Happy Hour in der Hölle (eBook)

Bobby Dollar 2

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
565 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-10735-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Happy Hour in der Hölle -  Tad Williams
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Der 2. Band der Bobby Dollar Reihe jetzt in broschierter Ausgabe Mein Name ist Bobby Dollar oder auch Doloriel, und natürlich ist die Hölle nicht gerade der angenehmste Aufenthalt für einen Engel. Wir sind dort unten nicht besonders beliebt, nicht mal die sogenannten ?gefallenen?. Aber es gibt Leute, die halten dort unten meine Freundin Caz fest ...« Bobby Dollar, Engel und Anwalt der verlorenen Seelen, macht sich auf in die Hölle, um einen Auftrag seines Mentors im Himmel zu erledigen. Vor allem aber will er die faszinierende Gräfin Casimira von Coldhands wiedersehen - und sie aus der Hölle hinausschmuggeln. Das ist ein äußert schwieriges Unterfangen, da sein Widersacher einer der mächtigsten Teufel der Unterwelt ist: der Großfürst Eligor. Er hasst Bobby ohnehin und es wäre ihm das größte Vergnügen, ihm seine unsterbliche Seele aus dem Körper zu reißen. Oder ihm alle mörderischen Kreaturen der Hölle auf den Hals zu jagen.

Tad Williams, geboren 1957 in Kalifornien, ist Bestseller-Autor und für seine epischen Fantasy- und Science-Fiction-Reihen, darunter Otherland, Shadowmarch, und Der letzte König von Osten Ard, bekannt. Seine Bücher, die Genres erschaffen und bisherige Genre-Grenzen gesprengt haben, wurden weltweit mehrere zehn Millionen Male verkauft.

Tad Williams, geboren 1957 in Kalifornien, ist Bestseller-Autor und für seine epischen Fantasy- und Science-Fiction-Reihen, darunter Otherland, Shadowmarch, und Der letzte König von Osten Ard, bekannt. Seine Bücher, die Genres erschaffen und bisherige Genre-Grenzen gesprengt haben, wurden weltweit mehrere zehn Millionen Male verkauft.

PROLOG


Es gibt nun mal Momente im Leben – oder in meinem Fall: im Jenseitsleben –, in denen man sich unwillkürlich fragt, Was zum Teufel tue ich hier? Bei mir sind es zwar mehr als bei den meisten Leuten (im Schnitt zwei pro Woche), aber so einer war noch nie darunter. Ich war nämlich gerade im Begriff, in die Hölle zu marschieren. Freiwillig.

Mein Name ist Bobby Dollar oder manchmal auch Doloriel, je nachdem, in welcher Gesellschaft ich mich gerade bewege. An diesen hässlichen Ort hier war ich per Fahrstuhl gelangt – eine lange, lange Abwärtsfahrt, von der ich Ihnen vielleicht irgendwann erzähle. Zudem befand ich mich auch noch in einem Körper, der nicht meiner war, und alles, was ich an Information über mein Ziel besaß, war das, was mir ein aus dem Ruder gelaufener weiblicher Schutzengel direkt ins Gedächtnis geflüstert hatte, während ich schlief. Viel Brauchbares hatte ich dabei nicht übermittelt bekommen. Ja, das meiste ließ sich in dem simplen Satz zusammenfassen: »Du ahnst ja gar nicht, wie schlimm es dort ist.«

Und jetzt stand ich hier, unmittelbar außerhalb der Hölle, am diesseitigen Ende der Neronischen Brücke, eigentlich ein gesichtsloser, flacher Steinstreifen, der sich über ein so tiefes Loch spannte, dass es, wären wir auf der guten alten Erde gewesen, wahrscheinlich bis zur anderen Seite des Planeten durchgegangen wäre. Aber die Hölle ist nicht die gute alte Erde, und dieses Loch hier war nicht bodenlos – o nein. Denn auf dem Grund, so unfassbar viele Meilen unter mir im Dunkeln, passierten die wirklich schlimmen Sachen. Das sagten mir die schwach heraufdringenden Schreie. Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, wie laut diese armen Leute schreien mussten, damit man sie aus so weiter Entfernung hörte. Und was genau dort mit ihnen gemacht wurde, damit sie so laut schrien. Schon stellte ich Fragen, auf die ich gar keine Antwort wollte.

