Der schwarze Steg (eBook)

Roman. Die vielfach ausgezeichnete schwedische Krimi-Serie

(Autor)

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2013 | 1. Auflage
448 Seiten
C. Bertelsmann (Verlag)
978-3-641-12645-2 (ISBN)

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Der schwarze Steg -  Åsa Larsson
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»Nicht nur eine der besten Krimischriftstellerinnen Skandinaviens, sondern auch weltweit.« Antje Deistler, WDR
Anwältin Rebecka Martinsson fasst nach ihrem letzten Fall nur schwer wieder Fuß. Sie entschließt sich, Stockholm zu verlassen und nach Kiruna zu ziehen, in das alte Haus ihrer Großmutter. Doch die Stille ihres neuen Lebens wird jäh unterbrochen, als eine Frau ermordet aufgefunden wird. Die Identität der Toten ist schnell geklärt: Sie war leitende Angestellte einer Grubengesellschaft. Bei ihren Ermittlungen stößt Rebecka auf die dubiosen Machenschaften des schillernden Industriemagnaten Mauri Kalli. Ein Mann, der offensichtlich bereit ist, über Leichen zu gehen.

»Knorrige Figuren, präzise Milieus, packender Plot - Åsa Larsson schreibt derzeit die besten Skandinavien-Krimis.« Hörzu

Entdecken Sie die weiteren Bände der Rebecka-Martinsson-Reihe:

1. Sonnensturm

2. Weiße Nacht

3. Der schwarze Steg

4. Bis dein Zorn sich legt

5. Denn die Gier wird euch verderben

6. Wer ohne Sünde ist

Åsa Larsson, 1966 geboren, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Kiruna. Sie arbeitete als Steueranwältin, bis sie beschloss, Autorin zu werden. Mit ihrem ersten Rebecka-Martinsson-Krimi »Sonnensturm« machte sie in Schweden und international sofort Furore (ausgezeichnet als bestes Krimi-Debüt). Mit dem sechsten Band »Wer ohne Sünde ist«, der mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet wurde, beendet die Autorin die hoch gelobte und erfolgreich verfilmte Reihe mit den Ermittlerinnen Rebecka Martinsson und Anna-Maria Mella.

KOMMISSARIN ANNA-MARIA Mella und ihr Kollege Sven-Erik Stålnacke kamen um Viertel vor zwölf in der Nacht zum Sonntag an der Fundstelle an. Die Polizei hatte bei der Touristenstation Abisko zwei Schneemobile ausgeliehen. Das eine hatte einen Schlitten. Ein Bergführer hatte seine Hilfe angeboten und die beiden nach unten gefahren. Durch Sturm und Finsternis.

Leif Pudas, der die Leiche gefunden hatte, saß in der Touristenstation und war bereits einmal vernommen worden, von der Besatzung des Streifenwagens, der zuerst hier eingetroffen war.

Als Leif Pudas zur Touristenstation gekommen war, war die Rezeption geschlossen gewesen. Es hatte eine Weile gedauert, bis die Leute in der Kneipe ihm geglaubt hatten. Es war doch Samstagabend, und zwar waren sie in der Touristenstation an saloppe Kleidung gewöhnt, viele streiften einfach den Schneemobilanzug ab und tranken ihr Bier in Unterwäsche. Aber Leif Pudas kam in einer Damendaunenjacke hereingewankt, die ihm knapp bis zum Nabel reichte, dazu trug er wie einen Turban eine lange Unterhose um den Kopf.

Erst, als er in Tränen ausbrach, begriffen sie, dass etwas Entsetzliches passiert sein musste. Sie hörten ihm zu, und danach behandelten sie ihn wie ein rohes Ei, während sie auf die Polizei warteten.

Er hatte eine Tote gefunden, sagte er. Mehrere Male betonte er, dass es nicht seine Arche war. Trotzdem hielten sie ihn sicher für einen Mann, der seine Frau umgebracht hat. Niemand wollte seinen Blick erwidern. Er saß ganz allein da und weinte, ohne irgendwen zu stören, als die Polizei eintraf.

Es erwies sich als unmöglich, die Umgebung der Arche abzusperren, der Wind riss die Absperrbänder sofort mit. Also hatten sie die gelb-schwarz gestreiften Bänder um die Arche gewickelt, hatten die Arche wie ein Paket verschnürt. Jetzt knisterten die Bänder wütend im Wind. Die Techniker waren schon eingetroffen und arbeiteten auf engstem Raum, im Schein der Scheinwerfer und der gedämpften Propanbeleuchtung aus der Arche.

Drinnen war wirklich kein Platz für mehr als zwei Personen. Während die Technik den Boden untersuchte, standen Anna-Maria Mella und Sven-Erik Stålnacke draußen und versuchten, in Bewegung zu bleiben.

