Mädchengrab - Inspector Rebus 18 (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2013 | 1. Auflage
544 Seiten
Manhattan (Verlag)
978-3-641-09564-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mädchengrab - Inspector Rebus 18 -  Ian Rankin
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John Rebus ist zurück! Und steht vor seiner bislang größten Herausforderung
Sein neuer Arbeitsplatz: die 'Cold Case'-Abteilung in Edinburgh. Doch so leicht lässt sich John Rebus, Detective Inspector a.D., nicht ausmustern. Als ein Mädchen aus Edinburgh vermisst wird und sich eine Verbindung zwischen dem aktuellen und mehreren Uralt-Vermisstenfällen andeutet, verlässt sich Rebus für seine Ermittlungen auf die Hilfe seiner ehemaligen Kollegin Siobhan Clarke. Und gefährdet durch seine unorthodoxen Methoden prompt ihre Karriere. Doch dann bestätigt ein schockierender Fund seine schlimmsten Befürchtungen ...

Ian Rankin, geboren 1960, ist Großbritanniens führender Krimiautor. Seine Romane sind seit Jahren fester Bestandteil der internationalen Bestsellerlisten. Er wurde mit dem Order of the British Empire geehrt, außerdem erhielt er den British Book Award und zahlreiche andere renommierte Preise. Er lebt in Edinburgh.

2

»Hey, warte«, sagte Rebus und stieg aus dem Wagen.

»Was ist los?« Detective Inspector Siobhan Clarke neigte den Kopf in Richtung des Gebäudes, aus dem sie gerade gekommen war. »Halten dich schlechte Erinnerungen davon ab reinzukommen?«

Rebus betrachtete einen Moment lang die triste Fassade der zweistöckigen Polizeiwache am Gayfield Square. »Bin gerade erst gekommen«, behauptete er, obwohl er tatsächlich bereits gut vier oder fünf Minuten in seinem Saab gesessen und am Lenkrad herumgespielt hatte.

»Sieht aus, als hättest du Pause.«

»Gut kombiniert.« Sie lächelte und machte ein paar Schritte auf ihn zu, gab ihm ein Küsschen auf die Wange. »Wie ist es dir ergangen?«

»Mir? Ich lebe in Saus und Braus.«

»Du meinst, du ergibst dich dem Nikotin und dem Alkohol?«

Rebus zuckte mit den Schultern, erwiderte ihr Lächeln, schwieg aber.

»Um deine Frage zu beantworten«, sagte sie, »ich bin auf ein spätes Mittagessen aus. Im Leith Walk gibt es einen Imbiss, wo ich meistens hingehe.«

»Falls du mich bittest, dich zu begleiten, dann nur unter gewissen Bedingungen.«

»Und welche wären das?«

»Keine Chips mit Speckgeschmack und keine Krabben.«

Sie dachte einen Augenblick nach. »Könnte ein Dealbreaker sein.« Dann gestikulierte sie Richtung Saab. »Wenn du den hier stehen lässt, kriegst du einen Strafzettel, auf der anderen Straßenseite gibt’s gebührenpflichtige Parkplätze.«

»Für eins achtzig die Stunde? Ich bin Rentner, schon vergessen?«

»Willst du nachsehen, ob auf dem Parkplatz was frei ist?«

»Ich liebe die Gefahr.«

»Dies ist ein Stellplatz für Streifenwagen – ich hab schon gesehen, wie Zivilfahrzeuge abgeschleppt wurden.« Sie drehte sich um und ging die Stufen wieder hinauf, bat ihn, eine Minute zu warten. Er merkte, dass sein Herz schneller schlug als gewöhnlich, und legte eine Hand darauf. Sie hatte recht, ihm war wirklich nicht danach, seine alte Wache zu betreten – dort hatte er bis zu seiner Pensionierung mit ihr gearbeitet. Ein halbes Leben als Polizist, und plötzlich hatte anscheinend niemand mehr Verwendung für einen. Er dachte wieder an den Friedhof und an Jimmy Wallace’ Grab, und unwillkürlich schauderte es ihn. Dann schwang die Tür vor ihm auf, und Clarke winkte mit etwas. Es war ein rechteckiges Schild mit der Aufschrift POLIZEI IM EINSATZ.

