Traumsammler (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
448 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-402845-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Traumsammler -  Khaled Hosseini
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Der Nr.1-Spiegel-Bestseller! Millionen Leser haben auf seinen neuen Roman gewartet: In ?Traumsammler? erzählt Khaled Hosseini die bewegende Geschichte zweier Geschwister aus einem kleinen afghanischen Dorf. Pari ist drei Jahre alt, ihr Bruder Abdullah zehn, als der Vater sie auf einem Fußmarsch quer durch die Wüste nach Kabul bringt. Doch am Ende der Reise wartet nicht das Paradies, sondern die herzzerreißende Trennung der beiden Geschwister, die ihr Leben für immer verändern wird. Ein großer Roman, der uns einmal um die ganze Welt führt und in seiner emotionalen Intensität und Erzählkunst neue Maßstäbe setzt. Fesselnder, reicher, persönlicher als je zuvor.

Khaled Hosseini schrieb die Romane »Drachenläufer«, »Tausend strahlende Sonnen« und »Traumsammler«. Sie erschienen in 70 Ländern und wurden Weltbestseller. Im August 2018 erschien bei S. Fischer die farbig illustrierte Erzählung »Am Abend vor dem Meer«. 1965 in Kabul geboren, ging Khaled Hosseini nach Einmarsch der Sowjets in Afghanistan mit seiner Familie ins Exil in die USA. Er studierte Medizin und arbeitete als Internist. Seit 2006 ist er Sonderbotschafter des UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, und gründete die Khaled Hosseini Foundation, die Menschen in Afghanistan humanitäre Hilfe bietet. Er lebt mit seiner Familie in Kalifornien. Mehr über seine Stiftung erfahren Sie auf www.khaledhosseinifoundation.org und www.khaledhosseini.com.

Khaled Hosseini schrieb die Romane »Drachenläufer«, »Tausend strahlende Sonnen« und »Traumsammler«. Sie erschienen in 70 Ländern und wurden Weltbestseller. Im August 2018 erschien bei S. Fischer die farbig illustrierte Erzählung »Am Abend vor dem Meer«. 1965 in Kabul geboren, ging Khaled Hosseini nach Einmarsch der Sowjets in Afghanistan mit seiner Familie ins Exil in die USA. Er studierte Medizin und arbeitete als Internist. Seit 2006 ist er Sonderbotschafter des UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, und gründete die Khaled Hosseini Foundation, die Menschen in Afghanistan humanitäre Hilfe bietet. Er lebt mit seiner Familie in Kalifornien. Mehr über seine Stiftung erfahren Sie auf www.khaledhosseinifoundation.org und www.khaledhosseini.com. Henning Ahrens lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt am Main. Er veröffentlichte diverse Lyrikbände sowie die Romane »Lauf Jäger lauf«, »Langsamer Walzer«, »Tiertage« und »Glantz und Gloria«. Für S. Fischer übersetzte er Romane von Richard Powers, Kevin Powers, Khaled Hosseini. Zuletzt erschien sein Roman »Mitgift«.

Ein gelungener Roman über Verluste, Selbstbehauptung, Verzweiflung und Würde.

Khaled Hosseini hat ein aufklärerisches und zutiefst menschliches Buch geschrieben, klangprächtig wie eine große Partitur, die man lesend erweckt.

Sein literarisch anspruchsvollster Roman.

Noch bewegender als ›Drachenläufer‹. […] Das Beste, was Khaled Hosseini bisher geschrieben hat.

›Traumsammler‹ ist der Roman eines begnadeten Erzählers und Seelenkenners.

kreiert Khaled Hosseini einen faszinierenden Episodenreigen um Menschen, die man nicht vergisst. Ein Land, das solche Autoren hervorbringt, ist reich.

›Traumsammler‹ ist ein an Spannung, Emotionen und Dramen reiches Buch, das von nie ganz verlorenen Träumen und nie ganz zerbrochenen Sehnsüchten berichtet.