Es war so gut wie unmöglich, durch den Sturm und die dicken Mützen zu hören, was gesagt wurde. Sogar Sven-Erik trug eine Mütze mit Ohrenklappen, obwohl er sonst noch mitten im Winter barhäuptig herumlief. Sie brüllten einander an und bewegten sich in ihren dicken Schneemobilanzügen wie Michelinmännchen.

»Sieh mal«, rief Anna-Maria. »Das ist doch komisch!«

Sie breitete die Arme aus und stand da wie ein geblähtes Segel. Sie war eine kleine Frau, wog nicht gerade viel. Außerdem war der Schnee tagsüber geschmolzen, um dann abends zu gefrieren und blank und wie Eis zu werden, und als sie also so in Positur ging, packte sie der Wind, und langsam glitt sie davon.

Sven-Erik lachte und gab vor, sie eilig einfangen zu wollen, ehe sie auf die andere Seite des Sees getrieben würde.

Jetzt kamen die Techniker aus der Arche.

»Das ist jedenfalls nicht der Tatort«, rief der eine Anna-Maria Mella zu. »Erstochen, wie es aussieht. Aber wie gesagt, offenbar nicht hier. Ihr könnt die Leiche haben. Wir machen morgen weiter, wenn wir etwas sehen können.«

»Und uns nicht den Arsch abfrieren«, schrie sein viel zu dünn angezogener Kollege.

Die Techniker setzten sich auf den Schlitten des Schneemobils und wurden zur Touristenstation kutschiert.

Anna-Maria Mella und Sven-Erik Stålnacke gingen in die Arche.

Dort war es eng und kalt.

»Aber immerhin sind wir vor dem Scheißwind geschützt«, sagte Sven-Erik und zog die Tür zu. »So, jetzt können wir uns in normaler Lautstärke unterhalten.«

Der kleine, an der Wand befestigte Klapptisch war mit Folie in Holzoptik bezogen. Stühle, vier Stück aus weißem Kunststoff, waren aufeinandergestapelt. Es gab eine Kochplatte und eine kleine Spülschüssel. Ein rot-weiß karierter Vorhang und Stoffblumen in einer Keramikvase lagen auf dem Boden unter dem Plexiglasfenster. Eine dort festgeklemmte Matratze hielt den Wind, der durch das Fenster eindringen wollte, einigermaßen auf.

Sven-Erik öffnete den Schrank. Dort stand ein Brennapparat für die Schnapsherstellung. Er schloss den Schrank.

»Ja, ja, das haben wir nicht gesehen«, sagte er nur.

Anna-Maria betrachtete die Frau auf der Pritsche.

»Eins fünfundsiebzig?«, fragte sie.

Sven-Erik nickte und brach sich kleine Eiszapfen vom Schnurrbart. Anna-Maria zog das Tonbandgerät aus der Tasche. Sie fummelte eine Weile daran herum, denn die Batterien waren so kalt geworden, dass das Gerät nicht funktionierte.

»Na los«, sagte sie und hielt es vor den Propanofen, der tapfer kämpfte, um trotz des eingeschlagenen Fensters und des Rein- und Rausgerennes das Archeninnere zu wärmen.

Als das Tonbandgerät endlich ansprang, gab Anna-Maria eine Beschreibung.

»Frau, blond, Pagenkopf, um die vierzig … sieht gut aus, was?«

Sven-Erik stieß einen Laut der Zustimmung aus.

»Ich finde das jedenfalls. An die eins fünfundsiebzig groß, schlank, große Brüste. Kein Ring am Finger. Kein Schmuck. Augenfarbe in dieser Situation schwer zu beurteilen, vielleicht kann die Gerichtsmedizin … helle Trainingsjacke, winddichtes Modell, vermutlich mit Blutflecken, aber das werden wir wohl bald erfahren, dazu passende Trainingshose, Turnschuhe.« Anna-Maria beugte sich über die Frau.

»Und sie ist geschminkt, Lippenstift, Lidschatten und Wimperntusche«, fügte sie hinzu. »Ist das nicht ein bisschen seltsam, wenn sie doch joggen wollte? Und warum trägt sie keine Mütze?«

»Heute war es mittags sehr warm und schön, gestern auch«, sagte Sven-Erik. »Solange kein Wind weht …«

»Aber es ist Winter! Du bist der Einzige weit und breit, der nie eine Mütze trägt. Die Kleider sehen jedenfalls nicht billig aus, und die Frau auch nicht. Sie wirkt irgendwie fein.«

Anna-Maria schaltete das Tonbandgerät aus.

»Wir müssen schon heute Abend die Umgebung befragen. Touristenstation und Ost-Abisko. Wir erkundigen uns auch im Laden, ob sie da bekannt ist. Und eigentlich müsste doch irgendwer sie vermisst melden, finde ich.«

»Mir kommt sie irgendwie bekannt vor«, sagte Sven-Erik nachdenklich.

