Top Secret. Die Intrige (eBook)
320 Seiten
cbt (Verlag)
978-3-641-12046-7 (ISBN)
In seinem ersten Undercover-Einsatz hat Ryan Ethan, dem Sprössling des kriminellen Aramov-Clans, das Leben gerettet. Doch die Aramovs sind noch lange nicht besiegt. Die schmutzigen Geschäfte gehen weiter und Leonid, Ethans Onkel, versucht die Clan-Herrschaft an sich zu reißen. Um an die Milliarden der todkranken Großmutter zu kommen, lässt Leonid Ethan als Geisel nach Afrika verschleppen. Für Ryan beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn nur über Ethan hat CHERUB die Chance, dem Clan endlich das Handwerk zu legen. Wird es Ryan auch gelingen, Ethan ein weiteres Mal das Leben zu retten?
Knallharte Action, spannend bis zur letzten Seite!
Robert Muchamore, Jahrgang 1972, lebt und arbeitet in London. Als Teenager träumte er davon, Schriftsteller zu werden. Er wusste nur nicht, worüber er schreiben sollte. Daher arbeitete er dreizehn Jahre als Privatdetektiv, doch als sich sein Neffe darüber beschwerte, dass es nichts Vernünftiges zu lesen gäbe, beschloss er, das Schreiben wiederaufzunehmen. Seine Agentenreihe TOP SECRET wurde in über 28 Länder verkauft und zum internationalen Millionenbestseller.
1
12. März 2012
Im Dezember hatten zwölf Kinder mit der Grundausbildung angefangen, doch vier hatten aufgegeben. Dazu kamen zwei Knochenbrüche, ein arg verstauchter Knöchel, eine Lungenentzündung und ein Asthmaanfall, sodass, als am hundertsten und letzten Tag die Sonne aufging, nur noch drei Teilnehmer übrig waren.
Die Trainer Kazakov und Speaks hatten die Nacht in der Kabine eines heruntergekommenen Fischkutters verbracht, Karten gespielt und Whiskey getrunken, während ihr Kapitän sie durch das unruhige Fahrwasser vor der Westküste Schottlands navigierte.
Der Sonnenaufgang kam mit herber Schönheit: ein goldener Himmel, im Nebel kaum sichtbare Inseln und das kleine Schiff, das sich mühsam durch die Wellen kämpfte. Doch die drei Kinder konnten es nicht so recht genießen, da sie die Nacht an Deck verbracht hatten und bei Temperaturen um den Gefrierpunkt immer wieder von der Gischt überspült worden waren.
Als einzige Art von Schutz diente dem Trio ein Haufen Fischernetze. Sie hatten sich unter Bojen und Netzen zusammengekauert und sich in die glitschigen Netze gekrallt, damit die großen Wellen sie nicht über das Deck schleuderten.
Der zehnjährige Leon Sharma saß auf dem wärmsten Platz in der Mitte, an seinen Zwillingsbruder Daniel gelehnt und mit dem Gesicht am breiten Rücken der zwölfjährigen Fu Ning. Leon hatte ein Auge geöffnet, und es war gerade hell genug, dass er die knallroten Mückenstiche auf Nings Hals erkennen konnte und dass ihr hellblaues Trainings-T-Shirt voller Gras-, Blut- und Staubflecken von der rostbraunen australischen Erde war.
Vor der Grundausbildung wäre Leon nicht in der Lage gewesen, auf einem Holzdeck zu schlafen, über das das eiskalte Atlantikwasser schwappte, aber die Trainer hielten ihre Schüler fast permanent in einem Zustand am Rande der Erschöpfung, sodass sich sein Körper daran gewöhnt hatte, zu schlafen, wann immer es möglich war.
Doch die Schmerzen hatten ihn früher wach werden lassen als die anderen. Während eines Gewaltmarsches am Tag zuvor war er ausgerutscht und in einen Busch gestürzt. Unter seinen Daumennagel hatte sich ein Dorn gebohrt, ihn in der Mitte gespalten und an seiner Fingerspitze eine blutige Wunde zurückgelassen.
Es war nur der letzte von weit über zwanzig Kratzern, Schrammen und Blasen an Leons Körper, doch noch größeres Unbehagen bereitete ihm sein knurrender Magen. Der Sturz hatte zur Folge gehabt, dass er sein Ziel nicht rechtzeitig erreicht hatte, und zur Strafe hatte Trainer Speaks sein Essen ins Feuer geworfen.
