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Das kleine Inselhotel (eBook)

Ein Nordsee-Roman
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
320 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-51651-9 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
4,99 inkl. MwSt
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«Das Haus des Leuchtturmwärters, eine Oase der Ruhe und des Friedens.» So preist der Makler das verwunschene Backsteinhäuschen in den Dünen an. Und Ruhe ist genau das, wovon Jannike träumt. Nach einem handfesten Skandal will die Fernsehmoderatorin nur noch weg aus Köln - und von ihrem Ex Clemens. Kurzerhand kauft sie das Haus, mit dem Plan, auf der idyllischen Nordseeinsel ein kleines Hotel zu eröffnen. Das Häuschen erweist sich allerdings als renovierungsbedürftig, und von den Insulanern wird Jannike skeptisch beäugt: Wie lang wird die Frau vom Festland wohl durchhalten? Als dann auch noch Clemens mit dem gesamten Filmteam bei ihr vor der Tür steht, droht ihr Traum zu platzen, bevor er überhaupt begonnen hat ...

Sandra Lüpkes wurde 1971 in Göttingen geboren und lebte viele Jahre auf der Nordseeinsel Juist. Sie ist Autorin zahlreicher Romane, Sachbücher, Erzählungen und Drehbücher. Heute wohnt sie gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen Kehrer in Berlin.

Sandra Lüpkes wurde 1971 in Göttingen geboren und lebte viele Jahre auf der Nordseeinsel Juist. Sie ist Autorin zahlreicher Romane, Sachbücher, Erzählungen und Drehbücher. Heute wohnt sie gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen Kehrer in Berlin.

Was hatte das Kaninchen zu bedeuten?

Eine schwarze Katze, die den Weg von links nach rechts kreuzt, verheißt nichts Gutes, das weiß jeder. Oder von rechts nach links? Egal, dachte Jannike, darauf kam es wirklich nicht an, sie hatte es ja schließlich nicht mit einer schwarzen Katze zu tun, sondern mit einem ziemlich fetten, graubraunen Kaninchen, das auch weder von links nach rechts oder umgekehrt huschte, dafür aber geradewegs auf sie zugeschossen kam und sich ohne Umschweife in den Stoff ihrer Jeans verbiss.

«Hau ab!», versuchte Jannike es erst mal im Guten. Doch das Monster zeigte sich unbeeindruckt, die Nagezähne gaben keinen Millimeter nach. Zudem begann es, mit seinen Pfoten auf den sandigen Boden zu trommeln, was tatsächlich bedrohlich wirkte. «Lass meine Hose los!» Keine Reaktion. Obwohl Jannike laut geworden war und den freien Fuß dazu nutzte, den pelzigen Angreifer vorsichtig abzuwehren.

Das glaubt mir kein Mensch, dachte Jannike. Ich komme auf eine kleine Nordseeinsel, die mir vom Immobilienmakler meines Vertrauens als «Oase der Ruhe und des Friedens» angepriesen wurde, und werde als Erstes in den Dünen von einem Wesen angefallen, das normalerweise wegen seiner Niedlichkeit als Schnuffeltier oder Schokoladenspezialität herhalten muss.

Jetzt mal konkret: Was hat es zu bedeuten, wenn man vor den Scherben eines vormals tollen Lebens steht, sich etwas Entspannung wünscht und dann von einem hässlichen Langohr angefallen wird, als gäbe es kein Morgen?

«Frau Loog, da sind Sie ja schon», hörte Jannike die Stimme des Maklers, die sie bislang nur vom Telefon kannte. Und als habe diese eine magische Wirkung, ließ Hasibal Lecter das Hosenbein los, schnüffelte kurz mit seinem Schnäuzchen und hoppelte dann schwerfällig hinter die knorrige Kastanie, die rechts vor dem Eingang wuchs.

«Mistvieh!», murmelte Jannike.

«Was haben Sie gesagt?» Inzwischen stand Joachim Hagelitz neben ihr. Ein stattlicher Mann mit Wetterjacke über dem obligatorischen Immobilienmakler-Outfit.

«Hallo Herr Hagelitz!» Jannike reichte ihm die Hand. «Ich habe mich spontan entschieden, die frühe Fähre zu nehmen. Ich wollte mich vor unserem Termin schon mal etwas umschauen.»

«Sehr löblich», sagte Hagelitz. «Die Umgebungssituation ist bei dieser Immobilie natürlich auch etwas ganz Besonderes. Dafür sollte man sich unbedingt Zeit nehmen!» Er machte eine große Geste, die an den Moses in einer Hollywoodverfilmung erinnerte, wenn er seinem Volk das Gelobte Land präsentierte. «Fast ein Hektar unberührte Natur, zur Nordseite direkt an den Strand grenzend, nach Süden hin als uriger Inselgarten bewachsen.»

