Ergotherapie in der Psychiatrie (eBook)

Handlungsfähigkeit und Psychodynamik in der Erwachsenen-, Kinder- und Jugendpsychiatrie
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2014 | 1. Auflage
304 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95324-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ergotherapie in der Psychiatrie -  Marlys Blaser,  István Csontos
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Der Einsatz von Ergotherapie in der Psychiatrie hat sich seit langem bewährt, um verlorengegangene Fertigkeiten wiederzuerlangen, neue Potenziale zu entdecken und die Wiedereingliederung in die Gesellschaft vorzubereiten. Ergotherapeutische Entscheidungen sind vielschichtig und kreativ, aber immer an einem Modell menschlichen Handelns orientiert. Handlungen von Menschen lassen sich mit sozialpsychologischen Modellen erklären; sie sind zugleich aber auch aufgrund von intrapsychischen Motiven und Konflikten in psychoanalytischen Konzepten erklärbar. Die Autoren des vorliegenden Fachbuches integrieren die beiden Erklärungsansätze so, dass sie ein umfassendes und abgerundetes Modell des Handelns ergeben. Mit vielen praktischen Beispielen leitet dieses Buch ergotherapeutische Handlungsformen in der Psychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie an. Es liefert Erfassungsinstrumente, Instruktionsmethoden, ergotherapeutische Mittel und Behandlungskonzepte, die in 20 Jahren forschender und lehrender Arbeit mit ErgotherapeutInnen entwickelt wurden. Das Buch stellt ein konzeptionelles Modell für die Ergotherapie vor, das dazu geeignet ist, ErgotherapeutInnen mit mehr oder auch mit weniger Erfahrung durch ihre professionellen Problemlösungsprozesse zu begleiten. Es lässt menschliches Handeln sehr unterschiedlicher Prägungen und Färbungen lebendig, aber auch erklärbar werden.

