Basiswissen Eurokrise (eBook)

Wie sie entstand und was sie für uns bedeutet
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2013 | 1. Auflage
209 Seiten
Tectum-Wissenschaftsverlag
978-3-8288-5680-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Basiswissen Eurokrise -  Thorsten Edler
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Reden Sie mit: Bankenrettung, ESM, Rettungsschirm, Finanztransaktionssteuer, Eurobonds, Fiskalpakt, EZB, Ratingagentur, Inflation - Begriffe, die uns fortwährend daran erinnern, dass wir uns im Würgegriff einer umfassenden wirtschaftlichen Krise befinden. Aber wissen wir wirklich, was sich hinter der Eurokrise verbirgt? Welche Ursachen sie hat, welche Auswirkungen sie mit sich bringt und mit welchen Mitteln die Politik Lösungen herbeiführen möchte? Drei Viertel der Menschen in Deutschland geben mittlerweile offen zu, vom Komplexitätsgrad der Eurokrise total überfordert zu sein. Nachvollziehbare Erklärungen zu den Zusammenhängen werden nicht geboten. Trotzdem steht fest, dass deutsche Steuerzahler für die Rettung von kriselnden Eurozonen-Staaten mit Milliardenbeträgen geradestehen müssen. Wie schlimm ist die Lage eigentlich, wenn die Politik uns nicht einmal erklären kann, was sie tut und bezweckt? Basiswissen Eurokrise schafft Klarheit im Begriffsdschungel der Krise. Es liefert Aufklärung und für jedermann verständliche Informationen gegen Ängste und Unsicherheiten. Kommen Sie doch einfach mit unter den 'Erklärungsschirm'!

Thorsten Edler, Jahrgang 1969, aus Berlin, ist diplomierter Volkswirt und arbeitet im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Berlin e.V. Er bringt insofern die nötige Ausbildung, aber auch Distanz mit, um dieses schwierige Thema stellvertretend für uns Leserinnen und Leser auf einem verständlichen Niveau zu erschließen.

Thorsten Edler, Jahrgang 1969, aus Berlin, ist diplomierter Volkswirt und arbeitet im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Berlin e.V. Er bringt insofern die nötige Ausbildung, aber auch Distanz mit, um dieses schwierige Thema stellvertretend für uns Leserinnen und Leser auf einem verständlichen Niveau zu erschließen.

3 Schwacher EURO gleich Eurokrise?


Kleiner, aber feiner Unterschied: Eurokrise oder Euro-Krise?

Geht es Ihnen auch so? Als ich das Wort „Eurokrise“ für mich bewusst zum ersten Mal wahrgenommen habe, dachte ich zunächst: Aha, eine Krise des Euros, im Sinne von: Unsere Währung, der Euro, befindet sich in einer Krise. Es hat einen Moment gedauert, bis mir klar wurde, dass es bei der Eurokrise gar nicht primär um unser Geld, den Euro, geht, sondern um eine spezielle Problemlage im gesamten politischen und wirtschaftlichen Verbund der Länder Europas. Oder genauer gesagt: Diejenigen Länder, die sich innerhalb Europas im Rahmen der Europäischen Union (EU) zu einem Zusammenschluss gemeinschaftlich wirtschaftender Staaten zusammengefunden haben, sind in eine Krisensituation geraten – die Eurokrise.

Dabei müssen wir unterscheiden zwischen den 17 Ländern, die dem Währungsverbund des Euros angehören (auch „Euro-17“-Länder oder „Eurozone“ genannt), und den Ländern, die die gesamte Europäische Union bilden (alle zusammen: 27 Länder). Stand 2013 sind das:1

Euro-17-Länder

Die Länder der Eurozone

Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Portugal, Slowakei, Slowenien, Spanien, Zypern. Diese Länder benutzen de facto den Euro als gemeinsame Währung.

Länder der Europäischen Union

Die Länder der Europäischen Union

Alle zuvor genannten Euro-17-Länder plus Bulgarien, Dänemark, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Schweden, Tschechien, Ungarn, Vereinigtes Königreich. Diese Länder, insgesamt also 27, bilden eine vertraglich geregelte, gemeinsame Wirtschaftsunion, aber eben nur ein Teil von ihnen (die „Euro-17-Länder“) verwendet den Euro als gemeinsame Währung. Alle anderen setzen weiterhin auf ihre landeseigenen Währungen – basierend entweder auf einer eigenen Entscheidung, den Euro nicht einführen zu wollen oder weil die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einen Beitritt zur Eurozone noch nicht ratsam erscheinen ließen.

