Der Schwimmer (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller aus Schweden
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
464 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-52911-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Schwimmer -  Joakim Zander
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Damaskus: Das Kind in seinen Armen hat hohes Fieber, atmet kaum noch. Im nächsten Moment explodiert eine Bombe: Die Frau, die er liebt, stirbt. Doch der Anschlag galt ihm. Dem amerikanischen Agenten. Brüssel: Im Haifischbecken der Politiker und Lobbyisten bewegt sich EU-Referentin Klara Walldéen mühelos. Doch dann begegnet die junge Schwedin Mahmoud wieder, einem erfolgreichen Politologen, ihrer großen Liebe. Er besitzt Informationen, die seinen Tod bedeuten können. Und auch Klaras. Arkösund & Sankt-Anna-Schärengarten: Ihr Fluchtpunkt. Hier ist Klara aufgewachsen. Hier gibt es Menschen, so rau wie die Natur. Auf die Verlass ist. Ganz gleich, wie hoch die Wellen schlagen. Langley: Der amerikanische Agent ist der Einzige, der Klara retten kann. Ein Mann, der bei seinen Einsätzen alles vergessen wollte: die Vergangenheit. Die Schuld. Sein Kind, das er nie wieder gesehen hat. Und der nur an einem Ort Ruhe findet. Im Wasser. Während er seine Bahnen schwimmt. Zug um Zug. Der Auftakt der Reihe um Juristin Klara Walldéen erscheint in 27 Ländern. «Eines unserer Lieblingsbücher dieses Jahr.» (Magasinet Paragraf) «Hervorragend geschrieben, unglaublich spannend.» (Skånska Dagbladet) «Inmitten atemloser Spannung schafft Zander glaubwürdige Charaktere.» (Dalarnas Tidning) «Ein rasanter Thriller.» (Borås Tidning) «Ein bemerkenswertes Debüt.» (Göteborgs-Posten)

Joakim Zander, 1975 in Stockholm geboren, wuchs in Söderköping an der schwedischen Küste auf und lebte in Syrien, Israel und den USA. Er studierte Jura in Uppsala, promovierte in Maastricht und arbeitete danach für das Europäische Parlament und die Europäische Kommission in Brüssel und Helsinki.Sein Debütroman «Der Schwimmer» und Auftakt der Klara-Walldéen-Reihe erschien in 30 Ländern und war ein internationaler Bestseller, eine US-Verfilmung ist geplant. Nach den Folgebänden «Der Bruder» und «Der Freund» beschreitet der Autor mit seinem literarischen Spannungsroman «Ein ehrliches Leben» neue Wege, das Buch wird von Netflix prominent verfilmt. Der Autor lebt in Lund. 

Joakim Zander, 1975 in Stockholm geboren, wuchs in Söderköping an der schwedischen Küste auf und lebte in Syrien, Israel und den USA. Er studierte Jura in Uppsala, promovierte in Maastricht und arbeitete danach für das Europäische Parlament und die Europäische Kommission in Brüssel und Helsinki. Sein Debütroman «Der Schwimmer» und Auftakt der Klara-Walldéen-Reihe erschien in 30 Ländern und war ein internationaler Bestseller, eine US-Verfilmung ist geplant. Nach den Folgebänden «Der Bruder» und «Der Freund» beschreitet der Autor mit seinem literarischen Spannungsroman «Ein ehrliches Leben» neue Wege, das Buch wird von Netflix prominent verfilmt. Der Autor lebt in Lund.  Ursel Allenstein, 1978 geboren, übersetzt u.a. Sara Stridsberg, Johan Harstad und Tove Ditlevsen. 2011 und 2020 erhielt sie den Hamburger Förderpreis, 2013 den Förderpreis der Kunststiftung NRW und 2019 den Jane-Scatcherd-Preis für ihre Übersetzungen aus den skandinavischen Sprachen.

