Sterben wie Gott in Frankreich (eBook)

Ein Wein-Roman
eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
416 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-40801-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sterben wie Gott in Frankreich -  Michael Böckler
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
In der Provence wird ein Weinhändler mit einer Flasche Lafite-Rothschild erschlagen, und das Mitglied einer exklusiven Weinbruderschaft ertrinkt in einem Teich. Als sich die mysteriösen Vorfälle häufen, ist es aus mit dem faulen Leben, das Hippolyt Hermanus doch so liebt. Denn der Weinkenner und Psychologe hat früher in einer Sonderkommission der Polizei gearbeitet. Begleitet von Valérie, die sich Hals über Kopf in ihn verliebt hat, macht er sich auf die Jagd nach den Schuldigen - quer durch Frankreich ...

Michael Böckler ist Journalist und Mitinhaber einer Gesellschaft für Kommunikationsberatung in München. Sein Konzept, touristische Informationen in einen spannenden Roman zu integrieren, hat er bereits erfolgreich in den Büchern 'Sturm über Mallorca', 'Wer stirbt schon gerne in Italien?', 'Verdi hören und sterben' , 'Nach dem Tod lebt es sich besser' und 'Vino Criminale' umgesetzt. Letzteres war der Auftakt für eine Reihe mit dem Detektiv wider Willen Hippolyt Hermanus, der Morde im kulinarischen Milieu aufklärt.

Michael Böckler ist Journalist und Mitinhaber einer Gesellschaft für Kommunikationsberatung in München. Sein Konzept, touristische Informationen in einen spannenden Roman zu integrieren, hat er bereits erfolgreich in den Büchern "Sturm über Mallorca", "Wer stirbt schon gerne in Italien?", "Verdi hören und sterben" , "Nach dem Tod lebt es sich besser" und "Vino Criminale" umgesetzt. Letzteres war der Auftakt für eine Reihe mit dem Detektiv wider Willen Hippolyt Hermanus, der Morde im kulinarischen Milieu aufklärt.

2


Der Gastgeber hatte eine CD mit klassischer Musik aufgelegt, auf dem langen Holztisch brannten einige Kerzen, es standen Schalen mit frisch aufgeschnittener Baguette und mit etwas Käse bereit. Am Kopfende war ein Dutzend Weinflaschen streng in Reihe aufgestellt, wobei die letzte von einer großen Stoffserviette verhüllt wurde. Dahinter wartete eine ansehnliche Batterie von blank polierten Rotweingläsern auf ihren Einsatz. Zufrieden rieb sich Dr. Praunsberg die Hände. Seine kleine Einladung zur Degustation würde ein voller Erfolg werden, davon war er überzeugt. Die ausgewählten Tropfen versprachen jedenfalls ein besonderes Erlebnis. Als Chevalier einer elitären Weinbruderschaft war er seinen Gästen ja auch einiges schuldig. Es war üblich, dass sich die Chevaliers des Grands Crus gegenseitig zu Verkostungen im privaten Rahmen einluden. Ganz unprätentiös und entspannt, ohne den Aufwand, den sie bei ihren offiziellen Veranstaltungen trieben. Heute war wieder mal er an der Reihe. Wobei sich das Datum eher zufällig ergeben hatte. Einige der Chevaliers hatten an diesem Tag geschäftlich in Frankfurt zu tun gehabt, da konnten sie leicht einen Abend anhängen und nach Bad Homburg kommen, wo Praunsberg oberhalb des Spielkasinos und der Thermen eine noble Villa bewohnte. Das war das Besondere bei ihrer Weinbruderschaft, nämlich dass die Chevaliers aus den verschiedensten Städten, ja sogar aus dem Ausland kamen. Aber da alle beruflich sehr erfolgreich und ohnedies viel unterwegs waren, stellte das kein Problem dar.

Praunsberg schätzte die Zusammenkünfte der miteinander gut befreundeten Chevaliers nicht zuletzt deshalb, weil sie sozusagen als willkommene Begleiterscheinung zum Weingenuss auch der Pflege ihrer geschäftlichen Kontakte dienten. Zwar hatten sie ganz unterschiedliche Professionen, Dr. Ferdinand Praunsberg war in einer leitenden Position bei einem bedeutenden pharmazeutischen Unternehmen tätig, aber es gab immer wieder Berührungspunkte, die zu höchst aufschlussreichen Gesprächen führten, man wurde unter dem Siegel der Verschwiegenheit mit Insider-Wissen versorgt und bekam den einen oder anderen wichtigen Kontakt oder sogar Auftrag vermittelt. Doch das Entscheidende war natürlich ihre gemeinsame Leidenschaft, ihre Liebe zu den großen Weinen Frankreichs, zu den Spitzengewächsen, den Grands Crus.

