Alien - In den Schatten (eBook)

Roman

(Autor)

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2014 | 1. Auflage
384 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-14441-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alien - In den Schatten -  Tim Lebbon
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Das Grauen erwacht
Als Kind wurde Chris Hooper in seinen Träumen von Monstern verfolgt. In seiner Vorstellung lebten sie im Weltall. Doch das All ist dunkel und leer, wie er viel später herausfindet, als er als Chefmechaniker auf der MARION schuftet. Bis sich eines Tages ein Unfall ereignet - und etwas zum Leben erwacht, das tief in den Minen geschlummert hat. Die Hölle bricht los, und Chris Hoopers schlimmste Albträume holen ihn ein. Rettung naht durch Ellen Ripley, die letzte Überlebende des Raumschiffs Nostromo.

Dem New-York-Times-Bestsellerautor Tim Lebbon wurde viermal der British Fantasy Award und einmal der Bram Stoker Award verliehen. Außerdem war er bereits mehrmals Finalist des World Fantasy Awards.

1

MARION

Chris Hooper träumte von Ungeheuern.

Wie alle Kinder war auch er als kleiner Junge fasziniert von ihnen gewesen; doch im Gegensatz zu den Kindern früherer Generationen konnte er tatsächlich Orte erkunden, an denen Ungeheuer lauern mochten. Sie waren nicht länger auf den Seiten eines Märchenbuchs oder in den digitalen Fantasien der Filmemacher zu Hause: Der Aufbruch der Menschheit ins Weltall hatte eine ganze Galaxie neuer Möglichkeiten eröffnet.

Seit Kindesbeinen sah er zu den Sternen auf. Die Träume waren geblieben.

Mit Anfang zwanzig hatte er ein Jahr lang auf dem Jupitermond Callisto gearbeitet, wo in mehreren Meilen Tiefe nach Erzen gegraben wurde. In einer Mine in der Nähe hatten chinesische Bergleute ein unterirdisches Meer entdeckt, das von Schalentieren und Krabben, kleinen Pilotfischen und fragilen, dreißig Meter langen farnwedelartigen Kreaturen bevölkert war. Aber nicht von Ungeheuern, die seine Fantasie beflügelt hätten.

Er verließ das Sonnensystem und reiste als Mechaniker auf verschiedenen Transport-, Erkundungs- und Bergbauschiffen durchs All. Begierig lauschte er allen Geschichten über die außerirdischen Lebensformen, denen man auf jenen weit entfernten Asteroiden, Planeten und Monden begegnet war. Obwohl er im Erwachsenenalter mit eher nüchternen Problemen zu kämpfen hatte – die Trennung von seiner Familie, die Finanzen, die Gesundheit –, war ihm die blühende Fantasie des kleinen Jungen nie völlig abhanden gekommen. Insgeheim dachte er sich wie früher Geschichten aus, obwohl er im Laufe der Jahre herausfinden musste, dass das wahre Leben nie an seine Träume heranreichte.

Die Zeit verging, und allmählich kam er zu dem Schluss, dass es Ungeheuer nur so lange gab, bis sie gefunden wurden. Und dass das Universum doch nicht so faszinierend war, wie er sich einst erhofft hatte.

Jedenfalls nicht hier auf einer der vier Landebuchten der MARION, wo er gerade arbeitete. Er hielt kurz inne und sah mit einer Mischung aus Verachtung und Langeweile auf den Planeten unter sich hinab. LV178 – ein unwirtlicher, von höllischen Unwettern und Sandstürmen heimgesuchter Felsbrocken. Man hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, ihm einen richtigen Namen zu geben. Er, Chris Hooper, hatte drei lange Jahre hier verbracht und viel Geld verdient, aber keine Möglichkeit, es auszugeben.

Trimonit war das härteste und stabilste Material, das der Menschheit bekannt war. Es zahlte sich aus, eine derart reiche Lagerstätte wie diese hier auszubeuten. Eines Tages würde er nach Hause fliegen, versprach er sich am Ende jeder Fünfzig-Tages-Schicht. Nach Hause zu den beiden Jungs und der Frau, die er vor sieben Jahren sitzen gelassen hatte. Eines Tages. Allmählich befürchtete er jedoch, dass er sich an dieses Leben gewöhnt hatte. Je länger es andauerte, umso schwieriger würde es ihm fallen, es aufzugeben.

