Theo Boone und das verschwundene Mädchen (eBook)

Band 2

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2013 | 1. Auflage
256 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-10964-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Theo Boone und das verschwundene Mädchen -  John Grisham
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Die Entführung seiner besten Freundin April - auch sein zweiter Fall verlangt Theo Boone alles ab
Theo Boone, Anwaltssohn mit ausgeprägtem Sinn für Recht und Gerechtigkeit, ist erst dreizehn. Aber das hält ihn nicht davon ab, die schwierigsten Kriminalfälle zu lösen und die Strafprozesse live vor Gericht zu verfolgen. Ansonsten gehört Theos Leidenschaft seinem Hund Judge - und natürlich seiner besten Freundin April. Als diese plötzlich spurlos verschwindet, steht Theo vor der bislang größten Herausforderung seiner jungen Karriere.

Mitten in der Nacht werden die Boones von einem Anruf aus dem Schlaf gerissen - April Finnemore, Theos beste Freundin, ist spurlos verschwunden! Und Theo war offenbar der Letzte, der mit ihr gesprochen hat. Noch in derselben Nacht wird er von der Polizei verhört. Obwohl sich Theo eigentlich nichts Spannenderes vorstellen kann, als in seiner verschlafenen Heimatstadt Verbrecher zu jagen, ist diesmal alles anders: Die Sorge um April bringt ihn fast um den Verstand. Und die Polizei hat offenbar nichts Besseres zu tun, als ihn und seine Klassenkameraden mit sinnlosen Befragungen von ihrer Mission abzuhalten: April zu finden, und zwar so schnell wie möglich! Gemeinsam mit seinen Freunden organisiert Theo Suchtrupps, die systematisch das Stadtgebiet durchkämmen. Doch dann taucht ein zwielichtiger Verwandter der Finnemores wie aus dem Nichts auf. Hat er etwas mit Aprils Verschwinden zu tun?

John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.

Eins

Die Entführung von April Finnemore ereignete sich mitten in der Nacht, irgendwann zwischen 21.15 Uhr, als sie zum letzten Mal mit Theo Boone sprach, und 3.30 Uhr, als ihre Mutter das Zimmer betrat und feststellte, dass April verschwunden war. Offenbar waren die Entführer in Eile gewesen, denn April hatte ihre persönlichen Dinge zurücklassen müssen. Ihr Laptop war noch da. Ihr Zimmer wirkte halbwegs aufgeräumt, aber es lagen verschiedene Kleidungsstücke herum, sodass sich kaum feststellen ließ, ob sie überhaupt Gelegenheit zum Packen gehabt hatte. Nach Ansicht der Polizei eher nicht. Ihre Zahnbürste lag noch am Waschbecken. Der Rucksack stand neben dem Bett. Da der Schlafanzug auf dem Boden lag, hatte sie sich wohl zumindest anziehen dürfen. Ihre Mutter heulte und tobte abwechselnd, aber die Polizei brachte zumindest aus ihr heraus, dass Aprils blauweißer Lieblingspullover nicht mehr im Schrank lag. Und ihre Lieblingsturnschuhe waren auch verschwunden.

Die Polizei kam bald zu dem Schluss, dass das Mädchen nicht einfach weggelaufen war. Zum einen war sich Aprils Mutter ganz sicher, dass es dafür keinen Grund gab, zum anderen hätte sie dann wohl richtig gepackt.

Eine kurze Inspektion des Hauses ergab keine Hinweise auf einen Einbruch. Alle Fenster waren geschlossen, die drei Türen im Erdgeschoss versperrt. Aprils Entführer hatte die Tür hinter sich zugezogen und sogar abgeschlossen. Nachdem die Beamten die Örtlichkeiten eingehend begutachtet hatten, hielten sie eine Befragung von Theo Boone für angebracht. Immerhin war er Aprils bester Freund, und die beiden telefonierten oder chatteten praktisch jeden Abend vor dem Einschlafen.

Die Digitaluhr neben dem Bett der Eltern zeigte 4.33 Uhr, als das Telefon klingelte. Woods Boone, der den leichteren Schlaf hatte, nahm ab, während sich Marcella Boone auf die andere Seite drehte und überlegte, wer um diese Zeit wohl anrufen mochte.

Als Mr. Boone »Geht in Ordnung, Officer« sagte, wurde sie endgültig wach und krabbelte aus dem Bett. Obwohl sie nur die eine Hälfte des Telefonats mitbekam, war ihr schnell klar, dass es um April Finnemore ging.

