Im Namen des Todes (eBook)

Roman

(Autor)

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2014 | 1. Auflage
512 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-15576-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Namen des Todes -  J.D. Robb
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Zyankali im geweihten Wein? Der neue Fall für Eve Dallas!
Als Pater Miguel Flores bei einer Trauerfeier den Abendmahlkelch an die Lippen setzt, fällt er plötzlich tot um - vergiftet durch Zyankali im geweihten Wein? Lieutenant Eve Dallas wird mit dem Fall betraut und ist fest entschlossen, den Mord an dem Priester aufzuklären. Dieser scheint allerdings nicht der heilige Mann gewesen zu sein, für den ihn seine Gemeinde hielt. Dann geschieht ein weiterer Mord an einem Geistlichen. Was verband die beiden Gottesmänner, und warum mussten sie sterben? Eve Dallas kommt einem dunklen Geheimnis auf die Spur und sieht sich bald mit ihren eigenen verdrängten Dämonen konfrontiert ...

J. D. Robb ist das Pseudonym der international höchst erfolgreichen Autorin Nora Roberts. Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren und veröffentlichte 1981 ihren ersten Roman. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von 500 Millionen Exemplaren überschritten. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

1

Während der Messe für den Toten stellte der Priester die Oblaten und den billigen Rotwein auf dem Altarleinen zurecht. Hostienschale und Kelch waren aus schwerem Silber. Der Mann in dem blumengeschmückten Sarg hatte sie der Kirche geschenkt. Der Sarg stand am Fuß der ausgetretenen Stufen, die den Priester von seiner Gemeinde trennten.

Der Verstorbene hatte jeden Tag seiner hundertsechzehn Lebensjahre als gläubiger Katholik verbracht. Erst zehn Monate zuvor war seine Frau gestorben, und er hatte sie schmerzlich vermisst.

Jetzt waren die Bänke der alten Kirche in Spanish Harlem mit seinen Kindern, Enkeln, Ur- und Ururenkeln gefüllt. Viele von ihnen lebten noch in der Gemeinde, andere waren dorthin zurückgekehrt, um den Toten zu betrauern und ihm die letzte Ehre zu erweisen, denn sie hatten ihn geliebt. Seine beiden noch lebenden Brüder, Vettern, Basen, Nichten, Neffen, Freunde, Freundinnen, Nachbarn und Nachbarinnen hatten sich versammelt, sodass die Lebenden die Bankreihen, die Seitenschiffe und den Vorraum füllten und den Verblichenen entsprechend dem uralten Ritual ehrten.

Hector Ortiz war ein guter Mensch gewesen, dem ein gutes, angenehmes Leben vergönnt gewesen war. Er war friedlich in seinem Bett gestorben, umgeben von Fotos seiner Familie und zahlreichen Bildern von Jesus, Maria und Laurentius, seinem Lieblingsheiligen, der sich für seinen Glauben hatte zu Tode rösten lassen und – Ironie des Schicksals – Schutzpatron der Gastwirte geworden war.

Hector würde den Menschen fehlen, aber da er ein langes, angenehmes Leben geführt hatte, das durch einen leichten Tod beendet worden war, herrschte während dieser Totenmesse eine Atmosphäre von Frieden und Akzeptanz – und die um ihn weinten, vergossen die Tränen weniger für den Verblichenen als für sich selbst. Dank ihres Glaubens waren sie gewiss, dass Hector Ortiz seines Seelenfriedens sicher war.

Während der Priester die vertrauen Rituale durchführte, sah er die Trauernden an. Sie erwarteten, dass er bei diesem letzten Tribut an den geliebten Mann die Führung übernahm.

Blumen, Weihrauch und der rauchende Wachs der Kerzen erfüllten die Luft mit ihrem mystischen Geruch. Es war der Geruch von Macht und göttlicher Präsenz.

Der Priester neigte feierlich den Kopf über den Symbolen von Fleisch und Blut, bevor er sich die Hände wusch.

Er hatte Hector gekannt und sich erst in der vergangenen Woche seine letzte Beichte angehört. Während die Gemeinde sich erhob, ging Pater Flores durch den Kopf, dass er bei dieser Gelegnheit dem Mann seine letzte Buße auferlegt hatte.