Inhalt, Geleitwort, Vorwort 6
1 Das handlungstheoretische Modell 20
1.1 Grundlagenhandlungstheoretischer Modelle 20
1.2 Verbindung des handlungstheoretischen Modells mit den theoretischen Quellen 24
1.3 Definition der Handlung 25
2 Beschreibung von Handlungen auf drei Dimensionen 26
2.1 Objektive Handlung in ihrer hierarchischen und sequentiellen Struktur 26
2.2 Subjektives Erleben der Handlung 27
2.3 Soziale Bedeutung der Handlung 27
2.4 Informationsverarbeitungsprozesse 28
2.5 Motivation, Wille und Emotion 35
2.6 Soziale Repräsentationen und individuelle soziale Repräsentationen 37
2.7 Soziale Handlungskompetenzen 39
2.8 Die Selbstwirksamkeitsu¨berzeugung 41
2.9 Zusammenfassung 43
3 Entwicklung, Persönlichkeitsstrukturen und Psychopathologie unter psychoanalytischen Gesichtspunkten 46
3.1 Grundlagen 46
3.2 Triebentwicklung 50
3.3 Ich-Entwicklung 54
3.4 Persönlichkeitsstrukturen 72
3.5 Eine Synopsis der Krankheitsbilder – als Grundlage fu¨r die Erstellung ergotherapeutischer Behandlungskonzepte 74
4 Lerntheoretische Modelle 78
4.1 Handlungsrelevantes Lernen 78
4.2 Die sozial-kognitive Lerntheorie 81
4.3 Leittextgestu¨tztes Lernen 84
5 Konzeptionelle Modelle fu¨r die Ergotherapie 94
5.1 Grundlagen konzeptioneller Modelle fu¨r die Ergotherapie 94
5.2 Das klinische Reasoning 96
6 Erfassungsinstrumente 106
6.1 Basisbogen zur Erfassung der Handlungsfähigkeit 106
6.2 Bogen zur Erfassung der sozialen Handlungskompetenzen 109
6.3 Modifizierter Basisbogenzur Erfassung schizophren erkrankter Menschen 112
6.4 Methodische Überlegungen zur Anwendung der Erfassungsinstrumente 119
7 Mittel der Ergotherapie 124
7.1 Activities of Daily Living (ADL) 124
7.2 ADL in der Ergotherapie 130
7.3 Kreativität und Spontaneität als Konzepte der Ergotherapie 135
7.4 Handwerklich-gestalterische Handlungen 138
7.5 Bildnerisch gestaltende Handlungen 144
8 Instruktionsmethoden 148
8.1 Handlungsrelevantes Feedback in der Ergotherapie 149
8.2 Erweiterte Leittexte in der Ergotherapie 152
8.3 Wochenpläne 158
8.4 Erstellung von Behandlungskonzepten 161
9 Schizophrenie 172
9.1 Besonderheiten des klinischen Reasoning 172
9.2 Persönlichkeitsstruktur und Psychopathologie 172
9.3 Patientenbeispiel 176
9.4 Ergotherapeutische Erfassung 177
9.5 Ergotherapeutische Zielsetzungen 180
9.6 Ergotherapeutische Mittel und Instruktionsmethoden 180
9.7 Therapeutische Haltung 181
9.8 Spezielle Chancen und Schwierigkeiten der Ergotherapie bei schizophren erkrankten Menschen 182
10 Borderline-Störung 184
10.1 Besonderheiten des klinischen Reasoning 184
10.2 Persönlichkeitsstruktur und Psychopathologie 184
10.3 Patientenbeispiel 189
10.4 Ergotherapeutische Erfassung 190
10.5 Ergotherapeutische Zielsetzungen 191
10.6 Mittel und Instruktionsmethoden 193
10.7 Therapeutische Haltung 193
10.8 Spezielle Chancen und Schwierigkeiten der Ergotherapie bei Borderline-Patienten 194
11 Depression 196
11.1 Besonderheiten des klinischen Reasoning 196
11.2 Persönlichkeitsstruktur und Psychopathologie 197
11.3 Patientenbeispiel 202
11.4 Ergotherapeutische Erfassung 203
11.5 Ergotherapeutische Zielsetzungen 205
11.6 Ergotherapeutische Mittel und Instruktionsmethoden 206
11.7 Therapeutische Haltung 207
11.8 Spezielle Chancen und Schwierigkeiten der Ergotherapie bei depressiv erkrankten Menschen 208
12 Manie/Bipolare Störung 210
12.1 Besonderheiten des klinischen Reasoning 210
12.2 Persönlichkeitsstruktur und Psychopathologie 210
12.3 Patientenbeispiel 211
12.4 Ergotherapeutische Erfassung 212
12.5 Ergotherapeutische Zielsetzungen 213
12.6 Ergotherapeutische Mittel und Instruktionsmethoden 213
12.7 Therapeutische Haltung 214
12.8 Spezielle Chancen und Schwierigkeiten der Ergotherapie bei manischen Erkrankungen 214
13 Zwangsneurose 216
13.1 Besonderheiten des klinischen Reasoning 216
13.2 Persönlichkeitsstruktur und Psychopathologie 216
13.3 Patientenbeispiel 220
13.4 Ergotherapeutische Erfassung 221
13.5 Ergotherapeutische Zielsetzungen 222
13.6 Ergotherapeutische Mittel und Instruktionsmethoden 222
13.7 Therapeutische Haltung 222
13.8 Spezielle Chancen und Schwierigkeiten der Ergotherapie bei der Zwangsneurose 223
14 Hysterie 224
15 Psychosomatik 226
15.1 Besonderheiten des klinischen Reasoning 226
15.2 Persönlichkeitsstruktur und Psychopathologie 226
15.3 Patientenbeispiel 231
15.4 Ergotherapeutische Erfassung 232
15.5 Ergotherapeutische Zielsetzungen 234
15.6 Ergotherapeutische Mittel und Instruktionsmethoden 235
15.7 Therapeutische Haltung 236
15.8 Spezielle Chancen und Schwierigkeiten der Ergotherapie bei psychosomatisch erkrankten Menschen 236
16 Suchterkrankungen 238
16.1 Besonderheiten des klinischen Reasoning 238
16.2 Persönlichkeitsstruktur und Psychopathologie 238
16.3 Patientenbeispiel 239
16.4 Ergotherapeutische Erfassung 240
16.5 Ergotherapeutische Zielsetzungen 242
16.6 Ergotherapeutische Mittel und Instruktionsmethoden 243
16.7 Therapeutische Haltung 243
16.8 Spezielle Chancen und Schwierigkeiten der Ergotherapie bei Suchterkrankungen 243
17 Aufmerksamkeitsdefizit-Störung im Erwachsenen bzw.Kindes- und Jugendalter 244
17.1 Besonderheiten des klinischen Reasoning 244
17.2 Neuropsychologische Grundlagen der ADS/ADHS 245
17.3 Patientenbeispiele 250
17.4 Ergotherapeutische Erfassung 251
17.5 Ergotherapeutische Zielsetzungen 262
17.6 Ergotherapeutische Mittel und Instruktionsmethoden 263
17.7 Therapeutische Haltung 264
17.8 Spezielle Chancen und Schwierigkeiten der Ergotherapie bei AD(H)S 264
18 Autismus im Kindesalter (Asperger-Syndrom und fru¨hkindlicher Autismus) 266
18.1 Besonderheiten des klinischen Reasoning 266
18.2 Autismus-Syndrome im Kindesalter 266
18.3 Patientenbeispiel 271
18.4 Ergotherapeutische Erfassung 272
18.5 Ergotherapeutische Zielsetzungen 275
18.6 Ergotherapeutische Mittel und Instruktionsmethoden 276
18.7 Therapeutische Haltung 278
18.8 Spezielle Chancen und Schwierigkeiten der Ergotherapie bei Autismus im Kindesalter 278
19 Depression im Kindesalter 280
19.1 Besonderheiten des klinischen Reasoning 280
19.2 Persönlichkeitsstruktur und Psychopathologie 281
19.3 Patientenbeispiele 282
19.4 Ergotherapeutische Erfassung und Zielsetzungen 283
19.5 Ergotherapeutische Mittel und Instruktionsmethoden 286
19.6 Therapeutische Haltung 288
19.7 Spezielle Chancen und Schwierigkeiten der Ergotherapie bei Depressionenim Kindes- und Jugendalter 288
Literatur 289
Über die Autorin und die Autoren, Sachregister 295

