Die Ungehorsamsstrafe in der Strafprozesspraxis des frühen 19. Jahrhunderts. -  Natalie Knapp

Die Ungehorsamsstrafe in der Strafprozesspraxis des frühen 19. Jahrhunderts. (eBook)

Eine Untersuchung anhand ausgewählter Staaten.
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2011 | 1. Auflage
184 Seiten
Duncker & Humblot GmbH (Verlag)
978-3-428-53714-3 (ISBN)
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Welche Bedeutung kam der Ungehorsamsstrafe im Zeitraum zwischen Abschaffung der Folter und Reformierung des deutschen Strafprozesses zu? Zeitgenössische Lehrbücher und Normierungen definieren die Ungehorsamsstrafe als Vergeltungsmittel bei Verweigerung einer Antwort im Gegensatz zur Folter als Erpressungsmittel. Zeitgenössische Strafprozessrechtswissenschaftler verteidigen die Ungehorsamsstrafe als funktionales Surrogat der Folter im Interesse des staatlichen Wahrheitsanspruchs oder kritisieren sie wegen ihrer Nähe zur Folter. Bei der Untersuchung von Verhörprotokollen fort- und rückschrittlicher Staaten zeigt sich eine erhebliche Diskrepanz zwischen den intensiven zeitgenössischen strafprozessrechtswissenschaftlichen Debatten und der nur etwa zu einem Hundertstel in den Akten nachvollziehbaren Anwendung der Ungehorsamsstrafe. Monokausale Erklärungsansätze zum Phänomen Ungehorsamsstrafe verbieten sich. Die Ideen reichen von der Beibehaltung des überkommenen Inquisitionsverfahrens, einer Manipulation der Protokolle, gütlichen Verhörmethoden bis zur Anwendung einer polizeilichen Folter. Doch nur vor dem Hintergrund sowohl fortschrittlicher strafprozessrechtlicher Entwicklungen als auch bestehender Rückstände im Strafverfahren des frühen 19. Jahrhunderts ist ein Deutungsversuch zur Rolle der Ungehorsamsstrafe möglich, wenn auch nicht vollständig nachweisbar.

Geboren am 12.12.1983 in Paderborn machte Natalie Knapp im Juni 2003 ihr Abitur, ehe sie im Oktober 2003 das Studium der Rechtswissenschaften und die Fachspezifische Fremdsprachenausbildung im amerikanischen Recht an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster begann. Von 2004 bis 2007 folgten eine Tätigkeit als studentische Hilfskraft am Institut für Rechtsgeschichte, der Abschluss der Fremdsprachenausbildung sowie studiumsbegleitende Praktika und Auslandsaufenthalte. Im Juli 2008 erlangte Natalie Knapp ihr Erstes Staatsexamen und begann mit einem von der VW-Stiftung geförderten Promotionsstudium, das sie im Februar 2011 mit der Arbeit 'Die Ungehorsamsstrafe in der Strafprozesspraxis des frühen 19. Jahrhunderts' abschloss. Seit März 2011 ist Natalie Knapp Rechtsreferendarin beim Oberlandesgericht Frankfurt am Main und wird ihr Zweites Staatsexamen voraussichtlich im Frühjahr 2013 ablegen.