»Im Notfall steckst du das hinter die Windschutzscheibe«, erklärte sie. Er schloss den Saab auf und legte das Schild hinein. »Und im Gegenzug«, setzte sie hinzu, »lädst du mich jetzt auf eine Ofenkartoffel ein …«

Und zwar nicht irgendeine, sondern eine Ofenkartoffel mit Hüttenkäse und Ananas. Die Ausstattung des Ladens beschränkte sich auf klebrige Resopaltische und Plastikbesteck. Außerdem gab es Pappbecher für Tee, die Bändchen der Beutel hingen einfach über den Rand.

»Elegant«, sagte Rebus, fischte seinen Teebeutel heraus und legte ihn auf die dünnste Papierserviette, die er je gesehen hatte.

»Isst du nichts?«, fragte Clarke, die gekonnt ihre Kartoffel anschnitt.

»Zu viel zu tun, Siobhan.«

»Gefällt dir das Leben als Archäologe noch?«

»Gibt schlimmere Jobs da draußen.«

»Zweifellos.«

»Was ist mit dir? Zufrieden mit der Beförderung?«

»Das Arbeitspensum wird mit höherem Dienstgrad nicht gerade geringer.«

»Aber du hast ihn dir verdient.«

Das wollte sie nicht leugnen. Stattdessen nahm sie einen Schluck Tee und schaufelte Hüttenkäse auf ihre Gabel. Rebus versuchte sich zu erinnern, wie viele Jahre sie zusammengearbeitet hatten – genau betrachtet waren es gar nicht so viele gewesen. Heutzutage sahen sie sich nicht mehr annähernd so häufig. Sie hatte einen »Freund« in Newcastle. An den Wochenenden war sie oft dort unten. Und dann gab es da noch die paarmal, als sie ihn angerufen oder ihm eine SMS geschickt hatte und er sich unter einem Vorwand vor einem Treffen gedrückt hatte, dabei wusste er nicht mal, warum – auch nicht in dem Moment, in dem er ihr die Absage geschickt hatte.

»Du kannst es nicht ewig vor dir herschieben, weißt du«, sagte sie jetzt und fuchtelte mit der Gabel vor seiner Nase herum.

»Was?«

»Du willst mich doch um einen Gefallen bitten.«

»Was für ein Gefallen soll das sein? Kann ein alter Freund nicht einfach nur mal so zum Quatschen vorbeikommen?«

Sie hielt seinem Blick stand und kaute.

»Na gut«, räumte er ein. »Es geht um die Frau, die heute Morgen bei dir war.«

»Sally Hazlitt?«

»Sally ist die Tochter«, korrigierte er sie. »Du hast mit Nina gesprochen.«

»Und danach ist sie direkt zu dir? Woher hat sie das gewusst?«

»Was gewusst?«

»Dass wir mal Kollegen waren.«

Eine Sekunde lang dachte er, sie wollte »Freunde« sagen. Aber nichts dergleichen. Sie hatte sich für »Kollegen« entschieden, genau wie sie zuvor »Zivilfahrzeug« gesagt hatte.

»Das hat sie nicht gewusst. Sie wollte zu einem DI Magrath, der früher die SCRU geleitet hat.«

»Um sich an seiner Schulter auszuheulen?«, vermutete Clarke.

»Ihre Tochter ist seit zwölf Jahren spurlos verschwunden.«

Clarke sah sich in dem voll besetzten Imbiss um, wollte sichergehen, dass niemand mithörte, senkte dann trotzdem ihre Stimme. »Wir wissen beide, dass sie längst drüber weg sein müsste. Vielleicht ist es dafür aber auch schon zu spät, in dem Fall braucht sie eher eine Therapie als uns.«

Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Clarke schien das Interesse an ihrem Essen verloren zu haben. Rebus nickte Richtung Teller.

»Hat mich zwei fünfundneunzig gekostet«, beklagte er sich. Dann: »Sie war wohl der Ansicht, du hättest sie zu schnell abgebügelt.«

»Verzeih mir, wenn ich um halb neun Uhr morgens nicht immer die reine Liebenswürdigkeit bin.«

»Aber hast du sie angehört?«

»Natürlich.«

»Und?«

»Und was?«

Rebus ließ die Stille einen Augenblick in der Luft hängen. Draußen auf dem Gehweg eilten Menschen vorbei. Er war davon überzeugt, dass jeder von ihnen eine eigene Geschichte zu erzählen hatte, aber einen verständnisvollen Zuhörer zu finden war nicht immer einfach.

»Also, wie steht’s mit den Ermittlungen?«, fragte er schließlich.

