Hals über Kopf (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
432 Seiten
Blessing (Verlag)
978-3-641-13824-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hals über Kopf -  Kathy Reichs
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Tempe Brennan ist zurück - und der Tod wartet schon!
Was wie ein harmloser Exkurs auf eine idyllische Ferieninsel beginnt, endet für die forensische Anthropologin Tempe Brennan in einem Albtraum. Archäologische Grabungen im Sand von Dewees Island, South Carolina, fördern nicht nur bestattete Ureinwohner zutage, sondern auch eine Leiche, die erst vor wenigen Jahren verscharrt worden ist. Damit nicht genug. In einem Sumpfgebiet auf dem Festland werden Überreste eines vermeintlichen Selbstmörders entdeckt. Eigenartige Einkerbungen an den Halswirbeln des Toten sagen Tempe, dass eine makabre Verbindung zwischen den beiden Fällen bestehen muss ...

Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie, eine von nur knapp hundert vom American Board of Forensics Anthropology zertifizierte forensischen Anthropolog*innen und unter anderem für gerichtsmedizinische Institute in Quebec und North Carolina tätig. Ihre Romane erreichen regelmäßig Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten und wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Für den ersten Band ihrer Tempe-Brennan-Reihe wurde sie 1998 mit dem Arthur Ellis Award ausgezeichnet. Die darauf basierende Serie »BONES - Die Knochenjägerin« wurde von Reichs mitkreiert und -produziert.

1


Es ist immer so. Man ist eben dabei, eine Grabung abzuschließen, da landet jemand den Coup der Saison.

Okay. Ich übertreibe. Aber was passiert ist, geht schon sehr in diese Richtung. Und was letztendlich dabei herauskam, war viel verstörender als die Entdeckung irgendeiner Topfscherbe oder einer Feuerstelle in letzter Minute.

Es war der achtzehnte Mai, der vorletzte Tag des archäologischen Ausgrabungsseminars. Ich hatte zwanzig Studenten, die eine Stätte auf Dewees, einer Barriere-Insel nördlich von Charleston, South Carolina, bearbeiteten.

Außerdem hatte ich einen Journalisten. Mit dem IQ von Plankton.

»Sechzehn Leichen?« Plankton zog einen Spiralblock hervor, während Visionen von Dahmer und Bundy durch sein Hirn zuckten. »Opfer schon identifiziert?«

»Die Gräber sind prähistorisch.«

Zwei Augen verdrehten sich, schmal unter geschwollenen Lidern. »Alte Indianer?«

»Eingeborene Amerikaner.«

»Die haben mich geschickt, um was über alte Indianer zu schreiben?« Dieser Kerl bekam keinen Preis für politische Korrektheit.

»Die?« Eisig.

»Die Moultrie News. Die Lokalzeitung von East Cooper.«

Charleston ist, wie Rhett Scarlett erzählte, eine Stadt, die charakterisiert wird durch die wohltuende Anmut vergangener Tage. Ihr Herz ist die Peninsula, die Halbinsel, ein Bezirk mit Häusern aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg, Kopfsteinpflaster-Straßen und Freiluftmärkten, der von den Flüssen Ashley und Cooper begrenzt wird. Die Bürger von Charleston definieren ihr Revier anhand dieser Wasserstraßen. Angrenzende Viertel werden als »West Ashley« oder »East Cooper« bezeichnet, wobei zu Letzterem auch der Mount Pleasant und drei Inseln gehören, Sullivan’s, die Isle of Palms und Dewees. Ich nahm an, dass Planktons Zeitung dieses Gebiet abdeckte.

»Und Sie sind?«, fragte ich.

»Homer Winborne.«

Mit seinem Bartschatten und der Fastfood-Wampe sah er eher aus wie Homer Simpson.

»Wir sind hier ziemlich beschäftigt, Mr. Winborne.«

Winborne ignorierte das. »Ist das denn nicht illegal?«

»Wir haben eine Genehmigung. Die Insel wird erschlossen, und auf diesem Gelände hier sollen Wohnhäuser entstehen.«

»Warum sich dann die Mühe machen?« Schweiß benetzte Winbornes Haaransatz. Als er nach einem Taschentuch griff, bemerkte ich eine Zecke, die seinen Kragen entlangkrabbelte.

