Narrenwinter (eBook)

Roman
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2013 | 1. Auflage
200 Seiten
Haymon (Verlag)
978-3-7099-7430-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Narrenwinter -  Alfred Komarek
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Alle Versuche Daniel Käfers, beruflich wieder Fuß zu fassen, waren erfolglos. Bleibt nur noch die Arbeit an seinem Buchprojekt. Gemeinsam mit seiner fotografierenden Freundin kehrt er ins winterliche Salzkammergut zurück, um das legendäre Faschingstreiben kennen zu lernen, eine kurze Zeit zügellos ausgelebten Brauchtums. Die vier wirren Tage bringen überraschend neue Konturen und Ziele in Käfers Leben, stellen aber auch alles in Frage. Karrierechancen tun sich auf, so elektrisierend, dass Vorsicht mehr als angebracht ist. Daran verschwendet Käfer aber keinen Gedanken. Er sieht sich in seinem Element: in der Scheinwelt der Medien und im Maskenspiel der Narren. Mitten im Faschingschaos versucht Käfer, das Schicksal neuer Freunde zum Guten zu wenden. Es geht um die Familie Köberl, die von schweren Sorgen bedrängt wird, über deren Hintergründe aber nichts zu erfahren ist. Vergeblich bemüht sich Käfer, das Geheimnis zu lüften. Bis er im Ausseer Faschingstreiben auf üble Gerüchte und Anspielungen stößt. Da glaubt er, auf der richtigen Spur zu sein ... Komareks dritter Roman aus dem Salzkammergut verwebt Realität und Fiktion zu einem Stoff, aus dem sich Business-Anzüge und Narrenkleider schneidern lassen.

Alfred Komarek, geboren 1945 in Bad Aussee, lebt als freier Schriftsteller in Wien, schreibt u.a. Reisereportagen, Essays und Erzählungen sowie Arbeiten für Hörfunk und TV (ORF, BR, HR). Zahlreiche Bücher, darunter mehrere Landschaftsbände, u.a. über das Salzkammergut, das Ausseerland, das Weinviertel, das Ötztal, die Lagune von Venedig. Kinderbücher und vier inzwischen verfilmte Kriminalromane um Inspektor Simon Polt. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Glauser-Preis für den besten Krimi 1998 und Romy für das beste Drehbuch 2002 (gemeinsam mit Julian Pölsler) für 'Polt muß weinen'. Bei Haymon zuletzt erschienen: Die Daniel-Käfer-Romane 'Die Villen der Frau Hürsch'. Roman (2004), 'Die Schattenuhr'. Roman (2005), 'Narrenwinter'. Roman (2006), 'Spätlese'. Texte aus vier Jahrzehnten (2007), 'Doppelblick'. Roman (2008), 'Polt.' Kriminalroman (2009, ausgezeichnet mit dem Goldenen Buch für über 25.000 verkaufte Exemplare), 'Zwölf mal Polt' (2011), 'Polt - Die Klassiker in einem Band' (2012) sowie der Band 'Semmering' in seiner neuen Reihe 'Österreich von innen' (2012).

Alfred Komarek, geboren 1945 in Bad Aussee, lebt als freier Schriftsteller in Wien, schreibt u.a. Reisereportagen, Essays und Erzählungen sowie Arbeiten für Hörfunk und TV (ORF, BR, HR). Zahlreiche Bücher, darunter mehrere Landschaftsbände, u.a. über das Salzkammergut, das Ausseerland, das Weinviertel, das Ötztal, die Lagune von Venedig. Kinderbücher und vier inzwischen verfilmte Kriminalromane um Inspektor Simon Polt. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Glauser-Preis für den besten Krimi 1998 und Romy für das beste Drehbuch 2002 (gemeinsam mit Julian Pölsler) für "Polt muß weinen". Bei Haymon zuletzt erschienen: Die Daniel-Käfer-Romane "Die Villen der Frau Hürsch". Roman (2004), "Die Schattenuhr". Roman (2005), "Narrenwinter". Roman (2006), "Spätlese". Texte aus vier Jahrzehnten (2007), "Doppelblick". Roman (2008), "Polt." Kriminalroman (2009, ausgezeichnet mit dem Goldenen Buch für über 25.000 verkaufte Exemplare), "Zwölf mal Polt" (2011), "Polt - Die Klassiker in einem Band" (2012) sowie der Band "Semmering" in seiner neuen Reihe "Österreich von innen" (2012).

1


Daniel Käfer löste zwei Schrauben und ließ dann ein Messingschild, auf dem Daniel Käfer zu lesen stand, in die Rocktasche gleiten. Er betrat die Wohnung, in der er nicht mehr wohnte. Sie war fast leer, mit kahlen Wänden, so wie vor knapp zwanzig Jahren. Damals hatte er diese Räume in Besitz genommen. Heute gab er sie auf.

