Die Räuber (eBook)

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2013 | 1. Auflage
176 Seiten
Anaconda Verlag
978-3-7306-9009-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Räuber -  Friedrich Schiller
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Schillers Angriff auf das »tintenklecksende Säkulum« weitete sich zum Skandal, als es im Januar 1782 in Mannheim erstmals auf die Bühne kam: »Das Theater glich einem Irrenhaus. Es war eine allgemeine Auflösung wie im Chaos, aus dessen Nebeln eine neue Schöpfung hervorbricht.« Sein erstes Stück machte Schiller über Nacht berühmt, trug ihm den Ruf eines deutschen Shakespeares ein und ist die kraftvollste Hervorbringung des »Sturm und Drang«. Bis heute bewegt das Publikum die Auflehnung des jungen Rebellen Franz Moor gegen Vater, Bruder und Weltordnung.

Friedrich Schiller (1759-1805) wurde in Marbach geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Ab 1776 studierte er auf Befehl des Herzogs Karl Eugen an der Militärakademie Karlsschule in Stuttgart Medizin und arbeitete anschließend als Regimentsarzt. 1782 war Schiller trotz eines Verbots des Herzogs bei der umjubelten Uraufführung der «Räuber» in Mannheim zugegen; er wurde mit Arrest und Schreibverbot bestraft. Er floh über Mannheim, Leipzig und Dresden nach Weimar. 1789 wurde er zum außerordentlichen Professor der Geschichte und Philosophie in Jena berufen. Er litt unter ständigen Geldsorgen, die auch seine Gesundheit angriffen. 1799 siedelte er erneut nach Weimar um, wo er im Alter von nur 45 Jahren starb.

ERSTER AKT


ERSTE SZENE


Franken. Saal im Moorischen Schloss.


FRANZ. DER ALTE MOOR.


