Das Drachenbaum-Amulett (eBook)

Teneriffa-Krimi
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
212 Seiten
Zech Verlag
978-84-941501-1-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Drachenbaum-Amulett -  Volker Himmelseher
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Der 1. Fall von Inspektor Martín und Kriminalpsychologin Dr. Teresa Zafón. Auf Teneriffa ereignen sich rätselhafte Serienmorde, vor denen auch Touristen nicht verschont bleiben. Am Tatort bleibt jedes Mal ein kleines Drachenbaum-Amulett zurück: das Indiz für eine Opferweihe? Kriminalpsychologin Dr. Teresa Zafón zeichnet das Profil eines Ritualmörders, der schon bald wieder zuschlagen wird. Die Spur der Ermittler führt in den Souvenir-Großhandel...

Dr. Volker Himmelseher hat ein großes Unternehmen in Köln geführt. Dem Ruhestand nahe, schreibt er nun historische und Kriminalromane.

Dr. Volker Himmelseher hat ein großes Unternehmen in Köln geführt. Dem Ruhestand nahe, schreibt er nun historische und Kriminalromane.

Sein Chef, Fernando Arteaga, war pünktlich und traf ihn fertig und frisch nach Rasierwasser duftend an. Die Autobahn zum Flughafen war so früh am Morgen noch völlig frei. Sie erreichten das Flughafengebäude weit vor der notwendigen Zeit. Aus dem Lautsprecher in der Wartehalle säuselte Musik von Shakira, der kolumbianischen Königin der Latino-Popmusik. »Über 25 Millionen verkaufte CDs«, wandte Arteaga sich an ihn. »Würden wir doch nur halb so gute Geschäfte machen«, seufzte er.

Wegen seiner Flugangst wartete er, bis aus den Lautsprechern tönte: »Último aviso para el vuelo a Madrid...«

Ängstlich bestieg er die Maschine. Als er in den schlauchartigen Gang trat, fühlte er sich wie ein Tier, das zur Schlachtbank getrieben wurde. Doch der Flug verlief ohne Probleme, und der Flieger setzte in der Hauptstadt pünktlich zur Landung an. Am Flughafen Madrid Barajas nahmen sie ein Taxi Richtung La Puerta del Sol.

»Das ist nicht nur das Zentrum der Stadt, sondern auch das Zentrum von ganz Spanien«, erklärte ihm sein Chef beim Aussteigen aus dem Wagen. »Das wird Juan Matienzo bestimmt gleich auch sagen. Ich kenne den Satz von ihm.«

Man musste dem aber auch zustimmen. Hier trafen sich die bedeutendsten Straßen, die Calle de Alcalá, die Calle Mayor, La Carrera de San Jerónimo und die Calle de Arenal. Es waren auch nur wenige Schritte bis zum Plaza Mayor und zur Oper. Hier entsprachen sich in etwa die Entfernungen zu den anderen spanischen Großstädten, wie Barcelona, Sevilla, Valencia und La Coruña. Hier lagen auch die Büroräume von Matienzo.

»Wir wollen uns auf das Wesentliche konzentrieren. Vermeiden Sie bitte persönliche Themen, auch politische oder religiöse. Unser Geschäftspartner ist sehr eigen«, setzte ihn Arteaga ins Bild, bevor sie das Bürohaus betraten.

Ihr Empfang verlief freundlich, aber kühl. Die Verhandlungen gestalteten sich anfänglich recht schwierig. Er rechnete alle Zahlenaufstellungen gründlich vor und zurück und half mehrmals, eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.

Zum guten Schluss hatte ihr Gastgeber ein Restaurant ausgesucht, das schon wieder nahe beim Flughafen lag. Er registrierte das mit Genugtuung. Sie würden sich nicht hetzen müssen. Es gab keinen weiteren Grund, nervös zu sein. Die Verhandlungen waren schließlich gut gelaufen, sein Chef konnte zufrieden mit ihm sein. Wäre nur der Rückflug schon überstanden!

Sie nahmen sich für das Essen reichlich Zeit. »Cocido ist eine Madrider Spezialität«, empfahl Juan Matienzo, und sie ließen sich bereitwillig dazu überreden.

