Der weiße Stern (eBook)

Roman

(Autor)

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2014 | 1. Auflage
592 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-42267-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der weiße Stern -  Iny Lorentz
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Amerika im 19. Jahrhundert: Gisela und Walther hat es bei ihrer Flucht aus Preußen in die mexikanische Provinz Tejas verschlagen. Gisela erwartet ihr erstes Kind, während ihr Mann bald schon Bekanntschaft mit den gefürchteten Komantschen macht. Als Gisela einen Sohn zur Welt bringt, erweist sich der friedliche Kontakt mit diesem Stamm als höchst hilfreich, denn Walther kann den Komantschen die junge Nizhoni abkaufen, die den kleinen Josef stillen soll. Die junge Indianerin fürchtet sich vor Walther, mit Gisela aber verbindet sie bald eine tiefe Freundschaft, die sich in vielen Schwierigkeiten bewährt. Als der Diktator Santa Ana die Siedler von Tejas in einen mörderischen Krieg verstrickt, erweist sich Nizhoni wiederum als Segen für das junge Paar ...

Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenpaars Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Ihr größter Erfolg 'Die Wanderhure' erreichte ein Millionenpublikum und wurde ebenso wie fünf weitere ihrer Romane verfilmt. Außerdem wurde dieser Roman für das Theater adaptiert. Seit der 'Wanderhure' folgt Bestseller auf Bestseller. Viele ihrer Romane wurden zudem ins Ausland verkauft. Neben anderen Preisen wurde das Autorenpaar mit dem 'Wandernden Heilkräuterpreis' der Stadt Königsee ausgezeichnet und in die 'Signs of Fame' des multikulturellen und völkerverbindenden Friedensprojekts »Fernweh-Park« aufgenommen. Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren und ihren Facebook-Auftritt: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane

Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenpaars Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Ihr größter Erfolg "Die Wanderhure" erreichte ein Millionenpublikum und wurde ebenso wie fünf weitere ihrer Romane verfilmt. Außerdem wurde dieser Roman für das Theater adaptiert. Seit der "Wanderhure" folgt Bestseller auf Bestseller. Viele ihrer Romane wurden zudem ins Ausland verkauft. Neben anderen Preisen wurde das Autorenpaar mit dem "Wandernden Heilkräuterpreis" der Stadt Königsee ausgezeichnet und in die "Signs of Fame" des multikulturellen und völkerverbindenden Friedensprojekts »Fernweh-Park« aufgenommen. Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren und ihren Facebook-Auftritt: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane

2.


Gisela fühlte sich nicht wohl. Es war ihr kein Trost, dass ihre Nachbarin Rosita Jemelin erklärt hatte, Schwangerschaften würden solche Beschwerden mit sich bringen. Am liebsten wäre sie den ganzen Tag über im Bett geblieben und hätte geweint. Gerade das konnte sie sich aber nicht leisten. Walther und Pepe benötigten etwas zu essen, und sie musste sich dringend um die Gemüsepflanzen kümmern. Jetzt bedauerte sie doppelt, dass Gertrude Schüdle, die in den ersten Wochen bei ihnen gewohnt und ihr geholfen hatte, zu den Poulains gezogen war. Dort wurde sie allerdings dringender gebraucht als hier. Charlotte Poulain war durch einen Schlangenbiss schwer erkrankt und die achtjährige Cécile noch zu klein, um den Haushalt zu führen. Durch Gertrudes Abreise war einiges liegengeblieben. Wenigstens versorgten die drei Hirten sich selbst und kamen nur alle paar Tage zur Farm, um Vorräte zu holen.

»Ich darf Walther nicht im Stich lassen, nachdem er so viel für mich getan hat«, sagte sie stöhnend zu sich selbst und kämpfte sich hoch. Es fiel ihr schwer, sich zu waschen und anzuziehen. Danach musste sie das Feuer auf dem Herd entzünden, Wasser vom Bach holen und einen Kochtopf über die Flamme hängen.

Während sie die Graupen für die Suppe abmaß, sehnte sie sich in die gut eingerichtete Küche im Renitzer Forsthaus zurück. Doch der Weg dorthin war ihr für immer versperrt.

»Stell dich nicht so an!«, rief sie sich zur Ordnung. »Du lebst jetzt hier und musst mit dem auskommen, was du hast!« Sie sagte sich, dass es Walther und ihr weitaus besser ging als vielen anderen Auswanderern, die in die Dienste fremder Leute hatten treten müssen, um nicht zu verhungern. Sie hingegen besaßen Land und ein eigenes Haus, auch wenn es kleiner war als das Forsthaus im Wald von Renitz. Draußen weideten mehrere Kühe und ein Bulle. Auch hatte Walther mit Hilfe ihrer Freunde Thierry Coureur und Thomé Laballe und dem Zugochsen, der ihnen gemeinsam gehörte, das erste Getreide ausgesät.