Dann sprach Flores zur Gemeinde, sie sprachen zu ihm und gemeinsam brachten sie erst das vertraute eucharistische Hochgebet und dann das Sanctus hinter sich.

»Heilig, heilig, heilig Gott, Herr aller Mächte und Gewalten.«

Diese und die folgenden Worte wurden gesungen, denn Hector hatte die Musik der Messe geliebt. Die diversen Stimmen mischten sich mit der magisch duftenden Luft, und dann kniete sich die Gemeinde – während ein Baby leise wimmerte, jemand trocken hustete, Stoffe raschelten und ein paar leise Stimmen flüsterten – für den Segen hin.

Der Priester wartete, bis Stille in der Kirche herrschte.

Dann bat er die Macht des Heiligen Geistes, die Gaben der Hostie und des Weins in den Leib und das Blut Christi zu verwandeln, und trat gemäß dem Ritual als Vertreter Gottes Sohns einen Schritt nach vorn.

Macht. Göttliche Präsenz.

Während der Gekreuzigte von seinem Platz ein Stückchen hinter dem Altar auf ihn heruntersah, war Flores klar, dass jetzt er selbst die Macht in seinen Händen hielt.

»Nehmt dies und esst. Denn dies ist mein Leib«, setzte er an und hielt die Hostie hoch, »den ich für euch gegeben habe.«

Die Glocken läuteten und die Menschen neigten ihre Köpfe.

»Nehmt dies und trinkt. Denn dies ist mein Blut.« Er hob den Kelch. »Das Blut, das für euch und viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.«

»Christus ist gestorben, Christus ist auferstanden, Christus wird wiederkommen.«

Sie beteten, der Priester wünschte ihnen und sie wünschten sich gegenseitig Frieden und dann erklangen wieder ihre Stimmen, als sie sangen Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt, erbarme dich unser, während der Priester die Hostie brach und ein Stückchen davon in die Schale gab. Die Ministranten stellten sich vor den Altar, als der Priester den Kelch an seine Lippen hob.

In dem Augenblick, in dem das Blut durch seine Kehle rann, war er bereits tot.

Die Kirche St. Cristóbal in Spanish Harlem lag ruhig zwischen einer Bodega und einem Pfandleihhaus. Sie hatte einen kleinen, grauen Turm und war anders als die Bauten in ihrer Umgebung nicht mit Graffiti verziert. In ihrem Inneren roch es nach Kerzen, Blumen, Möbelpolitur. Wie es auch in einem netten Haus in einem Vorort roch.

Zumindest kam es Lieutenant Eve Dallas so vor, als sie den Gang zwischen den Bankreihen hinunterging. Vorne in der ersten Reihe saß ein Mann in einem schwarzen Hemd mit einem weißen Kragen, einer schwarzen Hose, mit gefalteten Händen und gesenktem Haupt.

Sie war sich nicht sicher, ob er betete oder nur wartete, im Grunde war ihr das auch egal. Sie umrundete den warm schimmernden Sarg, der unter einer Vielzahl roter und weißer Nelken fast nicht mehr zu sehen war. Auch der tote Mann, für den zuvor die Messe abgehalten worden war, kümmerte sie nicht.

Sie schaltete das Aufnahmegerät am Aufschlag ihrer Jacke ein, doch als sie die beiden kurzen Stufen in Richtung Altar – und des Toten, der für sie von Interesse war – erklimmen wollte, zupfte ihre Partnerin an ihrem Ärmel und flüsterte ihr zu: »Hm, ich glaube, wir sollten erst noch einen Knicks machen.«

»Ich knickse nie.«

»Nein, im Ernst.« Peabodys dunkle Augen überflogen den Altar und die Heiligenstatuen. »Das dort oben ist geweihter Boden oder so.«

»Seltsam, für mich sieht es so aus, als ob dort ein Toter liegt.«

Eve trat vor den Altar, hinter ihrem Rücken sank Peabody in einen kurzen Knicks, lief ihr dann aber eilig hinterher.

