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Die Muschelsucher (eBook)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
864 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-21481-1 (ISBN)
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Eine unvergessliche Familiensaga. Penelope Keeling kann zurückblicken auf ein langes und bewegtes Leben. Ihr liebster Besitz: ein Gemälde mit dem Titel «Die Muschelsucher», das ihr Vater einst malte. Als ihre Kinder erfahren, dass das Werk mittlerweile ein Vermögen wert ist, entbrennt ein heftiger Streit darum. Doch Penelope kann sich nicht von dem Bild trennen. Zu viele Erinnerungen sind damit verbunden: an ihre unkonventionelle Kindheit in Cornwall, eine Zeit unbeschwerten Glücks, aber auch an die Kriegsjahre, eine unglückliche Ehe - und natürlich an ihre große Liebe. Und je tiefer die Erinnerungen sie in die Vergangenheit ziehen, desto klarer wird Penelope, dass sie die vor ihr liegenden Entscheidungen nur mit dem Herzen treffen kann ... Rosamunde Pilchers berühmtester Roman - ein Welterfolg.

Rosamunde Pilcher wurde 1924 in Lelant/Cornwall geboren, arbeitete zunächst beim Foreign Office und trat während des Zweiten Weltkrieges dem Women´s Royal Naval Service bei. 1946 heiratete sie Graham Pilcher und zog nach Dundee/Schottland. Rosamunde Pilcher schrieb seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr. Ihre Romane haben sie zu einer der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart gemacht. Rosamunde Pilcher starb im Februar 2019.

Rosamunde Pilcher wurde 1924 in Lelant/Cornwall geboren, arbeitete zunächst beim Foreign Office und trat während des Zweiten Weltkrieges dem Women´s Royal Naval Service bei. 1946 heiratete sie Graham Pilcher und zog nach Dundee/Schottland. Rosamunde Pilcher schrieb seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr. Ihre Romane haben sie zu einer der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart gemacht. Rosamunde Pilcher starb im Februar 2019. Jürgen Abel hat zahlreiche Werke aus dem Englischen, den amerikanischen Englisch und dem Französischen ins Deutsche übertragen. Zu den von ihm übersetzen Autorinnen und Autoren gehören unter anderem John Irving, Doris Lessing und Roald Dahl.

1 Nancy


Manchmal hatte sie den Eindruck, dass sie, Nancy Chamberlain, dazu verdammt sei, selbst bei der einfachsten, harmlosesten Beschäftigung über kurz oder lang unweigerlich an schier unüberwindliche Hindernisse zu stoßen.

Zum Beispiel heute Morgen. Ein x-beliebiger Tag Mitte März. Alles, was sie tat … alles, was sie vorhatte … war, um Viertel nach neun den Zug von Cheltenham nach London zu nehmen, mit ihrer Schwester zu Mittag zu essen, vielleicht kurz zu Harrods hineinzuschauen und dann wieder nach Hause zu fahren. Es war schließlich ein alles andere als verruchtes Vorhaben. Sie war nicht im Begriff, sich wild extravaganten Ausschweifungen hinzugeben oder einen Liebhaber zu treffen, es war sogar im Grunde ein Pflichtbesuch, bei dem über Verantwortung gesprochen und Entscheidungen getroffen werden mussten, doch sobald sie ihrer Familie das Vorhaben angekündigt hatte, schienen sich alle möglichen Umstände drohend gegen sie zu verschwören, und sie musste Einwände oder, schlimmer noch, Gleichgültigkeit überwinden und hatte schließlich das Gefühl, sie kämpfe um ihr Leben.

Gestern Abend, nach der telefonischen Verabredung mit Olivia, hatte sie angefangen, ihre Kinder zu suchen. Sie hatte sie schließlich in dem kleinen Wohnzimmer gefunden, das sie euphemistisch als Bibliothek bezeichnete, auf dem Sofa vor dem brennenden Kamin, beim Fernsehen. Sie hatten ein eigenes Spielzimmer und ein eigenes Fernsehzimmer, aber das Spielzimmer besaß keinen Kamin und war eine Eishöhle, und der Apparat war ein alter Schwarzweißfernseher, und deshalb war es kein Wunder, dass sie die meiste Zeit hier verbrachten.

«Kinder, ich muss morgen nach London, um Tante Olivia zu treffen und über Großmutter Pen zu sprechen …»

«Aber wer bringt Lightning dann zum Hufschmied, er muss unbedingt neu beschlagen werden?»

