Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (eBook)

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2014 | 1. Auflage
288 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-47529-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger -  Kathryn Lasky
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Faolan wird vom Osthangrudel aufgenommen und ist von nun an 'Knochennager', wie sich der unterste Rang in der Wolfsgesellschaft nennt. Will ein Knochennager aufsteigen, muss er den Knochenwolf-Wettkampf gewinnen. Faolans Chancen stehen gut, denn er kann schneller rennen und kunstvollere Knochen nagen als alle anderen. Doch der arglistige Wolf Heep ist neidisch auf Faolans Können und versucht, seinen Konkurrenten loszuwerden. Band 2 der abenteuerlichen Tierfantasy-Reihe von Bestseller-Autorin Kathryn Lasky!

Endlich näherten sie sich der Senge, dem Ort, an dem über zwei Dutzend Mitglieder der vereinten Rudel versammelt waren. Faolan spürte die Blicke der anderen Wölfe auf sich und hörte ihr betroffenes Murmeln.

„Viel zu groß für einen Knochennager.“

„Zu gut genährt.“

„Der wird sich nach der Jagd heimlich Fleisch nehmen, statt abzuwarten, was für ihn übrig bleibt.“

„Unsinn, das würde kein Rudelwolf zulassen.“

„Nein, der ist einfach nur groß.“

„Nimm dir ein Beispiel an Heep dort drüben“, sagte Lord Breac zu Faolan. „Der ist ein musterhafter Knochennager.“ Faolan hatte bis zu diesem Moment noch mit keinem der anderen Knochennager zu tun gehabt. Vielleicht konnte er wirklich etwas von Heep lernen? Die absolute Unterwürfigkeit zum Beispiel, die von einem Knochennager verlangt wurde und die ihm noch immer so schwerfiel. Neugierig drängte er sich bis zur Hügelkuppe der Senge vor. Mitten in all dem Schwanzwedeln, Heulen und Buckeln entdeckte er einen gelben Wolf, der sich hingebungsvoll im Dreck wälzte.

Faolans Unterwerfungshaltung ließ einiges zu wünschen übrig. Seine Knie wollten einfach nicht einknicken und auch seine Schultern duckten sich nicht tief genug, dass sein Bauch den Boden streifte. Am schwersten fiel ihm jedoch, den Hals so zu verdrehen, dass er sein Gesicht in die Erde pressen konnte.

Angewidert starrte er auf den gelben Wolf. Das war der Musterknabe, an dem er sich ein Beispiel nehmen sollte? Noch nie hatte er einen Wolf gesehen, der sich so tief in die Erde wühlte. Heeps Schnauze war ganz im Staub verschwunden. Wie konnte er überhaupt noch atmen? Und seine Augen – mehr gelb als grün – hatte er so weit nach hinten verdreht, dass nur noch das Weiße darin zu sehen war. Trotzdem entging Faolan nicht, dass Heep alle paar Sekunden umherspähte, ob seine Darbietung auch gebührend gewürdigt wurde. Und die ganze Zeit zuckte sein Hinterteil, als wollte er den Schwanz zwischen die Beine klemmen. Aber da war kein Schwanz, den Heep unterwürfig einziehen, mit dem er fröhlich wedeln oder den er herausfordernd steif halten konnte.

Er trägt diese Demütigung wie einen zweiten Pelz, dachte Faolan, dem es fast den Magen umdrehte. Aber egal – dieser Heep galt als Musterknochennager. Vielleicht konnte er ihm etwas über den Byrrgis und die Jagd erzählen.

„Und wann dürfen wir in das Heulen einstimmen?“, fragte Faolan und ließ sich neben Heep sinken.

„Was?“, keuchte der gelbe Wolf.

