Der Tote vom Zentralfriedhof (eBook)

Ein Wien-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
416 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-13172-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Tote vom Zentralfriedhof -  Beate Maxian
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Nun, da ihre Kolumne über Aberglauben ein voller Erfolg ist, will die junge Journalistin Sarah Pauli eine neue Serie über das mystische Wien starten. Spannende Informationen dazu erhofft sie sich von der Fremdenführerin Erika, die Führungen zu den geheimnisvollen Orten der Stadt veranstaltet. Doch kurz vor ihrem Treffen verschwindet Erika spurlos. Sarah macht sich auf die Suche nach ihr und stößt auf einen aufsehenerregenden Fall: Vor Kurzem wurde der Sarg eines verstorbenen Millionärs vom Wiener Zentralfriedhof gestohlen - ein Ort, an dem noch so manches dunkle Geheimnis begraben liegt ...

Beate Maxian lebt mit ihrer Familie in der Nähe des Attersees und in Wien und zählt zu den erfolgreichsten Autorinnen Österreichs. Ihre Wien-Krimis um die Journalistin Sarah Pauli stehen dort regelmäßig an der Spitze der Bestsellerliste. Auch »Ein tödlicher Jahrgang«, Auftakt ihrer Krimireihe um die Feinkosthändlerin Lou Conrad, wurde auf Anhieb ein Bestseller.

2 SARAH PAULI

Let the sunshine … in«, trällerte es laut aus irgendeinem Redaktionsbüro des Wiener Boten an Sarahs Ohr.

Die junge Journalistin schlenderte den Flur entlang Richtung Konferenzraum und summte die Melodie mit. »Let the sunshine …«

Der Winter war dieses Jahr hart und endlos gewesen. Bis Mitte April hatte in ganz Österreich Schnee gelegen. Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte Sarah sich vorstellen, was es hieß, unter einer Winterdepression zu leiden. Zusätzlich hatte diese lang anhaltende Dunkelheit verhindert, dass Sarah ihr inneres Gleichgewicht wiederfand. Wenn man wie sie einen Selbstmord mit ansehen musste, so brauchte man viel Sonnenlicht und vor allem auch möglichst fröhliche Menschen um sich herum, sonst blieb das schreckliche Erlebnis für immer im Kopf. Doch über Wien hing eine Glocke der Übellaunigkeit wie eine lästige Zecke im Fell eines Hundes. Davids Geschenk zu ihrem 30. Geburtstag, ein Kurzurlaub in Neapel, hatte nur kurzfristig Linderung gebracht. Sie waren über Silvester in der Geburtsstadt ihrer Großmutter gewesen, und Sarah hatte sich augenblicklich in die Region und die Menschen dort verliebt.

Leider hatte die Reise nach Neapel den immer wiederkehrenden Albtraum nicht endgültig vertrieben. Der hatte es sich während ihrer Abwesenheit gemütlich gemacht und zu Hause auf sie gewartet.

Eine sternenklare Nacht auf dem Cobenzl in Wien, der Parkplatz menschenleer. Nur eine dunkle Gestalt steht vor der kniehohen Mauer und sieht auf das funkelnde Lichtermeer der Stadt hinunter. Sarah geht auf die Gestalt zu. Noch zehn Schritte, neun, acht, sieben … sie kommt nicht vom Fleck. Die Dienstbotenmadonna aus dem Stephansdom legt ihr die Hand auf die Schulter und hält sie zurück. Da dreht die Gestalt sich um …

Und in diesem Moment erwachte Sarah jedes Mal aufs Neue – schweißgebadet und mit panisch rasendem Herzen. Die Szene, in der Doris Heinlein sich vor ihren Augen in den Mund geschossen hatte, blieb ihr im Traum erspart, doch immer erwachte sie mit einem Gefühl, als würde ihr jemand eine Pistole hart gegen die Stirn drücken.

Im März brachten Schlagzeilen über brodelnde phlegräische Felder unter Neapel Sarah zeitweise auf andere Gedanken. Sie hatte sich ernsthaft Sorgen um die Stadt ihrer Großmutter gemacht. Immerhin hatten diese unterirdischen Supervulkane einen Explosivitätsindex der höchsten Stufe. Sie las täglich Meldungen über den aktuellen Stand der Bedrohung.

