Um unsere Webseiten für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern, verwenden wir Cookies. Durch Bestätigen des Buttons »Akzeptieren« stimmen Sie der Verwendung zu. Über den Button »Einstellungen« können Sie auswählen, welche Cookies Sie zulassen wollen.

AkzeptierenEinstellungen

Wonach mein Herz sich sehnt (eBook)

eBook Download: EPUB
2009 | 1. Auflage
CCCLXVIII, 293 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-86827-911-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
5,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Mitten durch Nellies Herz geht ein Riss. Sie hängt an den Traditionen ihres amischen Glaubens. Dennoch verfolgt sie fasziniert, wie unbeirrt ihre Eltern ihren neu gefundenen, lebendigen Glauben leben. Selbst wenn sie dafür als Abweichler gebrandmarkt werden. Auch von David Yoder, dem Vater ihres geliebten Caleb. Und darin liegt die Tragik für die Liebenden: Der Patriarch bekämpft voller Eifer alle Ausbruchstendenzen und fordert wegen Nellies Familie das Ende ihrer Beziehung. Schließlich kommt der Tag, an dem Caleb vor die Wahl gestellt wird: Sein Erbe oder Nellie. Wofür wird er sich entscheiden? Und kann Nellie dem neuen Glauben dauerhaft widerstehen?

Kapitel 1

Nellie Mae Fisher lud ihre frisch gebackenen Waren auf den langen Schlitten und deckte sie mit einer leichten Plane zu, bevor sie alles mit einem Band sicherte. Sie setzte ihren Winterhut über ihre Gebetskapp und versuchte, nicht zu tief einzuatmen, während sie den Schlitten durch den Hof und hinab zur Bäckerei hinter dem Bauernhaus ihres Vaters zog. Um ihre Nase vor der eisigen Januarluft zu schützen, schob sie ihr Wolltuch ein wenig höher.

Das weite Land hinter Nellies Bäckerei war unter einer Schneedecke begraben, das Maisfeld, das im letzten Sommer verdorrt war, war jetzt so weiß und perfekt wie die Felder ihrer Nachbarn. Einige große Bäume stachen kahl und gabelförmig im Westen vom Himmel ab, und nur eine Handvoll vereinzelter Blätter hing noch an den Ahornen neben dem Hof. In Nellies Nähe waren einige dürre Maispflanzen stehen geblieben, deren braune Stiele sich bizarr vom Schnee abhoben.

Unser erstes Weihnachten und Neujahr … ohne Suzy.

Nellie Mae seufzte und betrachtete fasziniert, wie der Himmel scheinbar das Tageslicht hinter einem Wall aus grauweißen Wolken zurückhielt, es wegsperrte und der Erde das direkte Sonnenlicht vorenthielt. Sie hatte gehört, wie ihr Vater den gefrorenen Boden mit Eis verglichen und leise zu Mama gesagt hatte, dass nicht einmal der Tod so hart sei wie die Erde auf dem Acker. Bei den schweren Schneefällen der letzten Zeit und der unerbittlichen arktischen Kälte war Nellie ehrlich froh, dass sie Suzys Tagebuch lange vor diesem kalten, langen Wintermonat wieder aus der Erde geholt hatte.

Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie und Suzy als Kinder durch hüfthohen Schnee gewatet waren, ohne dass ihre Mutter etwas davon gewusst hatte, die sonst bestimmt das eine oder andere dazu zu sagen gehabt hätte. Sie hatten sich, genauso wie Rhoda und Nan, in den dunklen Monaten des Jahres nach dem hellen Licht des Sommers gesehnt. Alle vier Schwestern hatten jahrelang diesen Schlitten benutzt und sich auf der Suche nach dem Grün des Frühlings durch den Schnee gezogen. Selbst der Anblick von dunkelgrünen Flechten an einem Baumstamm gab ihnen einen Grund zur Freude.

Ach, wenn der Frühling sich doch beeilen würde!

Nellie öffnete die Tür zu ihrem gemütlichen Laden und begann, die Backwaren für diesen Tag vom Schlitten zu laden. Sofort spürte sie jedoch, dass etwas nicht stimmte. Als sie hinter die Verkaufstheke trat, hockte dahinter die neunzehnjährige Nan mit ihrer besten Freundin, Rebekah Yoder, Calebs älterer Schwester. Die beiden jungen Frauen standen auf. Über ihre Gesichter liefen Tränenspuren, und Nan entfuhren die Worte: „Ach, das ist so ungerecht.“

Verwirrt schüttelte Nellie den Kopf. „Was ist denn?“

„Rebekahs Vater … ach …“ Nan warf einen Blick auf ihre Freundin, die genauso aufgewühlt war wie sie selbst.

