Theo Boone - Unter Verdacht (eBook)

Band 3

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2013 | 1. Auflage
336 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-10975-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Theo Boone - Unter Verdacht -  John Grisham
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Theo Boone in höchster Gefahr
Der 13-jährige Theo Boone, der allseits bekannte und beliebte »Junganwalt« von Strattenburg, erfährt plötzlich, was es bedeutet, auf der anderen Seite zu stehen: Er wird verdächtigt, in einem Computerladen eingebrochen zu haben! Theo bekommt es mit der Angst zu tun, denn eines ist klar: Irgendjemand hat etwas gegen ihn. Und dieser jemand schreckt vor nichts zurück ...

Der 13-jährige Theo Boone ist nicht nur der jüngste Anwalt in der beschaulichen Kleinstadt Strattenburg, er ist aufgrund seiner Hilfsbereitschaft auch einer der beliebtesten Jungen an seiner Schule. Als in einem Computerladen eingebrochen wird und die Diebesbeute kurz darauf in Theos Schulspind auftaucht, fällt er aus allen Wolken: Wer nur hasst ihn so sehr, dass er ihn zum Gegenstand polizeilicher Ermittlungen machen will? Im Handumdrehen steht der unbescholtene Theo unter Verdacht und hat alle Mühe, seine Unschuld zu beweisen. Seine Angst wird noch dadurch gesteigert, dass jemand mehrmals die Reifen seines Fahrrads aufschlitzt - und einen nicht gerade kleinen Stein durch die Scheibe der Boone'schen Kanzlei wirft, als Theo gerade am Fenster steht ...



John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.

Eins

Angeklagt war ein wohlhabender Mann namens Pete Duffy, der des Mordes beschuldigt wurde. Polizei und Staatsanwaltschaft waren davon überzeugt, dass Mr. Duffy seine attraktive Ehefrau in ihrem eleganten Heim am sechsten Loch des Golfplatzes erdrosselt hatte, auf dem er an diesem Tag ganz allein eine Runde gespielt hatte. Wurde er verurteilt, musste er den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Bei einem Freispruch konnte er den Gerichtssaal als freier Mann verlassen. Wie sich herausstellen sollte, befanden ihn die Geschworenen nicht für schuldig – aber auch nicht für unschuldig.

Es war Duffys zweiter Prozess. Vier Monate zuvor hatte Richter Henry Gantry das erste Verfahren für fehlerhaft erklärt und alle nach Hause geschickt – auch Pete Duffy, der gegen Kaution auf freiem Fuß geblieben war. In den meisten Mordprozessen konnten sich die Beschuldigten die Kaution nicht leisten und wanderten daher bis zur Verhandlung hinter Gitter. Aber Mr. Duffy hatte sowohl Geld als auch gute Anwälte. Daher hatte er sich, nachdem seine Frau von der Polizei tot aufgefunden worden war, frei bewegen können, obwohl ihn die Staatsanwaltschaft des Mordes bezichtigte. Er war in der Stadt gesehen worden – in seinen Lieblingsrestaurants, bei den Basketballspielen im Stratten College, in der Kirche (häufiger als sonst) und natürlich regelmäßig auf dem Golfplatz. Seiner ersten Verhandlung hatte er trotz der drohenden Gefängnisstrafe – zumindest äußerlich – unbeeindruckt entgegengesehen. Im zweiten Verfahren hatte die Staatsanwaltschaft jedoch einen neuen Augenzeugen aufgeboten, und angeblich war Pete Duffy deswegen äußerst nervös.

Der Augenzeuge war Bobby Escobar, ein neunzehnjähriger illegaler Einwanderer, der am Tag der Ermordung von Mrs. Duffy auf dem Golfplatz gearbeitet hatte. Er hatte beobachtet, wie Mr. Duffy ungefähr zur Todeszeit sein Haus betrat und es kurz darauf in aller Eile wieder verließ, um sein Golfspiel fortzusetzen. Aus verschiedenen Gründen hatte sich Bobby erst gemeldet, als die Verhandlung bereits begonnen hatte. Nachdem Richter Gantry Bobbys Geschichte gehört hatte, hatte er das erste Verfahren für fehlerhaft erklärt. Jetzt, wo Bobby bereit war auszusagen, rechneten die Bürger von Strattenburg, die den Duffy-Fall aufmerksam verfolgt hatten, mehrheitlich mit einem Schuldspruch. Es war so gut wie unmöglich, jemanden zu finden, der Pete Duffy nicht für den Mörder seiner Frau hielt.