Die Versuchung befand sich in Leons unmittelbarer Nähe. Die Schüler durften zwar eigentlich keine Lebensmittel bei sich haben, aber Leon wusste, dass Ning Kekse in ihrem Rucksack versteckt hatte, weil er gesehen hatte, wie sie sie vor zwei Tagen der Stewardess auf dem Rückflug von Australien aus dem Snackwägelchen geklaut hatte.
Ning hatte sich die Riemen ihres Rucksacks um die Knöchel gewickelt, damit er nicht weggeschwemmt wurde. Als eine Miniwelle über das Deck rollte und durch den Netzhaufen spülte, griff Leon nach dem Reißverschluss der Tasche.
Es war riskant: Ning war zwei Jahre älter als er und ein Boxchampion. Sie hätte Leon windelweich prügeln können, wenn er sie ärgerte. Trotz des tuckernden Motors und der Geräusche von Wind und Wellen hatte er das Gefühl, jeder Zahn am Reißverschluss knackte wie ein Pistolenschuss.
Sobald er weit genug auf war, dass er mit der Hand hineingreifen konnte, tastete Leon blind in Nings Rucksack herum. Er grub sich an ihrer Unterwäsche vorbei, die sie von Hand ausgewaschen, aber noch feucht eingepackt hatte. Als er weiter hineingriff, spürte er Sandkörner auf seiner Haut und den glatten Griff ihres Jagdmessers und ganz unten zwei in Zellophan verpackte Shortbread-Kekse.
Als er sie herauszog, berührte er eine größere Packung, rechteckig, bei der die Kekse in einer Plastikschale lagen. Sie fühlten sich weich an, als er darauf drückte. Das mussten Jaffakekse sein!
Leon lief die Spucke im Mund zusammen, als er sich vorstellte, wie Orange und Schokolade auf seiner Zunge zerschmolzen. Als eine kleine Welle das Deck überspülte, zog er das kleine Päckchen heraus und riss es mit den Zähnen auf. Er hatte seit achtzehn Stunden nichts gegessen und musste ein erleichtertes Stöhnen unterdrücken, als er sich einen Keks in den Mund steckte.
Das tat ja sooo gut!
Den zweiten Keks inhalierte er förmlich, doch als er den dritten gerade in den Mund stecken wollte, berührte ihn eine Hand an der Schulter und ließ ihn zusammenzucken.
»Willst du die alle allein in dich hineinstopfen?«, erkundigte sich sein Zwillingsbruder Daniel leise.
Leon drehte sich zu seinem Bruder um und flüsterte: »Du hast gestern schließlich Abendessen bekommen, ich nicht!«
»Ich sage es Ning«, drohte Daniel und zeigte mit dem Finger auf ihren Rücken. »Die knackt dich wie eine Eierschale!«
Leon wusste zwar, dass sein Bruder ihn nicht wirklich verpetzen würde, aber dieses Wissen erinnerte ihn auch an seine enge Bindung an seinen Zwilling, also brach er den Keks durch und gab Daniel die größere Hälfte.
Daniel gab ein leises Mmmmh! von sich, als plötzlich mit lautem Krach die Schiebetür der Kajüte aufflog.
»Wisch dir die Oberlippe ab!«, verlangte Leon ängstlich, kaute schnell und schnippte sich die Schokoladenkrümel von der Brust. »Wenn er uns beim Essen erwischt, sind wir tot!«
Während Leon schnell Nings Rucksack zuzog und die Beweismittel für sein Vergehen hinunterschluckte, kam Trainer Speaks auf das schräg liegende Deck hinaus. Speaks sah durch und durch nach hartem Kerl aus, von der eng anliegenden Sonnenbrille und dem kahl geschorenen schwarzen Kopf bis zu den glänzend polierten Kampfstiefeln in Größe 52.
»Ausgeschlafen, ihr Gewürm?«, begrüßte er sie dröhnend und verzog grinsend die Lippen, als er Ning mit einem Stoß in die Rippen weckte. »Hoch mit euch! Aufstellen, zack, zack!«
Mit vom Schlaf verquollenen Augen befreite sich Ning aus den Netzen. Ihr taten beide Schultern weh, weil ihr Rucksack auf dem Gewaltmarsch am Vortag gescheuert hatte. Als Speaks näher kam, erwartete sie, dass sie noch einen Stoß bekam, weil sie so langsam war, doch er griff hinter ihr in den Seilhaufen und fischte die Hülle der Jaffakekse hervor.
