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Waidmannstod (eBook)

Der erste Fall für Kommissar Voss

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
288 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30824-2 (ISBN)
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4,99 inkl. MwSt
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Ein toter Jäger, ein Wald voller Geheimnisse und ein Kommissar, der im Kinderzimmer wohnt Die Luft ist kalt und dunstig. Das Licht der Herbstsonne bricht durch die Blätterkronen der mächtigen Buchen, als die Jagdhörner durch den Sternekorper Forst hallen. Kurz darauf wird ein toter Jäger gefunden, erlegt wie ein Tier. Kommissar Voss ist mit 43 Jahren gerade in seine brandenburgische Heimat zurückgekehrt, zu seiner kranken Mutter, in das geduckte Elternhaus, in dem es nach geräucherter Zeit riecht. Er ist mit Sicherheit der einzige Kommissar, über dessen Bett ein Depeche-Mode-Poster hängt und der den Anruf zu einem Mordfall in seinem ehemaligen Kinderzimmer entgegennimmt. Der Wald, in dem die Leiche gefunden wird, war früher sein Lieblingsort, hier hat Voss als Junge Vögel beobachtet und Höhlen gebaut. Und ausgerechnet hier muss er jetzt einen Mord aufklären. Der Tote besaß Teile des Waldes, die er an eine Windkraftfirma verpachten wollte, Feinde hatte er zuhauf - Windkraftgegner, Fledermausschützer und sogar den ehemals besten Freund. Die Spuren sind verwirrend. Zum Glück gibt es Maja, die polnische Pflegerin seiner Mutter, die Voss regelmäßig aus der Fassung bringt und ihm in entscheidenden Momenten die richtigen Fragen stellt. Doch dann wird der zweite Tote im Wald entdeckt, wieder waidmännisch hingerichtet; und das verändert alles. Nun jagen sie einen Serienmörder, Verdächtige tauchen unter, und Geschichten, die weit in die Vergangenheit reichen, rauben dem Kommissar den Schlaf. Maxim Leo legt ein raffiniertes, hochspannendes Krimidebüt vor, das die wilde Natur und die packende Geschichte der Mark Brandenburg ebenso in den Blick nimmt wie ihre Gegenwart.

 Maxim Leo  wurde 1970 in Ostberlin geboren. Er schreibt gemeinsam mit Jochen Gutsch Bestseller über Alterspubertierende und sprechende Katzen, außerdem Drehbücher für den »Tatort«. Für sein autobiografisches Buch »Haltet euer Herz bereit« wurde er 2011 mit dem Europäischen Buchpreis ausgezeichnet. 2014 erschien sein Krimi »Waidmannstod«, 2015 »Auentod«. 2019 erschien sein autobiografisches Buch »Wo wir zu Hause sind«, das wie der Roman »Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße« (2022) zum Bestseller wurde. 

 Maxim Leo  wurde 1970 in Ostberlin geboren. Er schreibt gemeinsam mit Jochen Gutsch Bestseller über Alterspubertierende und sprechende Katzen, außerdem Drehbücher für den »Tatort«. Für sein autobiografisches Buch »Haltet euer Herz bereit« wurde er 2011 mit dem Europäischen Buchpreis ausgezeichnet. 2014 erschien sein Krimi »Waidmannstod«, 2015 »Auentod«. 2019 erschien sein autobiografisches Buch »Wo wir zu Hause sind«, das wie der Roman »Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße« (2022) zum Bestseller wurde. 