Juli 1980
Damaskus, Syrien


Jedes Mal, wenn ich dich umarme, ist es das letzte Mal. Das weiß ich seit Anbeginn. Und wenn du doch zurückkommst und ich das Kind in meine schlaflosen Arme nehme, kann ich an nichts anderes denken als daran, dass ich es zum letzten Mal halten werde.

Du siehst mich an, die Augen so klar wie der Himmel nach einem Regenschauer, und ich weiß, dass du es weißt. Dass du genauso lange davon weißt wie ich. Von meinem Verrat. Jetzt, in diesem Moment, ist er so nah, dass wir seinen stinkenden Atem wahrnehmen, seinen ungleichmäßig hämmernden Herzrhythmus.

Das Kind wimmert in der Wiege, und du stehst auf, aber ich bin vor dir da und nehme es hoch. Halte es an meine Brust. Spüre seinen Atem, sein pochendes Herz durch die dünne hellblaue Decke, die deine Mutter gestrickt hat. Sein Herz ist mein Herz. Es gibt nichts, was es rechtfertigen würde, sein eigen Fleisch und Blut zu verlassen. Es gibt keine Gründe und keine Entschuldigungen. Nur unterschiedliche Deckmäntel, die man anlegen kann. Nur variierende Qualitäten von Lügen.

Und wer, wenn nicht ich, sollte diese perfekt beherrschen.

 

Die Hitze ist übermächtig. Nach zwei Monaten mörderischer Dürre glüht die Stadt wie Lava. Wenn der Abend kommt, ist sie nicht mehr grau oder beige, sondern durchsichtig, ermattet, wabernd. Niemand kann hier einen klaren Gedanken fassen. Alles stinkt nach Müll. Abfall, Abgase, Knoblauch und Kreuzkümmel. Aber ich nehme nur den Geruch des Kindes wahr. Ich schließe die Augen und atme tief ein, meine Nase an seine fast haarlose Stirn gepresst. Und sie ist noch immer heiß. Viel zu heiß. Das Fieber lässt nicht nach.

Du sagst, das ginge nun schon den dritten Tag so. Ich höre, wie du in den Schubladen nach Aspirin oder irgendetwas anderem kramst. Diese Hitze. Sie macht uns wahnsinnig. Wir wissen beide, dass ich keine Medikamente hier habe, in meiner Wohnung, meinem Blendwerk. Warum sind wir überhaupt hier?

«Gib mir die Autoschlüssel», sagst du.

Bewegst deine Hand wie die Händler auf dem Basar, wenn sie um Geld bitten. Und als ich zögere: «Gib mir endlich diese verdammten Schlüssel.»

Eine Oktave höher, eine Spur verzweifelter.

«Warte doch. Wäre es nicht besser, wenn ich –», beginne ich.

Das Kind liegt vollkommen reglos an meiner Schulter, sein Atem so leicht, dass ich ihn kaum mehr spüre.

«Und wie willst du zur Botschaft kommen? Du siehst doch, dass wir etwas gegen das Fieber brauchen?»

Widerstrebend angle ich den Schlüsselbund aus der Hosentasche. Das Kind mit der anderen Hand an meiner Brust balancierend, gleitet er mir durch die Finger und landet mit einem dumpfen Klirren auf dem Marmorboden im Flur. Die Hitze dämpft sogar die Geräusche, denke ich. Verzögert sie, bremst sie aus. Wir beugen uns beide gleichzeitig hinab, um die Schlüssel aufzuheben. Für einen kurzen Moment streifen sich unsere Finger und unsere Blicke. Dann schnappst du dir den Schlüsselbund und richtest dich auf. Verschwindest in das hallende Treppenhaus. Hinterlässt nur das leise Geräusch der Tür, die sacht ins Schloss fällt.

 

Ich stehe mit dem Kind in der einzigen schattigen Ecke auf dem Balkon, der zur Straße hinausgeht. Die Erinnerung an eine Brise streift mich. Die Hitze erschwert das Atmen. In der Luft liegt nur der Gestank der glühenden Stadt. Was ist aus dem Jasmin geworden? Früher duftete die Stadt nach Jasmin.

