Rollmopskommando (eBook)

Ein Küsten-Krimi
eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
272 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42669-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rollmopskommando -  Krischan Koch
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Geiselnahme in Fredenbüll Kurz bevor sich Polizeiobermeister Thies Detlefsen aus dem nordfriesischen Fredenbüll zu Tode langweilt, kommt wieder (kriminelles) Leben ins Örtchen. Die Ereignisse überstürzen sich: Im Nachbarort Schlütthorn wird die Raiffeisenbank überfallen, Oma Ahlbeck als Geisel genommen und ein ordentlicher Batzen Geld gestohlen. Die Täter flüchten nach Fredenbüll, kommen aber nicht weit. Denn auf einmal geschehen seltsame Dinge im Dorf. Und der große Showdown findet ausgerechnet im Fredenbüller EDEKA-Markt statt!  

Krischan Koch wurde 1953 in Hamburg geboren. Die für einen Autor üblichen Karrierestationen als Seefahrer, Rockmusiker und Kneipenwirt hat er sich geschenkt. Stattdessen macht er Kabarett und Kurzfilme und schreibt seit vielen Jahren Filmkritiken u.a. für die >DIE ZEIT< und den >Norddeutschen Rundfunk<. Koch lebt mit seiner Frau in Hamburg und auf der Nordseeinsel Amrum, wo er mit Blick aufs Watt seine Kriminalromane schreibt.

Krischan Koch wurde 1953 in Hamburg geboren. Die für einen Autor üblichen Karrierestationen als Seefahrer, Rockmusiker und Kneipenwirt hat er sich geschenkt. Stattdessen macht er Kabarett und Kurzfilme und schreibt seit vielen Jahren Filmkritiken u.a. für die ›DIE ZEIT‹ und den ›Norddeutschen Rundfunk‹. Koch lebt mit seiner Frau in Hamburg und auf der Nordseeinsel Amrum, wo er mit Blick aufs Watt seine Kriminalromane schreibt.

4


In der Filiale der Nordfriesischen Raiffeisenbank im Nachbarort Schlütthörn herrscht Hochbetrieb. Zwei Kunden befinden sich im Schalterraum. Kurz vor der Mittagspause will die frisch frisierte Oma Ahlbeck ihre Rente abholen. Außerdem wartet die Bredstedter Zahnärztin Ute Butz-Christensen auf ein Anlageberatungsgespräch mit Filialleiter Heiko Thormählen, der in einem Hinterzimmer residiert.

Die junge Kassiererin Wencke Petersen hat im Moment alle Hände voll zu tun.

Die gebürtige Fredenbüllerin hat nach einer Banklehre im fernen Schleswig eine Anstellung als Kassiererin in der kleinen Filiale gefunden. In ihrem dunklen Hosenanzug, mit dem strengen Pferdeschwanz und der akkuraten pink schillernden Fielmann-Brille sieht Wencke Petersen tatsächlich wie ein Bankfräulein aus. Aber am Wochenende trägt sie regelmäßig ihr Haar offen, dreht sich gern mal Locken rein und zwitschert ab ins pulsierende Bredstedt. Dann wird Wencke zur Disco-Queen.

Heute Morgen ist davon nichts zu merken. Wencke Petersen hilft Frau Ahlbeck am Automaten beim Ausdrucken der Kontoauszüge. Ihre Handtasche hält die korpulente Frau Ahlbeck in der Rechten, ihren Hackenporsche hat sie vor einem Ständer mit Broschüren zur Altersvorsorge der Raiffeisenkassen geparkt. Zahnärztin Ute Butz-Christensen wartet auf einer Sitzgelegenheit zwischen zwei Hydrokulturen und blättert mit sorgenvollem Blick in einem Ordner mit Depotauszügen.

»Ich bin mit Herrn Thormählen verabredet«, drängelt die Zahnärztin ärgerlich an die junge Kassiererin gewandt und sieht auf ihre Uhr. »Meine Patienten warten. Ich hab nicht ewig Zeit.«

»Ich frag gleich mal nach, Frau Doktor«, antwortet Jungbankerin Wencke beflissen, während sie Frau Ahlbecks Kontoauszüge aus dem Drucker zieht.

»Ich kann mir schon vorstellen, dass Ihr Herr Thormählen sich am liebsten drücken möchte. Aber ich habe mit dem Herrn Filialleiter dringend etwas zu besprechen.« Sie knallt geräuschvoll den Aktenordner zu.

»Wahrscheinlich wieder fix am Rechnen, der Heiko«, schreit die schwerhörige Frau Ahlbeck durch den überschaubaren Schalterraum.

»Nur, dass er sich bei mir leider fix ver-rechnet hat«, erwidert Ute Butz-Christensen gallig.

»Is sowieso gleich Mittag«, gibt Oma Ahlbeck zu bedenken. Der Zahnmedizinerin steigt Zornesröte ins Gesicht.

