Kollegen sind die Pest (eBook)
272 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30702-3 (ISBN)
Jochen Leffers, geboren 1965, machte eine kleine akademische Hafenrundfahrt in den Geisteswissenschaften und war Chefredakteur eines bundesweitenStudentenmagazins, bevor er zehn Jahre lang als freier Journalist arbeitete, für die Süddeutsche Zeitung, Die Woche, Die Zeit und viele andere. Bei SPIEGEL ONLINE baute er ab 2001 zunächst das UniSPIEGEL-, danndas SchulSPIEGEL-Ressort auf. Seit 2011 leitet er das neue Ressort KarriereSPIEGEL.
Jochen Leffers, geboren 1965, machte eine kleine akademische Hafenrundfahrt in den Geisteswissenschaften und war Chefredakteur eines bundesweitenStudentenmagazins, bevor er zehn Jahre lang als freier Journalist arbeitete, für die Süddeutsche Zeitung, Die Woche, Die Zeit und viele andere. Bei SPIEGEL ONLINE baute er ab 2001 zunächst das UniSPIEGEL-, dann das SchulSPIEGEL-Ressort auf. Seit 2011 leitet er das neue Ressort KarriereSPIEGEL.
Sekretärin, die jedes Spontangespräch durchkreuzt und keinen Besuch ohne Termin zum Chef vorlässt, selbst wenn seine Tür demonstrativ den ganzen Tag offen steht (siehe auch: → VoZiDra, → Zerberus, → Human Firewall).
Der Letzte macht das Licht aus, wenn eine Firma in die Pleite steuert. Bevor es so weit ist, rückt der Insolvenzverwalter an. Es ist eher kein Job für Dünnhäuter: Der Verwalter hat streng zu prüfen, ob das Unternehmen oder Teile davon noch lebensfähig sind; er kann es also verkaufen oder zerlegen, Verträge schließen und Mitarbeiter entlassen. Auch die gesamte Belegschaft auf einen Schlag. Darum sind Insolvenzverwalter gefürchtet. Ihnen eilt der Ruf des Pleitegeiers voraus – oder der einer Abrissbirne. Manche nennen so auch einfach den Behördenkollegen aus dem Baureferat.
Eigentlich eine Sympathiebekundung: Prinzessin Diana erhielt nach ihrem Tod den Beinamen »Königin der Herzen«, und zum »Meister der Herzen« wurde 2001 der FCSchalke04, dem Bayern München den Titel durch ein Last-Minute-Tor im letzten Saisonspiel gerade noch wegschnappte. In Unternehmen kann der Zusatz aber doppelbödig sein: entweder tatsächlich ein leicht verschleimtes Lob (»Herr Müller, Sie sind der Abteilungsleiter der Herzen!«) oder eine ironische Verunglimpfung besonders unbeliebter Abteilungsleiter.
Sekretärin mit sehr durchdringender Stimme (siehe auch: → Flüstertüte, → Goldkehlchen, → Vuvuzela).
An diesem Mitarbeiter prallt alles, vor allem Kritik, einfach wirkungslos ab.
Manche Chefs geben sich phasenweise so tatkräftig und leutselig, wie das in ihrer Position erwartet wird. Sie sind auch jederzeit in der Lage, persönliches Mitgefühl glaubwürdig vorzutäuschen. Dabei wirken sie aber wenig authentisch. Denn eigentlich brüten sie am liebsten in ihrem Einzelbüro bei verschlossener Tür über BWL-Tabellchen. Wer zu lange den Eindruck verbreitet, dass Gemitmenschel nur eine Last ist, wird hinter vorgehaltener Hand ALD geschimpft.
Nimmermüder Kollege, der nach der Arbeit einen Nachschlag braucht: Jeden Tag, jedes Wochenende, selbst im Urlaub schleppt er Unterlagen mit nach Hause und arbeitet in null Komma nix alle Vorgänge ab.
Kollege mit äußerst miserabler Handschrift.
Fußball-Fakten: Der weißrussische Fußballer Sergej Aleinikow spielte von 1984 bis 1992 in der sowjetischen Nationalmannschaft. Des schönen Namens wegen nennen auch Freizeitkicker mitunter Mitspieler so, die durch zu viele Alleingänge glänzen wollen. 2011 verpassten Bayern-Spieler dem holländischen Solodribbler Arjen Robben diesen Spitznamen (siehe auch: → One-Trick Pony). Im Büroleben ist »Aleinikow« ein Mitarbeiter, der auf Teams pfeift, Kollegen konsequent ignoriert und die Lorbeeren gemeinsamer Arbeit exklusiv ernten möchte.
Sicher kennen Sie Michael Steinbrecher. Diesen etwas öligen ZDF-Moderator aus dem »Aktuellen Sportstudio«, der so theatralisch gestikuliert wie einst Wim Thoelke selig und die fanbeschalten Zuschauer unermüdlich zu Applaus ermuntert (»Ja, Sie können jetzt klatschen«). Mit einiger Hingabe macht das Lockenwunder aus dem Ruhrgebiet den Torwandwart (»Ja, Sie können unseren Gast jetzt ruhig anfeuern«; bei Beinahe-Treffern: »Schade, der hat schon reingeguckt«). Und fast immer beendet er das traditionelle Torwandschießen mit den gleichen Worten: »Alles gegeben …!«
Allesgeber: In ganz normalen Unternehmen sind das Menschen, die ihren Arbeitseinsatz und Dauerstress jedem auch unaufgefordert unter die Nase reiben, um ihre Unverzichtbarkeit zu unterstreichen.
Verfügt über wenig bis gar kein fundiertes Wissen.