Ein Geschichtenwunderwerk – vielschichtig, lebenssatt und weise in seiner Vieldeutigkeit.

Eins


Herbst 1952


Ihr wollt eine Geschichte hören? Gut, ich erzähle euch eine. Aber nur eine. Bettelt nicht um mehr, ihr zwei! Es ist schon spät, Pari, und wir haben morgen einen langen Weg vor uns. Du brauchst deinen Schlaf. Das gilt auch für dich, Abdullah. Während ich mit deiner Schwester fort bin, verlasse ich mich auf dich, mein Junge. Deine Mutter braucht deine Hilfe. Also dann – eine Geschichte. Aufgepasst, ihr zwei, hört gut zu und redet nicht dazwischen.

Es war einmal ein Bauer namens Baba Ayub, der lebte vor langer, langer Zeit, als Dämonen, Dschinns und Riesen durch unser Land zogen. Baba Ayub wohnte im Dörfchen Maidan Sabz. Er musste eine vielköpfige Familie ernähren und brachte die Tage im Schweiße seines Angesichts zu. Er arbeitete von früh bis spät, pflügte und bestellte seinen Acker und hegte seine kümmerlichen Pistazienbäume. Ob morgens, mittags oder abends, immer sah man ihn auf dem Feld, tief über den Boden gebeugt und so krumm wie die Sichel, die er täglich schwang. Seine Hände waren schwielig und oft blutig, und wenn er sich abends zur Ruhe legte, übermannte ihn der Schlaf, sobald er die Wange auf das Kissen bettete.

Damit stand er nicht allein. Das Leben in Maidan Sabz war für alle Bewohner eine schwere Prüfung. Weiter nördlich gab es Dörfer, die ein besseres Los gezogen hatten, denn sie lagen in Tälern mit Obstbäumen und Blumen, mit linder Luft und Bächen mit kaltem, klarem Wasser. Doch Maidan Sabz war ein öder Ort, und sein Name – »Grüne Flur« – sprach der Wirklichkeit Hohn. Das Dorf lag in einer flachen und staubigen, von einem zerklüfteten Gebirgszug umgebenen Ebene. Der heiße Wind blies einem Staub in die Augen. Das Wasserholen war ein täglicher Kampf, weil die Dorfbrunnen, egal wie tief, oft zu versiegen drohten. Es gab zwar einen Fluss, aber er war einen halben Tagesmarsch entfernt und das ganze Jahr verschlammt, und nun, nach zehn dürren Jahren, führte er sowieso kaum noch Wasser. Man könnte sagen, dass es den Menschen in Maidan Sabz nur halb so gut ging wie allen anderen, obwohl sie doppelt so viel arbeiteten.

Baba Ayub hielt sich trotzdem für gesegnet, denn er ging ganz in seiner Familie auf. Er liebte seine Frau und erhob ihr gegenüber nie die Stimme, geschweige denn die Hand. Er achtete ihren Rat und war gern mit ihr zusammen. Kinder hatte er so viele wie Finger an einer Hand, drei Söhne und zwei Töchter, und er liebte sie innig. Seine Töchter waren pflichtbewusst und freundlich, charakterfest und von untadeligem Ruf. Seinen Söhnen hatte er längst beigebracht, Ehrlichkeit, Mut, Freundschaft und harte, klaglose Arbeit als hohe Werte zu begreifen. Als gute Söhne gehorchten sie und halfen ihm bei der Feldarbeit.