Und dann inspirierte sie ausgerechnet diese Gefahr zu einer ihrer Kolumnen. Sie schrieb über die Mythen und Legenden, die sich um Vulkane rankten, und hörte währenddessen die Musik des neapolitanischen Liedermachers Pino Daniele, »Napule è«. Ausführlich widmete sie sich Vulcanus, dem römischen Gott des Feuers, der laut römischer Überlieferung im Tyrrhenischen Meer, zwischen Sizilien und Neapel, lebte.

Sie ließ sich zu einer neuen Serie ihrer Kolumnen anregen, die den Titel »Mystisches Wien« bekommen sollte. Das ließ ihr viel Spielraum. Die erste Kolumne dazu beschäftigte sich mit der einzigen Hexenverbrennung in Wien im Jahr 1583. Eine bescheidene Zahl angesichts der zigtausend Frauen, die Opfer der grausamen Hexenjagd wurden. Den Tod auf dem Scheiterhaufen hatte Elisabeth Plainacher ihrem Schwiegersohn und der Hetzpredigt des Jesuiten Gregor Scherer zu verdanken. Den Prediger traf später in der Kirche auf der Kanzel bei einer ähnlichen Ansprache der Schlag. Manchmal sorgte der Himmel also doch für ausgleichende Gerechtigkeit. Heute erinnerte die Elsa-Plainacher-Gasse im 22. Bezirk an die Unglückliche, dort wo die Kegelgasse in die Weißgerberlände mündete. Ein würdiger Auftakt für ihre neue Serie, fand Sarah.

Hexenverbrennungen gab es nicht mehr, doch Neid, Hass und Denunziantentum waren geblieben.

Wie zur Bestätigung fing Conny, die Society-Löwin des Wiener Boten, Sarah vor der Tür zum Konferenzzimmer ab. »Gratuliere«, raunte sie. »Die Sache mit der Hexe hat was Lebendiges.«

Sarah staunte. Ein Lob aus Connys Mund glich einer Krönung. Die Gesellschaftsreporterin ging so sparsam damit um, dass man meinen konnte, sie hielt es mit dem alten Volksglauben, dass Lob Unheil anrichte.

Das ging Sarah durch den Kopf, während Conny längst dabei war, ihr Lob wieder abzuschwächen: »Das heißt aber nicht, dass ich den Humbug gut finde, den du da jedes Wochenende in der Beilage verzapfst«, sagte sie und schüttelte ihre prachtvolle rote Lockenmähne. »Ich mein’, wir leben immerhin im 21. Jahrhundert. Wer ist da noch ernsthaft abergläubisch?«

Conny fand die Artikel anderer generell unzureichend recherchiert, inakzeptabel formuliert oder thematisch langweilig. Dass sie nun ausgerechnet die Geschichte über eine tote Hexe aus dem 16. Jahrhundert lebendig fand, amüsierte Sarah. Diese Aussage konnte sie sich durchaus ans Revers ihrer Jacke heften, ohne Schaden zu nehmen.

»Sag, hörst du mir überhaupt zu?« Connys Stimme drängte sich in ihre Gedanken.

»Natürlich.«

Während Sarah angestrengt nachdachte, was sie ihrer Kollegin antworten sollte, drückte diese ihr eine Visitenkarte in die Hand.

»Erika Holzmann bietet Stadtspaziergänge zu deinem Thema an. Vielleicht interessiert dich das.«

Sissi, Connys schwarzer Mops, kam um die Ecke und blieb neben ihnen stehen, nur das Hinterteil bewegte sich voller Freude hin und her. Dazu keuchte der Hund, als erleide er soeben einen schweren Asthmaanfall.

»Du kennst eine, die Stadtspaziergänge zu diesem Thema anbietet? Das überrascht mich jetzt, ehrlich gesagt.« Sarah musste mit ihren 1,67 ein wenig zu Conny aufsehen. Die Society-Löwin konnte schon ohne High Heels auf die beachtliche Körpergröße von 1,78 verweisen, und mit den hohen Hacken, die sie täglich trug, wuchs sie auf 1,85.

»Das war reiner Zufall. Ich hab’ sie im Februar am Kaffeesiederball kennengelernt. Wir haben beide zur selben Zeit auf ein Glas Wein an der Bar gewartet und sind dabei ins Plaudern gekommen.«

»Du unterhältst dich mit Leuten, die Stadtspaziergänge anbieten?«

»Ich unterhalte mich mit vielen Leuten. Ihrem Mann gehören übrigens Toprestaurants in Frankfurt und Berlin. Und wenn man den Gerüchten Glauben schenkt, dann soll bald auch in Wien …«

»Ah, jetzt verstehe ich, so jemanden zu kennen ist für eine Gesellschaftsreporterin …«

»Willst du jetzt hören, was sie mir erzählt hat, oder nicht?«, schnitt Conny ihr das Wort ab. Sie strich sich eine Locke aus der Stirn.

