Himmelschlüssel (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
480 Seiten
Limes (Verlag)
978-3-641-12466-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Himmelschlüssel -  Kristina Ohlsson
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Der fünfte Fall für Fredrika Bergman: »Ein packendes Szenario, dessen Spannung steigt, je mehr die Boeing 747 an Treibstoff verliert.« WDR5
Eine vollbesetzte Boeing 747 hebt in Stockholm ab und fliegt in Richtung New York. Kurz nach dem Start wird ein Drohbrief an Bord gefunden, laut dem das Leben von über 400 Passagieren in Gefahr ist. Kriminalkommissar Alex Recht muss das Flugzeug vor der Explosion bewahren, doch dazu benötigt er die Hilfe und den Scharfsinn von Fredrika Bergman. Und allzu bald wird den beiden klar, dass die Flugzeugentführung einen teuflischeren Grund hat, als sich die Ermittler vorzustellen vermögen. Denn der Kopilot des Flugzeugs ist niemand anderes als Alex' Sohn Erik ...

Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismusexpertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman »Aschenputtel« gelang ihr der internationale Durchbruch und der Auftakt zu einer hoch gelobten Thrillerreihe um die Ermittler Fredrika Bergman und Alex Recht. August Strindberg ist Ohlssons neueste Romanfigur, der mit seinem gelben Leichenwagen Fälle löst, obwohl er gar nichts mit der Polizei zu schaffen hat ...

2

12.32 Uhr

Fredrika Bergman sah auf die Uhr und dann zu ihrem ehemaligen Chef auf der anderen Seite des Tisches. »Ich muss gleich los zu einer Besprechung.«

Alex Recht zuckte mit den Schultern. »Kein Problem, wir können uns ja an einem anderen Tag mal länger sehen.«

Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Sehr gern.«

Einer der Nachteile daran, nicht mehr auf Kungsholmen zu arbeiten, war der Mangel an guten Mittagslokalen. Heute saßen sie in einem mittelmäßigen asiatischen Restaurant auf der Drottninggatan, das Alex vorgeschlagen hatte. »Nächstes Mal bestimmst du, wo wir uns treffen«, sagte er, als könnte er ihre Gedanken lesen.

Was er manchmal wirklich konnte. Sie war nicht gut darin, ihre Gefühle zu verbergen. »Hier in der Gegend ist die Auswahl nicht allzu groß.«

Sie schob den Teller von sich weg. In einer halben Stunde würde die Besprechung beginnen, und sie wollte eine Viertelstunde früher da sein. Sie versuchte, die Stille zu ergründen, die sich an ihrem Tisch ausgebreitet hatte. Hatten sie bereits alles besprochen, was zu besprechen gewesen war? Einfache Dinge, die zu keinen unnötig schmerzhaften Diskussionen führten. Sie hatten über Alex’ neuen Job bei der Landeskriminalpolizei gesprochen und darüber, wie es ihr auf ihrer Assistenzstelle im Justizministerium erging. Über ihr Jahr Elternzeit mit Kind Nummer zwei, Isak, in New York, wo ihr Mann Spencer eine Gastprofessur innegehabt hatte.

»Du hättest mir erzählen sollen, dass ihr heiratet, dann hätten wir euch an eurem Jubeltag besucht«, sagte Alex jetzt bereits zum zweiten oder dritten Mal.

Fredrika wand sich innerlich. »Wir haben heimlich geheiratet. Nicht einmal meine Eltern waren dabei.«

Und ihre Mutter hatte ihr das immer noch nicht verziehen.

»Haben sie in den USA gar nicht versucht, dich anzuwerben?«, fragte Alex und lächelte schief.

»Wer denn? Das NYPD

Er nickte.

»Nein, leider nicht. Das wäre allerdings eine Herausforderung gewesen.«

»Ich war dort mal auf einem Lehrgang. Die Yankees sind wie alle anderen auch. Manche Dinge können sie gut, andere nicht so sehr.«

Dazu konnte Fredrika nichts sagen. Während ihrer Zeit in New York hatte sie nicht eine einzige Stunde gearbeitet. Ihr ganzes Dasein war um die beiden Kinder gekreist und darum, Spencer wieder auf die Beine zu bekommen. Seit eine Studentin ihn vor zwei Jahren der Vergewaltigung bezichtigt hatte, war mit einem Mal alles anders geworden. Als sie dann auch noch festgestellt hatten, dass Fredrika mit dem zweiten Kind schwanger war, waren sie sich zunächst über eine Abtreibung einig gewesen.

