Endymion (eBook)

Zwei Romane in einem Band

(Autor)

eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
1408 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-11348-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Endymion -  Dan Simmons
Systemvoraussetzungen
18,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
An den Pforten der Zeit
Die Kirche hat den Schlüssel zum ewigen Leben gefunden und infolgedessen die Macht über unzählige Sonnensysteme an sich gerissen. Gnadenlos verfolgt sie jeden durch Raum und Zeit, der ihren Herrschaftsanspruch gefährdet. So auch Raul Endymion und seine Begleiterin Aenea - denn Aenea trägt etwas in sich, das die Macht der Kirche in ihren Grundfesten erschüttern und die Geschichte der Menschheit erneut radikal verändern könnte ...

Dan Simmons wurde 1948 in Illinois geboren. Nach dem Studium arbeitete er einige Jahre als Englischlehrer, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Simmons ist heute einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Seine Romane »Terror«, »Die Hyperion-Gesänge« und »Endymion« wurden zu internationalen Bestsellern, die Verfilmung von »Terror« ist eine der erfolgreichsten TV-Serien unserer Zeit. Der Autor lebt mit seiner Familie in Colorado.

2

Mein Name ist Raul Endymion. Mein Vorname reimt sich auf Paul. Ich wurde im Jahre 693 A. D. C. unseres lokalen Kalenders auf der Welt Hyperion geboren oder 3099 n. Chr., Prä-Hegira-Zeitrechnung oder, wie die meisten von uns, die Zeit in der Ära des Pax rechnen, 247 Jahre nach dem Fall.

Als ich mit Derjenigen Die Lehrt reiste, behauptete man von mir, dass ich ein Schafhirt gewesen sei, und das stimmt. Fast. Die Mitglieder meiner Familie hatten ihren Lebensunterhalt als umherziehende Schafhirten in den Mooren und Wiesen der entlegensten Regionen des Kontinents Aquila verdient, wo ich großgezogen wurde, und als Kind habe ich manchmal Schafe gehütet. Ich entsinne mich der ruhigen Nächte unter dem Sternenhimmel von Hyperion als einer glücklichen Zeit. Als ich sechzehn war (nach Hyperions Kalender), lief ich von zu Hause weg und meldete mich freiwillig als Soldat der vom Pax kontrollierten Heimatgarde. Den größten Teil dieser drei Jahre habe ich nur als langweilige Routine in Erinnerung, mit der unangenehmen Ausnahme von vier Monaten, als ich ins Eisgebirge von Claw geschickt wurde, um während des Ursus-Aufstandes gegen die Eingeborenen zu kämpfen. Als ich aus der Heimatgarde ausgemustert wurde, arbeitete ich als Rausschmeißer und Blackjack-Geber in einem der härteren Casinos von Nine Tails, diente zwei Regenzeiten als Kommandant einer Barke am Oberlauf des Kans und absolvierte danach auf einem der Beak-Anwesen eine Ausbildung zum Gärtner unter dem Landschaftskünstler Avrol Hume. Aber »Schafhirt« scheint für die Chronisten Derjenigen Die Lehrt einen besseren Klang gehabt zu haben, als es darum ging, den früheren Beruf ihres engsten Vertrauten und Jüngers zu nennen. »Schafhirt« hat einen hübschen biblischen Klang.

Ich habe keine Einwände gegen die Bezeichnung »Schafhirt«. Aber in dieser Geschichte wird man mich als Hirten sehen, dessen Herde aus einem einzigen, unendlich bedeutenden Schaf bestand. Und ich habe es mehr verloren als gefunden.

Zu dem Zeitpunkt, als sich mein Leben wahrhaft veränderte und diese Geschichte ihren eigentlichen Anfang nimmt, war ich siebenundzwanzig Jahre alt und groß für einen gebürtigen Hyperioner, erwähnenswert freilich nur wegen der dicken Schwielen an meinen Händen und meiner schrulligen Einfälle, und ich arbeitete als Führer von Jagdgruppen in den Farnwäldern über der Toschahibucht, hundert Kilometer nördlich von Port Romance. In diesem Stadium meines Lebens hatte ich ein klein wenig über Sex und sehr viel über Waffen gelernt, hatte aus erster Hand die Rolle erlebt, die Habgier im Tun von Männern und Frauen spielen kann, hatte gelernt, meine Fäuste und meine bescheidenen Geisteskräfte zu benutzen, um zu überleben, war neugierig auf eine ganze Menge Dinge und fühlte mich nur in dem Wissen sicher, dass der Rest meines Lebens mit hoher Wahrscheinlichkeit keine großen Überraschungen für mich bereithalten würde.