»Hoop!« Er erschrak, wirbelte herum und sah die kichernde Jordan vor sich.

Mit Captain Lucy Jordan hatte er vor einem Jahr eine kurze Affäre gehabt. Aufgrund der engen Wohnquartiere und der anstrengenden Arbeitsbedingungen waren solche Techtelmechtel nichts Ungewöhnliches und zwangsläufig nicht von langer Dauer. Hoop war froh, dass sie dicke Freunde geworden waren, nachdem sie das Thema Sex abgehandelt hatten.

»Lucy, du hast mich zu Tode erschreckt.«

»Für dich immer noch Captain Jordan.« Sie untersuchte die Maschinen, an denen er gearbeitet hatte, vermied es aber, einen Blick aus dem Sichtfenster zu werfen. »Irgendwelche Probleme?«

»Na ja, die Hitzebleche müssten mal ausgetauscht werden. Ich werd’s Powell und Welford sagen.«

»Die schrecklichen Zwillinge«, sagte Jordan grinsend. Powell war schwarz, über eins achtzig groß und dünn wie eine Bohnenstange. Welford war fast einen Kopf kleiner, weiß und doppelt so schwer. So sehr sich die Schiffsmechaniker äußerlich auch unterschieden – Klugschwätzer waren sie beide.

»Nach wie vor kein Kontakt?«, fragte Hoop.

Jordan runzelte die Stirn. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Verbindung zur Planetenoberfläche hin und wieder abbrach – aber nicht über zwei volle Tage hinweg.

»So heftige Stürme hab ich da unten noch nie gesehen«, sagte sie und nickte in Richtung Fenster. Aus dreihundert Meilen Höhe wirkte der Planet noch ungastlicher als sonst – ein wirbelndes Durcheinander aus Dunkelorange, Gelb, Braun und Blutrot. Die rotierenden Augen unzähliger Sandstürme jagten über die Äquatorialregion. »Aber die werden sich bald legen. Bislang mache ich mir nicht allzu viel Sorgen. Wäre trotzdem schön, wenn wir was von den Landefähren hören würden.«

»Geht mir genauso. Zwischen den Schichten kommt mir die MARION wie ein Geisterschiff vor.«

Jordan nickte. Sie war ganz offensichtlich besorgt, und einen unangenehmen Augenblick lang überlegte Hoop, ob er eine tröstende Bemerkung machen sollte. Andererseits – sie war Captain, weil sie genau solche Situationen meistern konnte und Nerven wie Drahtseile hatte.

»Lachance macht heute Abend mal wieder Spaghetti«, sagte sie.

»Für einen Franzosen kann er ziemlich gut italienisch kochen.«

Jordan kicherte. Trotzdem spürte er ihre Beunruhigung.

»Es sind nur Stürme, Lucy«, sagte Hoop. Dessen war er sich sicher. Genauso sicher wusste er aber auch, dass »nur Stürme« mühelos eine Katastrophe anrichten konnten. Hier draußen in den abgelegensten Quadranten des bekannten Weltraums brauchte es nicht viel, damit etwas schiefging. Sie waren an ihrem Limit – sowohl was ihre Technologie, ihre Kenntnis dieses Sternensystems und auch das Budget anging, das ihnen die Kelland Mining Company zur Verfügung gestellt hatte.

Hoop hatte noch keinen Schiffsmechaniker kennengelernt, der ihm das Wasser hätte reichen können. Deshalb war er hier. Jordan war erfahren, kenntnisreich und vernünftig und dadurch ideal zum Captain geeignet. Der zynische, ruppige Lachance war ein ausgezeichneter Pilot mit einem gesunden Respekt vor dem Weltall und seinen Gefahren. Und auch der Rest des Teams – ein wild zusammengewürfelter Haufen – beherrschte seine Arbeit aus dem Effeff. Die Bergleute waren ein zäher Trupp – viele von ihnen hatten sich ihre Sporen auf den Monden des Jupiter und des Neptun verdient. Mit allen Wassern gewaschene Schlitzohren mit einem kranken Humor – und so hart wie das Trimonit, nach dem sie schürften.