«Wilde Tiere inklusive», warf Jannike ein.

Hagelitz zog eine Augenbraue hoch.

«Eben bin ich von einem Kaninchen gebissen worden!»

Die zweite Augenbraue folgte. Doch er sagte nichts.

Damit hatte Jannike gerechnet. Die Geschichte klang ja auch dermaßen bescheuert, dass sie sich inzwischen selbst nicht mehr ganz sicher war, ob sie sich wirklich so abgespielt hatte. Von nun an würde sie die Sache mit dem Nagetier mit keiner Silbe mehr erwähnen, schwor sich Jannike im Stillen.

Der Makler betrachtete sie noch immer skeptisch. «Wo sind Ihre blonden Locken hin?»

Die Leier wieder. Jannike konnte es nicht mehr hören. «Die waren nicht echt.»

«Wirklich nicht? Hat man nicht gemerkt.»

«Kameras sind da gnädig.»

Jetzt erinnerte Hagelitz sich anscheinend daran, dass er hier war, um das Vertrauen einer potenziellen Käuferin zu wecken. Eine Diskussion über fehlende Haarpracht war da ein denkbar schlechter Eisbrecher. Etwas hilflos startete er eine Rettungsaktion mit dem Satz: «Dunkelblond und kurz steht Ihnen aber auch, das ist so schön natürlich!»

Jannike nickte. Natürlich – auch das hatte man ihr in den letzten Tagen mehrfach gesagt. Ein anderes Wort für unscheinbar.

«Wollen wir?» Hagelitz klimperte mit einem Schlüsselbund. «Das Haus des Leuchtturmwärters, eine Oase der Ruhe und des Friedens!» Hagelitz schien jetzt sicherheitshalber auf bewährte Floskeln zu setzen.

Und tatsächlich wirkte dieses Fleckchen Erde, als könnte einem hier nichts Schlimmeres passieren als ein Regenschauer oder vielleicht verstärkter Pollenflug im Frühling. Die dicken Äste der Kartoffelrose hatten den kleinen Steinweg, der zum Haus führte, fast zuwachsen lassen. Der Duft ihrer Blüten mischte sich mit den salzigen Aerosolen, die das nahe Meer an die Luft verschenkte. Im Hochsommer würden die Büsche dicke, rote Hagebutten tragen. Jannike erinnerte sich noch gut: Als Kind hatte sie die Sommerferien hier auf der Insel verbracht, und ihre Brüder hatten die prallen Früchte mit dem Taschenmesser aufgeschlitzt und die Samen herausgepult. Eins-a-Juckpulver für den Ausschnitt der Schwester! Jannike musste lachen, wenn sie daran dachte, wie sie sich damals hysterisch das T-Shirt über den Kopf gezogen hatte, mitten im Kurpark. Vor ewigen Zeiten, um genau zu sein, vor mindestens dreißig Jahren!

«Schauen Sie hier, die großzügige Südterrasse.» Hagelitz zeigte auf das von einem rustikalen Lattenzaun eingefasste, rot gepflasterte Plateau vor bodentiefen Fenstern. Bis man hier gemütlich sitzen konnte, müsste eine Menge Sand aus den Mauerecken geschaufelt werden. Aus den Fugen der Steine wuchs bereits der Strandhafer. Wären sie nur wenige Wochen später gekommen, wäre dieser Platz womöglich von der angrenzenden Düne verschluckt gewesen. «Als mich Ihre Immobilienanfrage erreichte, hab ich mir gleich gedacht, dass dieses Haus etwas für Sie sein könnte», sagte er so begeistert, als sähe er sich hier schon bei Kaffee und Kuchen sitzen.

Nun, da war Jannike sich nicht so sicher. Zwar war das Gebäude wirklich hübsch: Backsteinromantik mit einem weiß getünchten Vorbau, dunkelgrüne Fensterläden, alte, geschwungene Ziegel auf dem Dach. Und als Krönung erhob sich hinter dem Haus der imposante Leuchtturm in den Himmel, der dem Immobilienmakler den Gefallen tat, ausgerechnet heute mal hochglanzprospektblau und fast wolkenlos zu sein. Wirklich schön! Und weitab vom Schuss. Nicht nur das Haus, von dem aus man mit dem Fahrrad zehn Minuten bis zum Dorf radeln musste. Sondern auch die Insel an sich, die nur bei Hochwasser mit der Fähre zu erreichen war und am nordwestlichsten Ende der Republik lag, die nächste Autobahn war fast fünfzig Kilometer entfernt. Ja, Hagelitz hatte recht, dieses Haus war etwas für sie.