„Ich sagte, wann dürfen …“

„Ich habe genau gehört, was du gesagt hast, Knochennager. Ich bin nur erstaunt über deine Frage. Du weißt wohl gar nichts?“

„Es war doch nur eine Frage. Ich kenne noch nicht alle Bräuche.“

„Und wenn du so weitermachst, wirst du sie auch nie kennenlernen“, murrte Heep. „Knochennager heulen nicht bei einem Gaddergladder. Und auch bei keiner anderen Rudel- oder Clan-Versammlung.“

Faolan hätte gern nach dem Grund gefragt, hielt aber den Mund. Das Heulen war nicht so wichtig. Hauptsache, er konnte mehr über diesen Byrrgis in Erfahrung bringen. „Kannst du mir etwas über den Byrrgis erzählen? Ich kann …“ Er zögerte. Genauso schnell laufen wie die Weibchen, hätte er fast gesagt. Aber er schluckte es hinunter, weil er keinen Ärger wollte. Stattdessen fuhr er fort: „Ich bin stark. Ich kann lange und schnell laufen.“

Heep nahm seine Schnauze aus der Erde und warf ihm einen abfälligen Blick zu. „Das ist unerheblich für den Byrrgis.“

„Warum?“, fragte Faolan verwundert. „Warum soll das unerheblich sein?“

Im selben Moment stolzierte Lord Claren vorbei. Er blieb direkt vor Heep stehen, der sich sofort wieder zu wälzen begann. Der Lord starrte mit undurchdringlicher Miene auf ihn hinunter, was Heep so beflügelte, dass er vor lauter Unterwürfigkeit fast ganz im Boden verschwand.

„Meinen alleruntertänigsten Dank, Herr, dass ich mich auf meine bescheidene Weise bei diesem Byrrgis nützlich machen kann. Lasst mich den edleren Wölfen, dem Hauptmann und den Feldwebeln, als niedriger Fährtenputzer dienen, indem ich den Kot und den Urin der Beute beschnüffle. Es ist mir eine Ehre, genauestens über die Losung Bericht zu erstatten, wenn es dem größeren Ruhm des Byrrgis dient.“

Losung? Kot und Urin? Wovon in aller Welt redete dieser Wolf? War es etwa ihre Aufgabe, die Exkremente der Beute zu beschnüffeln? Faolan traute seinen Ohren nicht. Damit hatte er nicht gerechnet, auch nicht als Knochennager. Die prickelnde Vorfreude, die ihn die ganze Zeit begleitet hatte, flackerte ein letztes Mal auf wie eine Kerzenflamme und erlosch.

Heep warf Faolan einen verstohlen Blick zu und wisperte: „Ja, ganz recht, das ist unsere Aufgabe, Knochennager. Laufen kannst du vergessen. Wir sind auch nicht beim Todessprint am Ende dabei. Wir schnüffeln nur am Kot und Urin“, fügte er genüsslich hinzu und drehte sich zu Lord Claren um, der seine Erklärungen mit einem Kopfnicken bestätigte.

„Und ich würde es Euch auch nicht als Hochmut auslegen, Lord Claren“, fuhr Heep fort, „wenn Ihr mich nach dieser geschätzten Jagd eine Weile zu meiden geruhtet – des Gestanks wegen, den ich mir in Erfüllung meiner bescheidenen Pflichten erworben habe.“ Der gelbe Wolf hielt einen Augenblick in seiner hündischen Selbsterniedrigung inne und fügte mit geziertem Winden hinzu: „Und seid gewiss, Herr, dass ich die Pflicht des Kotschnüffelns voll tiefer Dankbarkeit und Demut erfüllen werde. Den Gestank, der mir danach anhaftet, werde ich mit Stolz tragen, wie einen Orden für meine bescheidenen Dienste.“

Wortlos stolzierte Lord Claren davon. Sobald er außer Hörweite war, sagte Faolan: „Heep!“

„Was gibt’s, Knochennager?“

„Warum nennst du mich nicht bei meinem Namen?“

„Weil du ihn dir noch nicht verdient hast“, sagte Heep mit unverhohlener Verachtung.

„Das ist der Name, den mir meine zweite Milchmutter gegeben hat“, wandte Faolan ein.

„Oh!“, schnaubte Heep. „Dieser Bär.“

„Ja, dieser Bär, die Grizzlybärin Donnerherz.“

Heep trat einen Schritt näher. „Ich will dir mal was sagen, Knochennager. Für einen Malcadh gibt es keine Milchmutter – weder eine erste noch eine zweite oder eine dritte. Es beweist nur, wie dumm und eingebildet du bist, wenn du anders darüber denkst.“

Faolan ging knurrend auf Heep zu, der überrascht zurückwich. Als älterer Knochennager mit mehr Erfahrung war er zugleich der Ranghöhere. Mit einer so dreisten Herausforderung hatte er nicht gerechnet.

