Frauen am Rande des Strandes (eBook)

Ein Scout-Davis-Roman

(Autor)

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2014 | 1. Auflage
416 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30788-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Frauen am Rande des Strandes -  Maggie Groff
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Nach dem ersten Satz sind Sie dem Roman hoffnungslos verfallen... Die Journalistin Scout Davis lebt im Paradies: in einem kleinen Städtchen namens Byron Bay an der australischen Ostküste. Als ein Freund sie darum bittet, herauszufinden, ob sich die amerikanische Sekte »Die strahlende Wiederkehr der erleuchteten Seelen« in Australien niedergelassen hat, ist sie Feuer und Flamme. Hauptsache, die Recherchen stören ihre Aktivitäten bei der »Strick-Guerilla« nicht, die mit möglichst albernen Aktionen Byron Bay verschönert. Doch Scout versucht nicht nur, der Sekte das Handwerk zu legen, sie soll auch herausfinden, wer in den Umkleidekabinen der Schule, an der ihre Schwester Harper unterrichtet, Unterwäsche zerschneidet. Scout recherchiert - und kommt den Lösungen näher, als ihr lieb ist. Eine liebenswerte Hauptfigur, die sich mit einer gehörigen Portion Selbstironie und viel Humor auf ihre Aufgaben stürzt. Sex, Sonne und Strand - ein Buch wie ein Sommerurlaub am Meer, der viel zu schnell vorüber ist.

Maggie Groff, arbeitet als Kolumnistin bei The Sun-Herald und hat bisher zwei Sachbücher veröffentlicht. Sie lebt mit ihrer Familie im Paradies, nämlich an der australischen Nordküste, wo sie an weiteren Scout-Davis-Romanen arbeitet.

Maggie Groff, arbeitet als Kolumnistin bei The Sun-Herald und hat bisher zwei Sachbücher veröffentlicht. Sie lebt mit ihrer Familie im Paradies, nämlich an der australischen Nordküste, wo sie an weiteren Scout-Davis-Romanen arbeitet. Petra Knese, Jahrgang 1967, studierte Anglistik und Nordamerikanistik an der FU Berlin. Sie lebt als freiberufliche Übersetzerin mit ihrer Familie in Berlin.

1.


s war heiß an diesem Märzmorgen in Byron Bay. Mein Freund Toby befand sich im Auftrag der Nachrichtenagentur Reuters in Afghanistan und so hatte ich die Wohnung für mich. Na ja, nicht ganz. Miau Zedong, mein puscheliger grauer Kater, hatte sich auf dem Windsor-Stuhl neben meinem Schreibtisch zusammengerollt. Eigentlich sollte er mich ja auf neue Ideen bringen, aber irgendwie schien er heute nicht so recht bei der Sache, bislang kam von ihm nur ein Schnarchen.

Ich ging gerade die letzten Korrekturen an meinem Newsweek-Artikel durch, als das Telefon klingelte. Brian Dunfey war dran, Redakteur bei der Anzasia Media Group. Als Journalistin habe ich mich auf Enthüllungsstorys spezialisiert, und Brian schanzt mir seit Urzeiten Jobs zu.

»Hast du schon mal von einer Sekte namens Strahlende Wiederkehr der erleuchteten Seelen gehört?« Brian setzte mir mit der Frage regelrecht die Pistole auf die Brust, sodass ich mich zum wiederholten Male fragte, ob er seine Manieren eigentlich beim Militär abgeschaut hatte.

»Mir geht es gut, danke. Und dir?«, grüßte ich.

»Die feine Dame kannst du ruhig stecken lassen.«

Ich musste lachen. »Schön, dass du dich meldest. Und nein, ich habe noch nie von dieser Sekte gehört. Soll es die hier in Byron geben?«

»Na, bei euch ist doch schon alles voll mit Berufsspinnern.«

Für die nonkonformistische Spaßgesellschaft meiner Geburtsstadt hatte er nichts übrig. Ich habe schon gehört, wie er behauptet hat, in Byron Bay würden die Bongs an Bäumen wachsen. Einmal hat er Bums Bay als Adresse auf die Weihnachtskarte gesetzt. Und sie kam trotzdem an.

»Wo soll die Sekte denn sein?«

»Offenbar haben sie ihre Zelte in Nordamerika abgebrochen und sind an die Gold Coast gezogen. Bist du interessiert?«

»Sind die gefährlich?«

»Ja. Bist du interessiert?«

»Wie gefährlich?«

Die Sekunden verstrichen, und ich wartete darauf, dass Brian mich rügte, weil ich auf eine Frage mit einer Gegenfrage reagierte. Doch stattdessen seufzte er nur und sagte: »Es gibt immer Leute, für die Sekten gefährlich sind, Scout.«

Ohne weiter auf seine herablassende Art einzugehen, fragte ich: »Wie sicher ist die Quelle?« Wenn die Informationen nicht absolut wasserdicht wären, würde ich am Ende ohne Story dastehen und hätte Tage mit unbezahlter Recherche verplempert.

