Tod in Bordeaux (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2014 | 1. Auflage
352 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-42364-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tod in Bordeaux -  Paul Grote
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Band 1 der erfolgreichen Weinkrimi-Reihe Martin Bongers ist erschüttert: Gestern erst hat er sich von seinem besten Freund, einem Winzer im Bordelais, verabschiedet, nun ist Gaston tot. Und der Wein, den Martin verkosten sollte, ist ihm auf seiner Rückreise nach Frankfurt gestohlen worden. Martin wird misstrauisch. Er muss zurück nach Frankreich, muss wissen, was mit Gaston geschehen ist.

Paul Grote ist Deutschlands bekanntester Weinkrimi-Autor. Als Reporter in Südamerika entdeckte er sein Interesse für Wein und Weinbau und machte ihn zu seinem Thema. Seitdem hat er die wichtigsten europäischen Weinbaugebiete bereist und 18 Weinkrimis veröffentlicht.

Paul Grote ist Deutschlands bekanntester Weinkrimi-Autor. Als Reporter in Südamerika entdeckte er sein Interesse für Wein und Weinbau und machte ihn zu seinem Thema. Seitdem hat er die wichtigsten europäischen Weinbaugebiete bereist und 19 Weinkrimis veröffentlicht.

1


»Wie lange sollen wir diese Geschäfte eigentlich noch weitermachen?« Gaston schob die Weinkiste auf die Ladefläche des Kombi und sah Martin vorwurfsvoll an, dann wandte er sich wieder der Garage zu, um die letzte Kiste zu holen.

»So lange es sich lohnt«, rief Martin ihm leichthin nach. »Weshalb fragst du?«

Es dauerte einen Moment, bis sein Freund wieder mit einer Kiste im Arm in der Tür erschien. »Weshalb ich frage? Weil ich mir Sorgen mache. Irgendwann fallen unsere kleinen Spielchen auf. Einer von deinen Konkurrenten kriegt Wind davon und verpfeift dich bei der Steuerfahndung. Da reicht ein anonymer Anruf …«

»Wieso interessiert dich das auf einmal? Das war dir doch bisher egal. Wir machen das seit Jahren so.«

»Eben darum«, knurrte Gaston, »und irgendwann fällt es auf.« Er stellte die Kiste mit einem Stöhnen zu den anderen auf die Ladefläche. Sie waren schwer, jede fasste zwölf Flaschen und wog mehr als fünfzehn Kilo. Aber harte körperliche Arbeit machte Gaston nichts aus, als Winzer war er daran gewöhnt.

»Weshalb machst du dir Sorgen, Gaston? Was ist los mit dir? Du bist irgendwie gereizt. Da steckt doch was anderes dahinter!« Kopfschüttelnd beobachtete Martin seinen Freund und fand, dass er seinem Blick auswich.

»Das siehst du falsch. Ich bin nicht gereizt!« Gaston strafte seine Worte Lügen und grummelte: »Du weißt nie, was dich erwartet.«

Martin verstand nichts mehr. Was war nur mit seinem Freund los? »Hast du schlecht geschlafen oder Zoff mit Caroline?« Er ging zum Heck seines Wagens und warf einen Blick auf die Kiste, die Gaston zuletzt gebracht hatte. Er betrachtete den aufgedruckten Schriftzug. »Haut-Bourton?« Nachdenklich blätterte er in seinen Rechnungen. »Habe ich nicht gekauft.«

»Den findest du auch nicht in den Papieren«, sagte Gaston hastig. »Ein  … äußerst interessantes Gewächs. Ich möchte, dass du den Wein probierst, ganz in Ruhe, wenn du wieder in deinem Laden bist.«

Martin verstand das Benehmen seines Freundes immer weniger. »Ich kenne den 89er. Ich glaube, ich habe davon sogar noch was im Lager. Und wozu gleich zwölf?«

»Probier ihn einfach mal und vergleich ihn mit dem aus deinem Keller. Dann erkläre ich es dir.«

Gastons ruppiger Ton irritierte Martin. »Ist irgendwas passiert? Was ist los? Wir reden doch sonst über alles.«