Vorwort 6
Inhaltsverzeichnis 8
Abkürzungsverzeichnis 13
A. Einleitung 16
I. Fragestellung 16
II. Forschungsstand 19
III. Methode 21
1. Untersuchung zeitgenössischer strafprozessrechtswissenschaftlicher Literatur 22
2. Untersuchung der Strafprozesspraxis ausgewählter Staaten 23
a) Auswahl der Staaten 24
b) Auswahl der Delikte 25
aa) Verfahrensart 26
bb) Deliktsart 27
B. Die Ungehorsamsstrafe 29
I. Definition 29
II. Herkunft und Entwicklung 36
1. Der mittelalterliche Inquisitionsprozess 36
2. Die Rezeption des kanonisch-italienischen Verfahrens: Die Constitutio Criminalis Carolina 36
3. Der gemeine Inquisitionsprozess in seiner Entwicklung bis zum reformierten Verfahren 38
C. Die Ungehorsamsstrafe in der zeitgenössischen Strafprozessrechtstheorie 40
I. Befürworter der Ungehorsamsstrafe 40
1. Notwendiges Mittel zur Auskunftserlangung 40
2. Sicherung des staatlichen Wahrheitsanspruchs 42
II. Kritiker der Ungehorsamsstrafe 46
1. Fehlende Rechtsgrundlage 46
2. Verletzung der Rechte des Angeklagten 47
3. Foltersurrogat 51
III. Zwischenergebnis 54
D. Die Ungehorsamsstrafe in der Strafprozesspraxis 55
I. Untersuchung von Verhörprotokollen ausgewählter Staaten 55
1. Fürstbistum Paderborn 56
a) Staat und Verfassung 56
b) Strafprozessrecht 56
c) Archivbestände 57
d) Auswertung 57
2. Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 57
a) Staat und Verfassung 57
b) Strafprozessrecht 58
c) Archivbestände 59
d) Auswertung 60
3. Freie Reichsstadt Frankfurt 60
a) Staat und Verfassung 60
b) Strafprozessrecht 61
c) Archivbestände 62
d) Auswertung 62
4. Großherzogtum Baden 63
a) Staat und Verfassung 63
b) Strafprozessrecht 63
c) Archivbestände 66
d) Auswertung 66
5. Großherzogtum Oldenburg 67
a) Staat und Verfassung 67
b) Strafprozessrecht 68
c) Archivbestände 70
d) Auswertung 70
6. Königreich Preußen 70
a) Staat und Verfassung 70
b) Strafprozessrecht 71
c) Archivbestände 73
aa) Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Magdeburg 75
bb) Thüringisches Staatsarchiv Gotha 76
cc) Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen 76
d) Auswertung 76
7. Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha 77
a) Staat und Verfassung 77
b) Strafprozessrecht 78
c) Archivbestände 79
d) Auswertung 80
II. Untersuchung ausgewählter zeitgenössischer Fallschilderungen 80
III. Zwischenergebnis 84
E. Erklärungen zur geringen Bedeutung der Ungehorsamsstrafe in der Strafprozesspraxis des frühen 19. Jahrhunderts 86
I. Beibehaltung des überkommenen Inquisitionsverfahrens 87
1. Charakteristische Bestandteile des Inquisitionsprozesses 88
a) Wahrheitserforschungsmittel 88
b) Mittel der Prozessbeendigung 90
2. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis 91
3. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen 93
4. Zusammenfassung 95
II. Unbekannte Verfahrensmethode 95
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis 96
2. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen 97
3. Zusammenfassung 98
III. Manipulation der Protokolle 98
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis 99
2. Weiterführende strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen und Erwägungen 105
a) Normative Vorgaben zur Protokollführung 105
b) Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen 108
c) Beweggründe etwaiger Manipulationen 109
d) Praktikabilität von Manipulationen 110
3. Zusammenfassung 111
IV. Drohwirkung der Ungehorsamsstrafe 112
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis 113
2. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen 114
3. Zusammenfassung 116
V. Gütliche Verhörmethoden 117
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis 118
2. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen 120
3. Zusammenfassung 123
VI. Geistige Folter 124
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis 127
2. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen 130
3. Zusammenfassung 132
VII. Etablierung des Indizienbeweises 133
1. Verifizierbarkeit des Erklärungsmodells anhand der Strafprozesspraxis 134
2. Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen 138
3. Zusammenfassung 140
VIII. Die Ungehorsamsstrafe als polizeiliche Folter zu Ermittlungs- und Disziplinierungszwecken 140
1. Die polizeiliche Folter zu Ermittlungszwecken 143
a) Auswertung der Strafprozesspraxis 144
b) Ergänzende zeitgenössische strafprozessrechtswissenschaftliche Quellen 148
2. Die polizeiliche Folter zur Erziehung und Disziplinierung 149
3. Zusammenfassung 150
F. Fazit 153
Quellen- und Literaturverzeichnis 155
Sachwortregister 184

Erscheint lt. Verlag 9.11.2011
Reihe/Serie Schriften zur Rechtsgeschichte
Zusatzinfo 184 S.
Sprache deutsch
Themenwelt Recht / Steuern Öffentliches Recht Verfassungsrecht
Recht / Steuern Strafrecht
Schlagworte Folter • Inquisitionsprozess • Reformierter Strafprozess • Ungehorsamsstrafe
ISBN-10 3-428-53714-9 / 3428537149
ISBN-13 978-3-428-53714-3 / 9783428537143
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