Wenn da nur nicht dieses eine Manko wäre. «Und man muss die Zimmer wirklich ganzjährig vermieten?»

Hagelitz seufzte. «Ja, eine unabänderliche Vorgabe des Gemeinderates. Damit wollen die Insulaner verhindern, dass die schönsten Gebäude von reichen Festländern gekauft und dann nur in den Sommermonaten bewohnt werden.»

«Wie viele Betten sind es?»

«Acht Doppelzimmer, alle mit eigenem Duschbad.» Er öffnete seine Ledertasche und holte das Exposé heraus. Der Grundriss war unhandlich, er musste die Seite aufklappen und legte die Pläne auf einem verwitterten Mauervorsprung ab. «Bis auf zwei kleinere Räume im Erdgeschoss befinden sich alle Gästezimmer in der ersten Etage. Im zweiten Obergeschoss haben wir dann die Wohnung, die Sie für sich privat nutzen können. Groß genug für Sie und Ihren Verlobten.»

Jannike schwieg dazu. Es ging Hagelitz nichts an, dass für Danni eigentlich kein einziger Quadratmeter vorgesehen war. «Das ist bestimmt eine Menge Arbeit», lenkte sie ab.

«Sie können sich doch einen oder zwei Angestellte nehmen, unter dem Dach sind zu diesem Zweck entsprechende Zimmerchen ausgebaut worden. Kein Luxus, aber …»

Angestellte? Auf diesen Gedanken war Jannike noch gar nicht gekommen. Die Vorstellung, am Morgen zwei verschüchterte Zimmermädchen anzuweisen, wie sie tagsüber die Betten, das Frühstück und die Wäsche zu machen hatten, war ihr komplett fremd.

«… mit ein bisschen organisatorischem Geschick und der einen oder anderen Modernisierung lässt sich aus diesem kleinen Hotel eine wahre Goldgrube machen.» Er zwinkerte ihr zu. «Vor allem mit Ihrem Namen! Die Leute werden Ihnen die Bude einrennen!»

Jannikes Knie wurden weich, sie musste sich auf das kleine Mäuerchen setzen, direkt neben den Grundriss. «Herr Hagelitz, Sie sind doch ein Profi, nicht wahr?»

Ein bisschen nervös schien ihn der scharfe Ton schon mal zu machen. Er spielte mit dem Bändchen seines Anoraks. «Selbstverständlich. Warum fragen Sie?»

«Wenn ich Ihnen sage, ich suche ein Haus, in dem ich nach dem ganzen Theater – ich vermute, Sie haben davon gehört – zur Ruhe kommen kann, dann liegt es doch auf der Hand, dass mein Name nicht bekannt werden soll, oder?» Sie schaffte ein Lächeln. Aber keines, das beruhigend wirken sollte. Hagelitz musste hier und jetzt klargemacht werden, worum es ging.

«Ähm …» Er geriet leicht ins Stottern. «Natürlich sind wir diskret, Frau Loog!»

«Wie Sie sich vorstellen können, ist es für mich und meinen Verlobten sehr anstrengend, dauernd im Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Insbesondere nach den Vorwürfen, die man mir macht.»

Er nickte betroffen.

«Und die übrigens völlig aus der Luft gegriffen sind», stellte Jannike noch klar und ärgerte sich im selben Moment, weil das schon wieder nach Rechtfertigung klang. Wahrscheinlich war es sowieso egal, was sie ihm erzählte, Hagelitz hatte sich seine Meinung doch längst gebildet. Bestimmt dachte er, der Hauskauf würde mit ebendiesen Geldern getätigt werden, um die es bei der ganzen unschönen Geschichte ging. Der hatte sich doch nicht zufällig heute diese Wetterjacke angezogen, ausgerechnet von Springtide. Hagelitz fummelte an dem Kapuzenbändchen herum, so als wolle er sagen: Ist...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2014
Reihe/Serie Das Inselhotel
Das Inselhotel
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Borkum • Das Inselhotel • Fernsehteam • Insel • Juist • Küste • Moderatorin • Norderney • Nordsee • Ostfriesische Inseln • Spiekeroog • Urlaub
ISBN-10 3-644-51651-0 / 3644516510
ISBN-13 978-3-644-51651-9 / 9783644516519
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