Die Göttliche Komödie (eBook)

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2014 | 1. Auflage
533 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-75290-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Göttliche Komödie -  Dante Alighieri
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Mit Vergil durchwandert Dante die Hölle und das Fegefeuer. Mit Beatrice durchfliegt er die Himmel des Paradieses. Dieser Weg durch die Trichter der Hölle bis zum Höchsten des Himmels - unüberbotene Horrorvision und unendlicher Traum vom Glück - ist eines der lustvollsten Leseabenteuer der abendländischen Dichtkunst. Dante schuf mit der »Divina Commedia« »eines der paar großen Jahrtausendbücher der Menschheit« (Hermann Hesse).

<p>Friedrich Freiherr von Falkenhausen, geboren 1869 und verstorben 1946 in Potsdam, studierte Rechtswissenschaft in G&ouml;ttingen und Heidelberg. Sp&auml;ter arbeitete er als Verwaltungsjurist, Schriftsteller und &Uuml;bersetzer.</p>

DIE HÖLLE


 

Erster Gesang


Mittwegs auf unsres Lebens Reise fand

In finstren Waldes Nacht ich mich verschlagen,

Weil mir die Spur vom graden Wege schwand.

Wie hart ists, ach, von diesem Walde sagen,

Wie wild und rauh und dicht sein Dickicht droht:

Dran denken nur macht noch aufs neu mich zagen!

So bitter ists, daß bittrer kaum der Tod.

Doch heißts vom Heil, das dort ich fand, beginnen,

Ist noch von andrem Fund zu reden not.

Kann, wie ich einging, kaum mich mehr entsinnen,

So war ich voller Schlafes da zur Stunde,

Als ich vom wahren Wege wich von hinnen;

Doch weil am Fuß von einem Hügelrunde

Ich anlangt', als zu Ende jenes Tal,

Von dessen Grauen mir das Herz so wunde,

Blickt' ich empor und sahe schon im Strahl

Des Wandelsternes seine Scheitel prangen,

Der rechten Weg uns weiset allzumal.

Da legte sich ein wenig, was mit Bangen

Des Herzens See geschwellt die Nacht entlang,

Die so in Angst und Nöten mir vergangen.

Wie, wer der Meeresbrandung sich entrang,

Am Strande, keuchend noch, sich rückwärts wendet

Und starrt in des Gewoges wilden Drang,

So hat mein Sinn den Blick zurückgesendet,

Ein Flüchtling noch, zu jenem Engpaß wieder,

Dem Weg, den kein Lebendiger vollendet.

Als ich dann ausgeruht die matten Glieder,

Gings ob der öden Halde fort den Pfad,

Fest stets den Fuß am Boden, der darnieder.

Da sieh: wo grad der Steig der Steile naht,

Ein Panther! Höchst behend und leicht von Lenden

Prunkt' er in bunt gefleckten Felles Staat.

Nicht aus den Augen wich er, allerenden

Den Weg mir sperrend, daß hinab zum Grunde

Ich mehr als einmal mußt' am Ende wenden.

Es war die Zeit der ersten Morgenstunde,

Die Sonne stieg herauf, mit ihr der Stern,

Der sie geleitet, da zur ersten Runde

So hehre Zier entsandt die Huld des Herrn;

Und guter Hoffnung, wie im bunten Felle

Das wilde Tier auch prahlte, traut' ich gern

Dem holden jungen Jahr, der Morgenhelle –

Doch so nicht, daß die Furcht mich losgegeben,

Da jetzt ich einen Löwen sah zur Stelle.

Ich sah ihn kommen, hoch das Haupt erheben,

Grad auf mich los, in seines Hungers Wut

So grimmig, daß die Luft mir schien zu beben.

Auch eine Wölfin, trächtig von der Glut

Jedweder Gier, so schiens, die hagren Weichen –

Manch einen plagt' ihr Lechzen bis aufs Blut –,

Sie machte starrend mich vor Furcht erbleichen,

Daß ich, von ihres Blickes Dräun entsetzt,

Schon gar verzagt, den Gipfel zu erreichen.