»Das Opfer wurde als Miguel Flores, fünfunddreißig Jahre, katholischer Priester identifiziert«, sprach Eve in ihr Aufnahmegerät. »Der Leichnam wurde bewegt.« Sie warf einen kurzen Blick auf einen der uniformierten Beamten, der zur Sicherung des Fundortes herbeigerufen worden war.

»Ja, Madam. Das Opfer brach während der Messe zusammen, und während jemand einen Krankenwagen rief, wurden Reanimationsversuche durchgeführt. Bei unserer Ankunft waren bereits zwei Kollegen wegen der Beerdigung vor Ort. Der Beerdigung von ihm«, fügte er mit einer Kopfbewegung Richtung Sarg hinzu. »Sie haben die Leute zurückgehalten und den Bereich um den Altar vorsorglich abgesperrt. Jetzt warten sie auf Sie.«

Sie hatte sich die Hände und die Schuhe bereits draußen vor der Kirche eingesprüht, weshalb sie jetzt ungehindert neben ihrem Opfer in die Hocke gehen konnte. »Besorgen Sie die Fingerabdrücke, ermitteln die genaue Todeszeit und so weiter«, sagte sie zu ihrer Partnerin und sprach in den Rekorder: »Das Opfer hat auffallend rosige Wangen. Die Gesichtsverletzungen an der linken Schläfe und am linken Wangenknochen sind wahrscheinlich Folge seines Sturzes.«

Sie sah wieder auf, bemerkte den silbernen Kelch auf dem befleckten, weißen Leinentuch, stand auf, ging zum Altar und schnupperte an dem Gefäß. »Hat er hieraus getrunken? Was hat er gemacht, als er zusammenbrach?«

»Er hat das Abendmahl genommen«, kam der Mann in der ersten Bankreihe dem uniformierten Beamten zuvor.

Eve trat auf die andere Seite des Altars. »Arbeiten Sie hier?«

»Ja. Dies ist meine Kirche.«

»Ihre Kirche?«

»Ich bin hier der Hauptpfarrer.« Als er aufstand, wurde deutlich, dass er ein kompakter, muskulöser Mann mit traurigen, dunklen Augen war. »Ich bin Pater López. Miguel hat die Totenmesse abgehalten und das Abendmahl genommen. Er hat aus dem Kelch getrunken und brach praktisch im selben Augenblick zusammen. Sein Körper fing an zu zucken, er rang nach Luft und dann fiel er zu Boden.« Der fast unmerkliche Akzent, mit dem er sprach, erschien Eve wie ein exotischer Film auf rauem Holz. »Es waren Ärzte und Sanitäter da, die versucht haben ihn wiederzubeleben, aber es war zu spät. Einer von ihnen meinte, es sähe nach einer Vergiftung aus. Aber das glaube ich nicht.«

»Und warum nicht?«

López zuckte mit den Schultern. »Wer würde schon einen Priester auf eine solche Art und in einem solchen Augenblick vergiften?«

»Woher kam der Wein? Der in dem Kelch?«

»Wir bewahren den Wein für das Abendmahl in der Sakristei in dem verschlossenen Tabernakel auf.«

»Und wer hat dazu Zugang?«

»Ich. Miguel, Martin – das heißt, Pater Freeman – und die Ministranten, die bei der jeweiligen Messe dienen.«

Also jede Menge Leute, dachte Eve. Weshalb machte man sich überhaupt die Mühe und schloss dieses Tabernakel ab? »Und wo sind die alle?«, fragte sie.

»Pater Freeman besucht Verwandte in Chicago und wird erst morgen zurück erwartet. Aber wir haben – hatten – heute drei Ministranten, denn die Totenmesse war sehr gut besucht.«

»Ich brauche ihre Namen.«

»Sie glauben doch wohl nicht …«

»Und was ist hiermit?«, fuhr sie fort.

Er erbleichte, als sie nach dem Silberteller mit der Hostie griff. »Bitte. Bitte. Die Hostie ist...

Erscheint lt. Verlag 15.12.2014
Reihe/Serie Eve Dallas
Übersetzer Uta Hege
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Salvation In Death (Death 27)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte eBooks • eve dallas • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Liebe • New York • Thriller
ISBN-10 3-641-15576-2 / 3641155762
ISBN-13 978-3-641-15576-6 / 9783641155766
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