Käfer trat an eines der Fenster und schaute auf die vom Regen nasse Luitpoldstraße hinunter: alles andere als eine noble Adresse, aber irgendwie gemütlich und sehr praktisch auf halbem Weg zwischen Bahnhof und Stachus. Er schloss die Augen, atmete tief ein und spürte jetzt ja doch ein wenig alte Vertrautheit, aber auch Unbehagen. Es hatte keinen Sinn mehr, sich hier geborgen zu fühlen.

Auch in München blieb nichts mehr zu tun, beruflich wenigstens.

Er drückte kurz seine Stirn an die kühle Glasscheibe, trat einen Schritt zurück und schüttelte unwillig den Kopf. Nein, er war nicht hier, um Abschied zu nehmen. Er wollte nur noch einmal überprüfen, ob er nicht etwas vergessen hatte in die Transportkisten zu packen. Also ging er suchend von Raum zu Raum. Aber da war nichts mehr, was er später hätte vermissen können. Also gut, alles erledigt demnach. Er nahm den Schlüssel aus der Hosentasche, näherte sich der Wohnungstür, machte zögernd kehrt und ging in die Küche. Hier war es noch am ehesten wohnlich, weil er darauf verzichtet hatte, die schäbig gewordenen Möbel mitzunehmen. Käfer setzte sich und holte, um irgendetwas zu tun, seinen Terminkalender hervor. Die vergangenen Tage waren voller Eintragungen, einige davon rot unterstrichen. Doch allen Gesprächen, die er geführt hatte, war gemeinsam, dass sie ohne greifbares Ergebnis geblieben waren. Dabei spielte es auch keine Rolle, ob ihm jemand höflich, zynisch oder gar herzlich bedauernd nichts zu sagen hatte. So ging es seit Wochen. Immer deutlicher wurde es Käfer bewusst, dass er schon in den letzten Jahren seiner viel gerühmten Tätigkeit als Publizist einen Bereich der Medienlandschaft kultiviert hatte, den es im Grunde genommen nicht mehr gab. Seine Zeitschrift, der IQ, war zuletzt offenbar so etwas wie eine geschützte Werkstätte für ihn und andere vorgestrige Schöngeister gewesen. Jetzt ging es darum, sich aus eigenen Kräften im freien Markt zu behaupten, und an dieser Herausforderung war Daniel Käfer unter dezentem Applaus seiner Neider gescheitert.

Dabei hatte er sich nichts geschenkt, war nicht nur einmal über seinen Schatten gesprungen, war bereit gewesen, einen hohen Preis dafür zu bezahlen, sich selbst so halbwegs treu bleiben zu dürfen. Er hatte hohle Schwätzer, machtgeile Manager und eitle Selbstdarsteller ertragen. Und dann war da gestern noch diese TV-Frau gewesen, öffentlichkeitsrechtlich, aber mit Paris-Hilton-Blick: „Ihren IQ in Ehren Herr … wie war doch gleich der Name? Diese Klugscheißereien gehn uns jedenfalls am Arsch vorbei. Kommen Sie mit geilen Formaten, wenn Sie landen wollen.“

Schluss jetzt damit, verdammt noch einmal. Wütend, doch mit einiger Befriedigung zerriss Käfer den Terminkalender. Dann stand er auf, hob den Sessel über den Kopf und schmiss ihn gegen den Küchenboden. Ein Bein knickte ab. Mit Nachdruck, doch ohne Hast setzte er die Zerstörung des Möbelstückes fort und hielt erst inne, als er Sabines Stimme hörte.

„Störe ich, Daniel? Ich kann auch später kommen.“

„Aber nein! Ich bin so gut wie fertig.“

„Offensichtlich. Erleichtert dich das?“

„Ja. Und es kostet fast nichts. Alles, was irgendwie von Wert sein könnte, ist schon bei meinem Bruder in Graz angelangt. Ich komme morgen nach und werde die nächste Zeit bei ihm wohnen. Sein Haus ist ein ideales Zwischenlager für gescheiterte Existenzen nebst Zubehör. Oder sollte ich Endlager sagen? Woher wusstest du eigentlich, dass ich hier bin, Sabine?“

„Hellseherei, Sehnsucht, pure Unvernunft, romantische Aufwallungen. Außerdem musste ich dir ja den Wohnungsschlüssel zurückbringen. Möchtest du noch ein paar peinliche Ausreden und Geständnisse hören?“

„Nein, danke. Was lesen wir in der Trivialliteratur zu diesem Thema? Er verschloss ihr den Mund mit einem Kuss.“

Käfer ließ es nicht beim Zitat bewenden. Dann spürte er Widerstand. Sabine hielt ihn mit ausgestreckten Armen auf Distanz und schaute ihm ins Gesicht. „Mist, nicht wahr, Daniel?“

„Wird stimmen, wenn du es sagst.“

„Ja und weiter? Aufgeben gilt nicht.“

„So? Nicht?“

„Nein.“

Käfer überlegte eine Weile, dann lächelte er böse. „Gut. Kann ich deinen Terminkalender haben?“

Sabine kramte in ihrer Handtasche. „Hier. Was willst du damit?“

„Ich zerreiße ihn. Hab ich mit meinem vorhin auch getan. Und du begleitest mich morgen nach Graz.“