»Na sicher.«

»Dann hör auf, so deppert rumzureden! Nur weilst’ mit dem Chef ins Bett steigst …«

Conny brauchte ihren Satz nicht zu beenden, er trieb Sarah auch unvollendet augenblicklich ein Messer ins Herz. Verflucht noch einmal! Sie stieg nicht mit David ins Bett. Sie führten eine Beziehung wie x andere Paare auch.

Zwei Kollegen aus der Wirtschaftsredaktion tauchten auf, grüßten leise und drängten sich an ihnen vorbei. Kurz blieben ihre Blicke an Sarah hängen, und ihr Lächeln schien zu sagen: »Guten Morgen, Freundin vom Chef.«

Zum Teufel! Sie war doch immer noch die alte Sarah Pauli!

Conny packte Sarah am Unterarm und zog sie vom Eingang weg. Sissi blieb vor der Tür des Konferenzraumes stehen. Irgendjemand bückte sich immer, um den Mops zu streicheln. Er war das Maskottchen der Redaktion.

»Ich hab’ zwar nur mit einem Ohr hingehört, aber sie hat erzählt, dass sie, was mir bitte schön absolut unverständlich ist, deine Kolumnen liest, und dann hat sie irgendwas von unterirdischen Gängen gefaselt, wo sie auch Führungen anbietet.«

»Das unterirdische Wien«, bemerkte Sarah versonnen. »Wäre auch einmal eine Geschichte wert. Unter der Erde gedeiht die Lust am geheimnisvollsten. Im Zwölf-Apostelkeller gibt es doch die alte Holztafel mit den Namen aller Apostel. Ob da auch Maria Magdalenas Name stand…«

Conny sah sie streng an. »Du redest vielleicht einen Stuss z’amm, wenn der Tag lang ist.« Wieder schüttelte sie ihre Locken. »Also, horch endlich zu!«

»Ich hör’ eh zu.«

»Die Holzmann wollte sich eh schon mit dir in Verbindung setzen. Jedenfalls hat sie mich gebeten, dir ihre Visitenkarte zu geben.«

»Aber du hast drauf vergessen, weil Februar? Ich mein’, das ist ja schon eine Weile her, wir haben jetzt Mai.« Sarah schmunzelte.

»Ja, ich hab’s vergessen«, gab Conny genervt zu. »Es ging in dem Gespräch aber nur nebenbei um unterirdische Gänge. Vielmehr ging es um irgendein mystisches Rätsel. Oder war es ein Zeichen?« Sie schien kurz nachzudenken. »Ach, keine Ahnung mehr, was sie mir alles erzählt hat. Interessiert mich persönlich auch absolut nicht, aber wenn man ein bisserl geistermäßig ang’haucht ist so wie du, mag’s interessant sein. Und weil doch die Überschrift deiner neuen Serie ›Mystisches Wien‹ heißt, dachte ich …«

»Rätsel? Zeichen?«

Ab dem Moment hatte Conny Sarahs volle Aufmerksamkeit. »Meinst du Zeichen in Form von Symbolen oder Rätsel als Code und Informationsübermittlung? Oder eine geheime Botschaft, die man erst entschlüsseln muss?«

»Wie gesagt, ich hab’ nur mit einem Ohr hingehört, aber durch deinen Artikel über die Plainacher ist es mir wieder eingefallen.«

»Du liest also meine Seite? Das ehrt mich. Danke schön.«

»Lesen wär’ übertrieben, sagen wir, ich überfliege sie.«

»Hast du gewusst, dass viele Promis abergläubisch angehaucht sind und einen Talisman bei sich tragen? Das wäre doch einmal ein schönes Thema für dich, vielleicht auf dem nächsten Sportler- oder...

Erscheint lt. Verlag 17.6.2014
Reihe/Serie Die Sarah-Pauli-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Aberglauben • eBooks • Entführung • Heimatkrimi • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Millionär • Mystisch • Österreich • Presse • Sarah Pauli • Wien • Wien, Sarah Pauli, Aberglauben, mystisch, Presse, Millionär, Entführung • Wien, Sarah Pauli, Österreich, mystisch, Presse, Millionär, Entführung, Aberglauben
ISBN-10 3-641-13172-3 / 3641131723
ISBN-13 978-3-641-13172-2 / 9783641131722
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99