Praunsberg bereitete es ein großes Vergnügen, bei diesen Degustationen nicht nur mit seinem eindrucksvollen Weinkeller zu renommieren, es war ihm auch wichtig, seinen Ruf als Connaisseur zu pflegen und mit seinen Weinkenntnissen zu brillieren. Wären nur Chevaliers anwesend, hätte diese Selbstdarstellung wenig Sinn gemacht oder hätte subtiler ausfallen müssen, aber vielleicht gerade deshalb gehörte es zum Ritual, immer einige Gäste einzuladen. Und bei jenen hatte man ja sozusagen eine moralische Verpflichtung, etwas Nachhilfe in Weinkultur zu geben. Schließlich war es immer wieder erstaunlich, wie wenig selbst kultivierte Menschen letztlich über Wein wussten.

Bereits eingetroffen waren in der Villa in Bad Homburg Prof. Dr. med. Peter Losotzky, Dr. jur. Heribert Quester und Joseph Niebauer. Alle drei erfreuten sich beträchtlichen Wohlstands und gehörten seit Jahren den Chevaliers an.

Prof. Losotzky war Schönheitschirurg, er hatte eine Privatklinik am Zürichsee und viele zahlungskräftige Patienten aus Prominentenkreisen, vornehmlich weiblichen Geschlechts. Ein internationaler Ärztekongress hatte ihn für zwei Tage nach Bad Soden geführt.

Dr. Quester war ein Notar aus München, ein Beruf, der in Bayern einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkam. Dr. Quester hatte morgen einen Termin bei einer Großbank in der Frankfurter City und war schon am Abend vorher angereist.

Joseph Niebauer hatte seinen Hauptwohnsitz in Köln. Er war als Bauträger zu einem großen Vermögen gekommen. Vor einiger Zeit hatte er sich ein kleines Château in Bordeaux gekauft und setzte große Hoffnung auf seinen eigenen Médoc. Niebauer war einfach so gekommen. Vor dem Haus wartete sein Chauffeur, der ihn später zurück nach Köln bringen würde.

»Halt, meine Herren, bitte nicht anlangen!«, protestierte Dr. Praunsberg, als er sah, wie der Schönheitschirurg und der Notar das Geheimnis der letzten Flasche lüften wollten. »Ihr bringt euch ja sonst um das besondere Vergnügen der finalen Blindverkostung. Wäre doch schade.«

Die beiden zuckten zurück und grinsten verlegen wie Schulbuben, die beim Spicken ertappt worden sind. Sehr zu ihrer Freude ging in diesem Moment die Tür auf, und Valerie kam herein, die überaus ansehenswerte Tochter von Praunsberg. Valerie stellte zwei leere Karaffen auf den Tisch und begrüßte die Gäste. Prof. Losotzky gab der schwarzhaarigen Webdesignerin einen Handkuss und äußerte gut gelaunt, dass sich bei ihr leider immer noch jegliche Schönheitsoperation verbiete, was nicht nur auf ihr jugendliches Alter zurückzuführen sei. Gott sei Dank, stellte er fest, gebe es auch weniger perfekte Geschöpfe auf dieser Welt.

»Machen Sie sich keine falschen Hoffnungen«, sagte Praunsberg lachend, »meine Tochter wird uns gleich wieder verlassen, schließlich habe ich Ihnen eine Herrenrunde versprochen. Meine Frau Béatrice hat deshalb schon die Flucht ergriffen und ist zu einer Freundin gefahren.«

Während sich Valerie noch mit dem Schönheitschirurgen unterhielt, traf Pierre Allouard ein, ein Franzose, der gerade den Karrieresprung in den Vorstand eines Pariser Elektrokonzerns geschafft hatte. Das Unternehmen hatte seine Deutschlandniederlassung in Frankfurt, und da war es Allouard nach der Einladung von Praunsberg leicht gefallen, hier schnell einen Termin anzuberaumen. Auch Allouard gehörte den Chevaliers an. Er hatte ein Ferienhaus an der Loire und stellte regelmäßig die Kontakte zu Weinbruderschaften in Frankreich her. Er sprach nicht nur ausgezeichnet Deutsch, er war auch mit einer Deutschen verheiratet.

Als Nächstes begrüßte Praunsberg Thilo Thoelgen, der gerade zufällig in Deutschland war. Eigentlich wohnte er bei Ramatuelle an der Côte d’Azur, wo er sich vor einigen Jahren eine Villa gekauft hatte. Thilo Thoelgen war einer jener Dotcom-Gründer, die in Zeiten der Internet-Bonanza fast über Nacht zu Millionären geworden waren. Als die Seifenblase dann platzte, da hatte es auch ihn erwischt, sein Unternehmen musste die Insolvenz beantragen. Irgendwie war es ihm aber gelungen, noch rechtzeitig Geld rauszuziehen, sodass er sich heute sehr komfortabel dem süßen Nichtstun widmen konnte. Auch Thilo Thoelgen war seit Jahren ein engagiertes Mitglied der Chevaliers – und zudem ein heimlicher Verehrer von Valerie. Entsprechend herzlich fiel seine Umarmung aus.