»Noch ein Kind schaffen wir nicht«, hatte Spencer gesagt.

»Es kommt zum falschen Zeitpunkt«, hatte Fredrika hinzugefügt.

Dann hatten sie einander lange angesehen.

»Wir behalten es«, hatte Spencer gesagt.

»Das finde ich auch«, hatte Fredrika den Entschluss bekräftigt.

Alex klapperte mit seiner Kaffeetasse. »Ich habe gehofft, du würdest zurückkommen«, sagte er. »Zur Polizei.«

»Du meinst, als New York vorbei war?«

»Ja.«

Mit einem Mal strengte sie der Lärm der anderen Restaurantgäste an.

Tut mir leid, wollte sie gerne sagen. Tut mir leid, dass ich dich habe warten lassen, obwohl ich längst wusste, dass ich nicht wiederkommen würde.

Doch kein Wort kam über ihre Lippen.

»Auf der anderen Seite verstehe ich, dass du diesen Justizjob nicht ablehnen konntest«, fuhr Alex fort. »So ein Angebot bekommt man schließlich nicht alle Tage.«

Es war kein Angebot. Ich habe mich um den verdammten Job beworben, weil ich wusste, dass ich verkümmern würde, wenn ich je zu euch nach Kungsholmen zurückkehren müsste.

Fredrika strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Das stimmt.«

Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Nach ihrem letzten Fall – die verstummte Kinderbuchautorin und das Grab in Midsommarkransen – war allmählich alles auseinandergebrochen. Als die Personalchefin Margareta Berlin eines Tages Alex in ihr Büro zitiert und ihm eröffnet hatte, dass das Ermittlerteam, das er in den vergangenen Jahren geleitet hatte, aufgelöst werden sollte, war diese Nachricht nicht unerwartet eingetroffen. Die Gruppe war leergelaufen, und Alex hatte all seine Energie auf seine neue Liebe Diana Trolle konzentriert, während Fredrika in ihrer Schwangerschaft aufgegangen war.

»Hast du mal wieder was von Peder gehört?«

Alex zuckte zusammen, als er Peders Namen hörte. »Nein. Du?«

Sie schüttelte bekümmert den Kopf. »Nicht, seit er die Kartons aus seinem Büro getragen hat. Aber ich habe gehört … dass es ihm nicht besonders gut gehen soll.«

»Ich auch.« Alex räusperte sich. »Letzte Woche bin ich Ylva, seiner Frau, begegnet. Sie hat ein paar Andeutungen gemacht, wie es ihnen beiden ergangen ist.«

Fredrika versuchte, sich die Hölle vorzustellen, in die Peder hinabgesunken war, doch es gelang ihr nicht. Sie konnte nicht mehr sagen, wie oft sie es bereits versucht hatte, doch es war ihr immer gleichermaßen schwergefallen.

Manche Wunden heilen nicht. Ganz gleich, wie sehr wir uns darum bemühen.

Sie wusste, dass Alex das anders sah. Er fand, Peder solle sich zusammenreißen und endlich wieder in die Zukunft blicken. Deshalb hatte sie das Thema bislang auch vermieden.

»Er muss aufhören, sich zu benehmen, als hätte er ein Trauermonopol«, brummelte er und wiederholte damit, was er immer sagte, wenn sie versuchten, über Peder zu sprechen. »Er ist nicht der Einzige, der einen Menschen verloren hat, der ihm nahestand.«

Alex selbst hatte seine Ehefrau Lena an den Krebs verloren und kannte die finsteren Abgründe der Trauer. Doch Fredrika fand, dass es da einen entscheidenden Unterschied gab, ob ein Angehöriger dem Krebs erlag oder von einem skrupellosen Mörder ums Leben gebracht wurde.

»Ich glaube nicht, dass Peder noch in der Lage ist, selbst zu bestimmen, wie es ihm geht«, sagte sie, wobei sie ihre Worte sorgfältig wählte. »Die Trauer ist für ihn zu einer Krankheit geworden.«

»Aber er hat doch Hilfe bekommen – und trotzdem geht es ihm nicht besser.«

Sie verstummten, um die Diskussion nicht weiterzutreiben, die sonst enden würde wie immer: Sie würden sich streiten.

»Ich muss jetzt wirklich gehen.« Fredrika begann, ihre Sachen zusammenzusuchen. Handtasche, Schal, Jacke.

»Du weißt, dass unsere Türen für dich immer offen stehen.«

Sie hielt inne. Und dachte: Nein, das hatte sie nicht gewusst. »Danke.«

»Du warst eine der Besten, Fredrika.«

Ihre Wangen glühten, und ihr Blick verschwamm.

