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Irlands Königreich der Schatten (eBook)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
180 Seiten
Jung und Jung Verlag
978-3-99027-121-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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Irlands Mythen und Sagen, Elfen- und Gespenstergeschichten, erzählt von einem seiner großen Dichter.Irland - das ist nicht nur die grüne Insel, das ist auch eine Welt, die tatsächlich von Sagen umwoben ist, eine Welt, die eine einzige vielstimmige Erzählung zu sein scheint. Vor der Veröffentlichung seiner berühmten Gedichte und Theaterstücke beschäftigte sich William Butler Yeats, der spätere Nobelpreisträger, intensiv mit der Folklore und Mythologie Irlands. Er wanderte durch die ländlichen Regionen seiner Heimat, wo der Aberglaube noch fest im Alltag verwurzelt war, und ließ sich von Bauern, Dorfbewohnern und Landstreichern Geschichten erzählen. Diese eindrücklichen Begegnungen und sonderbaren Geschichten hat Yeats in diesem Band versammelt und ihnen dabei ihre ganze Frische gelassen. Obwohl die Geschichten von übernatürlichen Wesen, außergewöhnlichen Menschen, und seltsamen Erscheinungen berichten, handelt es sich nicht um Märchen oder phantastische Erfindungen des Autors. Das Übernatürliche bleibt in Irland stets ein natürlicher Bestandteil des täglichen Lebens, und all die Elfen, Hexenmeister und Gespenster sind weniger Heimsuchungen als vertraute Nachbarn, mit denen man gut auskommen kann, wenn man sich nur an bestimmte Umgangsformen hält, sein Haus nicht auf einem Elfenpfad errichtet und sich nicht durch Traumbilder in das Labyrinth des Schattenkönigreichs locken lässt.Diese erste vollständige Übersetzung wird ergänzt durch ein Nachwort sowie Anmerkungen und ein Glossar der irischen Begriffe, mythologischen Figuren und historischen Personen.

geboren 1865 in Sandymount bei Dublin, gestorben 1939 in Monaco. Er gilt als bedeutendster Poet Irlands. 1923 erhielt er den Literaturnobelpreis.

William Butler Yeats geboren 1865 in Sandymount bei Dublin, gestorben 1939 in Monaco.William Butler Yeats gilt als bedeutendster Poet Irlands und als einer der einflussreichsten Literaten des 20. Jahrhunderts.Auszeichung: 1923 Nobelpreis für Literatur

Dorfgespenster


In den großen Städten sieht man so wenig von der Welt, weil die Minderheiten lieber unter sich bleiben. In den Kleinstädten und Dörfern gibt es keine Minderheiten, da es nicht genug Menschen gibt. Dort bekommt man gezwungenermaßen die ganze Welt zu sehen. Jeder Mensch ist eine Klasse für sich; jede Stunde ist eine neue Herausforderung. Wenn man am Gasthof am Ende des Dorfes vorbeigeht, lässt man seine eigenen Vorlieben hinter sich, da man niemanden trifft, der sie teilen kann. Wir lauschen wortgewandten Reden, lesen Bücher und schreiben sie, regeln alle Angelegenheiten des Universums. Die stummen Scharen der Dorfbewohner ändern sich nie. Der Spaten in der Hand des Bauern fühlt sich trotz all unserer Reden immer gleich an. Gute Jahreszeiten und schlechte folgen aufeinander wie in alten Zeiten. Die stummen Scharen kümmern sich nicht mehr um uns als das alte Pferd, das durch das rostige Gitter des Dorfpferches lugt. Die alten Kartenzeichner schrieben auf unerforschte Regionen: „Hier sind Löwen.“ Über die Dörfer der Fischer und Ackerbauern, die so wenig mit unserem Leben gemein haben, können wir nur einen unbezweifelbaren Satz schreiben: „Hier sind Gespenster.“

Meine Gespenster behausen das Dorf H---- in Leinster. Die Geschichte ist an diesem vorzeitlichen Dorf, seinen krummen Gassen, dem alten, mit hohem Gras überwucherten Klosterfriedhof, dem grünen Hintergrund aus kleinen Tannenbäumen und dem Kai, an dem einige teerige Fischkutter vertäut sind, spurlos vorübergegangen. In den Annalen der Insektenkunde ist es jedoch wohlbekannt. Denn ein Stück weit im Westen liegt eine kleine Bucht, wo derjenige, der nächtelang wacht, eine bestimmte seltene Mottenart erspähen kann, die beim Gezeitenwechsel, kurz vor dem Einbruch der Nacht oder dem Beginn der Morgendämmerung, umherflattert. Vor hundert Jahren wurde sie von Schmugglern in Kisten voll Spitze und Seide aus Italien eingeführt. Wenn der Mottenjäger sein Fangnetz beiseite legte, um den unzähligen lokalen Geschichten über Gespenster oder Elfen oder ähnliche Kinder Liliths nachzujagen, müsste er viel weniger Geduld aufbringen.