SONNTAG


Kurz nach acht klingelt Voss’ Handy. Es liegt auf dem Nachttisch, etwa 20 Zentimeter von seinem Kopf entfernt, der allerdings unter einem großen Daunenkissen begraben ist, weshalb Voss eine Weile braucht, bis er das Klingeln überhaupt hört. Als er endlich aufwacht, ist das Handy verstummt. Voss lässt sich Zeit, er weiß, dass er schlechte Laune bekommt, wenn er morgens zu schnell aufsteht. Mit dem Schlafen ist es wie mit dem Tiefseetauchen, hat er Nicole mal erklärt. Man darf nicht zu schnell aus der Dunkelheit ans Tageslicht zurückkehren. Man muss sehr langsam nach oben gleiten. Seit er in Sternekorp ist, dauert das Auftauchen allerdings noch viel länger als sonst. Sein Schlaf hier ist fast komatös. Ob das am Teppichboden liegt? Vielleicht ist da irgendein Gift drin, das ihn betäubt?

Er greift nach dem Handy, sieht Frau Kaminskis Nummer und drückt auf Rückruf. Frau Kaminskis Stimme klingt beunruhigt: »Chef, das Zelt, mit dem wir die Wildstrecke gesichert haben, ist abgebrannt.« Jetzt ist Voss wach.

»Was heißt abgebrannt?«

»Ich bin gerade angekommen. So, wie es aussieht, hat hier jemand in der Nacht Benzin reingekippt und alles abgefackelt. Es ist nichts mehr da, nur noch Asche.«

»Verdammt! Ich komme sofort. Rufen Sie Neumann an. Wir treffen uns in 30 Minuten im Wald.«

Als Voss auf der Lichtung vor der Jagdhütte ankommt, ist Frau Kaminski gerade dabei, einige verkohlte Zweige in Klarsichtbeutel zu stecken. Vom Zelt ist nur noch das rußgeschwärzte Gestänge übrig. Voss nähert sich vorsichtig. Wenn der Täter heute Nacht noch mal hier war, hat er vielleicht Fußspuren hinterlassen. Er sieht Frau Kaminski fragend an, aber die schüttelt den Kopf. »Keine neuen Spuren, und die Zweige sind wahrscheinlich nicht mehr zu gebrauchen.«

»Das heißt, dass wir auf der richtigen Fährte waren«, sagt Voss. »Es gibt offenbar einen Zusammenhang zwischen dem Tatort und der Wildstrecke, den wir nicht entdecken sollen. Der Täter ist ein großes Risiko eingegangen. Jemand hätte das Feuer sehen können.«

»Der scheint genau zu wissen, was er tut. Um das hier alles abzufackeln, hat er mindestens 30 Liter Benzin gebraucht, eher mehr. Vielleicht ist er mit dem Auto gekommen, aber es gibt keine Reifenabdrücke. Und selbst wenn er zu Fuß das Benzin hergeschleppt hat, wie konnte er in der Dunkelheit seine Spuren beseitigen? Der Boden ist nass und weich, er wird ja nicht geflogen sein.«

»Na ja, ganz so perfekt ist er dann wohl doch nicht. Sonst hätte er nicht noch mal herkommen müssen. Er hat etwas übersehen, das wir nicht finden sollten. Was gab es außer den Tannenzweigen in dem Zelt, Frau Kaminski?«

»Blutspuren vom Wild, sonst nichts.«

Voss betrachtet die verbrannte Erde, die sich als schwarzes Rechteck auf dem Waldboden abzeichnet. Wovor hatte der Täter Angst? Selbst wenn es ihnen gelungen wäre, nachzuweisen, dass die Zweige vom Tatort und von der Wildstrecke von denselben Bäumen stammen, hätte das doch nur den Verdacht erhärtet, dass einer der Jäger der Mörder ist, denkt Voss. Zu der Zeit, als Harro Probst unten an der Esche erschossen wurde, waren laut Jagdleitung 34 Jäger im Wald. Und selbst wenn sie es geschafft hätten, anhand der Bruchstellen an den Zweigen die Zahl der Verdächtigen weiter einzuschränken, wäre doch nie ein einzelner Verdächtiger übrig geblieben. In jedem Fall war das Risiko, durch das Feuer entdeckt zu werden, größer, als in Ruhe abzuwarten. Außerdem sind sie doch nur der Spur gefolgt, die der Täter selbst gelegt hat. Ohne die aufwendige Inszenierung der Leiche wären sie nie auf die Idee gekommen, die Wildstrecke zu untersuchen. Voss läuft zur Waldkante, seine Gedanken irren ziellos umher. An einer Stelle, etwas weiter vom Weg entfernt, entdeckt er Hufabdrücke in der Erde.