»So ganz sicher ist sie nicht. Aber an der Geschichte ist was dran, das habe ich im Gefühl. Jemand aus dem Bundesstaat New York war von den Sektenaktivitäten immerhin so beunruhigt, dass er vor drei Monaten einen ausführlichen Leserbrief an eine Tageszeitung in Sydney geschickt hat. Doch die Zeitung hat ihn nicht gedruckt, weil er anonym war. Ein Kollege hat ihn gestern an mich weitergeleitet. Hör zu, hast du jetzt Interesse an dem Fall, oder wollen wir weiter Katz und Maus spielen?«

»Lies mir den Brief mal vor.«

»Du bekommst ihn, wenn du die Story übernimmst.«

Damit biss sich die Katze in den Schwanz. Brian wollte mir nicht mehr über den Brief verraten, solange ich ihm keine Zusage gab. Irgendwie konnte ich ihn auch verstehen, doch für mich hieß das, mich sofort entscheiden zu müssen.

»Warum willst du ausgerechnet mich?«, fragte ich schließlich. Ich weiß nicht, ob ich damit nur Zeit gewinnen wollte, oder ob ich es schlichtweg genoss, Brians Geduld auf die Probe zu stellen. Wahrscheinlich beides.

»Weil du die einzige Journalistin bist, die sich bei der Arbeit nicht von ihrer persönlichen Meinung beeinflussen lässt.«

Ein schwacher Versuch, mir zu schmeicheln, dennoch verfehlte er seine Wirkung nicht. Brian wusste nur zu gut, dass mich die dunkle Seite der menschlichen Psyche faszinierte. Sobald irgendetwas auch nur im Entferntesten nach Machtmissbrauch roch, war ich Feuer und Flamme. Er musste geahnt haben, dass meine Schnüfflersynapsen schon auf Hochtouren arbeiteten.

»Wie äußern sich… diese Aktivitäten?«, fragte ich.

»Kinder werden aus elterlicher Obhut entführt und zu wüsten Taten angestiftet.«

»Klingt nach Oliver Twist.«

»Letzte Gelegenheit.«

Mein Herz schlug schneller, und ich spürte bereits den Nervenkitzel. Für meinen aktuellen Artikel über die Fernsehwerbung von Online-Partnervermittlungen würde ich zwar fürstlich entlohnt, aber das Thema langweilte mich zu Tode und konnte warten. Außerdem reichte das Geld auf meinem Konto noch mindestens für zwei Monate. Spontan fällte ich eine Entscheidung.

»Ich bin dabei.«

»Braves Mädchen, das wird ein Knüller«, freute sich Brian. »Sektenstorys ziehen Leser ebenso magisch an wie Sekten neue Mitglieder. Ich brauche Namen, auseinandergerissene Familien, menschliche Tragödien und Verbrechen. Abartige Sexualpraktiken wären auch nicht schlecht. Abgabetermin in sechs Wochen zu den üblichen Konditionen.«

Brian wusste ganz genau, dass ich das »brave Mädchen« hasste, genauso wie er wusste, dass ich mich in meiner Arbeit nicht von seinen Vorgaben würde beeinflussen lassen. Das gefällt mir ja gerade so gut daran, frei zu arbeiten, ich kann mir die Themen aussuchen und mir selbst treu bleiben. Außer ich bin pleite, dann verkaufe ich meine Seele selbst dem Teufel.

Auch wenn ich es Brian verbal gern heimgezahlt hätte, wollte ich das Gespräch doch lieber positiv ausklingen lassen.

»Was meinst du mit wüsten Taten?«

»Tja, wüst eben«, sagte Brian schnell und legte auf.

Miau Zedong, der inzwischen aufgewacht war und mit den Augen eine Motte verfolgte, die vor dem Fenster hin und her flatterte, schien über den neuen Auftrag nicht halb so begeistert wie ich.

Entschuldigend hob ich die Hände.

»Was denn?«, fragte ich den Kater. »Wie gefährlich kann das schon werden?«

Doch leider gab er keine Antwort.

 

Nachdem ich mit dem Newsweek-Artikel fertig war, setzte ich eine Kanne Assamtee auf und überlegte, wie ich das neue Projekt in Angriff nehmen sollte.

Normalerweise gebe ich mich bei Nachforschungen immer gleich als Journalistin zu erkennen, aber Sekten waren unbekanntes Terrain, und diese schien mir nicht geheuer. Womöglich wäre es sicherer, erst einmal verdeckt zu ermitteln, bis ich wusste, woran ich war.