Alex sah aus, als wolle er noch etwas sagen, doch sie kam ihm zuvor, indem sie aufstand. Gemeinsam verließen sie das Lokal, und dann breitete Alex mitten auf der Drottninggatan die Arme aus und drückte sie fest an sich.

»Du fehlst mir auch«, flüsterte Fredrika.

Und so trennten sie sich.

Kriminalkommissar Alex Recht konnte auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Er hatte viele Jahre bei der Polizei verbracht, und seine Erfolge waren beträchtlich gewesen. 2007 war seine Laufbahn gekrönt worden, indem man ihm die Aufgabe übertragen hatte, ein Spezialermittlerteam zusammenzustellen. Es hatte klein sein, aber die kompetentesten Mitarbeiter vereinen sollen. Zusätzliche Ressourcen wären, sofern erforderlich, kein Problem gewesen. Zuerst hatte Alex den relativ jungen, aber ehrgeizigen Peder Rydh berufen – einen Mann, der, wie sich zeigen sollte, ein ausnehmend tüchtiger Ermittler war, aber auch ein hitziges Temperament und zeitweilig mangelndes Einschätzungsvermögen an den Tag legen konnte. Im Nachhinein fragte sich Alex, ob er selbst zu der Tragödie beigetragen hatte, die vor zwei Jahren geschehen war und die darin geendet hatte, dass Peder den Polizeidienst hatte quittieren müssen. Er glaubte nicht. Es war ein verdammter harter Fall und der Preis für alle Beteiligten über alle Maßen hoch gewesen.

Doch niemand hatte einen höheren Preis bezahlen müssen als Peders Bruder Jimmy.

Er sollte den Fall, der sie alle so viel gekostet hatte, nicht immer wieder aufkochen, das wusste Alex. Doch nach Peders Ausscheiden aus dem Ermittlerteam war alles ganz furchtbar aus dem Ruder gelaufen. Fredrika Bergman, die Einzige von ihnen allen, die Alex nicht selbst für die Gruppe ausgewählt hatte, hatte ihr Feuer verloren, und als sie schließlich mit ihrem zweiten Kind schwanger geworden war, war es Alex so vorgekommen, als hätte sie sich da schon von ihren Aufgaben zurückgezogen.

Er gestand nur zu gerne ein, dass er sie anfangs nicht gemocht hatte. Fredrika war Akademikerin, eine zivile Ermittlerin, die seiner Meinung nach weder das Interesse noch den Biss für den Job aufgewiesen hatte. Lange hatte er versucht, sie zu übergehen und mit so schlichten Arbeitsaufträgen wie möglich zu beschäftigen, bis er eines Tages begriffen hatte, dass er sich grundlegend in ihr getäuscht hatte. Ganz anders, als er zunächst angenommen hatte, verspürte sie nämlich eine starke Berufung zu ihrem Job. Das Problem lag eher in ihrer Abneigung gegen allzu unflexible Strukturen, doch die waren nun mal nicht zu ändern. Fredrika musste es schon selbst wollen, damit es gut würde. Und eines Tages kam tatsächlich die Wende. Als der Fall Rebecca Trolle auf Alex’ Tisch landete, brach Fredrika ihre Elternzeit ab und kehrte zurück an die Arbeit. In jenem Frühjahr waren sie auf dem Höhepunkt ihres Erfolges, niemals waren sie...

Erscheint lt. Verlag 24.11.2014
Reihe/Serie Fredrika Bergman / Stockholm Requiem
Übersetzer Susanne Dahmann
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Paradisoffer (Fredrika Bergman 04)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Afghanistan • Alex Recht • Bestseller • Bombe • Bomben • eBooks • Entführung • Flugzeug • Flugzeugabsturz • Flugzeugentführung • Fredrika Bergman • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Schweden • Schweden, Bestseller, Flugzeug, Entführung, Flugzeugentführung, Bomben, Afghanistan, Skandinavische Krimis • Schweden, Bestseller, Flugzeug, Entführung, Flugzeugentführung, Bomben, Afghanistan, Skandinavische Krimis, Schwedenkrimi • Schwedenkrimi • Skandinavien Buch • Skandinavien Krimi • Skandinavische Krimis • spiegel bestseller • Stockholm • Stockholm Requiem • Thriller • Thriller Bestseller • thriller reihe • ZDF Verfilmung
ISBN-10 3-641-12466-2 / 3641124662
ISBN-13 978-3-641-12466-3 / 9783641124663
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