Glitzermetropole Dubai (eBook)

Diversifizierung und Imagegestaltung einer auf Erdöleinnahmen aufgebauten Wirtschaft
eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
238 Seiten
Tectum-Wissenschaftsverlag
978-3-8288-5609-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Glitzermetropole Dubai -  Bettina Müller
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'Bye bye Dubai' oder 'Do buy' in Dubai? Glitzermetropole oder Größenwahn? Stürzt die Stadt der Superlative in die Immobilienkrise? Ist das Übermorgenland plötzlich pleite und die Ölmilliarden versickern im Sand? Kritiker des Gigantismus im Emirat sehen sich bestätigt; die Medien präsentieren nach dem Überflieger der Golfstaaten nun den freien Fall einer Volkswirtschaft. Doch so einfach ist es nicht. Bettina Müller verfolgt einen ganzheitlichen Deutungsansatz und hinterfragt positive Entwicklungen wie negative Folgen. Vieles wurde im Wüstenstaat unternommen, um neue Eckpfeiler für die Wirtschaft zu schaffen und ein passendes Image zu kreieren. Dies geschieht vor allem mit Hilfe gezielter Inszenierungen und (touristischer) Architektur. Trotz aller Rückschläge ist aus dem Perlenfischerdorf von einst ein zentraler Handels- und Finanzplatz des Mittleren Ostens und ein Touristenziel für Besucher aus aller Welt geworden. Wie es dazu kam, schildert die Autorin fundiert mit Blick sowohl auf den historischen und soziokulturellen Werdegang wie auch auf den ökonomischen Aufstieg. Wer sich von Dubais zukünftiger Entwicklung nicht überraschen lassen möchte, kommt um diese umfassende Betrachtung nicht umhin.

2. Rahmenbedingungen des wirtschaftlichen Handelns in Dubai

2.1. Geographische Besonderheiten

Dubai („zwei Brüder“, „Treffpunkt“)9 ist die Hauptstadt des gleichnamigen Emirats, welches eine Fläche von 3.885 Quadratkilometern besitzt und die kleine gebirgige Enklave Hatta an der Grenze zum Oman beinhaltet. Zusammen mit sechs weiteren autonomen Scheichtümern bildet es die Föderation der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Zu dieser zählen neben Dubai Abu Dhabi („Vater der Gazelle“), das größte Emirat mit der gleichnamigen Hauptstadt der VAE südlich von Dubai gelegen und Sharjah nordöstlich von Dubai. Im Norden der VAE befinden sich Ajman, Umm Al Qaiwain („Mutter zweier Kräfte“), Ras Al-Khaimah („Spitze des Zeltes“), das nördlichste Emirat und Fujairah am Golf von Oman (Abb. 2-1). Die Größe und auch die wirtschaftliche und politische Bedeutung der Emirate innerhalb der Föderation variieren beträchtlich (Tab. 2-1).

* dazu kommen noch 5900 km² an Inselfläche

Tab. 2-1: Fläche, Bevölkerung und Anteil am BIP der einzelnen Emirate (2008)

Quelle: Salama (2009a), UAE Government (2009) S. 207, Central Bank (2007),

Ministry of Economy (2008)