Ich war ein Idiot.

Was ich in jenem Herbst meines achtundzwanzigsten Lebensjahres war, lässt sich am besten negativ beschreiben. Ich hatte Hyperion nie verlassen und nie auch nur daran gedacht, einmal ins All zu reisen. Selbstverständlich hatte ich die Kathedralen der Kirche besucht; selbst in den entlegenen Regionen, in die meine Familie nach der Plünderung der Stadt Hyperion vor einem Jahrhundert geflohen war, hatte der Pax seinen zivilisierenden Einfluss erstreckt – aber ich hatte weder den Katechismus noch das Kreuz akzeptiert. Ich war mit Frauen zusammen gewesen, hatte mich aber nie verliebt. Abgesehen von der Vormundschaft meiner Großmutter war meine Ausbildung autodidaktisch gewesen und hatte fast vollständig über Büchern stattgefunden. Ich las wie besessen. Mit siebenundzwanzig dachte ich, ich wüsste alles.

Ich wusste gar nichts.

Und so kam es, dass ich im Frühherbst meines achtundzwanzigsten Lebensjahres, zufrieden mit meiner Unwissenheit und der felsenfesten Überzeugung, dass sich niemals eine bedeutende Veränderung abspielen würde, jene Tat beging, die zu meiner ersten Todesstrafe und dem Anfang meines wirklichen Lebens führte.

Die Sümpfe über der Toschahibucht sind gefährlich und ungesund und seit langer Zeit vor dem Fall unverändert, aber Hunderte wohlhabender Jäger – viele von anderen Welten – kommen jedes Jahr der Enten wegen hierher. Die meisten dieser Protostockenten starben rasch nach ihrer Regeneration und Freisetzung durch das Saatschiff vor sieben Jahrhunderten aus, da sie sich entweder nicht an das Klima Hyperions anpassen konnten oder von den einheimischen Raubtieren gejagt wurden, aber ein paar Enten haben in den Sümpfen des nördlichen Zentralaquila überlebt. Und die Jäger kamen. Und ich führte sie.

Wir arbeiteten zu viert in einer aufgegebenen Fiberplastikplantage auf einer schmalen Landzunge aus Schiefer und Schlamm zwischen den Sümpfen und einem Nebenfluss des Kans. Die drei anderen Führer konzentrierten sich auf Fische und Großwildjagd, aber während der Entensaison hatte ich die Plantage und den größten Teil der Sümpfe für mich allein. Bei den Sümpfen handelte es sich um ein halbtropisches Marschland, das überwiegend aus Chalmadickicht, Werholzwäldern und etwas gemäßigteren Hainen gigantischer Prometheusbäume in den felsigen Gebieten oberhalb der überschwemmten Ebene bestand, aber in den frostigen, trockenen Kälteperioden des Frühherbstes machten die Enten hier Rast auf ihrer Wanderung von den südlichen Inseln zu den Seen in den abgelegensten Regionen des Pinion-Plateaus.

Ich weckte die vier »Jäger« anderthalb Stunden vor Sonnenaufgang. Ich hatte ein Frühstück bestehend aus Jambon, Toast und Kaffee vorbereitet, aber die vier übergewichtigen Geschäftsleute schimpften und fluchten, während sie es hinunterschlangen. Ich musste sie daran erinnern, ihre Waffen zu überprüfen und zu reinigen. Drei hatten Schrotflinten dabei, aber der vierte war verrückt genug, ein antikes Energiegewehr mitzubringen. Während sie knurrten und aßen, ging ich hinter den Schuppen und setzte mich zu Izzy, der Labradorhündin, die ich hatte, seit sie ein Welpe war. Izzy wusste, dass wir auf die Jagd gingen, und ich musste ihr Kopf und Hals streicheln, um sie zu beruhigen.