Gaston machte eine wegwerfende Handbewegung. Er schob die Kisten auf der Ladefläche des Wagens zurecht, quetschte sich dabei die Finger und fluchte. Als die Kisten eine Fläche bildeten, breitete Gaston eine Decke darüber. Jetzt war nicht mehr zu erkennen, dass Bordeaux im Wert von etlichen tausend Euro darunter lag. Der Wagen hing nur auffällig schwer auf der Hinterachse. Er schlug die Heckklappe zu. »Du musst los, sonst kommst du heute nicht zurück. Caroline hätte sich gern verabschiedet, aber sie bringt die Kinder zur Schule.«

Gaston schloss die Garage ab, die ihm zugleich als Kellerei und Flaschenlager diente, und ging ins Wohnhaus. Einen Augenblick später kam er mit einer Einkaufstüte zurück und stellte sie hinter den Fahrersitz. »Das soll ich dir von Caroline geben, damit du nicht verhungerst.«

Die Männer umarmten sich, bei weitem nicht so herzlich wie sonst, und Martin hatte das Gefühl, dass Gaston ihn möglichst rasch loswerden wollte. »Sag Caroline ein Dankeschön und grüß die Kinder. Und was deinen Wein angeht – so gute Trauben wie in diesem Jahr hattest du noch nie. Ich bin sicher, der Pechant wird großartig.«

Martin zwängte sich umständlich hinters Lenkrad. Der Rücken schmerzte ihn schon jetzt so, als hätte er die tausend Kilometer Autobahn bereits hinter sich. Er blinzelte gegen die flach über den Weinbergen stehende Morgensonne. »Viel Glück mit dem Pechant, Gaston! Ich drücke dir die Daumen. Dieses Mal wird es ein 95-Punkte-Wein, falls du was drauf gibst.«

»Worauf du dich verlassen kannst. Ich werde die Rebstöcke jeden Tag küssen.«

Martin fuhr langsam an und hob grüßend die Hand. Er hatte ein ungutes Gefühl, seinen besten Freund in dieser Stimmung zurückzulassen, aber er konnte die Rückfahrt nach Deutschland nicht aufschieben. Das Überholen des Kühlaggregats und der Pumpen hatte länger gedauert, als sie gedacht hatten. Jetzt erwartete ihn sein Geschäft in Frankfurt.

Er bog in die Landstraße Richtung Saint-Émilion ein, ließ das ihm seit langem vertraute Dorf auf dem Hügel hinter sich und erreichte eine knappe Stunde später die Autobahn. Es herrschte wenig Verkehr, sodass er bereits mittags kurz vor Paris war, wo der Verkehr zunahm. Den Moloch an der Seine umfuhr er und nahm die A4 Richtung Reims.

»Mach Pause unterwegs, vergiss die Rückengymnastik nicht, rase nicht so, und nimm dir Zeit«, hatte Gaston ihn ermahnt. Doch Martin würde wie immer in einem Rutsch durchfahren. Da war er fast so störrisch wie sein Freund, der sich als kleiner Winzer in den Kopf gesetzt hatte, die Größen des Bordelais mit seinem Können herauszufordern.

Martin, dem jeder Ehrgeiz fremd war, bewunderte Gastons Courage. Er hatte deshalb nie den Versuch unternommen, ihm sein Vorhaben auszureden, im Gegenteil. Er zweifelte keinen Moment am Erfolg seines Freundes und unterstützte ihn, wo immer er konnte. Darum war er auch in Saint-Émilion gewesen: um Gaston bei den letzten Vorbereitungen für die Lese zu helfen.

Kurz nach Paris begann es zu regnen. Hoffentlich dehnte sich das Tief nicht bis nach Bordeaux aus! Das wäre eine Katastrophe, so kurz vor der Ernte. Martin hatte im September in Bordeaux schon Dauerregen der übelsten Sorte erlebt. Die Temperatur stürzte, und die Winzer des Bordelais rannten mit Angstschweiß auf der Stirn durch ihre Weinberge und rauften sich die Haare. Graue Schleier verhüllten an solchen Tagen die Gironde. War die Fähre zwischen Côtes du Bourg und dem Médoc in der Mitte des Flusses, konnte man auf keiner der beiden Seiten mehr Land sehen.

Bislang jedoch hatte sich das sonnige Wetter gehalten, und die Winzer fieberten steigenden Preisen entgegen. Der erste Merlot wurde bereits gelesen, er verlor die Fruchtigkeit, wenn er zu lange am Stock blieb. Doch Gastons Trauben hatten noch nicht ganz die richtige Reife erreicht, damit sein Pechant so wurde, wie er ihn sich vorstellte: voll, rund, dramatisch, weiches, süßes Tannin, eine seidige Struktur am Gaumen und mehr elegant als wuchtig. »Ein Wein, den man erst in zehn Jahren trinken darf und der dann noch fünfzig Jahre hält«, hatte er gestern Abend mit Martin gescherzt.