Pedanten sind selten beliebt. Ein Ameisentätowierer ist ein Kollege, der Kleinigkeiten – seien sie noch so unwichtig und beinahe unsichtbar – akribisch aufarbeitet. Ihm kann es nicht detailliert genug sein, stets hat er das letzte Wort (siehe auch: → Kirschkernschnitzer, → Moskito-Sezierer, → Penibilator, → Schnürsenkelbügler).
Verhält sich zum produktiven Sachbearbeiter wie Analog-Käse zu richtigem Käse.
Kollege mit einschläfernder Sprechweise, dem bei Vorträgen kein Umweg zu lang ist.
Hundebesitzer wissen gleich Bescheid: Erscheint scheuen Tieren eine Situation bedrohlich, versuchen sie zu entkommen oder schnappen zu. Meist ist das Verhaltensmuster Folge negativer Erfahrungen. Angstbeißerei kommt auch in der Arbeitswelt vor – wenn Kollegen oder Vorgesetzte hinter aggressivem Auftreten ihre Unsicherheit und Inkompetenz zu verbergen versuchen.
Angestellter mit viel Sitzfleisch und Geduld (siehe auch: → Lethargiestratege).
Kollege, der sich grundsätzlich nicht mit Kollegen abspricht und allein vor sich hinwurstelt, Sonderform des Büroautisten. Nicht zu verwechseln mit:
Kollege, der den ganzen Tag Luftschlösser baut oder Konzepte entwickelt, die eigentlich niemand braucht.
Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch – das befürchten Chefs und fahren nur sorgenvoll in Urlaub. Es sei denn, sie schalten vorher auf Autopilot. So lautet der Spitzname des Betriebsroutiniers, der schon seit so vielen Jahren dabei ist, dass sich keiner mehr die Arbeit ohne ihn vorstellen kann (siehe auch: → Methusalix). Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen. Der Autopilot vereint Stoizismus mit kraftsparender Effizienz, maximale Erfahrung mit minimalem Gestaltungswillen.
Größter Vorteil: Macht alles so wie immer.
Größter Nachteil: Macht einfach immer alles so wie immer.
Wenn ein Mitarbeiter völlig die Contenance verliert, wird es heikel. Ein Wort ergibt das andere – und das letzte haben dann oft Richter. Über verbale Attacken, Schmähungen oder Beleidigungen urteilen Deutschlands Arbeitsgerichte beinahe täglich. Und je nachdem, wie tief die Schimpfwörter fliegen, gerät schnell der Job in Gefahr. Abgemahnt, gefeuert, geklagt: ein Überblick über kuriose Urteile.
Heftig mit seinem Chef geriet ein Supermarktangestellter aneinander. Zuvor hatte der 57-Jährige behauptet, eine Kollegin sei an einem Diebstahl beteiligt gewesen; Zeugen konnte oder wollte er dafür aber nicht nennen. Der Boss forderte ihn auf, die Vorwürfe fallen zu lassen. Darauf antwortete der Mitarbeiter: »Herr B., Sie haben gar nichts mehr zu sagen, Ihre Zeit ist abgelaufen.« Für den Arbeitgeber war das Betriebsklima damit vergiftet, eine vernünftige Zusammenarbeit nicht mehr möglich. Ohne vorherige Abmahnung bekam der Mitarbeiter erst eine außerordentliche, dann eine fristgerechte Kündigung.
Zu Recht, urteilte das Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz: »Im groben Maße unsachliche Angriffe, die zur Untergrabung der Position von Vorgesetzten führen können, muss der Arbeitgeber nicht hinnehmen.« Obwohl der Angestellte nicht provoziert worden sei, habe er den Chef beleidigt – und sich dabei bewusst sein müssen, dass er seinen Arbeitsplatz aufs Spiel setze.
In einem besonders krassen Fall ließ dasselbe Gericht einen Angestellten am Ende mit einer Abmahnung davonkommen – obwohl er seinen Boss als »Wichser« und die Firmenleitung als »Arschlöcher« beschimpft hatte. Nach einer Krankmeldung war der Streit zwischen einem Lageristen und dem Marktleiter eskaliert. »Wenn Sie schlechte Laune haben, dann wichsen Sie mich nicht von der Seite an«, schrie der 35-Jährige ihn am Telefon an. Andere Mitarbeiterinnen waren dabei, als er danach auch noch brüllte: »Der Wichser, der hat sie doch nicht mehr alle«, und: »Dann sollen die Arschlöcher mich doch rauswerfen«. Der Arbeitgeber reagierte mit einer außerordentlichen Kündigung, auch der Betriebsrat stimmte zu.
Dennoch klagte der Lagerist erfolgreich gegen den Rauswurf. Er fühlte sich durch den Chef provoziert – und so sahen es auch die Mainzer Richter: Was der Mitarbeiter falsch gemacht haben soll, als er die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sofort nach einem Arztbesuch einreichte, fanden die Richter ebenfalls »absolut nicht nachvollziehbar«. Es handle sich zwar um üble Beleidigungen, die aber wegen der »emotionalen Ausnahmesituation« in einem »weniger strengen Licht zu sehen« seien....
Erscheint lt. Verlag | 9.3.2013 |
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Illustrationen | Leo Leowald |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Schulbuch / Wörterbuch ► Lexikon / Chroniken |
Technik | |
Schlagworte | Arbeit • Berufsalltag • Berufsleben • Jochen Leffers • Kollegen • Lästern • Lexikon • Sammlung • Spiegel Online • spon |
ISBN-10 | 3-462-30702-9 / 3462307029 |
ISBN-13 | 978-3-462-30702-3 / 9783462307023 |
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