Er hielt sie hoch, um sie zu betrachten, und riss in gespieltem Entsetzen den Mund auf. Ning erkannte, dass einer der Zwillinge die Packung aus ihrem Rucksack geklaut haben musste, und sah sie finster an.
»So, so!«, verkündete Speaks, während die drei Probanden versuchten, sich auf dem schwankenden Deck in einer Reihe aufzustellen. »Ein schwerer Verstoß gegen die Regeln. Mr. Kazakov! Sehen Sie sich das mal an!«
Kazakov war Mitte fünfzig, doch der grauhaarige ukrainische Trainer sah genauso aus wie vor dreißig Jahren, als er für die russischen Spezialeinheiten in Afghanistan gekämpft hatte. Er war bereits auf dem Weg nach draußen, als Speaks rief, und kam mit einem Beutel voller Rettungswesten in Neonfarben heraus.
»Wer hat diese Jaffakekse gegessen?«, schrie Speaks. »Gebt es gleich zu, dann werde ich nicht zu hart sein.«
Ning befürchtete, dass die Trainer bei einer Inspektion die anderen Kekse finden würden, die sie im Flugzeug gemopst hatte.
»Das ist nur Müll, Sir«, entgegnete Leon. »Ist wahrscheinlich an Deck geflogen, als das Schiff im Hafen lag.«
Doch das war eine armselige Lüge und Speaks bemerkte sofort die Schokoladenreste an seinen Zahnrändern. Der riesige Trainer kniff Leon in die Wangen und zog ihn aus der Reihe.
»Wenn ich eines nicht ausstehen kann, dann sind es Lügner!«, brüllte er und schüttelte Leon. Dann packte er ihn an seinem verletzten Daumen und drückte fest zu. »Jammerst du immer noch über diesen lächerlichen kleinen Kratzer?«
Leon jaulte vor Schmerz auf, weil der Schorf über seinem gesplitterten Daumennagel aufriss und ihm das Blut über die Hand lief.
»Wie kannst du es wagen, mich anzulügen?«, zischte Speaks. »Nur weil heute der letzte Trainingstag ist, heißt das noch lange nicht, dass ich mit euren mickrigen Hintern Mitleid habe! Bring mir deinen Rucksack, damit ich nachsehe, was du sonst noch so schmuggelst!«
Mit Tränen in den Augen und blutendem Finger ging Leon zum Netzhaufen und holte seinen Rucksack.
Während sich die Trainer mit Leon befassten, sah sich Ning gähnend um. Der Kutter näherte sich einem Naturhafen, dessen fast senkrechte Felswände ein paar Hundert Meter weiter aus dem Nebel aufragten.
Kazakov deutete aufs Land und begann mit seiner Rede, während Speaks Leons Rucksack aufriss und all seine Sachen über das nasse Deck verteilte.
»Es ist jetzt kurz vor sieben Uhr. Die Grundausbildung endet genau um Mitternacht«, begann Kazakov. »Irgendwo auf dieser Insel findet ihr drei graue CHERUB-T-Shirts. Wenn ihr ein T-Shirt findet und es anzieht, könnt ihr euch zu eurer bestandenen Grundausbildung gratulieren. Gebt über Funk Bescheid, dann holen wir euch ab. Aber wer um Mitternacht kein graues T-Shirt anhat, der sieht mich in drei Wochen auf dem Campus wieder und darf die Grundausbildung von Tag eins an wiederholen. Irgendwelche Fragen?«
Daniel hob die Hand.
»Sir, sind die T-Shirts alle an einem Ort oder sind sie einzeln versteckt?«
Kazakov dachte über die Frage nach, griff in das Netz und reichte Ning...
Erscheint lt. Verlag | 12.8.2013 |
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Reihe/Serie | Top Secret - Die neue Generation (Serie) |
Top Secret - Die neue Generation (Serie) | |
Übersetzer | Tanja Ohlsen |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | ab 12 • ab 13 • ab 14 • action • Actionthriller • Actionthriller, Agententhriller, Kirgistan, Organisiertes Verbrechen • Afrika • Agent • Agent 21 • Agententhriller • Alex Rider • Bodyguard • Bücher für Jungs • Cherub • Chris Bradford • eBooks • Jugendbuch • Jugendbücher • Jungen • Kinderkrimi • Kirgistan • Neue Generation • Organisiertes Verbrechen • Spannung • Spiegel Bestseller Autor • Young Adult |
ISBN-10 | 3-641-12046-2 / 3641120462 |
ISBN-13 | 978-3-641-12046-7 / 9783641120467 |
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