Als ich mir Tee einschenkte, hatte ich bereits einen groben Plan und konnte es kaum erwarten, endlich loszulegen. Manche Leute müssen rauchen, um auf Ideen zu kommen. Ich mache mir einfach Tee.

Auf dem Weg zum Schreibtisch klingelte das Telefon erneut. Bestimmt noch mal Brian, der vergessen hatte, mir zu sagen, dass es sich bei den Sektenmitgliedern um axtschwingende Mörder handelte. Mit Erleichterung vernahm ich Bodkins unverkennbaren Yorkshire-Akzent.

»Na, Mädchen«, sagte er. »Steht unsere Verabredung für Dienstagabend noch?«

»Das Treffen ist um Mitternacht bei mir auf der Veranda.«

»Mir ist diesmal ein bisschen mulmig dabei«, gestand Bodkin. »Ist ein riskantes Ziel, besonders für mich. Haben wir auch wirklich nichts übersehen?«

»Vorher gehen wir noch mal alles durch«, beschwichtigte ich ihn, »und um zwei Uhr schlagen wir los.«

»Wie sieht es mit den Sichtverhältnissen aus?«

»Das Zielobjekt ist hell beleuchtet, aber es scheint kein Mond, das verschafft uns einen Vorteil, falls wir fliehen müssen. Wenn du lieber einen Rückzieher machen willst, ist das okay. Dafür haben doch alle Verständnis.«

»Nö, Mädchen, es soll hinterher nicht heißen, Bodkin ist eine Memme und hat gekniffen. Bis Dienstag also.«

Wie Sie sich wohl schon gedacht haben werden, ist Bodkin ein Deckname. Er und ich gehören einer furchtlosen Bande von Kamikazestrickern an, die sich Strickguerilla nennt, kurz SG. Bei Nacht und Nebel ziehen wir los, um heimlich Statuen, Bäume, Laternenpfähle und Straßenschilder mit Wollarbeiten zu schmücken. Wer dabei an Graffiti denkt, liegt goldrichtig, nur dass wir unsere Kunstwerke lieber als Stadtverschönerung begreifen.

Warum wir das machen? Eigentlich wegen des Adrenalinkicks, und außerdem ist es unheimlich lustig. Auch wenn wir offiziell gegen das Gesetz verstoßen, richten wir keine bleibenden Schäden an und lösen mit diesen skurrilen Kunstaktionen eher Heiterkeit aus.

Angefangen hat es mit bunten Strickblumen, mit denen wir die Büsche und Bänke in der Stadt verziert haben; danach haben wir uns an gehäkelten Spinnennetzen aus Silbergarn versucht, die wir überall in den Parks in die Bäume gehängt haben. Auch wenn das schon Spaß gemacht hat, war es nicht gefährlich und hatte auch nicht die Aussage, die uns vorschwebte. Erst vor ein paar Jahren, am französischen Nationalfeiertag, ist uns das Potenzial unserer öffentlichen Kunst aufgegangen.

Damals hatten wir Stofftierkoalas mit schwarzen Strickbarrets und blau-weiß gestreiften Strickpullis ausstaffiert und sie in der Nähe des Strandes in die Bäume gesetzt. War das eine Freude, die glücklichen Gesichter der Passanten zu sehen, die begeistert auf die französischen Koalas zeigten. Noch heute muss ich beim Gedanken daran schmunzeln. Die Nummer hat für richtig Medienaufmerksamkeit gesorgt, und der hiesige Radiosender hat die Bären schließlich versteigert und den Erlös einer Jugendgruppe gespendet. Ich habe mir auch einen Koala gekauft, er sitzt auf einem Stuhl in meinem Schlafzimmer. Er heißt Charles de Gaulle (der Bär, nicht der Stuhl).

Danach gab es für die SG kein Halten mehr, und unsere Aktionen sind so witzig und fantasievoll wie die versponnenen Köpfe, denen sie entspringen. Da wir im Geheimen operieren, verwenden wir am Telefon, bei unseren Treffen und während eines Einsatzes nie unsere richtigen Namen....

Erscheint lt. Verlag 8.3.2014
Übersetzer Petra Knese
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Australien • Byron Bay • Debüt • Ermittlung • Familie • Gefühle • Good News, Bad News • Humor • Journalistin • Krimi • Krimi-Reihe • Mad Men Bad Girls and the Guerilla Knitters Institute • Mad Men, Bad Girls and the Guerilla Knitters Institute • Maggie Groff • Reihe • Schule • Scout Davis • Sekte
ISBN-10 3-462-30788-6 / 3462307886
ISBN-13 978-3-462-30788-7 / 9783462307887
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