Sofort wusste Nellie, warum die beiden sich versteckt hatten.

Rebekah tupfte sich mit einem Taschentuch das Gesicht trocken. „Ich sollte eigentlich nicht hier sein“, gestand sie und seufzte laut. „Seit der Spaltung unter den Amisch ist mein Vater gegen bestimmte Freundschaften.“

Bestimmte Freundschaften?

Nellie konnte nicht verraten, in welch schwieriger Lage sie sich selbst befand, und nickte nur, als Rebekah gestand, dass ihre ganze Familie in derselben Zwickmühle saß wie sie selbst. Sie erklärte nicht weiter, was sie damit meinte, aber Nellie vermutete, dass sie von sich und ihrem Bruder Caleb und auch von Rebekahs Mutter sprach, die bis vor wenigen Monaten oft mit Nellies Mama gemeinsam zu Nähtagen gefahren war.

Nan griff plötzlich nach Nellies Hand. „Hättest du etwas dagegen, wenn Rebekah und ich uns manchmal hier treffen, um miteinander zu reden?“ Nans Augen schauten sie flehend an.

Nellie zwang sich zu einem Lächeln. Bekomme ich noch mehr Schwierigkeiten mit David Yoder, wenn ich Calebs Schwester hierherkommen lasse?

Nan stöhnte. „Ach, ich verstehe nicht, warum das alles so sein muss.“

Rebekahs Gesicht war vor Sorge angespannt. „Ich auch nicht.“

„Sogar der Bischof hat gesagt, dass niemand mit dem Bann belegt wird, weil er zu Prediger Manny und der neuen Kirche geht“, erinnerte Nan sie.

„Wenn du das glaubst, kennst du meinen Vater nicht“, seufzte Rebekah. „Er verhängt den Bann, wenn er das will.“

Nellies Zuversicht sackte in sich zusammen.

„Komm.“ Nan nahm Rebekah an der Hand und führte sie zur Tür.

Nellie schaute ihnen nach und wusste nicht, wem ihr Mitgefühl mehr galt – ihrem Freund Caleb oder Nan und Rebekah, die höchstwahrscheinlich einen Plan ausheckten, wie sie sich in Zukunft heimlich treffen konnten.

Sie schaltete den mit Gas betriebenen Heizkörper in der anderen Ecke ein und zog dann ihren Mantel, ihren Schal und ihre Fäustlinge aus. Sie rieb die Hände aneinander und wartete da-rauf, dass der Raum sich allmählich aufwärmte. Während sie das tat, ging sie zum Fenster und starrte auf die Winterlandschaft hinaus. Warum hat Caleb sich an Weihnachten überhaupt nicht gemeldet?

„Wie lange dauert es noch, bis er seinen Vater dazu bringt, unsere Freundschaft zu erlauben?“, platzte es aus ihr heraus.

Tief in ihrem Herzen hatte sie Angst wegen Calebs Wunsch, sein Geburtsrecht auf keinen Fall zu verlieren. Vierzig Hektar ausgezeichnetes Ackerland waren nicht zu verachten, und das Land seines Vaters war sehr wichtig für ihn. Für sie auch, denn das Land würde ihnen ihren Lebensunterhalt garantieren, wenn Caleb sich um sie und ihre Kinder kümmern würde. Darüber hatte er sich viele Gedanken gemacht, als sie sich unerwartet am Mühlbach getroffen hatten – das letzte Mal, als sie zusammen gewesen waren. Damals hatte sie aus seiner Stimme den starken Wunsch nach seinem Erbe herausgehört. Bald wüsste sie, wie die Dinge standen. Schließlich war Caleb ein Mann, der zu seinem Wort stand. Er hatte sie gebeten, ihn zu heiraten, und sie hatte gern eingewilligt, aber das war gewesen, bevor sein Vater ihre Trennung verlangt hatte.

Warum verbietet David Yoder Rebekah und Nan, sich zu treffen?