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) befinden sich im Südosten der Arabischen Halbinsel zu beiden Seiten des nördlichen Wendekreises zwischen 22°30’ bis 26°06’ nördlicher Breite und 51°36’ bis 56°24’ östlicher Länge. Auf einer Fläche von 83.600 Quadratkilometern (etwa ein Viertel der Fläche Deutschlands) leben heute 4,765 Mio. Einwohner (Tab. 2-1)10. Im Südwesten und Süden grenzen die VAE an Saudi Arabien und im Osten und Nordosten an Oman. Zudem liegt im Nordwesten jenseits der emiratischen Hoheitsgewässer die Halbinsel Qatar.11 Die VAE werden im Norden vom Südteil des PersischArabischen Golfes12 und im Osten vom Golf von Oman eingerahmt (Abb. 2-1). Der genaue Wert der Küstenlänge am Persisch-Arabischen Golf kann nicht genau bestimmt werden, da diese durch Schlamm- und Sandmassen und die riesigen Inselprojekte in Dubai und Abu Dhabi immer wieder verändert wird; momentan beträgt die Länge schätzungsweise mehr als 900 Kilometer. Das Emirat Dubai verfügt dabei nur über einen etwa 70 Kilometer langen, natürlichen Küstenabschnitt. Zur Küstenlänge der VAE kommen weitere 100 Kilometer am Golf von Oman, da das Territorium der VAE das Hauptstaatsgebiet des Oman von dessen Enklave auf der Halbinsel Musandam trennt. So formt das Land eine Brücke zwischen den zwei verschiedenen Teilen des Meeres und liegt im Süden der strategisch bedeutenden „Einfahrt“ in den Persisch-Arabischen Golf, der Straße von Hormuz.13 Da der Kontinentalschelf weit in den Golf ragt, ist die Wassertiefe in Küstennähe der VAE vergleichsweise gering und es existieren viele Riffe und Sandbänke, was die Navigation in diesem Gebiet schwierig macht. Positiv wirkt sich dieser Umstand allerdings auf den Tourismus (seichter Zugang zum Meer, Schnorcheln und Tauchen) und den Bau der Inselprojekte aus

Abb. 2-1: Karte der VAE

Quelle: Scharfenort (2004) S. 15

Abb. 2-2: Dubai Creek

Quelle: Eigene Aufnahme (Oktober 2008), Rechts: Google Earth

Durch die Altstadt von Dubai schlängelt sich ein etwa 14 Kilometer langer Meeresarm (Dubai Creek, arab.: Khor Dubai, Abb. 2-2), dessen Eingang einen der wenigen natürlichen Häfen der VAE bildet.14 Der Zugang zum Meer war und ist für Dubais wirtschaftliche Entwicklung sowohl im Bereich Handel und Transport als auch für den Tourismus sehr wichtig.

Zu den dominanten geographischen Faktoren im Emirat Dubai zählt neben dem Meer die Wüste. Die Region gehört aufgrund der ganzjährig hohen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit besonders im Sommer zu den unwirtlichsten Gegenden der ganzen Welt. Mehr als zwei Drittel des gesamten Staatsgebiets der VAE sind von Ausläufern der mit 800.000 Quadratkilometern größten zusammenhängenden Sandwüste der Erde Rub’ Al Chali (Leeres Viertel) bedeckt. Im Osten der VAE liegt das Hajar-Gebirge (arab.: jebel al-hajar), das in einem halbmondförmigen Bogen, auf der Halbinsel Musandam beginnend, den Golf von Oman einrahmt. Die höchste Erhebung bildet der Jebel Shams (Berg der Sonne) mit 3017 Metern. Das ablaufende Regenwasser in diesem Gebirge ist die einzige Möglichkeit, erneuerbares Grundwasser zu gewinnen. In der gesamten Gegend gibt es keine ganzjährig Wasser führenden Flüsse. Die ausgetrockneten Flussbetten (Wadis) werden nur nach seltenen Regenfällen kurzfristig gefüllt. Die VAE können klimatisch den ariden Subtropen zugerechnet werden. Es herrscht trockenes Passatklima, wobei es an den Küsten sehr feucht und heiß werden kann. Mit etwa 345 Sonnentagen im Jahr gibt es nur zwei Jahreszeiten: den Sommer mit im Schnitt elf Stunden und den Winter mit acht Stunden Sonnenschein pro Tag. Die Sommertemperaturen können von Mai bis September 37°C bis 48°C erreichen. Die mittleren Tagestemperaturen lagen im August 2007 bei 42°C.15 Die maximale mittlere Luftfeuchtigkeit betrug im Februar 2007 an der Küste 86%16, was die Hitze für den Menschen fast unerträglich macht. Vor der Einführung von Klimaanlagen waren Windtürme (eine iranische Erfindung) die Hauptquelle kühler Luftzirkulation. In nur wenigen Gebieten der Erde hatte die Einrichtung von Klimaanlagen so starke Auswirkungen auf das tägliche Leben und Arbeiten wie in den VAE. Im Winter (November bis April) herrschen mildere Temperaturen von 20°C bis 35°C vor.17 Die spärlichen Niederschläge, durchschnittlich weniger als 10 Regentage pro Jahr, fallen sehr unregelmäßig und zumeist in den Wintermonaten.18 Zudem verdunstet der größte Teil des Niederschlages bevor er den Boden erreicht (Grafik 2-1). In den letzten Jahren gab esallerdings auch vermehrt Starkniederschlagereignisse.19

