Ostfriesenmoor (eBook)

Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen
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2013 | 1. Auflage
512 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-401043-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ostfriesenmoor -  Klaus-Peter Wolf
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An dieser Küste ist das Verbrechen zu Hause Ann Kathrin Klaasens siebter Fall führt sie ins Uplengener Moor Idyllisch und unendlich weit erstreckt sich das grüne Land hinter dem Deich. Niemand vermutet hier Böses. Doch jetzt liegt eine Leiche im Moor. Der Mörder hat geschickt mit Hilfe eines Metalldrahtes einen menschlichen Körper nachgeformt und darüber die Haut gespannt. Wer tut so etwas? Und vor allem: Wer kann so etwas? Dann wird in Norddeich ein Kind entführt. Hat der Moor-Mörder ein neues Opfer gefunden?

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Holger Bloem beobachtete das Kranichpärchen durch das Teleobjektiv seiner analogen Canon. Ruhig hielt er das schwere Teleobjektiv mit dem Lederhandgriff.

Ein brütendes Graukranichpärchen im Uplengener Moor. Das ist eine ornithologische Sensation, dachte er und drückte auf den Auslöser.

Der Diafilm surrte in der Kamera.

Der große Vogel reckte den langen Hals und sah sich nervös um. Die federlose rote Kopfplatte schwoll an.

Holger Bloem war noch gut hundertfünfzig Meter von den Tieren entfernt. Er fragte sich, ob sie das Geräusch gehört hatten. Einerseits war er froh, diese Bilder mit seiner alten Kamera schießen zu können, andererseits war das nicht ganz lautlos.

Er konnte Männchen und Weibchen nicht voneinander unterscheiden. Beide Tiere bauten am Nest und, wenn er sich in den letzten Stunden nicht getäuscht hatte, brüteten sie auch abwechselnd.

Ein Schwarm Schnepfenvögel rauschte vom Ufer des Lengener Meeres ins Wasser. Es kam ihm so vor, als ob die Tiere mit den langen Schnäbeln vor etwas fliehen würden. Aber er ließ sich nicht ablenken und konzentrierte sich auf die Kraniche, die sich jetzt gegenseitig die Federn putzten.

Holger Bloem hatte ein paar hervorragende Aufnahmen gemacht. Er stellte sich bereits vor, wie sie im »Ostfriesland-Magazin« wirken würden, und fragte sich, ob er schreiben sollte, wo genau er die Tiere beobachtet hatte. Oder musste er befürchten, damit einen Besucherstrom auszulösen, der die scheuen Vögel vertreiben würde?

Er suchte nach dem ersten Satz.

In vielen Kulturen galten Kraniche als Botschafter des Friedens und des Glücks.

Wieder reckte ein Tier den Kopf hoch, und Holger Bloem fühlte sich von den roten Augen geradezu erwischt. Es war ein zorniger, stechender Blick, der gar nicht zu dem anmutigen Vogel passte, der sich so liebevoll um seine Brut kümmerte.

Ich werde eine ganze Serie über Moore in Ostfriesland schreiben, dachte er. Allein dieser Hochmoorsee hier ist eine eigene Reportage wert. Ein Vogelparadies.

Er versuchte jetzt, geräuschlos in eine erhöhte Position zu kommen. Ohne die Tiere aufzuschrecken, wollte er einen Blick in ihr Nest ermöglichen. Da war Gestrüpp im Weg, das vor dem Nest aus dem Wasser ragte.

Bloem veränderte den Blickwinkel, aber immer waren diese blöden Äste vor den Kranichen im Bild.

Ganz so, als wollte er sich auf dem Foto nicht verdecken lassen, pickte ein Kranich jetzt nach einem der Äste und zerrte ihn aus dem Wasser.

Braves Tier, dachte Holger Bloem und fotografierte. Doch der Kranich zog mit dem Ast noch mehr hoch. Da hing etwas dran. Es war schwer.