Nur für den Fall, dass Ihnen das alles noch nicht bizarr genug ist, hier noch ein interessantes Faktum: Ich bin ein Engel. Ich war also nicht nur auf dem Weg an den schlimmsten Ort, an dem man überhaupt landen kann, ich ging auch noch als feindlicher Spion dorthin. Ach ja, und ich ging hin, um etwas zu stehlen, und zwar einem der grausamsten und mächtigsten Dämonen aller Zeiten, Eligor dem Reiter, Großfürst der Hölle.

Was ich Eligor stehlen wollte? Meine Freundin Caz. Sie ist auch ein Dämon, und sie gehört ihm.

Oh, und wenn ich sage, ich bin ein Engel, meine ich keinen geflügelten Racheengel mit einem Flammenschwert, um es gegen die Feinde zu schwingen. Nein, ich bin einer von der Sorte von Engeln, die auf der Erde leben, sich die meiste Zeit für Menschen ausgeben und Seelen in der Stunde des Gerichts als Fürsprecher dienen. Mit anderen Worten, ich bin im Grund Anwalt, Pflichtverteidiger. Also noch mal zusammengefasst: Was ich an Information in diese Situation mitbrachte, reichte gerade, um zu wissen, dass ich ziemlich aufgeschmissen war: Ich gegen einen Großfürsten der Hölle, und noch dazu ein Heimspiel für ihn – tolle Ausgangsbasis, oder?

Ich befand mich definitiv im größten geschlossenen Raum, den ich je gesehen hatte – den wohl irgendwer je gesehen hatte. All die mittelalterlichen Maler, die sich diesen Ort ausgemalt hatten, selbst die phantasievollsten, hatten zu eng gedacht. Zu beiden Seiten erstreckte sich eine zerklüftete Steinwand, die sich senkrecht emporzog, weiter, als der Blick reichte. Sie schien minimal gekrümmt, als ob diese riesige Höhle der Zylinder eines monströsen Motorkolbens wäre. Angeblich war dort vor mir, jenseits der Brücke, eine zweite Steinwand, der Kolben in diesem Riesenzylinder und mein Ziel: jener endlose Turm, der die Hölle ist. Die Brücke selbst war schmaler als meine Armspanne, nur etwa eineinhalb Meter breit. Eigentlich ja ausreichend, nur dass unter dem schmalen Steg nichts war als Leere – eine Kluft, die unfassbar weit hinabreichte und von der ich nichts sehen konnte als gerade so viel flackerndes Höllenlicht, dass mir klar war, wie tief ich beim geringsten Fehltritt fallen würde.

Glauben Sie mir, wie jedes vernünftige Wesen wäre ich überall lieber gewesen als hier, aber wie ich noch erläutern werde, hatte ich eine Menge Mühen auf mich genommen, um auch nur so weit zu kommen. Ich hatte in Erfahrung gebracht, wie man hierher gelangen konnte, hatte einen Eingang gefunden, den zu bewachen in Vergessenheit geraten war, und ich trug sogar einen funkelnagelneuen Dämonenkörper (weil ich nur so in der Hölle sicher reisen konnte). Ich mochte ja ein ungebetener Gast sein, aber ich hatte einiges für diesen Trip bezahlt.

Als ich mich der Brücke näherte, holte ich noch mal tief Luft – Luft, voll mit schwefligem Rauch und dem schwachen, aber unverkennbaren Geruch von bratendem Fleisch. Ein Stein fiel vor meinem Fuß in den Abgrund. Ich wartete nicht auf ein Aufschlaggeräusch, weil das nicht viel Sinn gehabt hätte. Man kann etwas Beängstigendes nur soundso lange hinausschieben, bevor einen aller Mut verlässt, und ich wusste, es war sowieso noch längst nicht das Schlimmste, was mich erwartete. Selbst wenn ich es schaffte, über diese streichholzdünne Brücke zu kommen und mich in die Hölle einzuschleichen, waren dort lauter Kreaturen, die Engel schlichtweg hassten – Engel im Allgemeinen und mich im Besonderen.

Die Neronische Brücke stammt aus den Zeiten des Alten Roms und heißt nach Kaiser Nero, der angeblich Lyra spielte, während Rom brannte. Nero war nicht der schlimmste Kaiser, den Rom je hatte, aber schon ein ziemlich übler Kerl, unter anderem deshalb, weil er seine Mutter ermorden ließ. Und zwar gleich zweimal.