Grafik 2-1: Klimadiagramm von Dubai (2003)

Erstellt nach: Klimadiagramme.de

Dubai ist mit über 1,8 Mio. Einwohnern20 die größte Stadt der VAE und beheimatet zusammen mit den beiden nächst größeren Städten Abu Dhabi (engeres Stadtgebiet: 900.000 Einwohner) und Sharjah (699.000 Einwohner) zwei Drittel der Gesamtbevölkerung der VAE (Tab. 2-1). 98,8 % der Einwohner des Emirats Dubai leben im gleichnamigen Stadtgebiet, in dem sich das gesamte wirtschaftliche, politische und soziale Leben des Emirats abspielt (2007).21 Das Stadtgebiet Dubais erstreckt sich derzeit von der Grenze zum Emirat Sharjah im Norden bis zur Dubai Waterfront im Süden als ca. 65 Kilometer langes, etwa zehn Kilometer breites „Band“ entlang der Küste.22 Von der Mündung des Creeks aus reicht das erschlossene Stadtgebiet etwa 20 Kilometer ins Landesinnere. Insgesamt umfasst die Stadtfläche heute rund 900 Quadratkilometer, wobei Dubai jedes Jahr um ca. 50 Quadratkilometer wächst.23 Dubai ist mittlerweile die wirtschaftlich bedeutendste Stadt der Region hinsichtlich des Non-Oil-Sektors.

Die Lage Dubais ist nicht nur geographisch, sondern auch wirtschaftlich von besonderer strategischer Bedeutung. Dank seines zentralen Standorts fungiert Dubai inmitten der drei wichtigen Märkte Europa, Asien und Afrika, in denen über zwei Drittel der Weltbevölkerung leben, als Drehscheibe des Verkehrs und Handels (Tab. 2-2). Bis zu den 1960er Jahren zählten die VAE zu den ärmsten und unterentwickeltsten Gebieten der Erde und hatten weder großen politischen noch ökonomischen Einfluss. Doch seit der Entdeckung des Erdöls durchliefen die VAE eine rasante Entwicklung in allen Bereichen der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Die Erdölexporte machten die VAE weltweit bekannt und dienten als Brücke für geschäftliche Kontakte mit dem Rest der Welt.

Tab. 2-2: Entfernung Dubais zu wichtigen Märkten

Quelle: Eigene Messung nach Google Earth

2.2. Geschichtlicher Hintergrund —Vom Nomadenstaat zur Föderation

Die Region der VAE kann nicht wie andere Kulturkreise der arabischen Welt auf eine lange und kontinuierliche Entwicklung zurückblicken. Verglichen mit Ägypten oder Mesopotamien erscheint die Vergangenheit des Gebiets der VAE weitgehend geschichtslos. Aufgrund der Lage in der Peripherie des größten zusammenhängenden Wüstengebietes der Erde, war eine geschlossene kulturelle Erschließung lange nicht möglich. Ab dem zweiten Jahrhundert n. Chr. wanderten verschiedene Nomadenstämme in das Gebiet der VAE ein, wurden aber nicht dauerhaft sesshaft. Die Straße von Hormuz und die persische Seite des Arabisch-Persischen Golfes waren seit der Anfangszeit des Seehandels mit...

Erscheint lt. Verlag 19.9.2013
Verlagsort Baden-Baden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
Schlagworte Architektur • Architektur; Erdölsektor; Finanzsektor; Freihandelszone; Gastarbeiter; Geschichte; Handelsdrehscheibe; Immobiliensektor; Inszenierung; Rentierstaat; Tourismus; islamic banking • Erdölsektor • Finanzsektor • Freihandelszone • Gastarbeiter • Geschichte • Handelsdrehscheibe • Immobiliensektor • Inszenierung • Islamic Banking • Rentierstaat • Tourismus
ISBN-10 3-8288-5609-8 / 3828856098
ISBN-13 978-3-8288-5609-7 / 9783828856097
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