»Haben Sie das hier gesehen, Frau Kaminski?«

Frau Kaminski eilt herbei, bleibt stehen. »Na ja, ein Pferd.«

»Haben Sie die Spuren gestern schon gesehen?«

»Nein, aber so großflächig haben wir den Boden auch nicht untersucht. Außerdem sehen diese Spuren frisch aus.«

»Von heute Nacht?«

»Kann schon sein. Ich werde mir das näher anschauen.«

»Tun Sie das, und falls es nötig ist, weil Sie länger brauchen, postieren wir hier nächste Nacht zwei Kollegen, um die Spuren zu bewachen.«

 

Da kommt Neumann keuchend auf die Lichtung gelaufen. Seine sonst immer so ordentlich gekämmten Haare kleben ihm an der Stirn, seine sonst immer so blank geputzten Schuhe sind mit Erde verkrustet, sogar die grüne Wachsjacke mit dem Karomuster im Innenfutter, die er mal während eines England-Aufenthaltes für viel Geld gekauft hat, wie er Voss bereits mehrmals erzählt hat, ist durch Lehmspritzer verunstaltet.

»Neumann, was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragt Voss.

»Entschuldigung, es hat etwas länger gedauert.«

Voss nickt ihm beruhigend zu. Er findet sich dabei ziemlich souverän, aber wenn er ehrlich ist, hofft er eigentlich nur, dass damit die immer noch fällige Entschuldigung nicht mehr ganz so notwendig ist.

»Erzählen Sie mal von den Befragungen gestern.«

»Ach, dieser Wald, Chef, das ist das reinste Schlangennest. Überall Streit, böses Blut. Die Jäger verdächtigen sich gegenseitig, in fremden Revieren zu wildern, geschützte Tiere zu schießen, heimlich Fleisch zu verkaufen. Letztes Jahr gab es sogar eine Schießerei zwischen zwei Jägern, die sich gegenseitig an der Reviergrenze aufgelauert haben.«

»Interessant, vielleicht ist das eine Frage des Charakters. Wer Jäger wird, will ein Revier verteidigen.«

»Nun ja, unter den Forstleuten scheint die Freundschaft nicht viel größer zu sein. Die Förster vom Landesamt führen Prozesse gegen die privaten Forstverwalter. Holzdiebe fahren mit Tiefladern in die Wälder und räumen die vorgeschnittenen Stämme ab.«

»Gibt es irgendwas Konkretes?«, fragt Voss, der bereits ein wenig unruhig wird. »Irgendetwas, das direkt mit Harro Probst zu tun hat?«

Neumann nickt und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Voss versteht, dass jetzt etwas kommt, worauf Neumann stolz ist und wofür er ihn nach Möglichkeit loben sollte.

»Ja, ich glaube, wir haben da was. Einer der Jäger erzählte von einer Frau, die Johanna Krieger heißt, in Eschersbach wohnt und deren Mann und zwei Kinder vor vier Jahren bei der Explosion einer Gasleitung gestorben sind. Die Gasleitungen waren von der Firma Probst verlegt worden.«

»Passt diese Johanna Krieger in unser Täterprofil?«

»Sie ist Jägerin. 47 Jahre alt, arbeitet als Berufsschullehrerin. Seit dem Tod ihrer Familie hat sie nicht mehr an der Jagd teilgenommen. Die anderen Jäger sagen, sie hatte einen solchen Hass auf Harro Probst, dass sie ihm nicht bewaffnet begegnen wollte.«

