Krabbenbrot und Seemannstod (eBook)

Ein Ostfriesen-Krimi | «Ich liebe diese Reihe!!!» Gisa Pauly
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2014 | 1. Auflage
288 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-51951-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Krabbenbrot und Seemannstod -  Cornelia Kuhnert,  Christiane Franke
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Von fiesen Morden bei den Friesen im Norden Im Hafen von Neuharlingersiel liegt der Chef der Krabbenschälfabrik - mausetot. Für die Ermittler steht schnell fest: Hauke Matthiesen soll den Mord aus Eifersucht begangen haben. Doch Haukes Freunde, Dorfpolizist Rudi, der gutmütige Postbote Henner und seine neue Nachbarin, Lehrerin Rosa, wollen das nicht glauben. Sie sind überzeugt, dass die Kripo Wittmund den Falschen am Wickel hat. Und weil niemand ihnen zuhört, krempeln sie eben selbst die Ärmel hoch und ermitteln. Mit ihren eigenen Methoden. «Endlich ein neues, originelles Ermittlerteam an der Küste!» (Klaus-Peter Wolf) «Diejenigen, die Ostfriesland lieben, und alle, die dort noch nie gefroren haben, werden von diesem Trio so begeistert sein wie ich!» (Gisa Pauly) «Wer geglaubt hat, dass er Ostfriesland kennt, der wird hier eines Besseren belehrt - und das mit einer saftigen Portion Spannung und vor allem Humor, den manch einer den knorrigen Charakteren am Nordseestrand nicht zutraut, was aber einmal mehr beweist: Friesland singt nicht nur, es lacht auch!» (Margarete von Schwarzkopf)

Cornelia Kuhnert lebt in Hannover und hat dort als Lehrerin gearbeitet. Sie hat bereits zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht und Anthologien herausgegeben.Gemeinsam  mit Christiane Franke hat sie bei rororo bereits zehn Bände ihrer Ostfriesland-Krimireihe um Dorfpolizist Rudi, Postbote Henner und Lehrerin Rosa veröffentlicht.

Cornelia Kuhnert lebt in Hannover und hat dort als Lehrerin gearbeitet. Sie hat bereits zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht und Anthologien herausgegeben. Gemeinsam  mit Christiane Franke hat sie bei rororo bereits zehn Bände ihrer Ostfriesland-Krimireihe um Dorfpolizist Rudi, Postbote Henner und Lehrerin Rosa veröffentlicht. Christiane Franke wurde an der Nordseeküste geboren und lebt immer noch gerne dort. Neben ihren gemeinsamen Projekten mit Cornelia Kuhnert schreibt sie eine weitere Krimiserie um die Wilhelmshavener Kommissarinnen Oda Wagner und Christine Cordes, die im Emons Verlag erscheint.  Gemeinsam mit Cornelia Kuhnert hat sie bei rororo bereits elf Bände ihrer Ostfriesland-Krimireihe um Dorfpolizist Rudi, Postbote Henner und Lehrerin Rosa veröffentlicht.

SONNTAG


Henner Steffens schaut auf den Wecker und schließt sofort wieder die Augen. Sieben Uhr dreiundzwanzig. Er ist müde, und jeder Knochen tut ihm weh. Das war gestern aber auch echt blöd: Rutscht er beim Boßeln auf einer gefrorenen Pfütze mitten im Anlauf aus und legt sich lang auf die Nase. Das Lachen der anderen hört er jetzt noch. Er schnauft und dreht sich auf die andere Seite. Aber er kann nicht mehr einschlafen. Stöhnend setzt er sich auf. Wo er schon wach ist, kann er sich auch einen Tee kochen.

Zehn Minuten später sitzt er wieder auf seinem Bett, die Decke bis zum Bauch hochgezogen, den Becher in der Hand und die Sonntagszeitung auf den hochgestellten Knien. Mit dem ersten vorsichtigen Schluck – der Tee ist verdammt heiß – merkt er, wie seine Lebensgeister zurückkehren. Er nimmt gerade den zweiten Schluck, als es erbarmungslos an seiner Wohnungstür klingelt. Er schreckt auf, der heiße Tee schwappt ihm ins Gesicht und tröpfelt auf sein orangefarbenes Jägermeister-T-Shirt, die Guten-Morgen-Sonntag und die weiße Bettdecke mit dem gehäkelten Spitzeneinsatz, die er erst gestern frisch bezogen hat. So ’n Schiet, flucht Henner. Er hätte das rote Bettzeug nehmen sollen. Es klingelt immer noch.

«Nun ma sinnig, ich komm ja schon.» Missmutig geht er zur Tür. Sicher ist es Rudi. Manchmal reitet den der Teufel, dann klingelt er sonntags in aller Herrgottsfrühe. Will Henner zum Joggen abholen oder noch schlimmer: Fitnesstraining, Schwimmbad, Sauna. Sein alter Sandkastenfreund hat die irrwitzigsten Ideen, wie man freie Vormittage verbringen kann. Doch das Schlimmste ist, dass Rudi stets behauptet, sie hätten am Abend vorher im «Dattein» darüber gesprochen. Aber das muss dann nach dem sechsten Bier gewesen sein.

