Jünger leben mittendrin (eBook)
189 Seiten
Neufeld-Verlag
978-3-86256-752-2 (ISBN)
Dallas Willard (1935-2013) war 'eigentlich' Philosophie-Professor in Los Angeles. Dabei prägten seine populär geschriebenen geistlichen Bücher unzählige Menschen, darunter Autoren wie Gordon MacDonald, Brennan Manning, John Ortberg oder Henri Nouwen.
Dallas Willard (1935-2013) war "eigentlich" Philosophie-Professor in Los Angeles. Dabei prägten seine populär geschriebenen geistlichen Bücher unzählige Menschen, darunter Autoren wie Gordon MacDonald, Brennan Manning, John Ortberg oder Henri Nouwen.
2Wer sind die Experten für Lebensverwandlung?
JOHN ORTBERG
Am Ende einer Vorlesung von Dallas war es einem der Studenten nach Widerspruch und Überheblichkeit zumute. Er hob die Hand und erwähnte eine Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und Dallas, die sowohl widerwärtig als auch falsch war.
Einer der Anwesenden wartete nur darauf, dass Dallas diesen Typen zerlegen würde, was für ihn ein Leichtes gewesen wäre. Ich mache mir manchmal einen Spaß daraus zu behaupten, dass ich mich deshalb nie mit Dallas streite, weil ich fürchte, er könnte beweisen, dass es mich gar nicht gibt. Dieser Student wartete also darauf, dass Dallas hier Schranken aufzeigen würde. Dallas sagte: „Also ich glaube, das ist ein guter Moment, um die Vorlesung zu beenden. Setzen wir hier einen Punkt und machen dort das nächste Mal weiter.“
Ein anderer Student fragte ihn: „Warum haben Sie das getan? Sie hätten ihm doch einfach den Marsch blasen können. Warum haben Sie ihm nicht den Marsch geblasen?“
Dallas erwiderte: „Ich übe mich darin, nicht das letzte Wort zu haben.“
Jeder Augenblick ist eine Gelegenheit, bei unserem Lehrer, Jesus, zu sein und zu lernen, wie man in der Realität lebt. Wir erkennen das nur nicht. Wir denken, es geht lediglich um ein paar Aktivitäten in überschaubar kleinen Teilbereichen unseres Lebens. Jeder Augenblick bietet diese Gelegenheit. Wir wollen gemeinsam mehr darüber lernen.
Ich kam zum ersten Mal vor über zwanzig Jahren mit Dallas in Berührung, als ich sein Buch Das Geheimnis geistlichen Wachstums las. Ich war frustriert, weil ich mich nicht so veränderte, wie ich es gerne wollte. Und in der Gemeinde, in der ich arbeitete, änderten sich die Menschen nicht so, wie wir es gerne wollten. Ich kaufte mir dieses Buch und ich erinnere mich noch daran, wie ich den Klappentext las: „Authentische Veränderung ist möglich, wenn wir bereit sind, eines zu tun: unser Leben auf die Handlungen und die Lebensweise auszurichten, wie Jesus sie praktizierte, um dadurch fortwährend Kraft und Liebe vom Vater zu empfangen.“ Der Gedanke, dass Veränderung wirklich möglich ist und dass kluge Menschen darüber nachgedacht hatten, gab mir so viel Hoffnung. Dieses Buch ist heute eines meiner wertvollsten Besitztümer.
Schließlich schrieb ich Dallas und es stellte sich heraus, dass er ganz in meiner Nähe wohnte. Also besuchte ich ihn und wir unterhielten uns. Ich erlebte das, was auch viele andere Menschen mit Dallas erleben. Wir erzählen uns Geschichten von ihm und das ist wunderbar, aber es geht überhaupt nicht um Dallas. Es geht um das Wunder, dass es einen Gott gibt, der so gut ist, wie Jesus ihn uns beschrieben hat. Aus irgendeinem Grund vergessen wir das und unser Blick wird abgelenkt. Doch hin und wieder klärt sich dieser Blick und die Nebel werden weggeblasen. Warum auch immer, aber für viele von uns sind der Auslöser dafür die Bücher und Vorträge von diesem Typen, Dallas Willard.