»Selbstverständlich«, sagte ihr Mann gerade. »Wir können in einer Viertelstunde da sein.« Er legte auf.

»Was ist los, Woods?«, fragte sie.

»Offenbar ist April entführt worden, und die Polizei möchte mit Theo sprechen.«

»Der war es bestimmt nicht.«

»Falls er nicht oben in seinem Zimmer ist, vielleicht doch.«

Aber Theo war in seinem Zimmer und schlief tief und fest. Vom Klingeln des Telefons hatte er offenbar nichts mitbekommen. Während er hastig in Jeans und Sweatshirt schlüpfte, brachte er seine Eltern auf den aktuellen Stand. Er hatte April am Abend von seinem Handy aus angerufen und ein paar Minuten mit ihr geredet, wie üblich.

Als sie in der frühmorgendlichen Dunkelheit durch Strattenburg fuhren, ging Theo der Gedanke an April und ihr trostloses Familienleben nicht aus dem Kopf. Ihre Eltern waren heillos zerstritten, Bruder und Schwester – beide schwer geschädigt – hatten das Weite gesucht, sobald sie alt genug waren. April war das jüngste von drei Kindern und Tochter von zwei Menschen, die nie eine Familie hätten haben dürfen. Ihre Eltern waren irre, das sagte April selbst, und Theo konnte ihr da nur zustimmen. Beide waren bereits wegen Drogenbesitzes mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Aprils Mutter hielt auf einem kleinen Bauernhof außerhalb der Stadt Ziegen und stellte Käse her, den Theo ungenießbar fand. Um ihn zu verkaufen, fuhr sie mit einem gelb lackierten alten Leichenwagen in der Stadt herum, mit einem zahmen Klammeraffen als Beifahrer. Ihr Vater war ein alternder Hippie, der gemeinsam mit anderen Versagern, die aus den Achtzigern übrig geblieben waren, in einer schlechten Garagenband spielte. Er hatte keine feste Arbeit und war oft wochenlang unterwegs. Die Finnemores standen immer kurz vor der Trennung, Scheidung war ein ständiges Thema.

April vertraute Theo und erzählte ihm Dinge, von denen niemand sonst erfahren durfte.

Die Finnemores wohnten in einem gemieteten Haus, das April hasste, weil ihre Eltern es verkommen ließen. Es stand neben anderen Nachkriegsbauten, die bessere Tage gesehen hatten, in einer tristen Straße eines älteren Viertels von Strattenburg. Theo war nur einmal vor zwei Jahren dort gewesen, zu einer völlig missglückten Geburtstagsfeier, die Aprils Mutter improvisiert hatte. Die meisten der eingeladenen Kinder kamen gar nicht erst, weil ihre Eltern es nicht erlaubten. Schuld daran war der zweifelhafte Ruf der Familie Finnemore.

Als die Boones eintrafen, parkten in der Einfahrt zwei Streifenwagen. Auf der anderen Straßenseite standen die Nachbarn auf den Veranden und beobachteten das Ganze.

Mrs. Finnemore – sie hieß May, wie der Monat, und hatte ihre Kinder April, March und August genannt – saß im Wohnzimmer auf dem Sofa und sprach mit einem uniformierten Beamten, als die Boones, etwas verlegen, hereinkamen. Da Mr. Boone Aprils Mutter nicht kannte, stellten sie sich kurz vor.

»Theo!«, verkündete Mrs. Finnemore höchst dramatisch. »Man hat uns unsere April geraubt!« Dann brach sie in Tränen aus und streckte die Arme nach Theo aus. Der hatte überhaupt keine Lust, sich umarmen zu lassen, wollte aber nicht unhöflich sein. Wie immer trug Mrs. Finnemore ein langes fließendes Gewand, das Theo an ein Zelt erinnerte. Es war hellbraun und sah aus, als wäre es aus Sackleinen. Das lange, von grauen Strähnen durchzogene Haar hatte sie straff aus dem Gesicht gekämmt und zusammengebunden. Theo hatte sie immer wunderschön gefunden, auch wenn sie völlig verrückt war. Anders als seine Mutter tat sie nichts dafür, aber das hatte sie gar nicht nötig. Außerdem war sie sehr kreativ, malte, töpferte und stellte nebenbei noch ihren Ziegenkäse her. April hatte die guten Gene ihrer Mutter geerbt – die schönen Augen und die künstlerische Begabung.

»Was ist passiert?«, erkundigte sich Mrs. Boone bei dem Polizeibeamten, als Mrs. Finnemore wieder saß.