Wie dem geschiehet, den Gewinn ergetzt,

Kommt einst der Tag, da zum Verlust sichs neiget,

Daß all sein Sinn sich härmt und grämt zuletzt,

So ich, da sich so friedelos bezeiget

Das Tier, das, nahend, Schritt für Schritt, das schlimme,

Hinab mich drängte, wo die Sonne schweiget.

Da ich zur Tiefe floh vor seinem Grimme,

Stand mir vor Augen einer, stumm, als sei

Versiegt ihm, die so lange schwieg, die Stimme.

Erblickend ihn in dieser Wüstenei,

Rief ich ihn an: »Wer du auch seist, ob Schatten,

Ob Mensch, erbarme dich und steh mir bei!«

»Nicht Mensch; ich wars«, entgegnet' er; »es hatten,

Lombarden von Geblüte, Mantua

Zur Heimat, die mich zeugten, beide Gatten.

Der unter Julius, spät, das Licht ich sah,

Ich lebt', als Rom August gehorcht, dem Guten,

Da falschen Göttern Ehre noch geschah.

Ein Dichter war ich, sang vom hochgemuten

Anchisessohne, der von Troja kam,

Als Ilions Größe sank in Feuersgluten.

Doch du? Was schaffst du hier in Nacht und Gram?

Was steigst du nicht hinan, wo aller Wonnen

Ursprung und Quell, zum Berge wundersam?«

»O, bist du denn Virgil, bist du der Bronnen«,

Rief ich, in Ehrfurcht neigend mein Gesicht,

»Draus so voll Macht der Rede Strom geronnen?

Du, aller Sänger Ehre, Preis und Licht,

Vergilt die Liebe nun, mit der ich wachte

So manche Nacht, versenkt in dein Gedicht!

Mein Meister bist du, der, nach dem ich trachte;

Dir dank ich all mein Dichten, einzig dir

Die edle Kunst, die mich zu Ehren brachte.

Sieh, das hinab mich drängt, das wilde Tier:

Hilf mir von ihm, gepriesner Weiser! Wehe,

Erbeben jede Fiber machts in mir.«

»Ein andrer Weg ist, den ich dir ersehe«,

Versetzt' er, der mein Zagen sah und Weinen,

»Daß dieser Wildnis deine Seel entgehe.

Sie, wider die du Hilfe rufst, läßt keinen,

Die Unholdin, des Wegs vorüber hier

Und scheucht und hetzt zu Tode, die's vermeinen.

So schlimm ist ihre Art, daß nichts die Gier

Ihr stillen mag, und konnte Blut sie lecken,

Lechzt ärger denn zuvor das Ungetier.

Viel andre gatten sich mit ihr und hecken

Noch immer mehr – bis daß der Rüde naht,

Der ihr ein Ende machen wird mit Schrecken.

Der rafft nicht Land und Schätze: weisen Rat

Und Minne wird und Tugend er begehren;

Wo Vlies bei Vliese, keimt die edle Saat.

Der hebt dein Land aus tiefer Schmach zu Ehren,

Für das Camilla starb und Turnus fiel

Und Nisus und Euryalus, die hehren;

Der hetzt von Ort zu Ort und wird am Ziel

Das Ungetüm zur Hölle wieder senden,

Allwo der erste Neid begann sein Spiel. –

Nun will und mein' ich, deine Not zu wenden,

Daß du mir folgst, und will dein Lenker sein

Und führ dich an des ewigen Reiches Enden.

Da hörst du die Verzweiflung, siehst die Pein,

Die weiland abgeschiedne Geister leiden,

Darinnen um den andren Tod sie schrein.

Siehst jene, die in Gluten sich bescheiden,

Getrost in Hoffnung, sich zu ihrer Zeit

Am Lichte mit den Seligen zu weiden.

Und willst du noch zu deren Höhn Geleit,

Ist eine Seele dort, wo ich muß weichen,

Des würdiger denn meine, dir bereit.

Denn der da droben herrscht in jenen Reichen,

Läßt keinen, weil mein Sinn Ihm nicht gefront,

Eingehn in Seine Stadt durch meinesgleichen.