In dem Moment wird der Schalterraum ganz plötzlich in gelbes Licht getaucht. Currygelb. Auf dem Fußweg direkt vor der Filiale hat sich ein riesengroßer zerbeulter alter Ford Granada vor den Eingang geschoben. Das satte Motorengeräusch ist sogar durch die neuen Sicherheitsfenster der Bankfiliale zu hören. Zwei Männer mit Indianermasken hechten aus dem Fond, der Fahrer, der Cowboyhut und Spiegelsonnenbrille trägt und sich außerdem ein schwarzes Tuch vor Mund und Nase gebunden hat, schält sich etwas langsamer aus dem verrosteten Oldtimer. Der Wagen steht so nahe an der Eingangstür, dass er kaum aussteigen kann. Die beiden Indianer sind mit abgesägten Schrotflinten bewaffnet, der Cowboy trägt einen Colt und hat einen großen Plastikmüllsack dabei.

Die drei stürmen dicht hintereinander in die Bank. Mit ihnen zusammen weht ein Duftgemisch aus Auspuffgasen und nicht verbranntem Benzin durch die weit aufgestoßene Eingangstür in den Schalterraum. Einer der beiden Indianer gibt mit der doppelläufigen Schrotflinte eine Salve in die Decke ab. Eine Neonröhre zersplittert knallend und zischelnd. Putz und Teile der Deckenverkleidung rieseln herab.

»Das ist ein Überfall!«, schreit der kleinere der beiden Indianer und hält die Waffe demonstrativ in die Luft. Er trägt einen hellblauen Trainingsanzug, der nicht recht zu der Maske passt. »Schön ruhig bleiben!«, brüllt er warnend. Die Maske mit Kriegsbemalung und heruntergezogenen Mundwinkeln blickt grimmig.

Kassiererin Wencke stößt einen spitzen Schrei aus, und Frau Butz-Christensen umklammert erschrocken mit beiden Armen ihren Aktenordner. Nur Oma Ahlbeck blickt mehr interessiert als ängstlich.

»Wer-r-r hier ist zuständig?«, will der Cowboy mit slawischem Akzent wissen. Die Anwesenden sehen ihn mit großen Augen an, worauf der grimmige Indianer eine zweite Salve in die Hydrokultur neben der Zahnärztin abfeuert. Eine ganze Ladung brauner Granulatkügelchen stäubt auf und ergießt sich kullernd über den Boden. Frau Butz-Christensen verkriecht sich hinter ihrem Aktenordner.

»Wer-r ist Filialleiter?«, brummt der Cowboy wieder.

»Alle stumm hier, oder wat?«, schaltet sich jetzt auch der andere Indianer ein, der einen Kopf größer als sein Stammesbruder ist. Er spricht mit unverkennbar norddeutschem Dialekt. Seine Indianermaske blickt noch grimmiger. Sie hat eine auffällige Kriegsbemalung und einen angestaubten Federschmuck. Irgendwie durchschauen die Bankräuber noch nicht, wer hier Bankangestellter und wer Kunde ist. Der jungen Wencke Petersen ist das ganz recht.

»Dat ist doch sicher fürs Fernsehen, oder?«, verkennt Oma Ahlbeck den Ernst der Lage und wedelt fröhlich mit den gerade ausgedruckten Kontoauszügen in der Hand.

»Fernsehen? Von wegen, Oma. Wir sind echt.« Der kleinere Indianer im Trainingsanzug, der nur ein Stirnband trägt, wird richtiggehend sauer und hält Frau Ahlbeck die Schrotflinte vor die Nase.

»Vorsichtig, junger Mann«, warnt Oma Ahlbeck und schiebt den Lauf der Flinte beiseite. »Ich war grad beim Friseur.« Frau Ahlbeck fasst sich prüfend in ihre bläulich getönte Betondauerwelle.

Auch der slawische Cowboy, der wie der Bandenchef wirkt, wird ungeduldig »Ist denn hier-r-r niemand der-r-r Chef?«

»Gute Frage«, traut sich Ute Butz-Christensen vorlaut, aber mit dünner Stimme hinter ihrem Leitzordner hervor. »Der Herr Filialleiter hat sich in seinem Hinterzimmer verkrochen und lässt das hier alles seine Frau Petersen machen.«

Wencke Petersen fühlt sich ertappt. Ihr ist sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Auf solch eine Situation ist sie in ihrer Banklehre eigentlich nie richtig vorbereitet worden. Das Wort Deeskalation fällt ihr ein und die taktische Maßnahme, die ihnen damals empfohlen wurde: »Persönlichen Kontakt zum Täter herstellen«. Wencke weiß nicht recht.

»Ich kenn dat doch. Wie heißt dat? Versteckte Kamera?« Oma Ahlbeck sieht erwartungsvoll zu dem größeren Indianer mit Stirnband auf.

»Nee, nee, Frau Ahlbeck«, raunt die bleiche Wencke ihr zu.