Und praktisch alle wollten bei der Verhandlung dabei sein. Ein Mordprozess war im Strattenburger Gericht ein seltenes Ereignis, denn in Stratten County gab es nicht viele Morde. Als sich um acht Uhr morgens die Türen des Gerichtsgebäudes öffneten, bildeten sich daher schnell lange Schlangen. Die Geschworenen waren bereits drei Tage zuvor ausgewählt worden. Das Drama im Gerichtssaal konnte beginnen.

Um 8.40 Uhr sorgte Mr. Mount in der achten Klasse für Ruhe, damit er die Anwesenheitsliste verlesen konnte. Alle sechzehn Jungen waren da. Nur die ersten zehn Minuten des Schultags fanden im Klassenzimmer statt, danach ging es zum Spanischunterricht bei Madame Monique.

Mr. Mount hatte es eilig. »Männer, ihr wisst, heute ist der erste Verhandlungstag von Runde zwei im Verfahren gegen Pete Duffy. Beim ersten Prozess durften wir ja beim ersten Verhandlungstag dabei sein, aber bekanntermaßen habe ich diesmal keine Genehmigung dafür bekommen.«

Mehrere Jungen pfiffen und buhten.

Mr. Mount hob die Hände. »Das reicht. Unsere verehrte Direktorin Mrs. Gladwell hat dafür Theo erlaubt, sich die Eröffnung der Verhandlung anzusehen und uns Bericht zu erstatten. Bitte, Theo.«

Theodore Boone sprang auf und ging mit dem entschlossenen Schritt, den er sich bei seinen Vorbildern im Gerichtssaal abgeschaut hatte, nach vorne. Wie ein echter Jurist hielt er einen gelben Block in der Hand. Er stellte sich neben Mr. Mounts Schreibtisch, legte eine kurze Pause ein und blickte die Klasse an wie ein Prozessanwalt die Geschworenen.

Seine Eltern waren beide Anwälte, und er war praktisch in ihrer Kanzlei groß geworden. Während die anderen Achtklässler der Strattenburg Middleschool Sport trieben, Gitarrenunterricht nahmen und überhaupt das taten, was normale Dreizehnjährige so tun, trieb er sich in Gerichtssälen herum. Recht war sein Hobby. Da er sich ständig damit beschäftigte und immer auf dem Laufenden war, galt er als unangefochtene Autorität für juristische Fragen. Auf diesem Gebiet konnte ihm niemand das Wasser reichen – zumindest niemand in Mr. Mounts Klasse.

»Ihr wart ja beim ersten Verhandlungstag vor vier Monaten dabei«, begann Theo. »Das heißt, ihr kennt die Beteiligten aus dem ersten Verfahren und wisst, wo ihr Platz ist. Staatsanwalt und Verteidiger sind dieselben. Mr. Duffy bleibt Mr. Duffy. Aber die Geschworenen haben gewechselt, und dann gibt es noch den neuen Augenzeugen, der im ersten Prozess nicht ausgesagt hat.«

»Schuldig!«, brüllte Woody ganz hinten im Raum. Andere stimmten mit ein.

»Also gut«, sagte Theo. »Stimmen wir ab. Wer hält Pete Duffy für schuldig?«

Vierzehn der sechzehn Schüler hoben ohne jedes Zögern die Hand. Nur Chase Whipple, das verrückte Genie, war wie immer anderer Meinung als die Mehrheit und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

Theo, der nicht abgestimmt hatte, war entsetzt. »Das ist doch lächerlich! Wie könnt ihr für schuldig stimmen, wenn die Verhandlung noch nicht einmal angefangen hat? Wir haben keine Zeugenaussagen gehört, wir wissen gar nichts. In unserem Rechtssystem gilt ein Angeklagter als unschuldig, solange seine Schuld nicht bewiesen ist. Wenn Pete Duffy heute Morgen den Verhandlungssaal betritt, ist er als unschuldig zu betrachten. Und das bleibt auch so, bis alle Zeugen ausgesagt haben und den Geschworenen sämtliche Beweise vorliegen. Schon mal was von der Unschuldsvermutung gehört?«

Mr. Mount stand in einer Ecke und beobachtete, wie Theo zu Hochform auflief. Es war keineswegs das erste Mal. Der Junge war ein Naturtalent, der Star des Debattierclubs der achten Klasse, für den Mr. Mount als Fachschaftsberater zuständig war.