Dem All gebeut Er; dort ists, wo Er thront;

Wo seine Stadt, Sein Stuhl, der hehre, stehen –

Wohl dem, der dort in Seiner Gnade wohnt!«

»Mein Sänger«, rief ich da, »o hör mein Flehen!

Bei jenem Gotte, den du nicht erkannt:

Hilf dieser Not und ärgrer mir entgehen,

Führ mich zu denen, die du mir genannt,

Daß ich Sankt Peters Pforte und die Buße

Der Sünder schau, die so in Qual gebannt!«

Da ging er, und ich folgt' ihm auf dem Fuße.

Zweiter Gesang


Der Tag ging nieder, und im Abendscheine

Fand alles, was sich plagt auf Erden, Rast

Von Tages Sorg und Müh. Nur ich, der eine,

Ich ging ans Werk und nahm auf mich die Last

Des Weges wie des Leids: Das soll nun zeigen

Mein Geist, der alles ohne Fehl gefaßt.

Helft, Musen! Genius, wolle dich mir neigen;

Und du, mein Geist, der, was ich sah, bewahrt,

Tu jetzt den Adel kund, der dir zu eigen!

»Der du mich führst«, begann ich, »meine Art

Schau an, o Sänger, ob sie's kann bestehen,

Bevor du mir vertraust zu solcher Fahrt.

Silvius' Erzeuger, sagst du, ward ersehen,

Verweslich noch, ins Reich der Ewigkeit

Leibhaftig, wachen Sinnes einzugehen.

War Er ihm hold, dem alles Übel leid,

Gedenkend, wer und was zum Heil der Welten

Von ihm noch ausgehn sollt' an Herrlichkeit:

Nicht unwert darf ihn drum der Weise schelten,

Ihn, der dem ewigen Rom erwählt zum Ahn

Und seinem Reich in höchsten Himmels Zelten!

War beides doch – das ist gewiß kein Wahn! –

Als heiliger Sitz gegründet, den zum Throne

Des großen Petrus Folger sollt' empfahn.

Die Fahrt, die du besangst, bracht ihm zum Lohne

Erleuchtung, und so ward ihm Sieg zuteil,

Und dann dem Papste Mantel, Stab und Krone.

Desselben Weges ging nach langer Weil

Das auserwählte Rüstzeug, sich im Glauben

Zu stärken, der den Weg erschließt zum Heil.

Doch ich? Wie komm ich hin? Wer solls erlauben?

Ich, der Äneas nicht noch Paulus bin?

Nicht ich und keiner kann mich würdig glauben.

Der Schritt, so schwant mir, wagt' ich ihn dahin,

Wär tollkühn – besser, als ichs weiß zu sagen,

Du Weiser, weißt du ja, wie mir zu Sinn!«

Wie wer verwünscht, was er gewünscht, sein Wagen

Und Wollen wandelnd, da ers wieder wägt,

Bis er des Wagens gänzlich sich entschlagen,

So ich, im Dunkel dort; der Sinn, der frägt

Nach Wie und Wenn, ließ den Entschluß verblassen,

Der zu Beginn so rasch sich eingeprägt.

»Konnt' ich, was du mir sagtest, recht erfassen«,

Des Hochgemuten Schatte sprachs zu mir,

»Hat sich dein Mut von Angst betören lassen;

Scheut mancher doch, im Schritt gehemmt von ihr,

Zurück vom Werk, das rühmlich unternommen,

Wie wohl, geblendet, nächtens scheut sein Tier.

Daß du den Banden magst der Furcht entkommen,

So hör, um was ich kam und was ich eben,

Da Sorge in mir keimt' um dich, vernommen.

Bei denen weilt' ich, so im Zwielicht schweben,

Als eine selige Frau mich rief, so reich

An Huld, daß ich sie bat, Befehl zu geben.

Ihr Auge leuchtete dem...

Erscheint lt. Verlag 10.11.2014
Nachwort Manfred Hardt
Übersetzer Friedrich Freiherr von Falkenhausen
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Dichtkunst • Gedichte • insel taschenbuch 4504 • IT 4504 • IT4504 • Klassiker • Lyrik
ISBN-10 3-458-75290-0 / 3458752900
ISBN-13 978-3-458-75290-5 / 9783458752905
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