710-6 / 3732507106
ISBN-13 978-3-7325-0710-8 / 9783732507108
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