Theo echauffierte sich immer noch über das vorschnelle Urteil seiner Klassenkameraden. »Es darf keine begründeten Zweifel an der Schuld des Angeklagten geben. Habt ihr das schon vergessen? Was ist bloß los mit euch!«

»Schuldig!«, brüllte Woody erneut, was ihm einige Lacher einbrachte.

Theo wusste, dass er auf verlorenem Posten stand. »Okay, okay«, sagte er. »Kann ich jetzt gehen?«

Die Glocke schrillte laut, und alle sechzehn Jungen rannten zur Tür. Theo schoss in den Gang und flitzte zum Sekretariat. Miss Gloria, die Schulsekretärin, telefonierte gerade. Sie mochte Theo, weil seine Mutter sie bei ihrer ersten Scheidung vertreten hatte. Außerdem hatte Theo sie einmal inoffiziell beraten, als ihr Bruder mit Alkohol am Steuer erwischt worden war. Kaum hatte sie Theo das gelbe Formular mit der von Mrs. Gladwell unterzeichneten Unterrichtsbefreiung ausgehändigt, da war er auch schon wieder weg. Die Uhr über ihrem Schreibtisch zeigte genau 8.47 Uhr.

Am Fahrradständer draußen an der Fahnenstange sperrte Theo seine Kette auf, schlang sie um den Lenker und trat kräftig in die Pedale. Wenn er sich an die Straßenverkehrsordnung hielt, brauchte er fünfzehn Minuten bis zum Gericht. Wenn er jedoch die üblichen Abkürzungen nahm, den einen oder anderen Fußweg nutzte, hie und da quer über ein Privatgrundstück fuhr und mindestens zwei Stoppschilder missachtete, konnte er es in etwa zehn Minuten schaffen. Heute hatte er keine Zeit zu verlieren. Er wusste, dass der Gerichtssaal bereits überfüllt sein würde. Nur mit viel Glück würde er überhaupt einen Sitzplatz bekommen.

Er flitzte einen Fußweg entlang, flog zweimal ein Stück durch die Luft und schoss durch einen Garten, dessen Besitzer ihm wohlbekannt war. Es handelte sich um einen unangenehmen Zeitgenossen, der Uniform trug und sich wie ein Polizeibeamter aufführte, obwohl er eigentlich nur Teilzeit-Wachmann war. Dieser Buck Boland (hinter seinem Rücken auch Buck Bolognese genannt) trieb sich gelegentlich im Gericht herum.

»Verschwinde, Junge!«, brüllte eine laute, wütende Stimme, als Theo durch den Garten raste und nach links abbog. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Mr. Boland einen Stein nach ihm warf, der ihn nur haarscharf verfehlte. Theo legte noch einen Zahn zu.

Das war knapp, dachte er. Vielleicht suchte er sich doch besser eine andere Route.

Neun Minuten, nachdem er die Schule verlassen hatte, hielt Theo mit quietschenden Reifen vor dem Gerichtsgebäude von Stratten County, kettete sein Rad in aller Eile am Fahrradständer an und stürzte ins Gebäude. Er sprintete die Prachttreppe hinauf und lief zu Richter Gantrys Sitzungssaal. Vor den schweren Türen standen die Zuschauer bereits Schlange. Die Scheinwerfer der Fernsehkameras tauchten die Menge in grelles Licht, und mehrere Gerichtsdiener versuchten mit grimmiger Miene, für Ordnung zu sorgen. Wenn Theo einen von ihnen nicht ausstehen konnte, dann war es ein gewisser Gossett, ein griesgrämiger alter Mann. Unglücklicherweise erwischte ihn genau dieser Gossett dabei, wie er sich durch die Wartenden schlängelte.

»Wo willst du denn hin, Theo?«, knurrte er ihn an.

Wohin wohl?, dachte Theo. Wohin will ich wohl,...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2013
Reihe/Serie Jugendbücher - Theo Boone
Übersetzer Imke Walsh-Araya
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Accused - Theodore Boone Book 3
Themenwelt Literatur
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 12 • Detektiv • eBooks • Jugendbuch • Justiz • Kinderkrimi • Kinderkrimi, Krimi, Detektiv, Justiz • Krimi • Young Adult
ISBN-10 3-641-10975-2 / 3641109752
ISBN-13 978-3-641-10975-2 / 9783641109752
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