»Ich bin eine Anthropologin der University of North Carolina in Charlotte. Meine Studenten und ich sind im Auftrag des Staates hier.«

Normalerweise führte die Neue-Welt-Archäologin der UNCC jedes Sommersemester im Mai eine studentische Ausgrabung durch. Ende März dieses Jahres hatte die Dame bekannt gegeben, dass sie eine Stelle an der Purdue angenommen habe. Da sie den ganzen Winter damit beschäftigt gewesen war, Lebensläufe und Bewerbungen zu verschicken, hatte sie das Ausgrabungsseminar völlig vergessen. Sayonara. Keine Dozentin. Keine Ausgrabungsstätte.

Obwohl mein Spezialgebiet die Forensik ist, und ich inzwischen mit Toten arbeite, die zu Coroners und Leichenbeschauern geschickt werden, waren meine Promotionszeit und die Anfänge meiner akademischen Karriere den nicht so frisch Verstorbenen gewidmet. Für meine Doktorarbeit hatte ich tausende von prähistorischen Skeletten untersucht, die man in nordamerikanischen Begräbnishügeln gefunden hatte.

Das Ausgrabungsseminar ist einer der beliebtesten Kurse der Anthropologischen Fakultät und war deshalb, wie üblich, entsprechend voll. Der unerwartete Abgang meiner Kollegin brachte den Fakultätsvorstand völlig aus dem Häuschen. Er bat mich, zu übernehmen. Die Studenten erwarteten, dass das Seminar stattfand. Eine Rückkehr zu meinen Wurzeln. Zwei Wochen am Strand. Zusätzliche Bezahlung. Ich hatte fast den Eindruck, er würde noch einen Buick drauflegen.

Ich hatte ihm Dan Jaffer vorgeschlagen, ein Bioarchäologe und mein professionelles Pendant beim Leichenbeschauer/Coroner-System im Great Palmetto State im Süden von uns. Ich berief mich auf mögliche Fälle im Institut des Leichenbeschauers in Charlotte oder im Laboratoire de Sciences Judiciaires et de Médecine Légale in Montreal, die beiden Behörden, für die ich regelmäßig als externe Beraterin arbeite.

Der Vorstand versuchte es. Gute Idee, schlechtes Timing. Dan Jaffer war unterwegs in den Irak.

Ich hatte Jaffer angerufen, und er hatte Dewees als mögliche Ausgrabungsstätte vorgeschlagen. Ein Gräberfeld sollte zerstört werden, und er wollte die Bulldozer aufhalten, bis die Bedeutung der Stätte geklärt war. Wie vorauszusehen, ignorierte der Bauunternehmer seine Anfragen.

Ich hatte mich mit dem Büro des staatlichen Archäologen in Verbindung gesetzt, und auf Dans Empfehlung hin hatte man dort mein Angebot akzeptiert, einige Testgrabungen durchzuführen, was dem Bauunternehmer natürlich sehr missfiel.

Und hier war ich nun. Mit zwanzig Studenten. Und, an unserem dreizehnten und vorletzten Tag, mit Plankton-Hirn.

Meine Geduld franste aus wie ein altes Seil.

»Name?« Winborne hätte auch nach Grassamen fragen können.

Ich bekämpfte den Drang, ihn einfach stehen zu lassen. Gib ihm, was er will, sagte ich mir.

Er wird schon wieder verschwinden. Oder, mit etwas Glück, an einem Hitzschlag sterben.

»Temperance Brennan.«

»Temperance?« Amüsiert.

»Ja, Homer.«

Winborne zuckte die Achseln. »Den Namen hört man nicht so oft.«

»Man nennt mich Tempe.«

»Wie die Stadt in Utah.«

»Arizona.«

»Richtig. Was für Indianer?«

»Wahrscheinliche Sewee.«

»Woher haben Sie gewusst, dass das Zeug da ist?«

»Von einem Kollegen in South Carolina.«

»Und woher wusste er es?«

 

»Bei einer Begehung nach Bekanntgabe der geplanten Erschließung entdeckte er kleine Hügel.«

Winborne nahm sich ein wenig Zeit, um sich Notizen auf seinem Spiralblock zu machen. Vielleicht brauchte er die Zeit aber auch, um zu formulieren, was er sich unter einer intelligenten Frage vorstellte. In der Entfernung konnte ich Studentengeplapper und das Klappern von Eimern hören. Über mir schrie eine Möwe, eine andere antwortete.