„Was soll das, spinnst du? Was tu ich dort?“

„Mit mir den bescheidenen Rest meines Berufslebens teilen. Und am Anfang steht eine romantische Winterreise in einem bezaubernden Auto. Ich liebe das Abenteuer, weißt du?“

„Wie? Ach so, deine Ente … und das Buchprojekt. Du willst zurück ins Salzkammergut?“

„Um zu arbeiten. Im Winter habe ich diese Landschaft noch nicht erlebt. Und die Faschingstage stehen vor der Tür.“

„Karneval?“

„Etwas in dieser Art, aber sehr eigenständig – uraltes Brauchtum. Ein wichtiges Thema fürs Buch. Und du kannst gleich einmal fotografieren.“

Sabine schaute auf die Reste ihres Terminkalenders herab, dann hob sie den Kopf. „Das kannst du mit mir nicht machen, Daniel. Was du willst, ist rücksichtslos und dumm. Ich werde meine Aufträge hier in Deutschland pünktlich erfüllen. Ich werde mich nicht mit dir auf ein kindisches Auto-Abenteuer einlassen. Ich weigere mich, Arbeit in ein Projekt zu investieren, das kaum angedacht ist. Ich halte dich natürlich nicht auf. Tu, was du willst. Aber du wirst es ohne mich tun. Sag einmal, hältst du mich für total verrückt?“

„Ja, Liebes.“

„Sei vernünftig, Daniel, bitte!“

„Ich gebe mir alle Mühe. Du hast also morgen einen ganzen halben Tag Zeit, deine Geschäftspartner um Verständnis zu bitten. Ich hingegen werde mit Heinz Rösler reden. Er muss uns für diese Reise mit einem konkreten Auftrag und einem Budget ausstatten.“

„Es schneit wie wild in Österreich. Es gibt Straßensperren. Und deine Ente …“

„… hat zwar keine nennenswerte Heizung, aber Winterreifen. Und jetzt noch etwas weniger Vernünftiges, Sabine: Es ist unser erstes gemeinsames Projekt und die erste gemeinsame Reise in eine Gegend, die längst meine zweite Heimat geworden ist.“

„Daniel …, ich will das noch einmal überschlafen.“

„Doch hoffentlich mit mir?“

Käfer reiste allein. Sabine hatte ihn zu einem Kompromiss überredet. Sie versprach nachzukommen, sobald die dringendsten Arbeiten erledigt wären. Die Rückfahrt fände aber zu zweit statt, garantiert, und so was von zu zweit …

Er war nur kurz in Graz geblieben, weil er ein längeres Gespräch mit seinem Bruder vermeiden wollte. Heinz bemühte sich zwar stets, ihn mit guten Ratschlägen oder mahnenden Worten zu verschonen. Doch seine berufsbedingte Art, Sachverhalte kühl zu analysieren und exakt zu benennen, konfrontierte Käfer mit einer Wirklichkeit, die er gar nicht so deutlich sehen wollte.

Außerdem war er ungeduldig. Endlich verfolgte er wieder ein konkretes Ziel statt gegen verbale Wände zu rennen. Natürlich wäre es klüger gewesen, die Eisenbahn zu nehmen. Aber er brauchte dieses, na ja, Sabine hatte Recht gehabt, dieses kindische Abenteuer. Immerhin nahm er vorerst die Autobahn, um Zeit zu sparen. Ein dicker Mantel schützte ihn vor der Kälte, und gerührt nahm Käfer die Andeutung eines nicht ganz so kalten Lufthauchs wahr, der von irgendwo her sein Gesicht streifte. Die Heizung, na bitte. Das Wetter in Graz war sonnig gewesen, ein klarer Wintertag, der die Schneereste auf den rotbraunen Dächern der Altstadt glitzern ließ. Jetzt, gegen Mittag, war der Himmel bedeckt. Erst fielen vereinzelte Flocken, dann schneite es dichter. Bald schabten mit Eis verkrustete Wischerblätter wirkungslos über vereistes Glas. Wo immer es möglich war, hielt Käfer an und sorgte mit kalten Fingern und heißem Bemühen für bessere Sicht. Dennoch fühlte er sich auf der Autobahn allmählich fehl am Platze und suchte fortan auf schmalen Straßen seinen Weg. So zwischendurch verzehrte er eine erschreckend fette Bratwurst, trank Tee und fühlte sich für die...

Erscheint lt. Verlag 17.6.2013
Verlagsort Innsbruck
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ausseerland • Belletristische Darstellung • Belletristische Darstellung [DNB] • Brauchtum • Chefredakteur • Chefredakteur [DNB] • Daniel • Fasching • Geheimnis • Käfer • Käfer, Daniel • Käfer-Roman • Karneval • Karneval [DNB] • Narrenwinter • Polt • Salzkammergut • Salzkammergut [DNB]
ISBN-10 3-7099-7430-5 / 3709974305
ISBN-13 978-3-7099-7430-8 / 9783709974308
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