Ja, Baba Ayub liebte alle seine Kinder, aber sein jüngstes, den dreijährigen Qais, liebte er insgeheim am meisten. Qais war klein und hatte dunkelblaue Augen. Er bezauberte alle mit seinem spitzbübischen Lachen. Außerdem war er einer jener Jungen, die vor Kraft nur so strotzen und andere durch ihre Energie auslaugen. Er hatte so große Freude am Laufenlernen, dass er nicht nur den lieben, langen Tag auf den Beinen war, sondern beunruhigenderweise auch wenn er schlief. Er wandelte im Schlaf aus dem Lehmziegelhaus der Familie in die mondhelle Nacht. Seine Eltern waren natürlich besorgt. Was, wenn er in einen Brunnen fallen, sich verirren oder, schlimmer noch, von einem der Geschöpfe angegriffen werden würde, die auf der finsteren Ebene lauerten? Seine Eltern versuchten sich auf allerlei Art zu behelfen, aber alles schlug fehl. Schließlich fand Baba Ayub eine Lösung, die, wie die meisten guten Ideen, denkbar schlicht war: Er nahm einer Ziege das Glöckchen ab und hängte es Qais um den Hals. So bekam es jemand im Haus mit, wenn Qais wieder einmal mitten in der Nacht aufstand. Er hörte nach einer Weile auf schlafzuwandeln, aber da er das Glöckchen liebgewonnen hatte, mochte er davon nicht lassen und trug es weiter um den Hals, obwohl es seinen ursprünglichen Zweck längst erfüllt hatte. Wenn Baba Ayub nach einem langen Arbeitstag heimkehrte, kam Qais aus dem Haus gerannt und sprang seinen Vater an, und das Glöckchen bimmelte bei jedem seiner kleinen Schritte. Baba Ayub nahm ihn dann auf den Arm und trug ihn ins Haus. Dort sah Qais seinem Vater fasziniert beim Waschen zu und setzte sich beim Essen neben ihn. Danach nippte Baba Ayub am Tee, ließ den Blick über seine Familie schweifen und malte sich den Tag aus, an dem alle seine Kinder verheiratet wären und eigene Kinder hätten, den Tag, an dem er das Oberhaupt einer noch größeren Familie wäre.

Doch leider, Abdullah und Pari, sollte die glückliche Zeit im Leben Baba Ayubs bald ein Ende nehmen.

Eines Tages kam ein Dämon nach Maidan Sabz. Er strebte vom Gebirge auf das Dorf zu, und die Erde erbebte unter seinen Schritten. Die Dorfbewohner ließen Spaten, Hacken und Äxte fallen und ergriffen die Flucht. Sie schlossen sich in ihren Häusern ein und kauerten sich aneinander. Schließlich verstummten die ohrenbetäubend lauten Schritte des Dämons, und sein Schatten verdunkelte Maidan Sabz. Seinem Kopf, so erzählte man sich, entsprangen geschwungene Hörner, und seine Schultern und der mächtige Schwanz waren von einem groben, schwarzen Fell bedeckt. Seine Augen, so hieß es, glühten rot. Genaueres wusste niemand, jedenfalls kein Lebender, denn der Dämon fraß auf der Stelle jeden, der auch nur den Blick zu heben wagte. Die Dorfbewohner wussten dies und hielten den Blick die ganze Zeit gesenkt.

Jeder ahnte, warum der Dämon im Dorf erschienen war. Alle hatten Geschichten über seine Heimsuchungen anderer Dörfer gehört und wunderten sich, warum er sie so lange verschont hatte. Vielleicht, dachten sie, lag es daran, dass ihre Kinder aufgrund des ärmlichen und mühseligen Alltags so mager waren. Nun hatte sie das Glück jedoch im Stich gelassen.

Ganz Maidan Sabz erzitterte und hielt den Atem an. Alle Familien beteten darum, dass der Dämon ihr Haus verschonen möge, denn sie wussten, dass sie ihm ein Kind geben mussten, wenn er an das Dach klopfte. Der Dämon würde das Kind in einen Sack stecken und sich diesen über die Schulter werfen und auf jenem Weg verschwinden, auf dem er gekommen war. Niemand würde das arme Kind je wiedersehen. Und wenn sich eine Familie weigerte, nahm der Dämon einfach alle Kinder mit.

