Das Buch der Nacht (eBook)

Roman
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2015 | 1. Auflage
768 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-14638-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Buch der Nacht -  Deborah Harkness
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Wenn die größte Gefahr eine Liebe hervorbringt, die stärker ist als das Leben selbst ...
Nach ihrer Zeitreise in das London Elisabeth' I. kehren Diana Bishop und Matthew Clairmont zurück in die Gegenwart, wo neue Herausforderungen, vor allem aber alte Feinde sie erwarten. In Sept-Tour, der Heimat von Matthews Ahnen, treffen sie aber auch endlich ihre Freunde und ihre Familien wieder. Außerdem werden sie mit einem tragischen Verlust konfrontiert, der besonders Diana trifft. Die wahre Bedrohung für die Zukunft aber, muss noch aufgedeckt werden, und dafür ist es von höchster Wichtigkeit, das Geheimnis um das verschollene Manuskript Ashmole 782 zu entschlüsseln und die fehlenden Seiten zu finden ...
Der krönende Abschluss der großen Saga.

Deborah Harkness ist Professorin für europäische Geschichte an der University of Southern California in Los Angeles. Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten erhielt sie bereits mehrfach Stipendien und Auszeichnungen. Ihre »All-Souls«-Reihe war ein großer internationaler Erfolg und wurde von den Fans auf der ganzen Welt gefeiert. Der erste Band »Die Seelen der Nacht« ist unter dem Titel »A Discovery of Witches« für Sky verfilmt worden, die deutsche Fassung wurde im Frühjahr 2019 ausgestrahlt. »The Blackbird Oracle« ist der Auftakt der neuen Romantasy-Trilogie der SPIEGEL-Bestsellerautorin.

1

Geister hatten praktisch keine Substanz. Sie bestanden ausschließlich aus Erinnerungen und ihrem Herzen. Hoch oben auf einem der Rundtürme über Sept-Tours presste Emily Mather eine durchscheinende Hand auf den Ort in ihrer Brust, der selbst jetzt sorgenschwer war.

Wird es irgendwann erträglicher? Ihre Stimme war, so wie alles andere an ihr, nicht mehr als ein Hauch. Das Ausschauhalten? Das Warten? Das Wissen?

Ganz und gar nicht, antwortete Philippe de Clermont kurz angebunden. Er saß neben ihr und studierte seine genauso transparenten Finger. Philippe hasste vieles am Totsein – dass er seine Frau Ysabeau nicht mehr berühren konnte; dass er nichts mehr roch oder schmeckte; dass er keine Muskeln mehr hatte, um ein schönes Turnier auszufechten –, doch unsichtbar zu sein war das Schlimmste. Es erinnerte ihn ununterbrochen daran, wie unwichtig er geworden war.

Emilys Mundwinkel sackten nach unten, und Philippe verfluchte sich insgeheim. Seit die Hexe gestorben war, war sie ständig an seiner Seite und halbierte dadurch seine Einsamkeit. Was hatte er sich nur dabei gedacht, sie anzuschnauzen wie eine Dienstmagd?

Vielleicht wird es erträglicher, wenn sie uns nicht mehr brauchen, ergänzte Philippe sanfter. Er hatte zwar mehr Erfahrung als Geist, aber Emily begriff die Metaphysik ihrer Situation wesentlich besser als er. Was ihm die Hexe erzählt hatte, widersprach allem, was Philippe über die Nachwelt zu wissen geglaubt hatte. Er hatte gedacht, die Lebenden würden die Toten sehen, weil sie sich etwas von ihnen erhofften: Beistand, Vergebung, Vergeltung. Emily beharrte darauf, dass dies nur menschliche Mythen seien und dass die Toten den Lebenden erst erscheinen konnten, wenn diese mit ihnen abgeschlossen und sich wieder dem Leben zugewandt hatten. Seit er das wusste, ertrug er es ein bisschen, aber nicht viel leichter, dass Ysabeau ihn nicht sehen konnte.

»Ich bin so gespannt, wie Em reagiert. Sie wird ganz aus dem Häuschen sein.« Dianas warme Altstimme schwebte zu den Wehrgängen empor.

Diana und Matthew, sagten Emily und Philippe im Chor und spähten hinab in den gepflasterten Innenhof vor dem Château.

Dort, sagte Philippe und deutete auf die Zufahrt. Auch nach dem Tod war sein Vampirblick schärfer als der jedes Menschen. Und er sah mit seinen breiten Schultern und dem teuflischen Lächeln immer noch besser aus, als es irgendeinem Mann rechtmäßig zustand. Jetzt bedachte er Emily mit genau diesem Lächeln, woraufhin sie nicht anders konnte, als es zu erwidern. Sie sind ein schönes Paar, nicht wahr? Sieh nur, wie sich mein Sohn verändert hat.