1 Das handlungstheoretische Modell

In diesem Teil des Buches wird das handlungstheoretische Modell nach von Cranach wiedergegeben. Dabei handelt es sich um eine Zusammenstellung der Autorin aufgrund verschiedener Beiträge von Cranachs. Diese sind z.T. veröffentlicht, z.T. sind es Seminarunterlagen, persönliche Mitschriften aus Vorlesungen und Seminaren und persönliche Mitteilungen. Selbstverständlich entspricht die Auswahl und Gewichtung einerseits meiner eigenen Einschätzung und andererseits den Bedürfnissen der Ergotherapie in der Erwachsenen-, Kinderund Jugendpsychiatrie. Es liegt mir fern behaupten zu wollen, das ganze Gedankengut von Cranach wiederzugeben, und Herr von Cranach möge mir verzeihen, wenn ich weitere interessante Konzepte – insbesondere zum Thema Gruppenhandlungen, Mehrfachund Parallelhandlungen, weitergehende Zusammenhänge mit systemtheoretischen Grundlagen sowie neuste konzeptionelle Modelle zu Handlungstypen und-Merkmalen – in diesem Rahmen unberücksichtigt lasse.

Es ist mir nicht immer leicht gefallen, die verschiedenen Konzepte einzuordnen und in ein verständliches Schema zu bringen, wie es etwa in der Abbildung 2-3 (S. 39) dargestellt ist. Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass ich das handlungstheoretische Modell immer besser verstehe und Zusammenhänge anders formuliere und darstelle. Für mich ist es zu einem Modell im wahrsten Sinne geworden, mit dem ich mir einen spielerischen Umgang erlaube, was – so meine ich von Cranach zu verstehen – ganz im Sinne des Begründers ist. So möchte ich auch die Leserinnen und Leser dieses Buches zu einem spielerischen Umgang mit den vielen Ideen und Impulsen ermuntern, im Unterschied zu einem gezwungen wortgetreuen Einverleiben einer Theorie. Seit der Herausgabe des Bandes «Handlungsfähigkeit in der Ergotherapie» hat sich grundsätzlich nichts am Handlungstheoretischen Modell von Cranach verändert, jedoch wird im vorliegenden Buch das eine oder andere Kapitel anders gewichtet, neu verknüpft oder – so hoffe ich – verständlicher dargestellt. Einige theoretische Aspekte haben uns seit dem ersten Buch die Grundlagen für neue konzeptionelle Entwicklungen geliefert und sind deshalb jetzt ausführlicher dargestellt.

