Flammen des Himmels (eBook)

Roman

(Autor)

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2013 | 1. Auflage
752 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-42062-1 (ISBN)
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Münster im 16. Jahrhundert: Die Familie der jungen Frauke Hinrichs gehört zur verbotenen Sekte der Wiedertäufer und führt ein unauffälliges Leben, um nicht entdeckt zu werden. Als der berüchtigte Inquisitor Jakobus von Gerwardsborn in ihrer Stadt erscheint, werden sie schon bald bezichtigt, Ketzer zu sein. Der Rat der Stadt ist froh, dem unbarmherzigen Schlächter ein Opfer nennen zu können, und so gerät Frauke in dessen Hand. Lothar, der Sohn eines engen Vertrauten des Fürstbischofs von Münster, rettet Frauke vor dem Scheiterhaufen, verliert sie aber bald aus den Augen. Als die Anführer der Wiedertäufer ihre Anhänger nach Münster rufen, um dort das himmlische Jerusalem zu erschaffen, sehen Frauke und ihr Retter sich wieder. Doch sie gehört zu jenen, die der Fürstbischof unter allen Umständen vernichten will, und Lothar soll die Täufer ans Messer liefern.

Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenpaars Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Ihr größter Erfolg 'Die Wanderhure' erreichte ein Millionenpublikum und wurde ebenso wie fünf weitere ihrer Romane verfilmt. Außerdem wurde dieser Roman für das Theater adaptiert. Seit der 'Wanderhure' folgt Bestseller auf Bestseller. Viele ihrer Romane wurden zudem ins Ausland verkauft. Neben anderen Preisen wurde das Autorenpaar mit dem 'Wandernden Heilkräuterpreis' der Stadt Königsee ausgezeichnet und in die 'Signs of Fame' des multikulturellen und völkerverbindenden Friedensprojekts »Fernweh-Park« aufgenommen. Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren und ihren Facebook-Auftritt: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane

Iny Lorentz ist das Pseudonym des Autorenpaars Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Ihr größter Erfolg "Die Wanderhure" erreichte ein Millionenpublikum und wurde ebenso wie fünf weitere ihrer Romane verfilmt. Außerdem wurde dieser Roman für das Theater adaptiert. Seit der "Wanderhure" folgt Bestseller auf Bestseller. Viele ihrer Romane wurden zudem ins Ausland verkauft. Neben anderen Preisen wurde das Autorenpaar mit dem "Wandernden Heilkräuterpreis" der Stadt Königsee ausgezeichnet und in die "Signs of Fame" des multikulturellen und völkerverbindenden Friedensprojekts »Fernweh-Park« aufgenommen. Besuchen Sie auch die Homepage der Autoren und ihren Facebook-Auftritt: www.inys-und-elmars-romane.de www.facebook.com/Inys.und.Elmars.Romane

Erster Teil

Der Bluthund des Papstes


1.


Eben war es noch angenehm warm gewesen, aber mit einem Mal streifte Frauke ein eisiger Windstoß, der ihr wie ein Bote nahenden Unheils erschien. Sie fröstelte mehr aus Angst denn vor Kälte. Sofort schalt sie sich. Sei doch keine Närrin! Alles ist gut, in dieser Stadt sind wir in Sicherheit. Noch während sie sich selbst Mut zusprach, bemerkte sie, wie die Menschen um sie herum sich dem Stadttor zuwandten und zu tuscheln begannen.

Als sie sich ebenfalls umdrehte, sah sie sechs bewaffnete Vorreiter durch den Torbogen kommen, die auf einen Herrn von Stand hindeuteten. Ihnen folgten zwei Mönche auf Mauleseln, deren Fell so braun war wie die Kutten ihrer Reiter. Es vergingen einige Augenblicke, bis der nächste Reiter erschien. Dieser war mit einem Mittelding zwischen Kutte und Talar bekleidet und trug eine Art Barett auf dem Kopf. Seine Kleidung einschließlich der Stiefel war so dunkel wie eine Neumondnacht unter einem bedeckten Himmel, und sein schwarzes Maultier wies nicht einen hellen Fleck auf.

Im ersten Augenblick wirkte der Mann auf Frauke wie einer der apokalyptischen Reiter, und sie hätte sich nicht gewundert, wenn auch sein Gesicht von der Farbe der Nacht gewesen wäre. Stattdessen war es so bleich, als meide der Mann die Strahlen der Sonne.

Frauke erstarrte bis ins Mark, obwohl sie nicht wusste, wer dieser Fremde sein mochte, der die Menschen am Straßenrand musterte, als wolle er sie mit seinen Blicken durchbohren. Seine Augen richteten sich für den Zeitraum einiger Herzschläge auf sie, anders als die übrigen Frauen und Mädchen blieb sie jedoch kerzengerade stehen und knickste nicht. Erst als seine kalte Miene deutlichen Unmut zeigte, beugte auch sie das Knie.