Damit geht es also schon los: Von Beginn an steht mit der „Eurokrise“ eine Begrifflichkeit im Raum, die den Problemzusammenhang missverständlich beschreibt und damit den einen oder anderen unter uns vielleicht auf eine falsche Fährte lockt. In allen Diskussionen wurde und wird der Begriff aber wie selbstverständlich verwendet, ohne dass jemand hinterfragt, ob denn auch alle das Gleiche darunter verstehen.

Stärke und Schwäche sind beim EURO relativ

Bevor es hier gleich ans Eingemachte geht, also an die Eurokrise, vorab noch schnell ein kleiner Exkurs zum Euro an sich: Viele Menschen in unserem Land – vielleicht zählen Sie sich auch dazu – beschleicht ja mitunter ein sehr mulmiges Gefühl, wenn in den Medien mit zunehmender Intensität zum Beispiel vom „schwachen Euro“ die Rede ist. Mit einem schwachen Euro ist dabei in erster Linie ein niedriges Wechselkursverhältnis unserer Euro-Währung im Vergleich zum US-amerikanischen Dollar gemeint, vielleicht sogar mit der Tendenz, dass sich dieses Kursverhältnis noch weiter zu verschlechtern droht. Ein schwacher Euro aber ist keine Eurokrise! Im Gegenteil: Rein wirtschaftlich betrachtet hat ein schwacher Euro zum Beispiel im Exportbereich nämlich viele Vorteile. Der Dollar ist bei schwachem Euro mehr wert und bietet dem Ausland damit mehr Kaufkraft. Das heißt, ein schwacher Euro setzt im Ausland mehr Anreize für eine stärkere Nachfrage nach unseren inländischen Waren. Wenn wir dem Ausland nun mehr Waren verkaufen, nutzt uns das in unserem Land (mehr Einnahmen, mehr Warenproduktion, mehr Arbeitsplätze etc.). Das heißt, obwohl wir vielleicht von einem schwachen Euro reden, profitieren wir eigentlich davon. Konkreter: Diejenigen Branchen bei uns profitieren, die sehr stark exportorientiert wirtschaften. Und da oftmals die Rede davon ist, dass Deutschland seinen Wohlstand auf der starken Exportorientierung seiner Wirtschaft gründet, lässt sich hier nun folgender allgemeiner Zusammenhang vereinfacht darstellen: Schwacher Euro ? mehr Exporte ? insgesamt gut für die deutsche Wirtschaft.

Schwacher Eurokurs fördert Exporte

Gefühlt – seien wir ehrlich – geht es uns aber besser, wenn in den Nachrichten von einem „starken Euro“ die Rede ist. „Stark“ beziehungsweise „stärker“ hört sich einfach besser an als „schwach“. Betrachten Sie meine vorherigen Erläuterungen zum schwachen Euro, wird Ihnen schnell aufgehen, dass dann, wenn ein schwacher Euro gut für unsere exportorientierte Wirtschaft ist, ein „starker Euro“ es vielleicht eher nicht ist. Und genau so ist es auch. Ein zu starker Euro bremst die ausländische Nachfrage nach unseren Waren, weil zum Beispiel der Dollar im Vergleich zum Euro nun weniger wert ist. Damit kann man im Ausland für seine Dollars weniger Waren bei uns kaufen, ergo: Unsere Exporte ins Ausland sinken tendenziell. Weniger Exporte bedeuten aber gleichzeitig weniger Produktion, weniger Absatz und damit weniger Einnahmen. Und im schlimmsten Fall in den betreffenden Branchen dann sogar auch Abbau von Arbeitsplätzen.

Schwacher Eurokurs bremst gleichzeitig Importe

Wenn aber die Exporte so mit dem Eurokurs verbandelt sind, dann gilt das natürlich umgekehrt auch für die Importe eines Landes. Und „umgekehrt“ ist an dieser Stelle genau das wichtige Zauberwort. Während ein schwacher Euro die Exporte tendenziell steigen lässt, bedeutet es im gleichen Atemzug, dass die Importe eher sinken, weil die Waren für unser Land im Auslandseinkauf teurer sind. Auswirkungen hat das zum Beispiel im Energiebereich, wenn wir bedenken, dass fossile Energieträger wie Öl und Gas an den Weltbörsen zumeist noch in US-Dollar gehandelt werden. Sie müssen teurer eingekauft werden und wir merken das dann zum Beispiel an steigenden Energiepreisen. Bei einem starken Euro hingegen wäre die Kaufkraft im Ausland größer und somit ließen sich diese Energieträger günstiger einkaufen, also für einen bestimmten Preis mengenmäßig mehr davon importieren.