1.1 Grundlagen handlungstheoretischer Modelle

Das weite Gebiet menschlichen Handelns wurde in der Psychologie lange Zeit eher vernachlässigt. Erst nach der sogenannten kognitiven Wende in der Psychologie begann man, sich mit Handlungen und deren kognitiver Steuerung zu beschäftigen – im Unterschied zu Verhalten, das auf einen bestimmten Stimulus erfolgt. Bis heute gibt es keine allgemein gültige und das ganze Gebiet erschöpfend behandelnde Theorie. Nach von Cranach et al. (1989) beruhen die meisten heutigen Handlungstheorien auf drei Quellen: Auf der naiven Verhaltenstheorie (die Alltagspsychologie Jedermanns), auf der allgemeinen Systemtheorie und auf dem Modell der sozialen Kontrolle individuellen Handelns durch Konventionen und Regeln (Theorie der sozialen Kontrolle), das von Vertretern des symbolischen Interaktionismus postuliert wird. Diese drei Quellen werden im Folgenden vorgestellt.

1.1.1 Die naive Verhaltenstheorie

Laucken (1973, S. 6) erklärt die naive Verhaltenstheorie als «jenes Gefüge naiv-psychologischer Konzepte, das der Alltags-Mensch der handelnden Person attribuiert, um deren Verhalten zu erklären».

Heider (1958) geht als Gestaltpsychologe davon aus, dass der Mensch durch seine Wahrnehmung die Welt als organisierte Ganzheit erfasst und allenfalls vorhandene Lücken unter anderem mit Erklärungen zum Verhalten von Mitmenschen ergänzt. Dieser Vorgang wird in Anlehnung an die Wahrnehmungspsychologie Attribution genannt. Der Mensch nimmt eine soziale Situation mittels aller Sinneskanäle wahr. Er hat die Tendenz, die Situation in ein ihm bekanntes Schema einordnen zu wollen, z.B. als «ein Familienausflug», «ein Teamkon flikt», «ein Geburtstagsfest». Erst wenn ihm das gelungen ist, kann er sich in Ruhe einem neuen Problem zuwenden. Da im Alltag zu solchen Einordnungen oft nicht genügend Informationen offenliegen, ergänzt der Mensch sie so, dass sie in sein Schema hineinpassen. Dabei besteht die Gefahr, dass er auf Vorurteile zurückgreift. Laucken und Heider haben solche naiven Verhaltenstheorien wissenschaftlich erfasst und formuliert. Laucken selbst beurteilt (1973) die naive Verhaltenstheorie kritisch. Sie ist kaum falsifizierbar und kann allenfalls dazu dienen, bestehende Auffassungen zu rechtfertigen anstatt sie zu überprüfen.

Theoretische Konstrukte, die in wissenschaftlichen Handlungstheorien enthalten sind, bilden jedoch auch die Struktur der naiven Verhaltenstheorie ab. So wird z.B. von Handlungsentwurf und dessen Beurteilung, von sequentieller Ordnung, von Leitzielen und Nebenzielen und von Motiven gesprochen. Was relativ wenig in diese Theorien einfließt, ist der Aspekt der Rückkoppelung, den systemische Theorien ins Zentrum stellen, wie im folgenden Abschnitt erläutert werden soll.

Beispiel Zu unseren Kursen am Weiterbildungsseminar in Basel kommen Ergotherapeutinnen, die im Fachbereich Psychiatrie, aber auch solche, die im Fachbereich Pädiatrie arbeiten. Langjährige Erfahrung hat mich gelehrt, sie daran zu unterscheiden, dass die Vertreterinnen der Pädiatrie eher dazu geneigt sind, mitgebrachte gestrickte Socken anzuziehen, welche sich bei der Arbeit mit Kindern sehr bewähren. Kommt also eine mir noch nicht bekannte Kursteilnehmerin herein, zieht die Schuhe aus und Stricksocken an, ordne ich sie bei der Gruppe der Pädiatrie-Ergotherapeutinnen ein und gehe zur Tagesordnung über. Meine Theorie wäre demzufolge eine naive Verhaltenstheorie und würde heißen: Ergotherapeutinnen, die im Fachbereich Pädiatrie arbeiten, ziehen zum Kurs gestrickte Socken an.