Das Amulett, das du mir geschenkt hast, bevor alles nur noch Hitze, Fieber, Flucht war, brennt auf meiner Brust. Es hat deiner Großmutter gehört und deiner Mutter. Ich denke, ich werde es hierlassen, es auf die Kommode mit Intarsien aus Perlmutt und Rosenholz legen, die wir zusammen auf dem Basar gekauft haben, als sich das Band zwischen uns zu knüpfen begann. Ich denke, dass ich nicht das Recht dazu habe, das Amulett mitzunehmen. Dass es mir nicht mehr gehört. Falls es das überhaupt jemals tat.

Ich weiß alles darüber, wie man überlebt. In dieser Stadt kenne ich jede Gasse, jedes Café. Ich kenne jeden schnauzbärtigen Antiquitätenhändler mit zwielichtigen Verbindungen, kenne die tratschenden Teppichverkäufer und den Jungen, der Tee aus dem meterhohen Samowar verkauft, den er auf dem Rücken trägt. Ich habe mit dem Präsidenten in verräucherten Zimmern importierten Whisky getrunken – im Beisein der Leiter von Organisationen, die er offiziell ablehnt. Der Präsident kennt meinen Namen. Einen meiner Namen. Ich habe das Geld verwaltet. Dafür gesorgt, dass es in jene Hände gelangt, die den Interessen am meisten dienen, welche zu wahren ich geschickt wurde. Wenn ihr mich trefft, spreche ich eure Sprache besser als ihr selbst. Und gleichzeitig: Setzt mich irgendwo anders ab, im Dschungel, in der Steppe, in der Lobby des Savoy Hotels. Gebt mir eine Minute. Ich verwandle mich in eine Eidechse, einen vergilbten Grashalm, einen jungen Banker in Nadelstreifen mit etwas zu langem Haar und einer schillernden, aber privilegierten Vergangenheit. Eure Studienfreunde kenne ich vage, über Dritte. Doch an mich erinnern sie sich nie.

Ihr wisst es nicht, aber ich bin so viel besser als ihr. Ich verändere mich schneller. Passe mich geschickter an. Habe unschärfere Konturen und einen härteren Kern. Ich halte meine Bande kurz. Wenn sie stärker werden, kappe ich sie. Und jetzt? Jetzt habe ich nicht aufgepasst und sie stärker werden, sich festigen lassen. Blutsbande.

 

Das Spiel geht ewig weiter, aber diese Partie ist beendet. Ich presse das Kind fester an meine Brust, stampfe ungeduldig mit den Füßen auf dem Beton. Wenn die Bilder vom Tod durch meine Synapsen jagen, kneife ich die Augen zusammen und schüttle den Kopf. Rede unbewusst leise mit mir selbst.

«Nein, nein, nein …»

Das aufgedunsene Gesicht in der offenen Kloake an der Autobahn in Richtung Flughafen. Die aufgerissenen Augen. Die Fliegen in der Hitze. Diese Fliegen.

«Nein, nein, nein …»

Warum habe ich ihn nicht in Ruhe gelassen? Ich wusste doch schon alles. Warum habe ich Firas zu einem weiteren Treffen überredet, als die Spur bereits glühend heiß war, selbsterklärend? Aber die Sache war zu widersprüchlich, zu schwer zu glauben. Ich war gezwungen, alles noch einmal zu hören. Ein weiteres Mal in Firas’ nervöse Augen zu sehen, zu prüfen, ob sich etwas in seinem Blick verbirgt. Ob sich ein Schatten über sein Gesicht legt, wenn er die Details widerwillig ein letztes Mal wiederholt. Ob seine nervösen Tics eskalieren oder gänzlich verschwinden würden. All diese Zeichen. All die feinen Nuancen. All das, was diese fast unmerkliche Grenze zwischen Wahrheit und Lüge, Leben und Tod definiert. Ich kneife die Augen zusammen und schüttle den Kopf, während mich Angst und Schuld überwältigen. Ich hätte es besser wissen müssen.