Was an ihm unter anderem so wunderbar ist, ist die Tatsache, dass er ganz und gar nicht perfekt ist und er seine eigenen Kämpfe ausficht. Wenn man aber Zeit mit ihm verbringt, dann bekommt man den Eindruck, dass er nicht einfach jemand ist, der sich in einem geistlichen Veränderungsprozess befindet, sondern jemand, der tatsächlich in der Wirklichkeit des Reiches Gottes lebt. Es hat sich in seinem Körper ausgebreitet, wie ich mir wünsche, dass es sich in meinem Körper ausbreitet. Wir wollen das schätzen und davon lernen. Vergessen Sie aber nicht, es geht nicht um ihn oder irgendeine andere Person. Es geht um die Wirklichkeit, die dahinter liegt und die durch uns alle sprechen kann.
Es ist eine Menge Arbeit – zumindest für mich –, einfach nur mit ihm Schritt zu halten. Nach einem von Dallas’ Vorträgen sagte jemand: „Ich fühle mich, als wäre gerade eine Schiffsladung Dummheit auf meinem Kopf gelandet.“
Leitung durch Gefühle ist schwierig
Dallas hat bereits erwähnt, dass er in den Anfangsjahren seines Dienstes dachte, er könne Menschen zum Handeln bewegen, indem er ihnen Gefühle, nicht Wissen oder Erkenntnis vermittelte. Gemeindeleiter tun das oft. Wir versuchen, die Gefühle der Menschen anzusprechen, um sie dann dazu zu bewegen, Vorsätze zu formulieren. Doch dann verblassen die Vorsätze, sobald die Gefühle verblassen. So ist das nun mal mit Gefühlen.
Die Menschen müssen die Wirklichkeit anders wahrnehmen – wir müssen sie anders wahrnehmen –, wir müssen glauben auf der Ebene der grundlegenden Überzeugungen, die unser Leben bestimmen. Denn dann ist es gar nicht mehr notwendig, dass wir die Menschen aufputschen und animieren. Dann folgt das Handeln ganz natürlich aus dem, wie wir die Dinge wahrnehmen.
Wie Dallas lehrt, ist das eine Menge Arbeit, denn es geht nicht darum, Menschen zu einem bestimmten Gefühlserlebnis aufzupeitschen. Wir wollen nicht fragen: „Hat mich dieser Vortrag bewegt?“ oder „Wie war der Vortrag?“ sondern fragen: „Gott, so wie wir hier versammelt sind, würdest du bitte die Fenster öffnen, damit ich erkenne?“
Es liegt eine Herausforderung für uns alle darin, dass wir mit unserem Geist und unserem Herzen und unserem Willen daran arbeiten, so gut wir können. Wir arbeiten einfach daran. Wir lehnen uns nicht zurück und hören uns Vorträge an und überlegen, ob das ein guter Vortrag war, sondern wir rollen die Ärmel hoch und gehen an die Arbeit. Und dann fragen wir Gott: „Was steckt da für mich drin?“ und vielleicht: „Was steckt da für uns drin, wenn es stimmt, dass die Kirche sich an einem entscheidenden Punkt befindet?“ Dann gibt es vielleicht eine Bewegung, um die Schönheit von der Vision des Reiches Gottes jetzt neu zu entdecken. Ich weiß nicht, was es ist, aber wir müssen die Frage stellen: „Gott, tust du gerade etwas und kannst du uns helfen zu verstehen, was das ist?“
Wer ist unser Lehrer?