Eigentlich konnte einem Vampir die Zeit nichts anhaben, und so rechnete Emily fest damit, dieselben lackschwarz glänzenden Haare zu sehen wie immer; dieselben unbeständigen graugrünen Augen, kühl und zurückhaltend wie ein Wintermeer; dieselbe blasse Haut, denselben breiten Mund. Es gab allerdings, wie Philippe richtig angemerkt hatte, ein paar subtile Veränderungen. Matthew trug das Haar kürzer und dazu einen Bart, mit dem er noch gefährlicher aussah, beinahe wie ein Pirat. Dann stockte ihr der Atem.

Ist Matthew … runder geworden?

Ganz recht. Ich habe ihn ein bisschen gemästet, als er und Diana mich hier im Jahr 1590 besuchten. Die Bücher machten ihn damals weich. Matthew brauchte mehr Kämpfe und weniger Lektüre. Philippe hatte schon immer die Theorie verfochten, dass es so etwas wie ein Übermaß an Bildung gebe. Matthew sei der lebende Beweis dafür.

Diana hat sich auch verändert. Mit diesen langen roten Haaren sieht sie ihrer Mutter viel ähnlicher, kommentierte Em die auffälligste Veränderung an ihrer Nichte.

Diana stolperte über einen Pflasterstein, und sofort schoss Matthews Hand vor, um sie zu halten. Früher war Emily der Ansicht gewesen, dass sich in seiner allgegenwärtigen Fürsorge der übertriebene Beschützerinstinkt eines Vampirs zeigte. Jetzt erkannte sie mit dem Scharfblick eines Geistes, dass er zu diesem Verhalten neigte, weil er mit seinem extrem feinen Gespür jede noch so kleine Veränderung in Dianas Gesichtsausdruck, jede Stimmungsschwankung, jedes winzige Anzeichen von Hunger oder Müdigkeit registrierte. Heute allerdings wirkte Matthews Fürsorge noch konzentrierter und intensiver.

Nicht nur Dianas Haar hat sich verändert. Philippes Miene spiegelte Verwunderung. Diana trägt ein Kind im Bauch – Matthews Kind.

Emily nahm ihre Nichte genauer in Augenschein und nutzte dabei die geschärfte Erkenntnis, die mit dem Tod einherging. Philippe hatte recht – teilweise. Du meinst Kinder. Diana trägt Zwillinge aus.

Zwillinge, wiederholte Philippe ehrfürchtig. Dann lenkte ihn seine Frau ab, die in diesem Moment erschien. Sieh nur, da sind Ysabeau und Sarah mit Sophie und Margaret.

Was kommt jetzt, Philippe?, fragte Emily, und das Herz wurde ihr schwer.

Ein Ende. Ein Neuanfang, antwortete Philippe absichtlich vage. Veränderungen.

Diana mag keine Veränderungen, sagte Emily.

Weil sich Diana vor dem fürchtet, was sie werden muss, sagte Philippe.

Marcus Whitmore hatte schon oft dem Grauen ins Angesicht geblickt, seit Matthew de Clermont ihn an jenem Abend im Jahr 1781 zum Vampir gemacht hatte. Aber nichts hatte ihn auf die Prüfung vorbereitet, vor die er sich heute gestellt sah: Diana Bishop erklären zu müssen, dass ihre geliebte Tante Emily Mather tot war.

Ysabeau hatte ihn angerufen, während er und Nathaniel Wilson in der Familienbibliothek die Nachrichten gesehen hatten. Sophie, Nathaniels Frau, und ihr gemeinsames Kind Margaret hatten dösend auf dem Sofa gelegen.

»Zum Tempel.« Ysabeau hatte atemlos und aufgewühlt geklungen. »Komm. Sofort.«

Ohne auch nur einmal nachzufragen, war Marcus der Aufforderung seiner Großmutter nachgekommen und hatte noch in der Tür nach seinem Cousin Gallowglass und seiner Tante Verin gerufen.

Je näher er der Lichtung auf dem Gipfel gekommen war, desto deutlicher hatte sich die sommerliche Abenddämmerung unter dem Strahlen der jenseitigen Kraft aufgehellt, die Marcus durch die Bäume blitzen sah. Die Luft war derart mit Magie aufgeladen, dass seine Haare Habtachtstellung angenommen hatten. Dann witterte er die Anwesenheit eines Vampirs – Gerbert von Aurillac. Und da war noch jemand – eine ihm fremde Hexe.