Nachdem sie gesehen hatte, wie elend sich Rebekah fühlte, fürchtete sie, dass David Yoder mehr Einfluss auf seinen Sohn und seine Tochter hatte, als sie anfangs geglaubt hatte. Da Rebekah einer anderen amischen Familie im Haushalt half, hatte sie weniger Gelegenheit, von der Welt beeinflusst zu werden, als Nellies Schwester Rhoda, die bei den Kraybills, einer englischen Familie, im Haushalt half. Nein, Rebekah würde höchstwahrscheinlich in die alte Kirche eintreten und in der Amischgemeinschaft bleiben, genauso wie Nellie, wenn die Zeit dafür käme. Wenn sie das tat, bedeutete das auch, dass Rebekah sich am Ende den Wünschen ihres Vaters beugen und sich eine andere beste Freundin suchen müsste, was Nan bestimmt sehr verletzen würde.

Nellie drehte sich um und ließ ihren Blick über die Backwaren wandern: ein großzügiges Angebot an Plätzchen, Kuchen, Strudeln und Teilchen. Aber leider waren nur wenige Kunden bereit, in dieser Woche den Temperaturen zu trotzen und in ihren Laden zu kommen. Sie hatte daran gedacht, Dat zu fragen, ob sie in den kältesten Wochen des Jahres ihren Laden schließen sollte, wie es einige Geschäfte in Intercourse Village machten, obwohl viele nicht von amischen Familien betrieben wurden. Aber Nellie zögerte noch. Ihre Familie brauchte nach der Dürre im letzten Sommer dieses Jahr die zusätzlichen Einnahmen aus der Bäckerei noch dringender als sonst.

„Im Moment sieht es wirklich so aus, als hätten wir geschlossen“, murmelte sie mit einem Blick auf die Straße und die fehlenden Kunden. Es würde nichts schaden, wenn sie in die Scheune ginge, um zu sehen, wie Dat mit den neuen Tischen und Stühlen vorankam.

Auf dem Weg zur Scheune bemerkte sie Nan und Rebekah, die jetzt nebeneinander zur Beaver Dam Road stapften. Rebekah gestikulierte mit den Händen, während sie Nellies Schwester eifrig etwas erzählte.

Rebekah weiß, was sie will. Mit ihren zwanzig Jahren würde sie gewiss bald heiraten – wenn nicht im kommenden Herbst, dann bestimmt im Jahr danach. Soweit Nellie wusste, hatte Rebekah keinen festen Freund, obwohl das natürlich nichts zu bedeuten hatte. Liebespaare trafen sich heimlich, und die meisten Paare folgten dieser alten Tradition.

Sie warf noch einen Blick über ihre Schulter und schaute Calebs Schwester nach, die neben der drahtigen Nan anmutig und groß wirkte. Nellie fragte sich unwillkürlich, was die zwei Mädchen, die eifrig die Köpfe zusammensteckten, wohl ausheckten. Wenigstens für diesen kurzen Moment hatten sich ihre Tränen in Lachen verwandelt.

Nellie öffnete die Stalltür und ging auf die Seite gegenüber von den Tieren. Ihr Vater hatte sich dort eine Ecke eingerichtet, wo er seine Geschäftsunterlagen aufbewahrte und hin und wieder Holzarbeiten erledigte.

Er stand mit dem Rücken zu ihr und nahm gerade eines der Stuhlbeine genau unter die Lupe und berührte dabei mit der Nase fast das Eichenholz. „Hallo, Dat“, sagte sie leise, um ihn nicht zu erschrecken.

Er drehte sich schnell um. „Nellie Mae?“

„Bis jetzt sind nicht viele Kunden da … ehrlich gesagt, noch kein einziger. Ich dachte, ich schaue, wie du vorankommst.“ Sie blieb stehen und genoss sein erfreutes Lächeln. „Ich war einfach neugierig und wollte sehen, wie es wird.“ Sie deutete auf den...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2009
Reihe/Serie Die Tränen der Nellie Fisher
Übersetzer Silvia Lutz
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Amisch • Amischroman • Amischroman, einfaches Leben, christlicher Glaube, Liebe • Amish • Christlicher Glaube • Christlicher Roman • Einfaches Leben • Familie • Gelebter Glaube • Liebe • Liebesroman
ISBN-10 3-86827-911-3 / 3868279113
ISBN-13 978-3-86827-911-5 / 9783868279115
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 437 KB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Wolf Haas

eBook Download (2025)
Carl Hanser Verlag München
18,99
Roman

von Percival Everett

eBook Download (2024)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
19,99