Seine Mutter Agrippina war die Schwester eines noch übleren Kerls, von dem Sie vielleicht auch schon mal gehört haben – Caligula. Der heiratete eine andere seiner Schwestern, bumste sie aber alle. Doch trotz dieser gruseligen Sache mit ihrem Bruder wurde Agrippina, als Caligula am Ende von seinen eigenen Wachen erstochen worden war, rehabilitiert und heiratete schließlich Caligulas Nachfolger, den alten Kaiser Claudius. Irgendwie schaffte sie es, Claudius dazu zu bringen, seinen eigenen Sohn zu übergehen und stattdessen ihren Sohn aus früherer Ehe, Nero, zum Thronfolger zu ernennen. Als Nero erst einmal designierter Kaiser war, räumte sie den armen Claudius mittels eines vergifteten Pilzgerichts aus dem Weg.

Zum Dank dafür, dass ihm seine Mutter dazu verholfen hatte, der mächtigste Mann der Welt zu werden, wandte Nero sich prompt gegen sie und befahl ihre Ermordung. Zuerst versuchte er es mit einem manipulierten Boot, das auseinanderbrechen sollte, damit sie ertränke, aber Agrippina war ein zähes altes Luder und schaffte es an Land, also schickte Nero ein paar von seinen Wachen zu ihr, um sie mit dem Schwert niederzumetzeln.

Familienwerte à la Römisches Reich.

Während seiner restlichen Regierungszeit richtete Nero noch eine ganze Menge üble Sachen an – etwa haufenweise unschuldige Christen verbrennen zu lassen –, aber das war nicht der Grund dafür, dass er seinen eigenen kleinen Highway in der Hölle bekam: besagte Brücke, vor der ich jetzt stand. Nero hatte nämlich nicht ganz geschnallt, dass der Coup seiner Mutter, sich Claudius als Gatten zu angeln und ihn dazu zu bringen, Nero seinem eigenen Sohn vorzuziehen, das Resultat eines kleinen Tauschhandels war, den sie mit einem der einflussreichsten Höllenbewohner geschlossen hatte, einem mächtigen Dämon namens Ignoculi. Ignoculi und seine Höllenkumpels fanden zwar nichts dabei, dass Nero seine Mutter umbrachte – im Gegenteil, das bewunderten sie eher. Aber sie erwarteten, dass er sich an die Vereinbarung seiner Mutter mit ihnen hielt, die ihn auf den Thron gebracht hatte: Sie hatten nämlich mit Rom Großes vor. Doch Nero wollte partout nicht mitspielen. Ihm war wohl gar nicht klar, was für ein Riesenunternehmen die Hölle war; die Römer hatten da ihre eigenen religiösen Vorstellungen, Pluto, die elysischen Felder und so weiter. Es war wahrscheinlich ein bisschen wie bei diesem Filmproduzenten in Der Pate, der glaubt, Don Corleone eine Abfuhr erteilen zu können, dann aber beim Aufwachen sein Schlafzimmerdekor um einen Pferdekopf bereichert findet.

Die Hölle zu verärgern, ist keine gute Idee. Es ging rapide abwärts mit dem jungen Nero, binnen Kurzem war er entthront und auf der Flucht. Schließlich beging er Selbstmord. Doch die eigentliche Überraschung erwartete ihn erst noch.

Ignoculi war wie die meisten hohen Höllenfunktionäre extrem nachtragend und extrem gut darin, seinen Groll praktisch umzusetzen. Als Nero in der Hölle ankam, fand er einen eigens für ihn errichteten Eingang vor. Richtig, die Neronische Brücke.Tausend Dämonen in der Prunkuniform kaiserlich-römischer Wachen erwarteten ihn bereits, um ihn mit dem ganzen Pomp, den er aus dem Leben gewohnt war, über die Brücke zu geleiten. Unter Trommel- und Trompetenschall zog die ganze Prozession im Gänsemarsch über die Brücke, doch als Nero das andere Ende erreichte, löste sich sein Gefolge plötzlich in Luft auf: Da waren nur noch er und die Person, die ihn empfing – nicht Ignoculi selbst, sondern Neros verstorbene Mutter, Agrippina.

Sie muss einen ziemlich grässlichen Anblick geboten haben, zerschunden und klatschnass von Neros erstem Anschlag auf ihr Leben und blutüberströmt von den tödlichen Schwertstößen. Nero, dem jäh aufging, dass ihn kein...

Erscheint lt. Verlag 25.8.2014
Reihe/Serie Bobby Dollar
Übersetzer Cornelia Holfelder-von der Tann
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Engel • Fantasy • Himmel • Hölle • Roman • Teufel
ISBN-10 3-608-10735-5 / 3608107355
ISBN-13 978-3-608-10735-7 / 9783608107357
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