FRANZ. Aber ist Euch auch wohl, Vater? Ihr seht so blass. 5
DER ALTE MOOR. Ganz wohl, mein Sohn – was hattest du mir zu sagen?  
FRANZ. Die Post ist angekommen – ein Brief von unserm Korrespondenten in Leipzig –  
DER ALTE MOOR (begierig). Nachrichten von meinem 10
Sohne Karl?  
FRANZ. Hm! Hm! – So ist es. Aber ich fürchte – ich weiß nicht – ob ich – Eurer Gesundheit? – Ist Euch wirklich ganz wohl, mein Vater?  
DER ALTE MOOR. Wie dem Fisch im Wasser! Von meinem 15
Sohne schreibt er? – Wie kommst du zu dieser Besorgnis? Du hast mich zweimal gefragt.  
FRANZ. Wenn Ihr krank seid – nur die leiseste Ahnung habt, es zu werden, so lasst mich – ich will zu gelegnerer Zeit zu Euch reden. (Halb vor sich.) Diese Zeitung 20
ist nicht für einen zerbrechlichen Körper.  
DER ALTE MOOR. Gott! Gott! was werd ich hören?  
FRANZ. Lasst mich vorerst auf die Seite gehn und eine Träne des Mitleids vergießen um meinen verlornen Bruder – ich sollte schweigen auf ewig – denn er ist 25
Euer Sohn; ich sollte seine Schande verhüllen auf ewig – denn er ist mein Bruder. – Aber Euch gehorchen, ist meine erste, traurige Pflicht – darum vergebt mir.  
DER ALTE MOOR. O Karl! Karl! Wüsstest du, wie deine Aufführung das Vaterherz foltert! Wie eine einzige 30
frohe Nachricht von dir meinem Leben zehen Jahre zusetzen würde – mich zum Jüngling machen würde – da mich nun jede, ach! – einen Schritt näher ans Grab rückt!  
FRANZ. Ist es das, alter Mann, so lebt wohl – wir alle würden noch heute die Haare ausraufen über Eurem 5
Sarge.  
DER ALTE MOOR. Bleib! – Es ist noch um den kleinen kurzen Schritt zu tun – lass ihm seinen Willen! (Indem er sich niedersetzt.) Die Sünden seiner Väter werden heimgesucht im dritten und vierten Glied – lass ihn’s 10
vollenden.  
FRANZ (nimmt den Brief aus der Tasche). Ihr kennt unsern Korrespondenten! Seht! Den Finger meiner rechten Hand wollt’ ich drum geben, dürft ich sagen, er ist ein Lügner, ein schwarzer, giftiger Lügner – Fasst 15
Euch! Ihr vergebt mir, wenn ich Euch den Brief nicht selbst lesen lasse – noch dürft Ihr nicht alles hören.  
DER ALTE MOOR. Alles, alles – mein Sohn, du ersparst mir die Krücke. 20
FRANZ (liest). »Leipzig, vom I. Mai. – Verbände mich nicht eine unverbrüchliche Zusage, dir auch nicht das Geringste zu verhehlen, was ich von den Schicksalen deines Bruders auffangen kann, liebster Freund, nimmermehr würde meine unschuldige Feder an dir 25
zur Tyrannin geworden sein. Ich kann aus hundert Briefen von dir abnehmen, wie Nachrichten dieser Art dein brüderliches Herz durchbohren müssen, mir ist’s, als sah ich dich schon um den Nichtswürdigen, den Abscheulichen« – – (Der alte Moor verbirgt sein Gesicht.) 30
Seht, Vater! ich lese Euch nur das Glimpflichste – »den Abscheulichen in tausend Tränen ergossen«, – ach, sie flössen – stürzten stromweis von dieser mitleidigen Wange – »mir ist’s, als sah ich schon deinen alten, frommen Vater totenbleich« – Jesus Maria! Ihr seid’s, eh Ihr noch das Mindeste wisset?  
DER ALTE MOOR. Weiter! Weiter!  
FRANZ. »Totenbleich in seinen Stuhl zurücktaumeln und dem Tage fluchen, an dem ihm zum ersten Mal Vater 5
entgegengestammelt ward. Man hat mir nicht alles entdecken mögen, und von dem wenigen, das ich weiß, erfährst du nur weniges. Dein Bruder scheint nun das Maß seiner Schande gefüllt zu haben; ich wenigstens kenne nichts über dem, was er wirklich erreicht hat, 10
wenn nicht sein Genie das meinige hierin übersteigt. Gestern um Mitternacht hatte er den großen Entschluss, nach vierzigtausend Dukaten Schulden« – ein hübsches Taschengeld, Vater! – »nachdem er zuvor die Tochter eines reichen Bankiers allhier entjungfert und 15
ihren Galan, einen braven Jungen von Stand, im Duell auf den Tod verwundet, mit sieben andern, die er mit in sein Luderleben gezogen, dem Arm der Justiz zu entlaufen« – Vater! Um Gottes willen, Vater! Wie wird Euch? 20
DER ALTE MOOR. Es ist genug. – Lass ab, mein Sohn!  
FRANZ. Ich schone Eurer – »Man hat ihm Steckbriefe nachgeschickt, die Beleidigte schreien laut um Genugtuung, ein Preis ist auf seinen Kopf gesetzt – der Name Moor« – Nein! meine arme Lippen sollen nimmermehr 25
einen Vater ermorden! (Zerreißt den Brief.) Glaubt es nicht, Vater! Glaubt ihm keine Silbe!  
DER ALTE MOOR (weint bitterlich). Mein Name! Mein ehrlicher Name!  
FRANZ (fällt ihm um den Hals). Schändlicher, dreimal 30
schändlicher Karl! Ahndete mir’s nicht, da er, noch ein Knabe, den Mädels so nachschlenderte, mit Gassenjungen und elendem Gesindel auf Wiesen und Bergen sich herumhetzte, den Anblick der Kirche, wie ein Missetäter das Gefängnis, floh, und die Pfennige, die er Euch abquälte, dem ersten dem besten Bettler in den Hut warf, während dass wir daheim mit frommen Gebeten und heiligen Predigtbüchern uns erbauten? – Ahndete mir’s nicht, da er die Abenteuer 5
des Julius Cäsar und Alexander Magnus und anderer stockfinsterer Heiden lieber las als die Geschichte des bußfertigen Tobias? – Hundertmal hab ich’s Euch geweissagt, denn meine Liebe zu ihm war immer in den Schranken der kindlichen Pflicht, – der Junge 10
wird uns alle noch in Elend und Schande stürzen! – O dass er Moors Namen nicht trüge! Dass mein Herz nicht so warm für ihn schlüge! Die gottlose Liebe, die ich nicht vertilgen kann, wird mich noch einmal vor Gottes Richterstuhl anklagen. 15
DER ALTE MOOR. Oh – meine Aussichten! Meine goldenen Träume!  
FRANZ. Das weiß ich wohl. Das ist es ja, was ich eben sagte. Der feurige Geist, der in dem Buben lodert, sagtet Ihr immer, der ihn für jeden Reiz von Größe 20
und Schönheit so empfindlich macht; diese Offenheit, die seine Seele auf dem Auge spiegelt, diese Weichheit des Gefühls, die ihn bei jedem Leiden in weinende Sympathie dahinschmelzt, dieser männliche Mut, der ihn auf den Wipfel hundertjähriger 25
Eichen treibet und über Gräber und Palisaden und reißende Flüsse jagt, dieser kindische Ehrgeiz, dieser unüberwindliche Starrsinn und alle diese schöne, glänzende Tugenden, die im Vatersöhnchen keimten, werden ihn dereinst zu einem warmen Freund 30
eines Freundes, zu einem trefflichen Bürger, zu einem Helden, zu einem großen, großen Manne machen – Seht Ihr’s nun, Vater! – der feurige Geist hat sich entwickelt, ausgebreitet, herrliche Früchte hat er getragen. Seht diese Offenheit, wie hübsch sie sich zur Frechheit herumgedreht hat; seht diese Weichheit, wie zärtlich sie für Koketten girret, wie so empfindsam für die Reize einer Phryne! Seht dieses...

Erscheint lt. Verlag 7.7.2013
Reihe/Serie Große Klassiker zum kleinen Preis
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Aufklärung • Auflehnung • Balladen • Der Taucher • Deutsche Balladen • Deutsche Literatur • deutscher Lyriker • deutscher Schriftsteller • Die Glocke • Drama • Drama; Lesedrama; Aufklärung; Sturm und Drang; Sturm & Drang • Dramatiker • eBooks • Franz Moor • Friedrich Schiller • Gedichte • Goethe • Kabale und Liebe • Kanon der deutschen Literatur • Klassiker • Lesedrama • Literaturklassiker • Lyrik • Maria Stuart • Reclam • Schauspiel • Sturm & Drang • Sturm und Drang • Wallenstein • Weimarer Klassik • Weltordnung • Wilhelm Tell
ISBN-10 3-7306-9009-4 / 3730690094
ISBN-13 978-3-7306-9009-3 / 9783730690093
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