»Trägt denn Probst irgendeine Schuld am Tod ihrer Familie?«

»Das Unglück geschah kurz nachdem die Firma von Harro Probst die neuen Gasleitungen verlegt hatte. Vieles deutete damals darauf hin, dass die Firma geschlampt hat. Aber seltsamerweise gingen wichtige Beweisstücke verloren, bevor der Strafprozess gegen Probst begann, sodass dieser aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden musste. Probst tat so, als hätte er mit diesem schrecklichen Unglück nichts zu tun, obwohl sogar der Richter in dem Verfahren bedauerte, den vermutlich schuldigen Angeklagten so davonkommen zu lassen.«

»Gute Arbeit«, sagt Voss. Neumann strahlt über das ganze Gesicht. »Kriegen Sie mal bitte raus, wie der Mann heißt, der in Sternekorp in einem alten Stall an der Kälberweide wohnt. Offenbar interessiert er sich für Fledermäuse. Ich will mit ihm sprechen.«

»Was ist denn mit dem?«

»Erzähle ich Ihnen später. Und denken Sie an den Plan der Wildstrecke. Ich will so schnell wie möglich wissen, welches Tier wo lag und von wem es geschossen wurde.«

Neumanns Strahlen verschwindet so schnell, wie es gekommen ist.

Frau Kaminski winkt Voss zu sich. Er geht rüber zu ihr an den Waldrand. Mit einer Pinzette greift sie feuchtes Laub und legt es zur Seite. »Die Pferdespuren gehen weiter, vielleicht hat der Täter sie absichtlich mit Laub bedeckt«, sagt sie.

»Gar nicht so einfach in der Dunkelheit.«

»Er war in der Morgendämmerung hier. Man sieht das an den Laubblättern, von denen manche an der Unterseite mit Tau bedeckt sind. Das heißt, diese Blätter wurden gewendet, nachdem der Morgentau sich schon auf ihnen abgesetzt hatte.«

»Und wenn es nur der Wind war, der die Blätter aufgewirbelt hat?«

»Und sie zufällig genau über die Spuren gelegt hat?«

»Frau Kaminski, das klingt gut. Der Täter macht Fehler. Wenn Sie Unterstützung brauchen, rufen Sie mich an.«

Die Landstraße, die zum Haus von Johanna Krieger führt, geht in einen Feldweg über, der irgendwann so schlammig wird, dass Voss’ Auto stecken zu bleiben droht. Er stellt den Wagen am Wegesrand ab und geht zu Fuß weiter. Über den Wiesen steht der Nebel, zwei Kolkraben fliegen über ihn hinweg. Er hört einen Buchfinken, eine Misteldrossel, und hinten am Waldrand gurren ein paar Ringeltauben. Voss bleibt stehen und schließt die Augen. »Wer die Vögel kennt, braucht keine Augen mehr«, hat Förster Engelhardt gesagt. Wenn sie früher zusammen unterwegs waren, haben sie manchmal ein Spiel gespielt: Engelhardt hat Voss die Augen verbunden, ihn an die Hand genommen und irgendwo hingeführt. Voss musste dann anhand der Vogelrufe erraten, von welchen Pflanzen oder Bäumen er umgeben war. Das funktionierte, weil jeder Vogel seine strengen Gewohnheiten hat und sich nur dort einnistet, wo alle für...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2014
Reihe/Serie Kommissar Voss ermittelt
Kommissar Voss ermittelt
Kommissar Voss ermittelt
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 1. Fall • Auentod • Brandenburg • Debüt • Deutschland-Brandenburg • Forst • Haltet euer Herz bereit • Jäger • Jäger-Leiche • Kommissar • Kommissar Voss • Krimi-Reihe • Mark Brandenburg • Maxim Leo • Mord • Reihe • Serie • Serienmörder • Serien-Mörder • Sprechende Männer Das ehrlichste Buch der Welt • Verbrechen • Vergangenheit • Voss • Wald • Wald-Verbrechen • Zeit-Geschichte
ISBN-10 3-462-30824-6 / 3462308246
ISBN-13 978-3-462-30824-2 / 9783462308242
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