Und wohin brachte der Dämon die Kinder? In seine Burg, die auf dem Gipfel eines hohen Berges stand. Diese Burg war sehr weit von Maidan Sabz entfernt. Man musste Täler, mehrere Wüsten und zwei Gebirgszüge überwinden, bevor man sie erreichte, und wer wollte diese Strapazen auf sich nehmen, nur um in den sicheren Tod zu gehen? Angeblich gab es in dieser Burg unzählige Verliese, an deren Wänden Hackebeile hingen. Fleischhaken baumelten von der Decke. Man munkelte von riesigen Bratspießen und Feuerstellen. Es hieß, der Dämon würde seine Abneigung gegen das Fleisch Erwachsener vergessen, wenn ihm ein Eindringling über den Weg lief.

Ihr ahnt sicher, in welchem Haus das gefürchtete Klopfen des Dämons ertönte. Baba Ayub entrang sich bei dem Geräusch ein gequälter Schrei, und seine Frau wurde ohnmächtig. Die Kinder weinten vor Entsetzen und aus Sorge, weil sie wussten, dass sie jetzt einen Bruder oder eine Schwester verlieren würden. Die Familie hatte eine Frist bis zum nächsten Morgen – dann musste das Opfer dargebracht werden.

Wie soll ich die Qualen schildern, die Baba Ayub und seine Frau während dieser Nacht durchlitten? Eltern dürften nicht vor so eine Wahl gestellt werden. Baba Ayub und seine Frau beratschlagten außer Hörweite ihrer Kinder, was zu tun war. Sie redeten und weinten, redeten und weinten. Sie beratschlagten die ganze Nacht, doch als der Morgen graute, hatten sie noch immer keine Entscheidung getroffen – und vielleicht hatte der Dämon genau dies im Sinn, weil er so alle fünf Kinder mitnehmen konnte. Schließlich las Baba Ayub draußen vor dem Haus fünf gleich große und gleich geformte Steine auf. Auf jeden schrieb er den Namen eines Kindes und warf sie dann in einen Jutesack. Seine Frau zuckte zurück wie vor einer Giftschlange, als er ihr den Sack hinhielt.

»Unmöglich«, sagte sie kopfschüttelnd. »Ich kann diese Wahl nicht treffen. Das wäre zu schrecklich.«

»Ich vermag es auch nicht«, sagte Baba Ayub, aber da sah er durch das Fenster, dass die Sonne gleich über den Bergen aufgehen würde. Die Zeit lief ihm davon. Bedrückt musterte er seine fünf Kinder. Ein Finger musste abgehackt werden, um die Hand zu retten. Er schloss die Augen und holte einen Stein aus dem Sack. Ihr ahnt sicher, welcher Name auf dem Stein stand. Als Baba Ayub ihn sah, warf er den Kopf in den Nacken und schluchzte. Er nahm seinen jüngsten Sohn mit gebrochenem Herzen in die Arme, und Qais, der seinem Vater blind vertraute, schlang seine Ärmchen fröhlich um Baba Ayubs Hals. Er merkte erst, dass etwas nicht stimmte, als die Tür zufiel, sobald er draußen stand, und hinter der Tür stand Baba Ayub, aus dessen zugekniffenen Augen Tränen flossen, während sein geliebter Qais mit den Fäustchen gegen das Holz trommelte und seinen Baba anflehte zu öffnen. Baba Ayub murmelte: »Vergib mir, vergib mir«, und im nächsten Moment ließen die Schritte des Dämons die Erde erzittern, und sein Sohn schrie, und die Erde bebte weiter, während der Dämon aus Maidan Sabz verschwand....

Erscheint lt. Verlag 18.9.2013
Übersetzer Henning Ahrens
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Afghanistan • Anspruchsvolle Literatur • Drachenläufer • Geschwister • Hoffnung • Hosseini • Kabul • Kinder • Kindheit • Roman • Taliban • Tausend strahlende Sonnen • Trauer
ISBN-10 3-10-402845-1 / 3104028451
ISBN-13 978-3-10-402845-3 / 9783104028453
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