Um sich des Nachts dem Dorf zu nähern, braucht ein ängstlicher Mensch eine ausgezeichnete Taktik. Einst hörte man folgende Klage: „Beim Kreuz Christi! Welchen Weg soll ich wählen? Wenn ich am Dunboyhügel vorbeigehe, wird mir der alte Kapitän Burney auflauern. Wenn ich am Meer entlanggehe und die Stufen hinauf, wartet dort der Kopflose, und am Kai gibt’s noch einen und einen neuen an der alten Friedhofsmauer. Wenn ich den anderen Weg nehme, erscheint Mrs. Stewart bei Hillside Gate, und der Teufel persönlich haust in der Hospital Lane.“

Ich konnte nicht herausfinden, welchem Geist der Mann die Stirn bot, aber sicher war es nicht jener in der Hospital Lane. In den Zeiten der Cholera hatte man dort eine Hütte für die Patienten errichtet. Als man sie nicht mehr benötigte, wurde sie abgerissen, doch wird seitdem der Ort, wo sie stand, von zahllosen Geistern, Dämonen und Elfen heimgesucht. In H---- lebte ein Bauer namens Paddy B----; ein unheimlich starker Mann und Abstinenzler. Seine Frau und Schwiegertochter staunten über seine große Kraft und fragten sich oft, was er wohl anstellte, wenn er ein Trinker wäre. Als er eines Nachts durch die Hospital Lane ging, sah er etwas, das er zunächst für ein harmloses Kaninchen hielt; etwas später merkte er, dass es eine weiße Katze war. Als er sich dem Tier näherte, begann es langsam größer und größer zu werden, und während es wuchs, spürte er seine eigene Kraft schwinden, als ob sie ihm ausgesaugt würde. Er drehte sich um und rannte.

Bei der Hospital Lane verläuft der „Elfenpfad“. Jeden Abend wandern sie vom Hügel zum Meer und vom Meer zum Hügel. Dort, wo der Pfad am Meer endet, steht eine Hütte. Eines Nachts ließ Mrs. Arbunathy, die darin wohnte, die Tür offen, da sie ihren Sohn erwartete. Ihr Mann war am Kamin eingeschlafen; ein großer Mann trat ein und setzte sich zu ihm. Nachdem er eine Zeitlang dort gesessen hatte, fragte die Frau: „Wer sind Sie, in Gottes Namen?“ Er stand auf und sagte beim Hinausgehen: „Lasst zu dieser Stunde niemals die Tür offen, sonst wird das Böse zu euch kommen.“ Sie weckte ihren Mann und erzählte ihm, was geschehen war. „Jemand vom guten Volk hat uns besucht“, sagte er.