Das war Melanie. Während sie redete, kaute sie an ihrem Pferdeschwanz und hielt den Blick finster auf den zappelnden Rocksänger gerichtet, der den Bildschirm füllte. Sie war vierzehn und machte, wie ihre Mutter sich immer wieder sagte, gerade diese schwierige Zeit durch.

Nancy hatte mit der Frage gerechnet und sich die Antwort zurechtgelegt.

«Ich werde Croftway bitten, das zu tun. Er müsste es allein schaffen können.»

Croftway war der Gärtner oder vielmehr der Mann für alles, ein mürrischer Kerl, der mit seiner Frau über dem Pferdestall wohnte. Er hasste die Pferde und machte sie mit seiner lauten Stimme und seiner ungehobelten Art scheu, aber es gehörte zu seiner Arbeit, sich mit um sie zu kümmern, und er tat es widerwillig, indem er die schweißnassen Tiere in die Boxen trieb und das plumpe Gefährt zu verschiedenen Veranstaltungen des Reitclubs kutschierte. Nancy nannte ihn dann immer «unser Stallbursche».

Nun brachte der elfjährige Rupert, der die letzten Worte mitbekommen hatte, seine Einwände vor: «Ich habe Tommy Robson gesagt, dass ich morgen bei ihm Tee trinke. Er hat ein paar Fußballzeitschriften und will sie mir leihen. Wie komme ich nach Haus?»

Er hatte nichts dergleichen vorher erwähnt, Nancy hörte das erste Mal davon. Fest entschlossen, nicht aus der Haut zu fahren, und in dem Wissen, dass der Vorschlag, sich einen anderen Tag auszusuchen, nur lautstarken Protest und ein weinerliches «Das ist nicht fair!» auslösen würde, schluckte sie ihre Gereiztheit hinunter und sagte, so freundlich sie konnte, er könne vielleicht mit dem Bus fahren.

«Aber dann muss ich vom Dorf aus zu Fuß gehen.»

«Oh, es sind doch nur ein paar hundert Meter.» Sie lächelte, um das Beste aus der Situation zu machen. «Es wird dich dieses eine Mal schon nicht umbringen.» Sie hoffte, er würde das Lächeln erwidern, aber er kniff nur den Mund zusammen und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu.

Sie wartete. Worauf? Vielleicht auf ein bisschen Interesse, wo es doch um etwas ging, das für die ganze Familie sehr wichtig war? Sogar die hoffnungsvolle Frage, welche Geschenke sie mitbringen würde, wäre besser gewesen als nichts. Aber sie hatten ihre Anwesenheit bereits vergessen, konzentrierten sich uneingeschränkt auf das, was sie sahen. Sie fand den Lärm des Apparats plötzlich unerträglich, ging aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. In der Diele wurde sie von einer eisigen Kälte umhüllt, die aus den Steinplatten des Fußbodens aufstieg und die Stufen hinaufkroch, um auf den Treppenabsätzen geballt zu lauern.

Es war ein harter Winter gewesen. Nancy sagte sich – oder jedem, den sie zum Zuhören bewegen konnte – von Zeit zu Zeit tapfer, dass die Kälte ihr nichts ausmache. Sie sei ein warmblütiger Mensch, und es störe sie nicht weiter. Außerdem, erläuterte sie, friere man im eigenen Haus nie richtig, weil es immer eine Menge zu tun gebe.

Doch heute Abend, wo die Kinder so unausstehlich waren, erschauerte sie bei dem Gedanken, noch einmal in die Küche gehen und «ein Wörtchen» mit der griesgrämigen Mrs. Croftway reden zu müssen, und zog die dicke Strickjacke enger um sich, während sie sah, wie die Zugluft, die unter der schlecht schließenden Tür ins Haus drang, den abgetretenen Läufer anhob und erzittern ließ.

Das Haus, in dem sie wohnten, war sehr alt, ein georgianisches Pfarrhaus in einem kleinen und malerischen Dorf in den Cotswold Hills. Das «Alte Pfarrhaus», Bamworth. Es war eine gute Adresse, und sie genoss es, wenn sie sie in Geschäften nannte. Belasten Sie einfach mein Konto – Mrs. George Chamberlain, Altes Pfarrhaus, Bamworth, Gloucestershire. Sie hatte sie bei Harrods in Prägedruck auf ihr teures blaues Schreibpapier drucken lassen. Kleine Dinge wie Schreibpapier waren für Nancy wichtig. Sie machten einen guten Eindruck.