Doch gegen die Launen des Schicksals kamen weder Erfahrung noch Selbstvertrauen, Zähigkeit oder Starrsinn an. Ihnen allen war bewusst, wie gefährlich ihre Arbeit war. Die meisten hatten sich daran gewöhnt, ständig in der Gegenwart des Todes zu leben.

Erst vor sieben Monaten hatten sie drei Bergleute bei einem Unfall verloren, als die Landefähre SAMSON an Landebucht eins andocken wollte. Dabei traf niemanden die Schuld. Sie hatten es nur eilig gehabt, nach fünfzig Tagen in der Mine wieder die relativen Annehmlichkeiten der MARION genießen zu können. Eine Luftschleuse hatte nicht richtig geschlossen, die entsprechende Warnanzeige war defekt gewesen, und so waren zwei Männer und eine Frau erstickt.

Hoop wusste, dass Jordan deswegen auch heute noch schlaflose Nächte hatte. Nachdem sie den Angehörigen der Bergleute ihr Beileid übermittelt hatte, war sie drei Tage lang nicht aus ihrer Kajüte gekommen. Hoops Meinung nach war es genau das, was sie als Captain auszeichnete – sie mochte zwar Haare auf den Zähnen haben, aber sie kümmerte sich um ihre Leute.

»Nur ein paar Stürme« wiederholte sie, beugte sich an Hoop vorbei zum Fenster vor, lehnte sich gegen das Schott und blickte hinaus. Trotz des Chaos auf seiner Oberfläche wirkte der Planet von hier aus fast idyllisch – wie die mit Herbstfarben bedeckte Palette eines Malers. »Ich hasse diesen Scheißplaneten.«

»Er bezahlt unsere Rechnungen.«

»Ha! Rechnungen …« Sie war ganz offensichtlich schlecht gelaunt, was Hoop gar nicht gefiel. Vielleicht war das der Preis, den er für ihre Freundschaft bezahlen musste – dass sie ihm eine Seite von sich zeigte, die der Rest der Crew niemals zu Gesicht bekam.

»Fast fertig«, erwiderte er und stieß mit der Fußspitze gegen ein paar lose Kabel. »Wir treffen uns dann in einer Stunde im Aufenthaltsraum. Lust auf eine Runde Billard?«

Jordan hob eine Augenbraue. »Noch eine Revanche?«

»Irgendwann muss ich ja mal gewinnen.«

»Du hast mich noch nie beim Billard geschlagen. Noch nie.«

»Aber du hast mal mit meinem Queue spielen dürfen.«

»Als dein Captain könnte ich dich wegen einer solchen Bemerkung in die Brigg werfen lassen.«

»Na klar. Du und welche Armee denn?«

Jordan kehrte Hoop den Rücken zu. »Hör auf, dumm rumzulabern und mach dich wieder an die Arbeit, Chefmechaniker.«

»Aye, aye, Captain.« Er sah ihr nach, wie sie durch den dämmrigen Korridor ging und hinter einer Schiebetür verschwand. Dann war er wieder allein.

Allein mit der Atmosphäre, den Geräuschen und Gerüchen des Schiffs …

Und dem Gestank der Raumflohpisse. So sehr sie sich auch anstrengten, die Besatzung konnte diese kleinen nervtötenden Biester einfach nicht loswerden. Sie waren zwar winzig, doch die Pisse von einer Million Flöhen...

Erscheint lt. Verlag 10.11.2014
Übersetzer Kristof Kurz
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Alien - Out of the Shadows 1
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Alien • Aliens • eBooks • Prometheus • Raumschiff • Science Fiction • Science Fiction, Tim Lebbon, Alien, Aliens, Spin-off, Raumschiff, Prometheus • Spin-Off • Tim Lebbon
ISBN-10 3-641-14441-8 / 3641144418
ISBN-13 978-3-641-14441-8 / 9783641144418
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