Jetzt gibt es keine Zeit zu verlieren. Das Auto wurde von einem Kontakt gemietet und parkt um die Ecke. Ein Rucksack mit Kleidung, Geld und einem neuen Pass liegt im Kofferraum. Der Fluchtweg ist aktiviert, mit unsichtbarer Tinte auf die Innenseite meiner Augenlider geschrieben. Es ist die einzige Lösung, die jetzt noch bleibt. Zu Staub zu werden und anschließend zu Luft. Ein Teil von Kreuzkümmel, Knoblauch, Abfall und Abgasen zu werden. An einem guten Tag vielleicht auch zu Jasmin.

Ich halte das Kind vor mich und sehe es an. Es erleichtert mich, dass es deine Augen hat. So ist es einfacher. Was ist das für ein Mensch, der sein eigenes Kind zurücklässt? Auch wenn es darum geht, es zu beschützen. Verrat um Verrat. Lüge um Lüge. Wie lange kann die Relativität eine menschliche Seele retten?

Die Geräusche, die von der Straße heraufdringen. Langsamer, träger in der Hitze. Der Nachhall müder Stimmen, die mich im dritten Stock kaum noch erreichen. Autos, die über den glutheißen Beton kriechen, heiser, geplagt.

Und dann das Stottern eines Wagens, der nicht anspringt. Ein Schlüssel, der umgedreht wird, aber die Zündkerzen reagieren nicht. Einmal:

«Aaaaannnnnananananananan.»

Das Kind abschirmend, trete ich in die Sonne ans Balkongeländer. Es fühlt sich an, als würde ich in ein viel zu heißes Bad gleiten, der Schweiß rinnt meine Wangen hinab, meine Achselhöhlen, mein Rücken und meine Brust sind schon vollkommen nass. Ich beuge mich über das Geländer, suche den rostigen alten grünen Renault mit dem Blick. Auf der anderen Straßenseite. Gedanken schwirren mir durch den Kopf. Dass ich glücklich war, genau diese Parklücke gefunden zu haben. Dass ich dachte, er würde dort über Wochen stehen, wenn nicht Monate. Dass du am Ende vielleicht die Schlüssel finden und ihn umstellen würdest. Doch warum solltest du dich um das Auto scheren?

Sonnenreflexe blitzen von der Scheibe auf der Fahrerseite auf. Doch wenn ich blinzele, sehe ich dich. Dein schönes blondes Haar, platt und strähnig von den schlaflosen Nächten, dem Wassermangel. Vornübergebeugt, das Gesicht verzerrt von Gereiztheit, Kopfschmerz, all die Gedanken, all die Sorgen. Ich denke, dass du das Schönste bist, was ich je gesehen habe. Dass es das letzte Mal ist, dass ich dich sehe. Das Messer, das sich, Umdrehung für Umdrehung, in mein Herz hineinbohrt.

Du betätigst den Zündschlüssel erneut.

«Aaaaannnnnananananananan.»

Das ist ein Zeichen. Eines der Zeichen. Eines von Tausenden von Zeichen, die zu erkennen ich gelernt habe, um mein eigenes Überleben zu sichern. Und ich weiß, dass es zu spät ist, viel zu spät. Die Einsicht durchzuckt mich. Die Todesangst, die Hoffnungslosigkeit, die Schuld, Schuld, Schuld. Alles in dem Bruchteil von Sekunden, die ein Nerv braucht, um auf Schmerz zu reagieren.

Als die Explosion mein Trommelfell zerreißt,...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2014
Reihe/Serie Klara Walldéen
Übersetzer Ursel Allenstein, Nina Hoyer
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Agent • Anschlag • Arkösund • Attentat • Blackwater • Bombe • CIA • Damaskus • EU • Flucht • Folter • Hacker • Internet • Kind • Klara Waldeen • Langley • Liebe • Mahmoud • Sankt-Anna-Schärengarten • Schären • Scharfschütze • Schuld • Schweden • Tod • Vergangenheit
ISBN-10 3-644-52911-6 / 3644529116
ISBN-13 978-3-644-52911-3 / 9783644529113
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