»Weißt du, wer das ist?«, fragte eine junge Frau den Jüngling neben ihr.

Frauke verzog das Gesicht, als sie die Stimme von Gerlind Sterken vernahm, der Tochter des zweiten Bürgermeisters. Diese hielt sich für das schönste Mädchen von Stillenbeck und musste doch immer wieder hören, dass Silke Hinrichs noch schöner sei als sie. Dabei war Schönheit das Letzte, was Silke sich wünschte. Ebenso wie Frauke hätte sich auch ihre Schwester liebend gerne mit einem schlichteren Aussehen begnügt, wenn sie dafür nicht mehr von Gerlind Sterkens Neid und Hass verfolgt worden wäre.

Trotz ihrer Abneigung trat Frauke einen Schritt auf die Bürgermeisterstochter zu, damit ihr die Antwort ihres Begleiters nicht entging. Dieser war, wie sie wusste, ein Bewerber um Gerlinds Hand, der auf die reiche Mitgift hoffte, welche Thaddäus Sterken seiner Tochter in die Ehe mitgeben konnte.

Der junge Mann lachte. »Das ist der höchst ehrwürdige Inquisitor Jacobus von Gerwardsborn, dessen Aufgabe es ist, die Ketzer im Reich aufzuspüren und sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen.«

Das klang nicht danach, als würde er den schwarzgekleideten Kirchenmann ernst nehmen. Gerlind Sterken achtete jedoch nicht auf die ablehnende Miene ihres Begleiters, sondern streifte Frauke mit einem verächtlichen Blick und rief laut: »Dann soll er doch gleich mit der hier und ihrer Schwester anfangen. Die halten es doch mit diesem Wiedertäufergesindel!«

Zu Fraukes Entsetzen zügelte Gerwardsborn sein Maultier, drehte sich um und sah, wie Gerlind auf sie zeigte. Fast schien es ihr, als wolle er sie ansprechen, doch dann besann er sich anders und ritt weiter in die Richtung des Dominikanerklosters, in dem er wohl Quartier zu nehmen gedachte.

Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatte, mahnte Frauke sich, in Zukunft besser achtzugeben. Bisher war es ihrer Familie gelungen, den Anschein aufrechtzuerhalten, der alten Kirche anzugehören, und sie hatten sich nur heimlich mit ihren Brüdern und Schwestern im Glauben versammelt. Dennoch schien etwas durchgesickert zu sein. Oder war Gerlinds Äußerung nur die gehässige Bemerkung eines neidischen Mädchens, mit der sie, ohne es zu wissen, der Wahrheit nahegekommen war?

Schatten fielen auf Frauke und machten sie darauf aufmerksam, dass dem Inquisitor weitere Reiter folgten. Es schienen Junker und reiche Bürgersöhne zu sein, die dem Kirchenmann das Geleit gaben. Die meisten sahen hochmütig über die versammelte Menge hinweg, nur ein junger Bursche mit fast weißblonden Haaren, der kaum älter sein konnte als sie selbst, musterte die Menschen am Wegesrand, als wolle er sie kennenlernen. Wegen seines hübschen, bartlosen Gesichts hatte Frauke ihn im ersten Augenblick für ein als Mann verkleidetes Mädchen gehalten, diesen Gedanken aber gleich wieder beiseitegeschoben. So etwas würde der Inquisitor niemals dulden. Mit einem Mal sah der junge Mann sie direkt an und lächelte freundlich. Den Ausdruck seiner Augen vermochte sie jedoch nicht zu deuten.

Nachdem die Reiter die Straße passiert hatten, durchfuhren drei hochbeladene Fuhrwerke mit Gepäck das Tor, und die Menge begann, sich zu verlaufen. Auch Frauke wandte sich um, um nach Hause zu gehen.

Doch Gerlind Sterken vertrat ihr den Weg. »Da Seine Exzellenz, der Inquisitor, hier erschienen ist, wird es bald ein Ende mit dir und deiner Schwester haben! Der hat schon ganz andere als euch auf den Scheiterhaufen gebracht.«

»Gerlind, bitte!«, flehte ihr Begleiter.

Die Bürgermeisterstochter ließ sich jedoch nicht bremsen und überschüttete Frauke mit Schmähungen, bis diese aufgewühlt davonlief.

Unterwegs sagte Frauke sich, dass es wohl das Beste wäre, wenn ihre Familie und die anderen Mitglieder ihrer kleinen Gemeinschaft Stillenbeck umgehend verließen und an einem anderen Ort Zuflucht suchten. Jacobus von Gerwardsborn war gewiss kein Mann, der einen anderen Glauben als den von Rom verkündeten dulden würde.

Als sie nach Hause kam, war die Mutter gerade dabei, das Abendessen aufzutischen.