Immer noch schrillt die Glocke. «Ja doch, bin schon da.» Henner reißt die Tür auf. «Verdammich, nich so laut, oben is …» ’ne neue Mieterin wollte er sagen, aber genau die steht vor ihm.

Rosa Moll. Im pinkfarbenen Jogginganzug mit knallroter Steppweste und dicken Stiefeln. Was will die denn? Und vor allem um diese Zeit? Bevor er etwas sagen kann, legt sie los.

«Pepe ist weg. Sie müssen mir helfen.»

Er guckt sie von oben bis unten an, rührt sich aber nicht einen Millimeter. Überraschungen konnte er noch nie gut leiden, so was wirft ihn aus der Bahn.

«Bitte! Er ist am Hafen.» Sie schnieft laut und mustert ihn ihrerseits – von seinen nackten Füßen über die behaarten Beine, die rot-weiß karierten Boxershorts und den mit Hirschgeweih geschmückten Bierbauch bis hoch zu seinem verschlafenen Gesicht.

«Pepe?», fragt Henner skeptisch und zieht unwillkürlich den Bauch ein. Damenbesuch am frühen Morgen, da ist er nicht drauf eingestellt. Das würde sich nicht mal eine seiner Schwestern trauen. Der Sonntag ist ihm heilig, das wissen alle.

«Wir müssen uns beeilen!» Rosas blonde Locken hüpfen bei jedem Wort auf und ab. «Da treiben überall Eisschollen. Wenn er da reinfällt, ist er tot.»

«Tot?»

«Sag ich doch.»

«Warten Sie hier.» Henner dreht sich um. Wenn Gefahr im Verzug ist, muss er helfen. Keine Frage. Da bewegt er sich dann selbst Sonntag früh mal etwas zügiger, kommt nach einer Rekordzeit von fünf Minuten in Jeans, T-Shirt und dem dicken Troyer zurück, zieht seine Goretex-Stiefel an und greift sich die Wachsjacke vom Haken neben der Tür.

«Na, dann man los», sagt er. Bevor er die Wohnungstür zuzieht, steckt er noch sein Handy ein. Das kann nie schaden.

 

Das Gras im Vorgarten ist gefroren und funkelt im Licht der aufgehenden Sonne. Bei zwei Grad unter null wirbelt der Atem der beiden wie Rauch durch die Luft. Die Äste der Obstbäume und die Blätter der Rhododendronbüsche sind mit einer Raureifschicht überzogen. Der Winter geht in eine neue Frostrunde, wie immer mit Unterstützung des eisigen Windes, der polare Luft übers Land treibt.

Fröstelnd zieht Henner den Reißverschluss seiner Jacke hoch. Er hätte Handschuhe mitnehmen sollen. Mit schnellen Schritten überqueren sie die Cliener Straat, die Hauptstraße des kleinen Fischer- und Touristenortes. Aus dem Augenwinkel registriert er, dass in Rudis Schlafzimmer die Rollos noch unten sind. Der hat’s gut, neidet er, während er der pinkfarbenen Frau hinterherhastet, direkt am Andenkenladen seiner ältesten Schwester vorbei. Adelheids Lädchen ist natürlich noch geschlossen. Im März ticken die Uhren in Neuharlingersiel langsamer, und um diese Uhrzeit dreht Adelheid sich sonntags gern noch mal im Bett um. Er eigentlich auch.

Henner keucht, als sie den Hafen erreichen. Von einer Flutmauer geschützt, strahlt er Geborgenheit aus, trotz der Eiseskälte und dem Wind, der auch hier pfeift. Dicht gedrängt und verlassen liegen die Krabbenkutter im Hafenbecken.

«Wo haben Sie Pepe denn zuletzt gesehen?»

«Auf einem der Kutter, hab ich das nicht gesagt?» Rosa beschleunigt, und genau in diesem Moment durchbricht ein jammernder Klagelaut die morgendliche Stille. Ein zweiter und dritter Schrei folgen. Rosa erstarrt, dann entspannt sie. «Das ist nicht Pepe. Der schreit anders.»

Das ist Henner längst klar, kennt er doch das Kreischen der Möwen, seit er als Säugling in die Windeln geschissen hat.

«Da!» Plötzlich schießt Rosas Zeigefinger vor. «Da ist Pepe!»

Rechter Hand liegen die vereisten Netze der Krabbenfischer über den Pollern, dahinter sieht er zwar den Kutter von Onkel Arnold, aber keinen Pepe. Henner kneift die Augen zusammen. Die Baumkurre hängt an der Seite. Sie ist genauso leer wie das Bootsdeck.

«Wo isser denn nu?»

«Da oben!» Rosas Finger streckt sich Richtung Himmel, und Henners Augen wandern hinterher. Hoch und höher, bis zu einem schwarzen Etwas mit signalrotem Schnabel, das auf der Spitze des Mastes sitzt.

«… ein Vogel?», fragt Henner ungläubig. Seine Augenbrauen ziehen sich bedrohlich zusammen.