Nun stellt sich die Frage: „Wer sind heute die Experten für das Thema Lebensveränderung? Wer weiß wirklich, wie das Leben aussehen kann und wie wir es leben sollen?“ Der Mensch ist ein Geschöpf, das lernen muss. Ob wir wollen oder nicht, so sind wir einfach. Deshalb werden wir immer nach Lehrern suchen, aber wir tun das ganz besonders dann, wenn wir wissen, dass wir nicht wissen.
Vor Kurzem musste ich an die Klavierlehrerin denken, die meine Schwester und ich als Kinder hatten. Mrs. Beyer war Deutsche und wenn ich Ihnen sage, dass sie Deutsche war, dann wissen Sie bereits alles, was Sie wissen müssen. Sie sagte uns, wie kurz wir unsere Fingernägel zu schneiden hätten und wie unsere Haltung aussehen sollte. Sie sagte sogar zu unseren Eltern, dass unser Klavier zu Hause nicht gut genug wäre und sie ein neues kaufen müssten. Und das taten sie. Als meine Schwester und ich schließlich nicht mehr bei ihr Unterricht nehmen wollten, hatten wir alle Angst davor, es Mrs. Beyer zu sagen. Mein Vater bot mir fünf Dollar dafür, wenn ich sie anrief. Und ich tat es.
Wir Menschen sind Wesen, die unterrichtet werden müssen, sei es im Klavierspiel oder im Tennisspiel oder darin, unser Leben zu leben. Zuerst lernen wir von unseren Eltern und dann von anderen Menschen um uns herum – unseren Kollegen und unserem Chef und unserer Kultur. Das Problem ist, dass wir meinen – besonders heutzutage, wo wir beschlossen haben, dass Autorität suspekt ist –, nicht lernen zu müssen, wie man lebt. Und deshalb stellen wir uns nie die Frage: „Wer lebt ein gutes Leben? Wer ist es wert, der Lehrer zu sein, zu dessen Füßen ich sitze?“
Viele Menschen halten Jesus für den Retter, für denjenigen, der uns in den Himmel bringt. Deshalb stellen wir oft die Frage: „Habe ich Jesus als meinen Retter akzeptiert?“ Aber wir fragen nie: „Habe ich Jesus als meinen Lehrer akzeptiert?“ Und das ist die eigentliche Frage. Die Jünger haben dort begonnen. Sie begannen, indem sie Jesus zunächst als ihren Lehrer akzeptierten, und ihn dann als ihren Retter zu akzeptieren – was natürlich ihre ewige Bestimmung mit einschloss –, war die natürliche Folge davon. Doch zunächst begannen sie mit Jesus als ihrem Lehrer, denn wir müssen alle lernen zu leben.
Zwei Zugänge zur Weisheit
Psalm 1 drückt auf klassische Weise aus, wo wir Weisheit finden. Wir alle sind auf der Suche nach Lebensweisheit, und Israel schätzte diesen Text so sehr, weil es Weisheit so sehr liebte.
Glücklich ist, wer nicht lebt wie Menschen, die von Gott nichts wissen wollen. Glücklich ist, wer sich kein Beispiel an denen nimmt, die gegen Gottes Willen verstoßen. Glücklich ist, wer sich fern hält von denen, die über alles Heilige herziehen. Glücklich ist, wer Freude hat am Gesetz des Herrn und darüber nachdenkt – Tag und Nacht. Er ist wie ein Baum, der nah am...
Erscheint lt. Verlag | 1.9.2014 |
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Co-Autor | John Ortberg |
Übersetzer | Evelyn Sternad |
Verlagsort | Cuxhaven |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Christentum |
Schlagworte | biblisch verwurzelte Spiritualität • Dallas Willard • Erfülltes Leben • Glaube im Alltag • Jesus unser Meister • John Ortberg • Reich Gottes im Alltag |
ISBN-10 | 3-86256-752-4 / 3862567524 |
ISBN-13 | 978-3-86256-752-2 / 9783862567522 |
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