Sie und George waren bald nach ihrer Heirat hierhergezogen. Unmittelbar vor jenem Ereignis hatte der frühere Pfarrer von Bamworth plötzlich eine überraschende Anwandlung von Mut gehabt, hatte rebelliert und seinen Vorgesetzten erklärt, man könne von niemandem, nicht einmal von einem weltabgewandten Mann der Kirche, erwarten, in einem so riesigen, unpraktischen und kalten Haus zu wohnen. Nach einigem Überlegen und einem anderthalbtägigen Besuch des Erzdiakons, der sich eine Erkältung geholt hatte und um ein Haar an Lungenentzündung gestorben war, hatte die Diözese sich dazu durchgerungen, ein neues Pfarrhaus zu bauen. So wurde am anderen Ende des Dorfes ein Backsteinbungalow hochgezogen und das Alte Pfarrhaus zum Verkauf ausgeschrieben.

Die Käufer waren George und Nancy. «Wir haben sofort zugegriffen», sagte sie zu ihren Freundinnen, als ob sie und ihr Mann enorm gewieft und schnell gewesen seien, und es traf zu, dass sie es für ein Butterbrot bekommen hatten, aber nur, weil kein anderer es haben wollte.

«Es muss natürlich eine Menge daran getan werden, aber es ist ein sehr schönes Haus, spätgeorgianisch, mit einem herrlichen großen Grundstück … Schuppen und ein großer Stall … und nur eine halbe Stunde nach Cheltenham und zu Georges Kanzlei. Genau das, was wir haben wollten.»

So war es. Für Nancy, die in London aufgewachsen war, bedeutete das Haus die Erfüllung ihrer Teenagerträume, ihrer Phantasien, die bei der Lektüre all der Romane wach geworden waren, die sie verschlungen hatte, all der Bücher von Barbara Cartland und Georgette Heyer. Auf dem Land zu leben und die Frau eines Landadeligen zu sein, natürlich erst nach einer traditionellen Londoner Saison, einer Hochzeit in Weiß mit Brautjungfern und ihrem Bild im Tatler – das war lange Zeit der Gipfel ihres bescheidenen Ehrgeizes gewesen. Bis auf die Londoner Saison hatte sie alles bekommen, und frischvermählt hatte sie sich als Herrin eines Hauses in den Cotswolds wiedergefunden, mit einem Pferd im Stall und einem Garten für Kirchenfeste. Mit den richtigen Freunden und den richtigen Hunden, mit einem Mann, der Ortsvorsitzender der Konservativen Partei war und beim Sonntagsgottesdienst die Losung des Tages las.

Zuerst war alles sehr gutgegangen. Sie hatten damals genug Geld, sie renovierten das alte Haus, ließen es verputzen und eine Zentralheizung einbauen, und Nancy hatte die viktorianischen Möbel arrangiert, die George von seinen Eltern geerbt hatte, und ihr eigenes Schlafzimmer überglücklich in einen Traum von Chintz verwandelt. Doch als die Jahre dahingingen, die Inflation immer mehr wütete und die Kosten für Heizöl und fremde Hilfe stiegen, wurde es zunehmend schwierig, jemanden zu finden, der in Haus und Garten half. Die finanzielle Bürde für den bloßen Unterhalt des Hauses wurde von Jahr zu Jahr schwerer, und sie hatte manchmal das Gefühl, dass der Brocken, den sie geschnappt hatten, zu groß zum Kauen war.

Als ob all das nicht reichte, waren nun auch die atemberaubenden Kosten für die Schulen der Kinder hinzugekommen. Melanie und auch Rupert besuchten als Externe Privatschulen im Ort. Melanie würde wahrscheinlich bis zur Reifeprüfung auf der ihren bleiben, aber Rupert war bereits für Charlesworth, das Internat seines Vaters, ausersehen. George hatte ihn einen Tag nach seiner Geburt angemeldet und gleichzeitig eine kleine Ausbildungsversicherung abgeschlossen, aber von der lächerlichen Summe, die sie herausbekamen, würden sie heute, 1984, gerade eben die erste Eisenbahnfahrt dorthin bezahlen können.

Als sie einmal in London bei Olivia übernachtet hatte, hatte sie sich ihrer Schwester in der Hoffnung anvertraut, diese zielbewusste Karrierefrau könne ihr vielleicht einen nützlichen Rat geben. Aber Olivia hatte kein Verständnis gezeigt. Sie hielt sie für töricht.

«Internate sind sowieso ein Anachronismus», hatte sie Nancy erklärt. «Schickt ihn auf die...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2014
Übersetzer Jürgen Abel
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • England • Familiensaga • Frauenroman • Gemälde • Generationenroman • Klassiker der Unterhaltungsliteratur • Romane für Frauen
ISBN-10 3-644-21481-6 / 3644214816
ISBN-13 978-3-644-21481-1 / 9783644214811
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