Der erste Lichtschein zeigte sich, als wir gerade das wild wuchernde Gelände der Plantage verließen und in einem Skiff mit flachem Boden losruderten. Man konnte leuchtende Sommerfäden sehen, die durch die dunklen Tunnel der Äste und über den Bäumen schwebten. Die Jäger – M. Rolman, M. Herrig, M. Rushomin und M. Poneascu – saßen vorne auf den Bootsduchten, während ich die Bootsstange übernahm. Izzy und ich waren durch den Stapel der Blendschirme von ihnen getrennt, an deren runden Unterseiten man noch das raue Mattengeflecht der Scheiben unter der Fiberplastikhülle erkennen konnte. Rolman und Herrig trugen teure Ponchos aus Chamäleontuch, aktivierten das Polymer aber erst, als wir schon weit in die Sümpfe vorgedrungen waren. Ich bat sie, sich nicht mehr so laut zu unterhalten, als wir uns den Süßwassersümpfen näherten, wo die Enten sich aufhielten. Alle vier Männer sahen mich böse an, dämpften aber die Stimmen und verstummten wenig später ganz.

Als ich das Boot unmittelbar vor dem Jagdgebiet bremste und die Blendschirme zu Wasser ließ, reichte das Licht fast schon aus, um zu lesen. Ich zog meinen mannigfach geflickten wasserdichten Anzug an und glitt in das brusthohe Wasser. Izzy beugte sich mit leuchtenden Augen über den Rand des Skiffs, aber ich verbot ihr mit einem Handzeichen, ins Wasser zu springen. Sie bebte, setzte sich aber wieder.

»Geben Sie mir bitte Ihr Gewehr«, sagte ich zu M. Poneascu, dem ersten Mann. Diese Sonntagsjäger hatten genug Probleme, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als sie in die kleinen Blendschirme kletterten; ich glaubte nicht, dass sie auch noch ihre Flinten dabei hätten festhalten können. Ich hatte sie gebeten, die Kammern leer und die Waffen gesichert zu lassen, aber als mir Poneascu sein Gewehr gab, leuchtete die Kammeranzeige rot, und es war entsichert. Ich ließ die Patrone herausspringen, die Sicherung einrasten, verstaute die Waffe in dem wasserdichten Tragebehälter, den ich mir über die Schulter geschnallt hatte, und hielt den Blendschirm fest, während der vierschrötige Mann von dem Skiff herunterstieg.

»Ich bin gleich wieder da«, sagte ich leise zu den anderen dreien, watete durch die Chalmaäste und zog den Blendschirm am Schultergurt. Ich hätte die Jäger mit der Stange zu einer Stelle ihrer eigenen Wahl rudern lassen können, aber die gesamten Sümpfe waren mit Treibschlammzysten durchsetzt, die Stangen und Ruderer in die Tiefe ziehen konnten; es wimmelte von Draculazecken so groß wie blutgefüllte Luftballons, die sich von Zweigen auf bewegliche Ziele herabfallen ließen; es gab hängende Bandschlangen, die für unachtsame Beobachter genau wie Chalmazweige aussahen, und darüber hinaus waren sie mit räuberischen Hornfischen bevölkert, die einem den Finger durchbeißen konnten. Außerdem hielt der Sumpf noch weitere Überraschungen für Erstbesucher parat. Und die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass die meisten dieser Sonntagsjäger ihre Blendschirme so in Stellung brachten, dass sie sich gegenseitig erschossen, sobald die ersten Entenschwärme...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2014
Übersetzer Joachim Körber
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Endymion Book 1 and 2
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte eBooks • Hyperion-Gesänge • Science Fiction • Science Fiction, Space Opera, Hyperion-Gesänge • Space Opera
ISBN-10 3-641-11348-2 / 3641113482
ISBN-13 978-3-641-11348-3 / 9783641113483
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Thriller

von Marc Elsberg

eBook Download (2023)
Blanvalet (Verlag)
19,99
Asche des Feindes

von Cathrin Block

eBook Download (2024)
tredition (Verlag)
9,99
Das Licht von Coelum

von Runa Rugis

eBook Download (2023)
epubli (Verlag)
6,99