»Nächstes Jahr wird alles besser«, sagte sie laut, um sich selbst Mut zu machen. Dann war sie auch die Last in ihrem Leib los, von der sie noch immer nicht wusste, ob sie sie nun lieben oder verdammen sollte. Wäre sie sicher gewesen, dass es Walthers Kind war, hätte sie die Beschwerden der Schwangerschaft mit Freuden auf sich genommen. Doch wenn sie in den Nächten schlaflos neben ihrem Mann lag, erlebte sie in Gedanken immer wieder, wie Diebold von Renitz sich ihrer bemächtigt und sie vergewaltigt hatte.

Sie hatte den jungen Renitz erschießen müssen, als dieser ihren Mann töten wollte, und seit jenem Tag klebte Blut an ihren Händen. Zu manchen Zeiten glaubte sie, es immer noch daran zu sehen. Auch jetzt eilte sie zum Wassereimer, um die Hände zu waschen, und kämpfte gegen das Gefühl an, Diebold von Renitz’ Blut würde sie zeichnen wie ein Kainsmal.

Niedergeschlagen, weil sie sich an diesem Tag schon wieder mit der Vergangenheit beschäftigte, widmete sie sich ihrer Arbeit und blickte zwischendurch zu einem der kleinen Fenster hinaus, um zu sehen, ob Walther schon von seinem Kontrollgang zurückkam. Mit einem Mal entdeckte sie zwei Reiter und zuckte zusammen. Es waren Indianer – ihrem Aussehen nach Wilde, wie die Mexikaner sie bezeichneten.

So rasch sie konnte eilte sie zur Tür und schob den Riegel vor. Anschließend nahm sie die Pistole, die ihr Mann zurückgelassen hatte, damit sie während seiner Abwesenheit nicht wehrlos war, und schüttete mit zitternden Händen Pulver auf die Zündpfanne.

Erst als die Waffe schussfertig war, wagte sie erneut einen Blick ins Freie. Nun erst entdeckte sie bei den Indianern auch Walther, der wohl von einem Pferd verdeckt gewesen war. Er trug seine Büchse über der Schulter und unterhielt sich mit ihnen. Gisela atmete auf. Zwar wusste sie nicht, welchem Stamm die Reiter angehörten, aber sie schienen friedlich zu sein. Trotzdem blieb sie auf der Hut und wartete, bis die Männer vor dem Haus anhielten.

Walther sah den Rauch, der aus dem einfachen Kamin aufstieg, und nahm an, dass seine Frau im Haus war. Da er sich vorstellen konnte, wie sie sich ängstigte, beschloss er, laut zu rufen: »Gisela, es ist alles in Ordnung! Die beiden wollen nur ein wenig Salz eintauschen!«

Da er es auf Deutsch sagte, verstand Po’ha-bet’chy ihn nicht. Allerdings konnte der Nemene genug Englisch, um den Unterschied zu bemerken.

»Du wirklich kein Mann aus dem Norden«, erklärte er. »Weiter oben am Fluss sind welche.«

»Flussaufwärts gibt es amerikanische Siedlungen?« Walther wunderte sich, denn davon hatte er bislang nichts erfahren. Gleichzeitig dachte er, wie unsinnig es war, die Bewohner der Vereinigten Staaten Amerikaner zu nennen, da ja auch die Mexikaner auf demselben Kontinent lebten.

Po’ha-bet’chy nickte zufrieden. Die Amerikaner, die er bisher kennengelernt hatte, sprachen anders als dieser Mann. Sie kauten die Worte beinahe, so dass man sie kaum verstand. Der Fremde aber sprach deutlich und mit merkbaren Pausen zwischen den einzelnen Worten.

»Amerikaner so weit entfernt, wie ein Nemene an einem halben Tag reitet.«

»Danke für die Auskunft!«, antwortete Walther nachdenklich.

Bis jetzt hatte er geglaubt, die Siedler auf Ramón de Gamuzanas Landlos wären die einzigen im weiten Umkreis. Er fragte sich, weshalb Ramón de Gamuzanas Bruder Hernando oder Diego Jemelin nichts von anderen Ansiedlungen in der Gegend gesagt hatten.

Während des kurzen Gesprächs hatte Gisela ihre Pistole in einer Tasche ihres Kleides versteckt und öffnete die Tür. »Guten Tag!«, grüßte sie unwillkürlich auf Deutsch.

Die beiden Nemene beachteten sie nicht, sondern sahen Walther an.

»Salz!«, forderte Po’ha-bet’chy.

Walther trat ins Haus und öffnete die Kiste mit dem grobkörnigen Salz, das an einigen Stellen der Küste gewonnen wurde. Er füllte zwei Handvoll in einen Lederbeutel und reichte diesen dem Nemene, der ihm ins Haus gefolgt war.