Anna-Maria nickte.

»Vielleicht ist sie aus Kiruna. Muss überlegen. Vielleicht haben wir sie da gesehen. Zahnärztin? Verkäuferin in irgendeinem Laden? Bank?«

Sven-Erik schüttelte den Kopf.

»Hör auf«, sagte er. »Es wird uns schon einfallen.«

»Wir müssen auch zwischen den Archen nachsehen«, sagte Anna-Maria.

»Ja, und das bei diesem Scheißsturm!«

»Trotzdem.«

»Ja.«

Sie musterten einander eine Weile lang.

Sven-Erik wirkte müde, fand Anna-Maria. Müde und niedergeschlagen. Das war er oft angesichts von toten Frauen. In der Regel handelte es sich ja um tragische Todesfälle. Sie lagen erschlagen in der Küche, der Mann saß in Tränen aufgelöst im Nebenzimmer, und man musste froh sein, wenn es keine kleinen Kinder gab, die alles mit angesehen hatten.

Sie selbst fühlte sich nie so unangenehm berührt, doch, natürlich, wenn es um Kinder ging. Kinder und Tiere, daran würde sie sich nie gewöhnen. Aber ein Mord wie dieser. Nicht, dass er sie in gute Laune versetzte. Oder dass sie es gut fand, dass irgendwer umgebracht worden war, so war das nicht. Aber ein Mord wie dieser … Der brachte doch sozusagen etwas zu beißen. Und das konnte sie brauchen.

Sie lächelte in Gedanken über Sven-Eriks nassen Schnurrbart. Der sah aus wie etwas, das überfahren und am Straßenrand liegen gelassen worden ist. In letzter Zeit wucherte er ganz schön. Sie fragte sich, wie einsam Sven-Erik wirklich war. Seine Tochter wohnte mit ihrer Familie in Luleå. Sie sahen sich wohl nicht sehr oft.

Und vor anderthalb Jahren war ja sein Kater verschwunden. Anna-Maria wollte ihn überreden, sich einen neuen zuzulegen, aber Sven-Erik weigerte sich. »Das macht nur Ärger«, sagte er. »Und man ist so gebunden.« Sie wusste natürlich, was das bedeutete. Er wollte sich neuen Kummer ersparen. Himmel, was hatte er sich wegen Manne Sorgen gemacht und den Kopf zerbrochen, ehe er endlich die Hoffnung aufgegeben und nicht mehr über ihn gesprochen hatte.

Und das fand Anna-Maria so schade. Sven-Erik war ein feiner Bursche. Er würde für irgendeine Frau einen guten Mann abgeben. Und ein gutes Herrchen für jegliches Tier. Er und Anna-Maria verstanden sich gut miteinander, aber sie würden nie auf die Idee kommen, auch ihre Freizeit zusammen zu verbringen. Das lag nicht nur daran, dass er viel älter war. Sie hatten ganz einfach nicht so viele Gemeinsamkeiten. Wenn sie sich außer Dienst in der Stadt oder im Laden begegneten, fehlte es immer an Gesprächsstoff. Bei der Arbeit dagegen konnten sie plaudern und sich zusammen einfach wohlfühlen.

Sven-Erik sah Anna-Maria an. Sie war wirklich eine kleine Frau, gerade mal eins fünfzig, sie verschwand fast in ihrem voluminösen Schneemobilanzug. Ihre langen blonden Haare waren von der Mütze platt gedrückt. Nicht, dass sie das interessiert hätte. Sie hatte keinen Sinn für Schminke und solche Dinge. Hatte wohl auch keine Zeit. Vier Kinder und ein Mann, der zu Hause offenbar nicht oft mit anpackte. Ansonsten war wohl nicht viel an Robert auszusetzen, Anna-Maria und er schienen sich gut zu verstehen, nur war er so träge.

Obwohl, wie viel hatte er denn selbst zu Hause gemacht, als er noch...

Erscheint lt. Verlag 31.7.2013
Reihe/Serie Die Rebecka Martinsson Krimis
Ein Fall für Rebecka Martinsson
Übersetzer Gabriele Haefs
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Svart Stig
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Anwältin Rebekka Martinsson • Anwältin Rebekka Martinsson, Lappland, Rebecka Martinsson, Skandinavische Krimis • ARD-Serie • eBooks • eisige Kälte • Hakan Nesser • In Teufels Küche • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Lange Schatten • Lappland • Nach alter Sitte • Rebecka Martinsson • Schweden • Schwedischer Krimipreis • Skandinavische Krimis • Verfilmte Bücher
ISBN-10 3-641-12645-2 / 3641126452
ISBN-13 978-3-641-12645-2 / 9783641126452
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