Auf Reisen mit dem Eurowechselkurs

Ganz unmittelbar und persönlich betrifft uns die Frage, ob wir gerade einen schwachen oder einen starken Euro haben, wenn wir verreisen. Wenn nun im oben geschilderten Zusammenhang ein schwacher Euro zwar gut für unsere Exportwirtschaft ist, so ist er es leider beim Umtauschen zum Beispiel in Dollar für Reisezwecke nicht. An der Stelle zeigt sich dann für uns tatsächlich seine Schwäche: Für einen „schwachen“ Euro bekommen wir weniger Gegenwert in Dollar als im Falle eines starken Euros. Im Urlaubsfall haben wir für den Umtausch in Fremdwährungen also verständlicherweise eher ein persönliches Interesse an einem starken Euro gegenüber der betreffenden Fremdwährung.

Vermögensanlagen in Fremdwährung

Und auch wenn wir zum Beispiel Vermögensbildung in der Fremdwährung Dollar betreiben, ist die Schwäche/Stärke des Euros für uns von Relevanz: Der Anlagebetrag und eventuell dazu fällig werdende Gutschriftenzinsen verlieren an Wert, wenn der Euro stark ist. Im umgekehrten Fall profitiert unsere vermögensbildende Anlage in Fremdwährung dann, wenn der Euro etwas schwächer notiert. Würden wir den Anlagebetrag und/oder die Zinsen wieder in Euro zurücktauschen, könnten wir in dem Moment einen höheren Gegenwert realisieren als wenn der Euro gerade sehr stark wäre.2

Importe und Exporte, Vermögensanlagen in Fremdwährungen, Devisenumtausch für Reisezwecke – wir haben hier eine Reihe von Beispielen kennengelernt, die sich bei starkem oder schwachem Euro und je nach Sichtweise und Interessenlage der beteiligten Wirtschaftsakteure einmal mehr und einmal weniger als die „ideale“ Kombination herausstellen.

Freies Spiel der Kräfte oder gesteuerte Einflussnahme?

WÄHRUNGSKRIEG – wie Staaten ihre Interessen auch noch verfolgen

Der Eurokurs unterliegt also Schwankungen, die von verschiedenen Faktoren in der Weltwirtschaft beeinflusst werden. Da können allgemeine wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Krisen eine gewichtige Rolle spielen oder aber auch Staaten selbst, die über ihre Wirtschaftspolitik ein bestimmtes Eigeninteresse verfolgen, indem sie die eigene Währung gegenüber anderen Währungen bewusst abwerten lassen (also schwächen) wollen, um – wie schon etwas weiter oben angedeutet – so die Rahmenbedingungen für die eigene Exportwirtschaft zu verbessern oder aber zum Beispiel damit auch den Wert ihrer Staatsschulden sinken zu lassen. Währungsabwertung also als eine vermeintlich einfache Art und Weise, eigene Wirtschaftsprobleme in den Griff zu bekommen oder zumindest nach außen hin zu kaschieren. Mitunter lässt sich sogar ein regelrechter Abwertungswettbewerb zwischen Ländern beobachten. Im Verdacht hierbei stehen mit ihren fast schon traditionell hohen Verschuldungsquoten insbesondere die USA und Japan, aber mittlerweile auch nahezu die gesamte EU. Eine Geldpolitik mit ausgedehnten Niedrigzinsphasen und somit übermäßig „billigem Geld“ für Geschäftsbanken in den genannten Ländern beziehungsweise der EU, drückt tendenziell die Wechselkurse der eigenen Währungen zu anderen Währungen. Beobachter sprechen unterdessen sogar von einem „Währungskrieg“ zwischen den Ländern. Und auch wenn dieses Wort als solches ziemlich martialisch anmutet, lässt es uns aber dennoch erahnen, dass in dem...

Erscheint lt. Verlag 17.10.2013
Verlagsort Baden-Baden
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Finanzierung
Schlagworte Armut • Bankenkrise • Banker • Euro • Eurokrise • Europa • EZB • Finanzkrise • Finanzmärkte • Inflation • IWF • Ökonomie • Reichtum • Schuldenkrise • Sparprogramme • TARGET2 • Weltwirtschaftskrise • Wirtschaft
ISBN-10 3-8288-5680-2 / 3828856802
ISBN-13 978-3-8288-5680-6 / 9783828856806
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