»Du kommst spät«, tadelte diese ihre Jüngste.

»Es tut mir leid, Mama. Aber ich bin unterwegs aufgehalten worden. Ein Inquisitor ist in die Stadt gekommen. Er nennt sich Jacobus von Gerwardsborn und macht mir Angst.«

Inken Hinrichs winkte verächtlich ab. »Du brauchst dich nicht zu fürchten. Wir sind angesehene Bürger von Stillenbeck, und solange wir so tun, als folgten wir den Lehren der katholischen Kirche, kann uns nichts passieren.«

»Und doch müssen die Leute etwas gemerkt haben! Gerlind Sterken hat uns nämlich Wiedertäufergesindel genannt, und zwar so laut, dass der Inquisitor es gehört hat«, erklärte Frauke besorgt.

»Gerlind Sterken ist eine unangenehme Person und ärgert sich darüber, dass unsere Silke sie in den Schatten stellt. Dabei tut deine Schwester gar nichts dazu, während Gerlind sich von ihrem Vater alle möglichen Schönheitsmittel besorgen lässt. Doch aus einem Ackergaul kann man nun mal keine edle Stute machen. Das wird auch der Inquisitor rasch merken und nichts auf ihre Worte geben.«

Für Inken Hinrichs war die Sache damit erledigt, und sie befahl Frauke, den Eintopf zu rühren.

Die Angst saß dem Mädchen jedoch so in den Knochen, dass sie bei jedem Geräusch hochschreckte, das von draußen hereindrang. Selbst als der Vater, ihre beiden Brüder und ihre Schwester Silke hereinkamen, hatte sie sich noch nicht beruhigt.

»Herr Vater! Habt Ihr es gesehen? Ein Inquisitor ist in die Stadt gekommen«, sprach Frauke Hinner Hinrichs an.

»Und wennschon! Er wird nachzählen, ob wir auch brav zur Messe gehen, und damit hat es sich.«

»Aber als er an uns vorbeigeritten ist, hat Gerlind Sterken ganz laut gerufen, Silke und ich seien Wiedertäufer«, setzte Frauke hinzu.

Einen Augenblick wirkte Hinner Hinrichs unsicher, dann schüttelte er den Kopf. »Thaddäus Sterken wird seiner Tochter schon den Kopf zurechtsetzen und dem Inquisitor erklären, dass das nichts als dummes Gerede ist. Gerlind würde jedem Mädchen, das hübscher ist als sie selbst, alles Schlechte nachreden – und viel hübscher als sie ist unsere Silke allemal!«

Hinner Hinrichs betrachtete seine älteste Tochter mit einem Stolz, der so gar nicht zu der Demut passte, die sein Glaube ihm vorschrieb. Allerdings war Silke eine Schönheit, wie sie nur selten zu finden war. Obwohl sie schlicht gekleidet ging und selbst im Haus eine Haube trug, wirkte sie mit ihrem harmonischen Gesicht und den großen, himmelblauen Augen so lieblich wie ein Maientag.

»Nein«, fuhr Hinner Hinrichs fort, »gegen unsere Silke kommt Gerlind Sterken trotz allen Reichtums ihres Vaters nicht an.«

»Ich fürchte nicht den Reichtum ihres Vaters, sondern Gerlinds Lästerzunge«, wandte Frauke ein. »Wenn sie uns als Wiedertäufer bezichtigt, wird der Inquisitor uns befragen – und davor habe ich Angst.«

Frauke hatte nicht vergessen, dass sie ihr letztes Heim vor gut drei Jahren fluchtartig hatten verlassen müssen, um nicht als Ketzer verhaftet zu werden. Wieso konnten sich da ihr Vater und ihre Mutter so sicher sein, dass sie in dieser Stadt endlich von allen Verfolgungen verschont blieben?

Ihr ältester Bruder lachte über ihre Bedenken. »Vater hat recht, Frauke! Thaddäus Sterken wird seiner Tochter schon den Mund verbieten. Immerhin arbeiten...

Erscheint lt. Verlag 26.9.2013
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 16.Jahrhundert • 16. Jahrhundert • Belagerung • Bockelson • Brackenstein • Dominikanerkloster • Emmerich • Flucht • Folter • Franz von Waldeck • Frauke Hinrichs • Hinrichtung • historische Romane Bestseller • Historische Romane Deutschland • historische romane iny lorentz • Inquisition • Inquisitor • Iny Lorentz Bücher • Iny Lorentz Romane • Jan Matthys • Ketzer • Ketzerei • Klüdemann • Lothar Gardner • Magnus Gardner • Moritz Draa • Münster • Rom • Roman • Scheiterhaufen • Starke Frauen • Verfolgung • Wiedertäufer
ISBN-10 3-426-42062-7 / 3426420627
ISBN-13 978-3-426-42062-1 / 9783426420621
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