Natürlich gibt es dabei auch Fehleinordnungen! Und es eröffnen sich weitere Fragestellungen: Ist diese Einordnung heute noch zeitgemäß? Unterliegt sie nicht auch Modeströmungen? Handelt es sich hier gar um ein Vorurteil, welches eine Kursteilnehmerin auch brüskieren könnte? Zementiert diese Einordnung ein Klischee, welches von Ergotherapeutinnen längst überholt wurde? Könnte es passieren, dass ich aufgrund dieser Einordnung einen falschen Kurs dozieren würde?
1.1.2 Die systemtheoretische Analyse des Handelns

Entwicklung der Theorie Vorläufer der systemtheoretischen Analyse des

Handelns sind Miller et al. (1973). Sie beziehen sich zwar noch nicht auf Systemtheorien, ihre (Handlungs-) Theorie enthält aber bereits das Konzept der Rückkoppelung. Sie sprechen von Hierarchischer Organisation von Handlungen auf verschiedenen Ebenen, von Plan, Strategie, Taktik, Ausführung, Bild; und all diese Aspekte umfassend von der TOTE-Einheit (TOTE bedeutet Test-OperateTest-Exit, also Rückkoppelung nach Beenden einer Handlung).

Was bei dieser Theorie fehlt, ist der Zielbegriff und ein deutlich davon abgegrenzter Wertbegriff. Die von Miller et al. (1973) bereits skizzierten Konzepte finden sich in der Systemtheorie wieder.

Die Systemtheorie beinhaltet:
• die allgemeine Systemtheorie, die grund legende Definitionen und Klassifikationen entwickelt, welche in verschiedensten Wissenschaftsbereichen gebraucht werden
• die Kybernetik, die Prozesse der Steuerung und Regelung analysiert
• die allgemeine Kommunikationsund Informationstheorie, die Prozesse der Informationsübertragung analysiert (vgl. Watzlawick et al. 1985)

Der Arbeitspsychologe und Handlungstheoretiker Hacker bezieht sich schon explizit und konsequent auf Systemtheorien. Seine Theorie ist vielen Ergotherapeutinnen bekannt und soll hier kurz beleuchtet werden. Im Folgenden werden drei für spätere handlungstheoretische Modelle wichtige Konzepte vorgestellt. Die «Rückkoppelung», die «hierarchische Organisation» und das «operative Abbildungssystem» wendet Hacker (1986) für die Analyse von Arbeitstätigkeiten an.

Er definiert die Handlung wie folgt: Eine Handlung ist bewusst und zielgerichtet (d.h. auf ein vorweggenommenes Resultat gerichtet, das vor dem Handeln ideell gegeben war) und willensmäßig auf das bewusste Ziel hin reguliert. Durch die Handlung wird einerseits ein gegenständliches Ergebnis erzielt, andererseits verändert sich zugleich die Persönlichkeit des Handelnden. Das Ziel der Handlung ist nach Hacker (1986) zusätzlich gesellschaftlich determiniert.

Das Konzept der Rückkoppelung

Hacker (1986) spricht – parallel zur TOTEEinheit bei Miller et al. (1973) – von VVREinheiten. VVR bedeutet: Vergleich-Veränderung-Rückkoppelung (vgl. Abbildung 2-1). VVR-Einheiten beinhalten die folgenden Prozesse:
• Planung: Bildung eines Ziels, Orientierung über die Aufgabe, Ausführungsmöglichkeiten und Handlungsbedingungen, Entscheidung über Ausführungsweisen, Entschluss
• Ausführung: Vergleich des geplanten mit dem tatsächlichen Vorgehen
• Bewertung: sie fließt in die Planung der nächsten Handlung ein.

Beispiel Ein Bäcker hat sich zum Ziel gesteckt, einen Zopf herzustellen, den er verkaufen kann. Er greift nach dem Kochbuch, entscheidet sich für ein Rezept, stellt die Zutaten zusammen und beginnt mit der Zubereitung. Während der Ausführung wirft er nicht nur ab und zu einen Blick ins Kochbuch, sondern prüft auch genau die Konsistenz des Teiges, die Gestalt des Zopfes. Er bewertet den fertigen Zopf und freut sich, dass er gekauft wird. Während dieser VVR Einheit hat er sein Selbstbewusstsein gestärkt und einen Beitrag zum Wohlbefinden der Gesellschaft geleistet.

Erscheint lt. Verlag 3.2.2014
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe
Medizin / Pharmazie Studium
Schlagworte Aktivierung • Behandlung • Behandlungskonzepte • Erfassungsinstrumente • ergotherapeutische Mittel • Ergotherapie • Gartentherapie • Gesundheitsberufe • Instruktionsmethoden • Jugendpsychiatrie • Kinder- und Jugendpsychiatrie • Psychiatrie • Psychodynamik • Psychologie • Psychotherapie
ISBN-10 3-456-95324-0 / 3456953240
ISBN-13 978-3-456-95324-3 / 9783456953243
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