»Langsam hab ich die Faxen dicke«, schreit der Indianer im Trainingsanzug. »Und Oma, du hältst mal deinen Rand.«

»Nun werden Sie mal nicht frech, junger Mann.«

»Wir bleiben alle ganz ruhig«, vermittelt der andere in breitem Norddeutsch und betrachtet sich dabei in dem Spiegel zwischen Hydrokultur und Garderobenhaken. Sorgfältig zieht er sich seine Indianermaske zurecht.

Der Cowboy hat währenddessen das Hinterzimmer geentert. Mit vorgehaltener Waffe schubst er jetzt Filialleiter Heiko Thormählen vor sich her in den Schalterraum.

»Wir sind nur eine kleine Filiale«, stammelt der Filialleiter in einem kornblumenblauen Anzug. »Wir haben hier ganz wenig Bargeld in der Bank.« Heiko Thormählen hat Schweißperlen auf der Stirn. »Bargeldloser Verkehr, Sie verstehen? Und wir sind hier auf dem Land.« Er gackert verschreckt auf.

»Dat wolln wir doch erst mal sehen!« Der norddeutsche Indianer wirkt nicht überzeugt.

»Und was ist mit meiner Rente?«, will Oma Ahlbeck besorgt wissen.

»Kann nich ma einer die Oma abstellen!«, schreit der Kleine.

»Mein Gott, Thormählen, tun Sie, was diese Leute sagen«, fordert die Zahnärztin den Filialleiter energisch auf und blickt verärgert hinter ihrem Aktenordner hervor.

Der kleine Indianer feuert eine weitere Salve in die Hydrokultur, die Substratkügelchen fliegen durch den Raum, Zimmerpalme und Zahnärztin zittern um die Wette.

»Vorsicht, die schönen Pflanzen!«, sorgt sich Oma Ahlbeck und tapert in Richtung Einkaufstrolley.

»Verdammte Scheiße, schaff Omma hier weg!«, schimpft der Bandenchef. »Wo ist Klo?«

»Toilette, ja natürlich«, piepst Jungbankerin Wencke und blickt verschreckt.

Der Jugo rückt ihr auf die Pelle. Die Kassiererin spiegelt sich in seiner Sonnenbrille. »Und, wo?«, blafft er sie an.

»Ach s-s-so … im Keller«, stottert Wencke.

Der Cowboy deutet dem kleineren Indianer mit seinem Revolver erst auf die Frauen, dann Richtung Kellertreppe. Der Indianer zieht ein Plastikband aus der Tasche seines Trainingsanzugs und fesselt erst Rentnerin Ahlbeck und dann die Bankangestellte an den Händen hinterm Rücken.

»Was machen Sie denn jetzt?«, protestiert Oma Ahlbeck, die gar nicht weiß, wie ihr geschieht. »Auuu … das tut weh, Sie schnüren mir ja die Hände ab.«

Wencke Petersen blinkert hektisch. »Euch passiert schon nix«, raunt ihr der große Indianer in beruhigendem Norddeutsch zu. Er hebt beschwichtigend die Hände. Dann betrachtet er sich noch mal im Spiegel und streicht sich eine blonde Haarsträhne hinter die Maske. Da kann Wencke kurz den Teil eines Tattoos auf seinem Unterarm sehen. Es sieht auch aus wie Federn eines Indianerkopfschmucks und darunter stehen die Buchstaben Z Y H O R S E. Damit kann Wencke im Augenblick wenig anfangen.

Der Cowboy zeigt derweil mit seiner Waffe auf Ute Butz-Christensen. »Du ruhig sitzen bleiben.« Dann wendet er sich an Filialleiter Thormählen. »So, Kollegge, und wir gehen an Kasse.« Er drückt ihm den Plastiksack in die Hand und hält die Waffe an seinen Kopf.

Währenddessen schubst der kleine Indianer die beiden Frauen die Kellertreppe hinunter. »Ja, vamos, die Damen, aber ’n bisschen hopp.« Er drückt Wencke den Lauf seiner Schrotflinte in den Rücken. Im Untergeschoss drängt er die beiden in die enge...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2015
Reihe/Serie Thies Detlefsen & Nicole Stappenbek
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 3. Fall • Bankraub • Banküberfall • Cosy Crime • Cosy Mystery • Deutschsprachige Krimis • dritter Fall • eBook • Fredenbüll • Geiselnahme • Humor • Inselroman • Krimi • Krimikomödie • Kriminalroman • Krimis Deutschland • Mystery Roman • Nicole Stappenbeck • Nicole Stappenbek • Norddeutschland • Nordfriesland • Nordsee • Nordsee-Krimi • Nordseeküste • Provinzkrimi • Regiokrimi • Regiokrimi Norddeutschland • regiokrimi nordsee • Regionalkrimi • Schleswig-Holstein • Spannender Kriminalroman • Strandlektüre • Thies Detlefsen • Unterhaltung • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-423-42669-1 / 3423426691
ISBN-13 978-3-423-42669-5 / 9783423426695
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