Daraufhin gab dieser ihnen eine kurze Zusammenfassung der wenigen Informationen, die bisher zur Verfügung standen.

»Hast du gestern Abend mit ihr geredet?«, fragte der Beamte, ein gewisser Sergeant Bolick, den Theo vom Gericht kannte. Theo kannte die meisten Polizisten in Strattenburg – und die meisten Rechtsanwälte, Staatsanwälte, Richter, Hausmeister, Pförtner und Justizangestellten am Gericht.

»Ja, Sir. Um 21.15 Uhr, sagt meine Anrufliste. Wir reden praktisch jeden Abend vor dem Schlafengehen miteinander«, gab Theo zurück.

Bolick war als Klugschwätzer bekannt, und Theo hatte nichts für ihn übrig.

»Ist ja niedlich. Hat sie irgendwas gesagt, was uns weiterhelfen könnte? War sie beunruhigt? Hatte sie Angst?«

Und schon steckte Theo in der Zwickmühle. Er wollte die Polizei nicht belügen, aber auch keinen Vertrauensbruch begehen.

»Ich kann mich an nichts Derartiges erinnern«, erwiderte er ausweichend.

Mrs. Finnemore hatte aufgehört zu weinen und ließ Theo nicht aus den Augen.

»Worüber habt ihr geredet?«, fragte Sergeant Bolick. Ein Detective in Zivil kam ins Zimmer und hörte aufmerksam zu.

»Das Übliche. Schule, Hausaufgaben, so genau weiß ich das nicht mehr.« Bei den Gerichtsverhandlungen, die er als Zuschauer besucht hatte, hatte er gelernt, dass man sich besser nicht festlegte. Häufig reichten »Ich kann mich nicht erinnern« oder »Das weiß ich nicht mehr« völlig aus.

»Habt ihr online gechattet?«, wollte der Detective wissen.

»Nein, nicht gestern Abend. Da haben wir nur telefoniert.« Sie benutzten häufig Facebook und Textnachrichten, aber Theo wollte nicht mehr Informationen liefern als nötig. Warum Fragen beantworten, die gar nicht gestellt worden waren? Das sagte seine Mutter auch immer zu ihren Mandanten.

»Gibt es Hinweise auf einen Einbruch?«, erkundigte sich Mr. Boone.

»Nein«, erwiderte Bolick. »Mrs. Finnemore schlief tief und fest in ihrem Schlafzimmer im Erdgeschoss und hörte nichts. Als sie irgendwann nach April sehen wollte, war das Kind verschwunden.«

Theo sah Mrs. Finnemore an, die ihn erneut mit einem flehentlichen Blick bedachte. Er kannte die Wahrheit, und sie wusste es. Das Problem war, dass er April versprochen hatte, nicht darüber zu reden.

Tatsächlich war Mrs. Finnemore seit zwei Nächten nicht mehr zu Hause gewesen. April war allein und völlig verängstigt gewesen. Türen und Fenster waren verrammelt, unter ihre Türklinke hatte sie einen Stuhl geklemmt. Am Fußende ihres Bettes lag ein alter Baseballschläger, und das Telefon stand in Griffweite, damit sie sofort den Notruf wählen konnte. Außer Theodore Boone, der Stillschweigen geschworen hatte, durfte niemand davon erfahren. Ihr Vater war mit seiner Band unterwegs. Ihre Mutter stopfte sich mit Tabletten voll und drehte langsam durch.

»Hat April in den letzten Tagen davon gesprochen wegzulaufen?«, fragte der Detective in Zivil.

Und ob. Ununterbrochen. Sie will nach Paris und Kunst studieren. Sie will nach Los Angeles und bei ihrer großen Schwester March wohnen. Sie will nach Santa Fe und Malerin werden. Sie will weg, Punkt.

»Ich kann mich an nichts Derartiges erinnern«, sagte Theo. Das kam der Wahrheit sehr nahe, weil »in den letzten Tagen« so gut wie alles heißen konnte – eine vage...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2013
Reihe/Serie Jugendbücher - Theo Boone
Übersetzer Imke Walsh-Araya
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Abduction - Theodore Boone Book 2
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 12 • Anwalt • eBooks • Entführung • Freundschaft • Gerechtigkeit • Gericht • Hund • Jugendbuch • Justiz • Kinderkrimi • Krimi • Recht • Reihe • Roman • Spannung • Strattenburg • Suche • Südstaaten • TheoBoone • Thriller • USA • Verbrecher • Young Adult
ISBN-10 3-641-10964-7 / 3641109647
ISBN-13 978-3-641-10964-6 / 9783641109646
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