»Welchen?«

»Im Fall des vermissten Mädchens. Ich dachte, darüber hat sie mit dir gesprochen.«

»Sie hat am Empfang angegeben, sie habe Informationen.« Clarke griff in ihre Jacke und zog ein Notizbuch hervor, blätterte es auf der entsprechenden Seite auf. »Sally Hazlitt«, las sie, »Brigid Young, Zoe Beddows. Aviemore, Strathpeffer, Auchterarder, 1999, 2002, 2008.« Sie klappte das Buch wieder zu. »Du weißt genauso gut wie ich, dass das verdammt dünn ist.«

»Anders als die Schale der Kartoffel da«, erwiderte Rebus. »Und ja, ich gebe dir recht, das ist verdammt dünn – erst mal jedenfalls. Also erzähl mir von dem jüngsten Neuzugang.«

Clarke schüttelte den Kopf. »Nicht wenn du so darüber denkst.«

»Na gut, nicht ›Neuzugang‹, sondern Vermisste.«

»Sie ist seit drei Tagen verschwunden, was bedeutet, dass immer noch die Möglichkeit besteht, dass sie einfach nach Hause spaziert und sich wundert, was die ganze Aufregung soll.« Clarke stand auf und ging zum Tresen, kehrte nur wenige Augenblicke später mit einer Frühausgabe der Evening News zurück. Das Foto war auf Seite fünf. Es zeigte ein mürrisch dreinblickendes Mädchen von fünfzehn Jahren mit langen schwarzen Haaren und einem Pony, der ihr in die Augen hing.

»Annette McKie«, fuhr Clarke fort, »von ihren Freunden ›Zelda‹ genannt – nach dem Computerspiel.« Sie sah das Gesicht, das Rebus machte. »Heutzutage spielen die Leute Computerspiele; man muss nicht mehr ins Pub gehen und Geld in eine Maschine stecken.«

»Gemein warst du schon immer«, nuschelte er und widmete sich wieder der Lektüre.

»Sie hat den Bus nach Inverness genommen, wollte auf eine Party«, fuhr Clarke fort. »Sie hatte jemanden online kennengelernt, der sie eingeladen hat. Wir haben das überprüft, es kommt hin. Dann hat sie dem Fahrer gesagt, ihr sei schlecht, also hat er an einer Tankstelle in Pitlochry gehalten und sie aussteigen lassen. Zwei Stunden später wäre der nächste Bus gekommen, aber sie meinte zum Fahrer, sie wolle trampen.«

»In Inverness ist sie nie angekommen«, sagte Rebus und betrachtete erneut das Foto. Trotzig: War das die richtige Umschreibung? Das Foto wirkte gestellt, als kopierte das Mädchen einen Look und einen Stil, die ihr eigentlich fremd waren. »Wie sieht’s mit dem Familienleben aus?«, fragte er.

»Nicht besonders rosig. Sie hat die Schule geschwänzt, Drogen genommen. Die Eltern haben sich getrennt. Der Vater lebt in Australien, die Mutter mit Annettes drei Brüdern in Lochend.«

Rebus kannte Lochend: alles andere als ein schönes Viertel, aber die Adresse in Edinburgh erklärte, warum Clarke damit zu tun hatte. Er beendete die Lektüre des Artikels, ließ die Zeitung aber aufgeschlagen auf dem Tisch liegen. »Nichts auf ihrem Handy?«

»Nur ein Foto, das sie einem Bekannten geschickt hat.«

»Was für ein Foto?«

»Hügel … Felder. Wahrscheinlich am Stadtrand von Pitlochry...

Erscheint lt. Verlag 11.3.2013
Reihe/Serie Ein Inspector-Rebus-Roman
Übersetzer Conny Lösch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Standing in Another Man's Grave
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cafferty • Cold Case • eBooks • Edinburgh • Grab • John Rebus • John Rebus, Schottland, Siobhan Clarke, Edinburgh , Cold Case, Grab, Nummer-1-Bestseller, Platz 1 der britischen Bestsellerliste, Platz 1 in Großbritannien • John Rebus, Schottland, Siobhan Clarke, Edinburgh, Cold Case, Grab, Nummer-1-Bestseller, Platz 1 der britischen Bestsellerliste, Platz 1 in Großbritannien • Krimi • Krimibestenliste • Kriminalromane • Krimis • KrimiZEIT-Bestenliste • Mordserie • Platz 1 in Großbritannien • Schottland • Siobhan Clarke • spiegel bestseller
ISBN-10 3-641-09564-6 / 3641095646
ISBN-13 978-3-641-09564-2 / 9783641095642
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