Gegen Ende des Essens lagen seine Nerven blank. Das lag nicht nur an seiner Angst vor dem Flug. Der Baum rumorte schon wieder in seinem Kopf, viel früher als von ihm erwartet. Er hatte tagsüber, fern der Insel, gar nicht an den Drago denken müssen. Irgendwie hatte ihm der räumliche Abstand auch Distanz zu den Kräften des Baumes beschert. Doch nun mit dem Rückflug setzte das Stechen in seinem Kopf wieder ein. Seine letzte Opfertat hatte ihn von diesem Druck befreit, doch der baute sich jetzt wieder auf, viel schneller als das letzte Mal. Die vorige Opferung hatte ihn maßlos angestrengt und erschöpft. Er brauchte eigentlich noch eine Atempause nach ihr. Er war noch nicht bereit für neuen Dienst. Er brauchte Ruhe.

Mit einem festen Händedruck und einem herzlichen »¡Buen viaje!«, gute Reise, wurden sie in der Halle des Flughafens verabschiedet. Seine Flugangst kehrte sofort zurück. Schweißperlen wuchsen auf seiner Stirn zu kleinen Tropfen. ›Ach, wären wir doch schon wieder daheim‹, dachte er bekümmert und betrat höchst widerwillig die Maschine.

Kurz vor dem Landeanflug in Teneriffa-Nord fuhr das Flugzeug mit lauten Schlägen und kreischendem Lärm das Fahrgestell aus. Die Bremsklappen in den Tragflächen stellten sich geräuschvoll auf. Unter der Bremswirkung ging ein Ruck durch die Boeing und presste ihn in seinen Sitz. Erst dadurch erwachte er und merkte, dass er kurz eingenickt war. Sofort war die Angst wieder da. Sie ließ erst nach, als er festen Boden unter den Füßen hatte. Jetzt fühlte er sich wie ein neuer Mensch!

Es war schon dunkel auf Teneriffa. Kurz angebunden wie auf dem gesamten Rückflug verabschiedete er sich von seinem Arbeitgeber. Er wollte nur noch allein sein. Señor Arteaga akzeptierte dieses Verhalten völlig, er schien sogar froh darüber zu sein. Auch er war nach dem langen Tag müde und wollte schnell nach Hause.

Er war viel zu aufgewühlt, um gleich einzuschlafen. Wie es seiner gespaltenen Persönlichkeit entsprach, suchte er in seinem jämmerlichen Zustand nicht Trost beim Drago, sondern in der Bibel. Er stieß im Johannesevangelium auf die Stelle, in der Jesus bei einem Disput mit den Pharisäern den Teufel als geborenen Mörder bezeichnete, der in der Dunkelheit lauert, um gewaltsamen Tod zu bringen. Er erschauerte, als er dieses Gleichnis überdachte.

War er ein Teufel? Schließlich hatte er schon in der Dunkelheit Tod gebracht! Trotzig legte er das heilige Buch zur Seite. Nein, er war kein Mörder! Er war der Hohepriester des Heiligen Baums! Er war Opferpriester zu dessen Ehren! Mit wieder gewonnener Selbstsicherheit schlief er endlich ein.

Die Wurzeln meldeten sich bald in seinem Kopf zurück. Es war zunächst nur wie das lästige Stechen eines kleinen Insektes. Es bereitete mehr Unbehagen als Schmerz. Der Baum begann jedoch zweifellos wieder damit, nach Aufmerksamkeit zu rufen. Er fühlte keine freudige Erregung darüber. Zu schnell kam die erneute Forderung seines Gebieters. Er suchte Ablenkung von diesem ersten Rufen. Der bevorstehende Samstag brachte sie ihm. Seine Bereitschaft des Roten Kreuzes führte eine Übung durch, und er würde dabei sein. Hinter Los Silos auf dem Monte Taco befand sich ein großes Wasserreservoir. Das wollten sie gegen einen vermeintlichen Dammbruch sichern.

*

Mit mehreren Lastkraftwagen voller Sandsäcke und Gerät starteten sie erwartungsvoll. Das Wetter und ihre Stimmung waren gut. Mario Fernández, ihr Gruppenführer machte ihnen schon auf der Hinfahrt den Mund wässerig. Er schilderte in den buntesten Farben, wie sie nach getaner Arbeit bei gutem Essen und reichlich Wein den Samstagabend ausklingen lassen würden. Fernández hatte in Los Silos einen Onkel, der eine gemütliche Bodega direkt an der Hauptstraße betrieb. Dort war alles für eine zünftige Feier am Abend bestellt. »Meine Familie wird sich nicht lumpen lassen, Männer! Sie wird alles gut und reichlich für euch bereithalten«, schwärmte er vollmundig. Doch zunächst hieß es: hart zur Sache.