Gaston riskierte viel, besonders jetzt, da das Wetter unbeständig war und der nahe Atlantik seinen Einfluss geltend machte. Sie hatten lange über den Zeitpunkt für die Lese diskutiert, und Gaston war sich wie immer absolut sicher: »In fünf Tagen fange ich an, nächste Woche Dienstag, dann sind die Trauben richtig!«

Hinter Metz tankte Martin den Wagen auf, traktierte seinen Rücken mit Lockerungs- und Dehnübungen und trank in der Raststätte einen Kaffee im Stehen. Der Geruch von abgestandenem Essen vertrieb ihn aus dem Rasthof. Er schlenderte zurück zum Wagen. Schön, dass Caroline an ihn gedacht hatte. Das Erste, was er in dem Lunchpaket jedoch sah, waren zwei Flaschen Haut-Bourton. Schon wieder dieser Wein? Wozu zwei Flaschen, wenn hinten im Wagen eine volle Kiste lag?

Martin wischte den Gedanken beiseite und griff hungrig nach den mit verschiedenen Käsesorten belegten Baguettes. Der nussige Reblochon und der mit Bohnenkraut und rotem Pfeffer gewürzte Tomme de Pèbre gefielen ihm am besten. Mit Wehmut erinnerte er sich an Carolines Kochkünste. Von morgen an würde er wieder für sich selbst kochen müssen, Petra ging lieber essen. Er hob die Schokolade und das Obst für später auf und fädelte sich wieder in den Verkehr ein.

Im Rückspiegel sah er einen silbergrauen BMW aus der Auffahrt schießen. Er war so schnell, dass er Martin, der seinen Wagen nur langsam beschleunigen konnte, fast rammte. Der BMW raste vorbei, und Martin atmete auf. Gerade noch mal gut gegangen. So ein verdammter Idiot. Raser waren auf Frankreichs Autobahnen selten, in Deutschland würde es weit schlimmer werden. Um wie viel lieber wäre er jetzt in aller Ruhe statt nach Nordosten nach Süden gefahren, hinunter ans Mittelmeer – oder ins Piemont vielleicht? Die Brüder Giacosa besuchen, ihren hervorragenden Barolo kosten, dazu eine Rehkeule …

Die Wasserfahnen der vor ihm fahrenden Lastwagen zerrten an Martins Nerven, der Scheibenwischer fuhr mit der Regelmäßigkeit eines Metronoms vor seinem Gesicht herum. Hoffentlich saugen sich Gastons Trauben nicht mit Wasser voll, dachte er unruhig, als er die Grenze nach Deutschland passierte. Gott sei Dank keine Kontrollen, ein vereintes Europa hatte viel für sich.

Da riss die Wolkendecke auf, und die Sonne warf ihre letzten Strahlen auf die Erde. Sie fielen auf einen Wald, entflammten ein namenloses Dorf und malten die Hügelkuppen golden. Die gebündelten Strahlen erinnerten ihn an mittelalterliche Altarbilder, wunderschön, aber unheimlich zugleich. Das rief Martin Gastons unverständliches Benehmen an diesem Morgen wieder ins Gedächtnis: Angespannt, gereizt und sogar aggressiv war er gewesen.

Die Wolkendecke schloss sich wieder, es wurde früh Nacht. Heute würde er die Strecke nicht schaffen, er war müde und der Wagen zu schwer. Fast eine halbe Tonne Wein transportierte er, Kisten mit klassifizierten Crus aus dem Médoc, aus Pauillac, Saint-Estèphe und Margaux und von der anderen Seite der Gironde, aus Canon-Fronsac, Pomerol und natürlich Saint-Émilion. Er hatte die...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2014
Reihe/Serie Europäische-Weinkrimi-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Belletristik • Bordeaux • Bordelais • Cosy Crime • eBook • Frankreich • Kriminalroman • Kulinarischer Krimi • Spannung • Unterhaltung • Wein • Weinanbau • Weingut • Weinkrimi • Winzer • Winzerkrimi
ISBN-10 3-423-42364-1 / 3423423641
ISBN-13 978-3-423-42364-9 / 9783423423649
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