Leichte, entschlossene Schritte hallten durch den steinernen Gang und holten Marcus in die Gegenwart zurück. Quietschend wie immer, schwang die schwere Tür auf.

»Hallo, Liebes.« Marcus wandte sich von dem Ausblick auf die ländliche Auvergne ab und holte tief Luft. Phoebe Taylors Duft erinnerte ihn an das Fliederdickicht vor der rot lackierten Tür auf dem Bauernhof seiner Eltern. Früher hatte das gleichzeitig feine und durchdringende Aroma die Hoffnung auf Frühling nach dem langen Winter in Massachusetts mit sich getragen und das verständnisvolle Lächeln seiner längst verstorbenen Mutter heraufbeschworen. Jetzt dachte Marcus dabei nur noch an die zierliche Frau mit dem eisernen Willen, die vor ihm stand.

»Es wird alles gut laufen.« Phoebes olivbraune Augen sahen ihn mitfühlend an, während sie seinen Kragen richtete. Marcus hatte die T-Shirts mit den Konzertaufdrucken ab- und gediegenere Kleidung angelegt, seit er seine Briefe mit Marcus de Clermont und nicht mehr mit Marcus Whitmore unterzeichnete – jenem Namen, unter dem sie ihn kennengelernt hatte, bevor er ihr von Vampiren, fünfzehnhundert Jahre alten Vätern, französischen Schlössern voller reservierter Verwandter und einer Hexe namens Diana Bishop erzählt hatte. In Marcus’ Augen war es ein reines Wunder, dass Phoebe an seiner Seite geblieben war.

»Nein. Bestimmt nicht.« Er nahm ihre Hand und drückte einen Kuss in ihrer Handfläche. Phoebe kannte Matthew nicht. »Bleib hier bei Nathaniel und den übrigen. Bitte.«

»Zum allerletzten Mal, Marcus Whitmore, ich werde neben dir stehen, wenn du deinen Vater und seine Frau begrüßt. Wir werden nicht noch mal darüber diskutieren.« Phoebe streckte ihm die Hand hin. »Sollen wir?«

Marcus nahm Phoebes Hand, doch statt ihr aus dem Zimmer zu folgen, wie sie erwartet hatte, zog er sie an seine Brust. Die eine Hand in seiner, die andere auf seinem Herzen, wurde Phoebe gegen seinen Brustkorb gedrückt. Überrascht sah sie zu ihm auf.

»Na schön. Du kannst mitkommen, Phoebe, aber nur unter gewissen Bedingungen. Erstens wirst du ständig an meiner oder Ysabeaus Seite bleiben.« Phoebe wollte schon aufbegehren, doch Marcus’ ernster Blick erstickte ihren Protest. »Zweitens wirst du den Raum verlassen, sobald ich es sage. Unverzüglich. Ohne Widerrede. Du gehst dann direkt zu Fernando. Du wirst ihn in der Kapelle oder in der Küche finden.« Marcus sah ihr tief in die Augen und erkannte, dass sie sich trotz ihres Argwohns fügen würde. »Drittens wirst du jederzeit, und zwar unter allen Umständen, mindestens eine Armlänge Abstand zu meinem Vater halten. Einverstanden?«

Phoebe nickte. Als gute Diplomatin war sie bereit, Marcus’ Regeln zu befolgen – bis auf Weiteres. Aber falls Marcus’ Vater tatsächlich das Monster war, für das einige im Haus ihn offenbar hielten, würde Phoebe tun, was sie tun musste.

Fernando Gonçalvez kippte die verquirlten Eier in die heiße Pfanne und übergoss die angebräunten Kartoffeln. Seine Tortilla Española war...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2015
Reihe/Serie All Souls
Diana & Matthew Reihe
Übersetzer Christoph Göhler
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Book of Life
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte A Discovery of Witches • All-Souls-Trilogie • Buchempfehlung für Frauen • die seelen der nacht • eBooks • Fantasy • Frankreich • Hexen • Liebesroman • Liebesromane • New-York-Bestsellerautorin • New York Times Bestseller • new york times bestseller, die seelen der nacht, wo die nacht beginnt • Romantasy • Romantische Fantasy • spannende Fantasy Bücher • Vampirbücher für Erwachsene • Vampire • Vampire Diaries • wo die nacht beginnt
ISBN-10 3-641-14638-0 / 3641146380
ISBN-13 978-3-641-14638-2 / 9783641146382
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