Sie erreichten nach einer Dreiviertelstunde das Plateau des Monte Taco. Sie parkten ihre Wagen vor der Umzäunung neben dem großen Gittertor und wirbelten dabei weiße Staubfahnen hoch, denn der Boden war knüppeltrocken. Das Tor stand gegen sonstige Gepflogenheit weit auf. Sie wurden erwartet. Eine solche Übung fand schließlich nicht alle Tage statt! Mario Fernández überschaute nach stürmischer Begrüßung kurz das Areal. Dann ließ er seine Männer eine größere Randzone des Wasserbeckens markieren und zwar genau gegenüber dem Zuflussrohr auf der Seite zum Atlantik hin.

»Hier ist die Bruchstelle«, sagte er so bestimmt, als wäre sie wirklich da.

»Das ist realistisch. Da fließt das Wasser rein und auf der anderen Seite wieder raus«, kommentierte ein Witzbold den Befehl. »Ich sehe förmlich, wie sich die Wassermassen den Hang hinab ins Meer ergießen!«

Alle lachten ausgelassen. Willig reihten sich die Männer zu einer langen Schlange aus Menschenleibern. Bald flogen die Sandsäcke von den Wagen herunter von Hand zu Hand bis zum markierten Leck.

Bei der harten Arbeit in der brütenden Hitze verging die ausgelassene Stimmung schnell. Einige Männer maulten schon bald, warum man die schöne Zeit damit vergeudete, ein nicht vorhandenes Loch zu stopfen. Fernández verbat sich jeden Widerspruch und erinnerte die Meckerer an die Disziplin, die jeder Rot-Kreuz-Mann bei seinem Dienst zeigen musste. Bald türmten sich die Säcke zu einem hohen Schutzwall auf. Die Sonne stand mittlerweile im Zenit und brannte auf ihre nackten Rücken. Auch er gab sich voll der harten, körperlichen Betätigung hin und dachte für den Moment an nichts anderes als die Erledigung dieses Auftrags.

Andrés Hernández stimmte zu allem Überfluss ein Lied an. Bald sang der ganze Haufen vielstimmig mit, und die Arbeit ging mit einmal viel flotter von der Hand. ›Fast wie Sklavenarbeiter‹, schmunzelte ihr Anführer, behielt diesen boshaften Gedanken aber für sich. Als alle Sandsäcke ordentlich verlegt waren, zeigten sich die müden Männer überzeugt, dass ihr Werk auch im Ernstfalle das Schlimmste verhindert hätte. Man feierte das sandige Bauwerk mit großem Hallo, und langsam kehrten die verbrauchten Kräfte zurück.

Mittlerweile war es drei Uhr nachmittags. Mario Fernández ließ nach dem Ende der Arbeit keine Rast zu. Zunächst mussten alle Sandsäcke wieder auf die Wagen gepackt werden. Er lockte seine Männer mit der Feier unten im Ort zur Eile. Vor dem Vergnügen kam eben erst die Arbeit! Kurz nach 17 Uhr waren sie endlich fertig. Die schweren Wagen waren beladen und startklar für die Fahrt in den Ort.

Im Dorf erwartete man sie bereits mit Ungeduld und Neugierde. Die Lastwagen wurden auf einem großen Parkplatz vor einer verschlossenen Bananenplantage abgestellt. Sie wurden von lachenden Kindern bestaunt. Zu Fuß ging es bis zu dem Lokal von Marios Onkel. Volle Gläser mit kühlem Tinto warteten auf sie. Die ebenfalls bereit stehenden irdenen Krüge mit Wasser wurden nur von den Besonneneren nicht...

Erscheint lt. Verlag 10.4.2014
Reihe/Serie Ramón Martín & Teresa Zafón
Verlagsort Santa Úrsula
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Drachenbaum • Kanaren • Kanarische Inseln • Krimi • Kriminalroman • Regionalkrimi • Teneriffa • Urlaub
ISBN-10 84-941501-1-1 / 8494150111
ISBN-13 978-84-941501-1-1 / 9788494150111
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