„Urskadamus!“, murrte Faolan. Das war ein alter Bärenfluch, den er von Donnerherz gelernt hatte. Ein paar Wölfinnen kicherten, aber er beachtete sie nicht und kehrte Heep den Rücken zu.

Als er sich umdrehte, fiel sein Blick auf eine Wölfin, die ihn von der anderen Wegseite aus beobachtete. Sie hatte lohfarbenes Fell und war etwa in seinem Alter, aber kleiner und eindeutig keine Knochennagerin. Dazu war sie zu gut genährt. Faolan konnte auch keine Missbildungen an ihr erkennen.

Neugierig schaute die Wölfin ihn an, aber er konnte ihren Blick nicht erwidern. Ein Knochennager durfte einem anderen Wolf nicht direkt in die Augen sehen, selbst wenn es ein gleichaltriges Tier war. Doch aus dem Augenwinkel bemerkte Faolan, wie die Wölfin vorsichtig näher kam. Er duckte sich, legte die Ohren an und verdrehte den Hals, so gut er konnte, um sein Gesicht in den Boden zu pressen. Dann trafen ihn ihre Worte, leise und unerwartet.

„Das ist hart für dich, was?“, sagte die Wölfin. Faolan wusste sofort, wovon sie redete. „Du kannst dich nicht verstellen, hab ich Recht? Du kannst nicht so heucheln wie Heep.“

„Nein, das kann niemand. Für mich ist Heep gar kein richtiger Wolf.“

„Ja, vielleicht. Aber manchmal muss man einfach mitspielen. Das ist leichter, verglichen mit …“

„Psst! Da kommt er!“

Heep rutschte auf dem Bauch zu ihnen herüber. „Ist es zu fassen?“, schleimte er. „Eine stolze und edle Jungwölfin wie Ihr lässt sich herab, mit niedrigen Kreaturen wie uns zu sprechen. Eine so begabte junge Läuferin aus dem vornehmen Carreg-Gaer-Rudel ist sich nicht zu schade, das Wort an uns Nichtswürdige zu richten!“

Carreg Gaer! Dann gehörte sie also nicht zum Flussrudel. Carreg Gaer war das Rudel des Oberhaupts Duncan MacDuncan. Aber warum war sie hier? Die Unterwürfigkeit, die Heep zur Schau stellte, in der er sich regelrecht suhlte, war ihr sichtlich zuwider. Wortlos machte sie kehrt, um zum Jagdpalaver zurückzugehen. Bald darauf ertönte die schrille Stimme der Skrielin. Sie rief die Wölfe ein letztes Mal zur Jagd.

„Mark und Knochen!“

Die beiden Rudel hetzten in Richtung Norden davon.

Eine Jagdformation bestand immer aus zwei Flanken: einer Ost- und Westflanke oder einer Nord- und Südflanke. Lief nur ein Knochennager mit, musste er beide Flanken abdecken. Da Heep und Faolan aber zu zweit waren, wurde Faolan die Ostflanke zugewiesen, die einem alten Aberglauben nach als minderwertig galt, während Heep die Westflanke übernahm. Gemeinsam bildeten sie die Schlusslichter des Byrrgis, in dem zweiunddreißig Wölfe mitliefen.

Der Byrrgis fächerte über einen halben Kilometer aus, als die Wölfe quälend langsam einen Steilhang erklommen. Faolan...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2014
Reihe/Serie Der Clan der Wölfe
Der Clan der Wölfe
Übersetzer Ilse Rothfuss
Verlagsort Ravensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Außenseiter • Buch • Bücher • Fantasy • Freunde • Freundschaft • Geschenk • Geschenkidee • Intrigen • Legende der Wächter • Lesen • Literatur • Rudel • Schicksal • Seekers • Spirit Animals • Tiere • Tier-Fantasy • Wettkampf • Wildnis • Wolf
ISBN-10 3-473-47529-7 / 3473475297
ISBN-13 978-3-473-47529-2 / 9783473475292
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