Wahrscheinlich hatte der Mann Mrs. Stewart bei Hillside Gate die Stirn geboten. Zu Lebzeiten war sie die Frau des protestantischen Pfarrers gewesen. „Ihr Gespenst hat nie jemandem etwas angetan“, sagen die Dörfler; „es muss nur eine Strafe auf Erden verbüßen.“ Nicht weit von Hillside Gate, wo sie spukte, erschien für kurze Zeit ein viel bemerkenswerterer Geist. Sein Spukort war die „Bogeen“, ein Feldweg, der vom westlichen Dorfende wegführte. Ich erzähle seine Geschichte ausführlich, eine typische Dorftragödie. In einer Dorfhütte am Anfang des Feldweges wohnten ein Anstreicher namens Jim Montgomery und seine Frau. Sie hatten mehrere Kinder. Er war ein kleiner Dandy und stammte aus einer höheren Klasse als seine Nachbarn. Seine Frau war sehr groß. Ihr Mann, den man wegen Trunkenheit aus dem Kirchenchor geworfen hatte, verprügelte sie eines Tages. Ihre Schwester hörte davon, kam und nahm einen der Fensterläden – Montgomery liebte Ordnung und hatte an allen Fenstern Fensterläden – und prügelte ihn damit, denn sie war ebenfalls groß und stark. Er drohte, sie zu verklagen. Sie antwortete, sie breche ihm jeden Knochen im Leib, falls er es tue. Sie sprach nie wieder mit ihrer Schwester, weil diese sich gegen einen so kleinen Mann nicht gewehrt hatte. Jim Montgomery wurde immer unzuverlässiger: Bald hatten seine Frau und seine Kinder nicht genug zu essen. Sie erzählte es niemandem, denn sie war sehr stolz. Oft hatte sie nicht einmal ein Feuer in der kalten Nacht. Wenn Nachbarn kamen, sagte sie, sie habe das Feuer erlöschen lassen, weil sie gerade zu Bett gehen wollte. Die Leute in der Nachbarschaft hörten häufig, dass ihr Mann sie verprügelte, doch sie sagte niemandem etwas davon. Sie wurde sehr mager. An einem Samstag war für sie und die Kinder schließlich nichts mehr zum Essen im Haus. Sie ertrug es nicht länger, ging zum Pfarrer und bat ihn um Geld. Er gab ihr dreißig Shilling. Sie traf auf ihren Mann, der ihr das Geld wegnahm und sie schlug. Am folgenden Montag wurde sie sehr krank und schickte nach einer Mrs. Kelly. Mrs. Kelly sagte auf den ersten Blick: „Frau, du stirbst“, und ließ den Pfarrer und den Arzt kommen. Sie starb binnen einer Stunde. Nach ihrem Tod ließ der Hausbesitzer die Kinder ins Arbeitshaus bringen, da Montgomery sich nicht um sie kümmerte. Einige Nächte nachdem die Kinder fortgebracht worden waren, ging Mrs. Kelly auf der „Bogeen“ nach Hause, als der Geist von Mrs. Montgomery erschien und ihr folgte. Er verschwand nicht, bis sie ihr eigenes Haus erreichte. Sie erzählte es dem Pfarrer, Pater F----, einem bekannten Altertumsforscher, aber konnte ihn nicht davon überzeugen. Einige Nächte später traf Mrs. Kelly den Geist an derselben Stelle. Sie hatte zu große Angst, um die ganze Strecke zu gehen, so hielt sie auf halbem Weg an dem Haus eines Nachbarn und bat ihn, sie einzulassen. Er antwortete, sie wollten gerade zu Bett gehen. Sie rief: „In Gottes Namen, lasst mich rein, oder ich breche die Tür auf.“ Man öffnete ihr, und sie entkam dem Gespenst. Am nächsten Tag erzählte sie es noch einmal dem Pfarrer. Diesmal glaubte er ihr und sagte, der Geist würde ihr solange folgen, bis sie mit ihm spräche.

Sie traf den Geist zum drittenmal in der „Bogeen“. Sie fragte, was seine Ruhe störe. Das Gespenst sagte, seine Kinder müssten aus dem Arbeitshaus entlassen werden, da niemand aus der Familie je zuvor dort gewesen sei, und man solle für seinen Seelenfrieden drei Messen lesen. „Falls mein Mann dir nicht glaubt, zeig ihm dies“, sagte es und berührte mit drei Fingern Mrs. Kellys Handgelenk. An den Berührungspunkten bildeten sich Schwellungen, die sich schwarz färbten. Dann verschwand der Geist. Eine Zeitlang wollte Montgomery nicht glauben, dass seine Frau erschienen war. „Sie würde sich nie Mrs. Kelly zeigen, wo sie doch ordentlichen Leuten erscheinen könnte“, meinte er. Die drei schwarzen Punkte überzeugten ihn jedoch, und die Kinder wurden aus dem Arbeitshaus entlassen. Der Pfarrer las die Messen, und der Schatten scheint seinen Frieden gefunden zu haben, da man ihn seither nicht mehr gesehen hat. Jim Montgomery starb einige Zeit später im Arbeitshaus, nachdem er durch seine Trunksucht völlig verarmt war.

Ich kenne ein paar Leute, die glauben, den kopflosen Geist am Kai gesehen zu haben, und es gibt einen Mann, der nachts, wenn er an der alten Friedhofsmauer vorbeigeht, eine Frau mit weißen Borten an ihrer Mütze sieht, die sich an ihn heranpirscht und ihn verfolgt.2 Die Erscheinung verlässt ihn erst, wenn er seine Haustür erreicht. Die Dörfler meinen, sie verfolge ihn, um irgendein Unrecht zu ahnden. „Wenn ich tot bin, werde ich dir als Geist erscheinen“, ist eine beliebte...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2014
Übersetzer Alexander Pechmann
Verlagsort Salzburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Elfen • Gespenstergeschichten • Literaturnobelpreis • Mythen • Nobelpreis
ISBN-10 3-99027-121-0 / 3990271210
ISBN-13 978-3-99027-121-6 / 9783990271216
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