»So viel kann ich dir mit gutem Gewissen geben!«

Po’ha-bet’chy musterte den Beutel, blickte sich dann in dem einen Raum um, aus dem das Bauwerk bestand, und sah zuletzt Gisela an. Ihr schwarzes Haar ließ ihre bleichen Züge schärfer hervortreten, und ihre Schwangerschaft war unübersehbar. Allerdings roch sie nicht gesund. Daher wahrte er Abstand von ihr, nahm den Beutel mit dem Salz und ging wieder hinaus. Mit einem einzigen Satz saß er auf seinem Pferd und lenkte es allein mit den Schenkeln. Bevor er losritt, nahm er seinem Freund eines der beiden Präriehühner ab und warf es Walther zu.

»Für Salz«, sagte er und trieb sein Pferd fast ansatzlos in den Galopp. Ta’by-to’savit folgte ihm mit schrillen Rufen. Innerhalb kürzester Zeit waren die beiden außer Schussweite und verschwanden wenig später hinter den Hügeln.

Walther blickte ihnen nach, bis sie am Horizont verschwunden waren, und atmete dann erleichtert auf. Gott sei Dank war alles gutgegangen, aber ihm war klar, dass nicht jeder Besuch eines Indianers so friedlich enden würde wie dieser.

Nun lobte er Gisela wegen ihrer Beherztheit und zog sie an sich. »Ich bin so glücklich, dich zu haben!«

»Ich bin auch glücklich!« Trotz dieser Versicherung kamen Gisela die Tränen.

Walther sah sie erschrocken an. »Was ist mit dir, mein Liebes?«

»Nichts! Nur eine Laune, wie sie schwangere Frauen überfällt. Rosita Jemelin hat mich davor gewarnt. Sie sagt, man bricht in Tränen aus, nur weil man sich freut.«

»Es wäre besser, du hättest mehr weibliche Gesellschaft«, antwortete Walther nachdenklich. »Du triffst dich nur alle ein, zwei Wochen mit Rosita und hast sonst niemanden. Wie wäre es denn, wenn ich bei meinem nächsten Besuch von Hernando de Gamuzana in San Felipe eine der Frauen dort frage, ob sie als Magd zu uns kommen möchte?«

Der Vorschlag klang im ersten Moment verlockend, fand Gisela, denn dann würde sie der Magd die schwerste Arbeit im Haushalt überlassen können. Doch dieser Umstand sprach letztlich auch dagegen. Keine der anderen Siedlerfrauen hatte eine Magd, und als Walthers Ehefrau musste sie in der Lage sein, diese Pflichten selbst zu erfüllen. Zwar ging es ihr in diesem Stadium ihrer Schwangerschaft nicht gut, aber das sollte sich Rosita Jemelin zufolge bald wieder bessern. Daher schüttelte sie den Kopf.

»Das bisschen, was zu tun ist, schaffe ich schon allein. Aber jetzt verzeih, ich muss mich um die Suppe kümmern. Was soll ich übrigens mit diesem Vogel machen, den der Indianer für das Salz hiergelassen hat? Möchtest du ihn gebraten, oder soll ich das Fleisch klein schneiden und damit die Pfannkuchen füllen, wie es hier üblich ist? Bohnen hätte ich noch.«

Der Gedanke an ein gebratenes Huhn ließ Walther das Wasser im Mund zusammenlaufen. »Ich glaube, am Spieß macht es sich am besten. Wir können es uns heute Abend teilen.«

»Dann sollten wir aber auch Pepe ein Stückchen geben, damit er nicht nur Suppe essen muss!«

»Wenn er heute noch zurückkommt. Vielleicht bleibt er auch über Nacht bei Jemelin.«

Gisela runzelte die Stirn. »Das wäre mir nicht so recht! Er hat nämlich versprochen, meinen Gemüsegarten zu vergrößern. Rosita Jemelin wollte ihm Kürbiskerne für mich zum Aussäen mitgeben. Du magst doch Kürbis?«

Walther nickte. »Ich mag alles, was du mir kochst!«

»Die Suppe! Nicht, dass sie überkocht.« Mit diesen Worten eilte Gisela an den Herd und griff nach dem Kochlöffel.

Einen Augenblick lang sah Walther ihr zu, dann sagte er sich, dass er selbst damit beginnen konnte, ein paar neue Beete für Gisela auszuheben. Doch zunächst würde er nach den drei Hirten schauen müssen und ihnen sagen, dass Indianer in der Nähe waren.

»Gisela,...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2014
Reihe/Serie Die Auswanderer-Saga
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Anneliese Belcher • Auswanderersaga • Diebold • Diego Jemelin • Familiensaga • Gisela • historische romane amerika • historische romane iny lorentz • Historische Romane Serie • historische Romane USA • Iny Lorentz Bücher • Iny Lorentz Romane • Komantschen • Krieg • mexikanische Provinz • Mexiko • Nizhoni • Roman • Romane Auswanderung • Sam Houston • San Felipe • Santa Ana • Schwangerschaft • Stephen Austin • Tejas • Texas • Tobolinski • USA • Walther Fichtner • Walther Houston
ISBN-10 3-426-42267-0 / 3426422670
ISBN-13 978-3-426-42267-0 / 9783426422670
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