Kurz nach Thoelgen traf Dieter Schmid ein, einer der beiden geladenen Gäste. Schmid war Inhaber einer Werbeagentur in Düsseldorf und hatte seine Liebe zum Wein erst vor kurzem entdeckt. Praunsberg sah es als seine ehrenvolle Pflicht an, ihm die nötigen Grundkenntnisse zu vermitteln. Schmid hatte eine Präsentation nach Frankfurt geführt, und weil er sie für seine Agentur gewonnen hatte, machte ihm die Einladung besonderen Spaß.

Der Gastgeber sah auf die Uhr. »Fehlt nur noch Karl Talhammer, dann wären wir komplett. Ach ja, Karl bringt noch einen Freund mit, den Namen habe ich vergessen.«

Karl Talhammer war in der Geschäftsleitung einer großen Frankfurter Versicherung. Er gehörte erst seit kurzem den Chevaliers des Grands Crus an. Praunsberg hielt es sich zugute, seinen alten Kumpel dazu gebracht zu haben, den italienischen Weinen zugunsten der Franzosen abzuschwören.

Praunsberg ging zu den Flaschen, die er bereits vor einiger Zeit entkorkt hatte, nahm eine und begann sie vorsichtig über einer Kerze in eine Dekantierkaraffe umzufüllen.

»Ich mache das weniger wegen des Depots«, erläuterte Praunsberg an die Adresse des Novizen Schmid, »wir haben hier einen relativ jungen Pauillac, der wohl noch keine Sedimente am Flaschenboden gebildet hat.«

»Macht nichts«, kommentierte Schmid, »mir gefällt dieses Zeremoniell, es steigert die Vorfreude.«

»Das ist keine Show. Der Cabernet Sauvignon ist sehr tanninbetont«, fuhr Praunsberg belehrend fort, »er braucht etwas Sauerstoff, damit er geschmeidiger wird und sich die unterdrückten Aromen gegen die Gerbsäure durchsetzen und entfalten können.« Praunsberg stellte die leere Flasche ab. »In einer halben bis einer Stunde ist er so weit. Bei einem alten Wein dürften wir übrigens nicht so lange warten. Der muss unmittelbar nach dem Dekantieren getrunken werden, weil er beim plötzlichen Luftkontakt schnell in sich zusammenbrechen kann. Ist mir erst vor kurzem bei einem fünfzig Jahre alten Château Margaux passiert.« Praunsberg machte eine kurze Pause. »Man stelle sich vor, der Wein hat ein halbes Jahrhundert in der Flasche seiner Vollendung entgegengedämmert, und dann, nach wenigen Minuten, die allerdings einen großartigen Genuss vermittelten, hat er sein Leben ausgehaucht und ist oxidiert.«

»Wie die älteren Damen, die sich bei dir unters Messer legen«, unkte der Notar an die Adresse des Schönheitschirurgen, »sie sind auch ziemlich oxidiert und verwittert.«

»Deshalb sollte man sie nach Möglichkeit in jüngeren Jahren verkosten«, griff Prof. Losotzky die Bemerkung auf.

»Jedenfalls gelangen die meisten Frauen früher zur Reife als ein Spitzengewächs aus dem Médoc«, bestätigte Praunsberg. Und mit einem Blick zu seiner Tochter: »Entschuldige, meine Liebe, du siehst, wir kommen bereits auf das schlüpfrige Niveau einer Herrenrunde. Ich möchte dich nicht wegschicken, aber …«

Es klopfte, und die beiden letzten Gäste trafen ein. Valerie, die der...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2013
Reihe/Serie Ein Fall für Hippolyt Hermanus
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Böckler Krimis • cosy crime deutsch • cosy krimi deutsch • Frankreich • gefälschter Wein • Hippolyt Hermanus • Krimi deutsche Autoren • Krimi Frankreich • Krimi Kochen • Krimi kulinarisch • Kriminalromane Serien • Krimi Provence • krimi reihen • Krimi Wein • Morde • Provence • provence krimi • Provencekrimi • Psychologe • Spannung • Wein • Weinhändler • Weinkenner • Wohlfühlkrimi
ISBN-10 3-426-40801-5 / 3426408015
ISBN-13 978-3-426-40801-8 / 9783426408018
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99