«Ein Beo», belehrt Rosa ihn. Der hat sie auch entdeckt und kreischt laut: «Halt die Klappe!», dann breitet er seine Schwingen aus, hebt ab und dreht eine elegante Runde über dem kleinen Sielhafen, bevor er sich wieder auf Onkel Arnolds Kutter niederlässt.

«Halt die Klappe!», fordert er noch einmal.

«Pepe, mein Süßer, komm zu mir», gurrt Rosa, doch der Beo dreht ihr demonstrativ den Rücken zu und zupft sich am Gefieder.

«Ich glaub, er ist beleidigt, weil wir umgezogen sind. Aber das wird sich geben. Ich muss ihn nur wieder in die Wohnung bekommen. Dann lasse ich ihn ein paar Tage in seinem Käfig. Mit ein paar Leckerlis hab ich ihn noch immer rumgekriegt.» Rosa strahlt Henner an. «Pepe ist eben auch nur ein männliches Wesen.»

Verärgert zieht Henner die Augenbrauen noch dichter zusammen. Vögel, die in Käfigen gehalten werden, sind nicht nach seinem Geschmack. Genauso wenig wie Frauen, die ihn am Sonntagmorgen aus dem Bett klingeln, wenn er gerade gemütlich die Zeitung liest und seinen ersten Tee trinkt.

«Joa, denn … ich geh mal wieder», sagt er und dreht sich um. Die Frau hat ja vielleicht Nerven. Holt ihn wegen eines Vogels aus dem Bett! Um den muss man sich nun wirklich keine Gedanken machen. Warum auch? Wer Flügel hat, kann fliegen. Bei Sven war das damals anders. Als der ins Hafenbecken gefallen ist, ist Henner sofort hinterher. Ohne nachzudenken. Hat mitten beim Postverteilen seine Berta, wie er seinen Dienstdrahtesel liebevoll nennt, zur Seite geschmissen und ist in voller Montur hinterhergesprungen. Hätte er gewusst, dass Sven da schon drei Wochen das Schwimmabzeichen in Gold hatte, hätte er es sich vielleicht noch mal überlegt. Zumal er nachher mehr Schwierigkeiten hatte, aus dem Hafenbecken zu klettern, als der Junge. Rudi, sein bester Kumpel und Svens Vater, rechnet ihm seinen Einsatz allerdings auch heute noch hoch an. Goldenes Schwimmabzeichen hin oder her.

«Wie? Sie gehen wieder?», fragt seine neue Nachbarin. «Sie müssen doch was unternehmen!»

«Nee.»

«Wie, nee?» Sie guckt ihn entgeistert an.

«Das da», sagt er und hebt den Finger, «ist ein Vogel. Der kann fliegen. Ein Hund wär was anderes. Meinetwegen auch eine Katze, obwohl die ja wohl sieben Leben hat. Aber ein Vogel? Nee, der kann sich allein helfen.» Er dreht sich um.

«Aber Pepe kennt sich hier doch nicht aus», begehrt Rosa Moll auf. Henner nimmt sich fest vor, dass er das nächste Mal, wenn Tante Hildegard die Oberwohnung vermietet, bei der Auswahl des Mieters ein Wörtchen mitredet. Insgeheim vermutet er ja, dass Tante Hildegard das mollige Fräulein in die Wohnung über ihn gesetzt hat, um ihm zu verstehen zu geben, dass es für Henner mit Anfang vierzig Zeit wird, eine Familie zu gründen. Aber da hat sie mit der völlig danebengegriffen. Die wohnt nicht mal einen Tag im Haus und geht ihm jetzt schon gehörig auf die Nerven. Damit toppt sie sogar den Finanzbeamten aus Aurich, der vorher da gewohnt und zu unchristlichen Zeiten Saxophon gespielt hat.

«Vielleicht binden Sie Ihrem Beo einen Ortsplan um», schlägt Henner trocken vor, «den gibt’s kostenlos bei der Touristeninformation. Und reden scheint er ja zu können.»

«Ich finde Sie ganz schön gemein.» Rosa Moll schnieft laut und steigt über die steifgefrorenen Fischernetze. «Wenn Sie schon nichts unternehmen, vielleicht halten Sie wenigstens meine Hand, damit ich rüberklettern kann?»

Henner zögert. Der Abstand zwischen Kutter und Hafenmauer ist nicht unerheblich, vor allem jetzt bei Ebbe – und die Moll sieht nicht so aus, als ob sie Expertin im Weitsprung wäre.

«Lassen Sie das. So wird das doch nix. Sie klettern auf den Kutter, und...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2014
Reihe/Serie Henner, Rudi und Rosa
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Dorfpolizist Rudi • Eifersucht • Gisa Pauly • Henner • Klaus Peter Wolf • Krischan Koch • Küste • Küstenkrimi • Lehrerin Rosa Moll • Mord • Neuharlingersiel • Nordsee • Nordseekrimi • Nordsee Krimi • Ostfriesenkrimi • Ostfriesland • Ostfrieslandkrimi • Postbote Henner Steffens • Rudi und Rosa
ISBN-10 3-644-51951-X / 364451951X
ISBN-13 978-3-644-51951-0 / 9783644519510
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