»Hügel?«

»Nach der Schließung der Gräber wurden Muschelschalen und Sand darübergehäuft.«

»Und was bringt es, die wieder auszugraben?«

Jetzt reichte es. Ich knallte dem kleinen Kretin vor den Latz, was jedes Interview beendete. Fachkauderwelsch.

»Man weiß noch nicht sehr viel über Bestattungsbräuche bei indigenen südöstlichen Küstenpopulationen, und diese Stätte könnte bisherige ethnohistorische Befunde entweder bestätigen oder widerlegen. Viele Anthropologen sind der Ansicht, dass die Sewee ein Teil des Cusabo-Stammes waren. Nach einigen Quellen gehörten zu den Bestattungspraktiken der Cusabo das Entfleischen der Leichen und die anschließende Verwahrung der Knochen in Stoffbündeln oder Kisten. Andere berichten von einer Aufbahrung der Leichen, damit sie vor der Bestattung in Gemeinschaftsgräbern verwesten.«

»O Mann. Das ist krass.«

»Krasser, als wenn man Leichen das Blut abzapft und es durch chemische Substanzen ersetzt, dann Wachse und Duftstoffe injiziert und Make-up auflegt, um Leben zu simulieren? Und sie anschließend in luftdichten Särgen und Grüften bestattet, um das Verfaulen zu verlangsamen?«

Winborne schaute mich an, als hätte ich Sanskrit gesprochen. »Wer macht das?«

»Wir.«

»Und was finden Sie?«

»Knochen.«

»Nur Knochen?« Die Zecke krabbelte jetzt an Winbornes Hals hoch. Sollte ich etwas sagen? Nein. Der Kerl nervte mich zu sehr.

Ich spulte meine übliche Coroner-und-Polizisten-Masche ab. »Das Skelett erzählt uns eine Geschichte über ein Individuum. Geschlecht. Alter. Größe. Abstammung. In manchen Fällen auch Krankengeschichte und Todesart.« Mit einem nachdrücklichen Blick auf meine Uhr ließ ich nun noch meine archäologische Platte folgen. »Alte Knochen sind eine Informationsquelle über ausgestorbene Populationen. Wie die Menschen lebten, wie sie starben, was sie aßen, an welchen Krankheiten sie litten –«

Winbornes Blick wanderte über meine Schultern. Ich drehte mich um.

Topher Burgess kam auf uns zu, den sonnenverbrannten Oberkörper bedeckt mit verschiedenen Formen von organischem und anorganischem Dreck. Klein und dick, mit einer Strickmütze, Drahtgestellbrille und buschigen Koteletten erinnerte er mich an eine jugendliche Version von Captain Hooks Smee.

»Da ragt was Komisches in Drei-Ost hinein.«

Ich wartete, aber mehr Informationen kamen von Topher nicht. Was nicht überraschte, denn bei Prüfungen bestanden seine Aufsätze oft aus knappest möglichen Sätzen. Allerdings illustriert.

»Komisch?«, fragte ich nach.

»Es ist anatomisch korrekt angeordnet.«

Ein vollständiger Satz. Erfreulich, aber nicht sehr erhellend. Ich wedelte mit den Fingern, um ihm mehr zu entlocken.

»Wir glauben, es ist intrusiv.« Topher verlagerte sein Gewicht von einem nackten Fuß auf den anderen. Er hatte eine Menge zu verlagern.

»Ich schau mir das gleich an.«

»Was hat das zu bedeuten, anatomisch korrekt angeordnet?« Die Zecke hatte Winbornes Ohr erreicht und überlegte sich offensichtlich eine alternative Route.

»Dass die Knochen so in der Erde liegen, wie sie im Körper angeordnet sind. Bei sekundären Bestattungen, wenn die Leichen erst nach dem Fleischverlust in die Erde gelegt werden, ist das ungewöhnlich. Die Knochen sind dann normalerweise durcheinander geworfen, manchmal in ganzen Haufen. Es kommt nur gelegentlich vor, dass in solchen Gemeinschaftsgräbern ein oder zwei Skelette...

Erscheint lt. Verlag 23.1.2014
Reihe/Serie Die Tempe-Brennan-Romane
Übersetzer Klaus Berr
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Break No Bones
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Anthropologin • brennan • eBooks • Forensik • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Leiche • Mord • Reihe • Roman • Spannung • Tempe Brennan • Temperance • Thriller • Verbindung
ISBN-10 3-641-13824-8 / 3641138248
ISBN-13 978-3-641-13824-0 / 9783641138240
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99