Holger Bloem nahm ein paar Schnappschüsse mit, dann lief ihm ein Schauer über den Rücken.

Es musste ein Irrtum sein. Eine Spiegelung des Wassers. Eine optische Täuschung.

Der Vogel zerrte zweimal voller Wut, dann ließ er den Ast ins Meer zurückplatschen, und Holger Bloem blieb mit dem Gefühl zurück, eine menschliche Hand gesehen zu haben und einen Arm bis zum Ellenbogen.

Jetzt bereute er, die Szene nicht mit seiner Digitalkamera fotografiert zu haben. Dann hätte er sich einfach das letzte Bild im Display anschauen können. Aber so musste erst ein Diafilm entwickelt werden.

Er zögerte. Sollte er warten, ob der Vogel sein Glück noch einmal versuchen würde?

Es war Wasser in Holger Bloems Schuhe gekommen. Er überlegte die nächsten Schritte. Er konnte jetzt schlecht in die Redaktion nach Norden zurückfahren. Dort konnten zwar Schwarzweißfilme rasch entwickelt werden, aber die Diafilme erforderten mehr Aufwand und wurden normalerweise zu CEWE-Color nach Oldenburg geschickt. Das war nur ein Katzensprung von hier aus, wenn er Gas gab, keine fünfzehn Minuten.

Er pirschte rückwärts. Noch im Auto fragte er sich: Habe ich eine Moorleiche entdeckt oder nur eine seltsam geformte Astgabel gesehen?

Über ihm verdeckte eine Wolke die Sonne. Sie sah aus wie ein lachendes Kindergesicht mit aufgeblähten Wangen.

Manchmal, dachte Holger Bloem, treibt die Natur Späße mit uns. Aber das flaue Gefühl im Magen sagte ihm, dass er es hier nicht mit einem solchen Schabernack der Natur zu tun hatte, sondern am Beginn einer grausamen, nur zu realen Entdeckung stand.

Ann Kathrin Klaasen saß in Aggis Huus in Neßmersiel auf dem Sofa. Sie hatte sich mächtig über den Zaun geärgert, mit dem der freie Zugang zum Meer versperrt worden war. Sie wollte keinen Eintritt bezahlen, um an der Nordsee zu stehen, aber es ging ihr nicht so sehr ums Geld, sondern niemand hatte das Recht, der Landschaft durch solche Zäune den Zauber zu nehmen. Gerade erst war sie aus Dornumersiel wutentbrannt abgefahren, weil dort auch so ein Ding die Landschaft verschandelte.

Um etwas gegen den Frust zu tun, hatte sie sich einen Windbeutel bestellt, die Spezialität hier, mit viel Sahne und Eierlikör eine kalorienhaltige Köstlichkeit. Jetzt stand dieser Windbeutel vor ihr und war so gigantisch, dass der Name Sturmsack wohl besser dazu gepasst hätte.

Sie konnte sich nicht vorstellen, dieses Ding allein zu verdrücken, gab sich aber Mühe und genoss dabei jeden Bissen. Eigentlich trank Ann Kathrin nicht gern Tee, sondern viel lieber Kaffee, doch hier bestellte sie sich immer wieder gern einen Sanddorntee. Das tat sie auch jetzt. Allein der Duft stimmte sie friedlich.

Der Mann am Tisch gegenüber stand auf. Er hatte gut fünfzehn Kilo zu viel und schob seinen Bierbauch in Ann Kathrins Nähe. Er bewunderte ein T-Shirt vom FC St. Pauli an der Wand, auf dem offensichtlich die ganze Mannschaft unterschrieben hatte.

»Entschuldigen Sie, junge Frau«, sagte er, »ich bin auch St.-Pauli-Fan, und da wundert man sich doch, hier so ein T-Shirt zu finden.«

Ann Kathrin nickte nur und versuchte, sich wieder in ihr Buch zu vertiefen. Ein Spaziergang am Meer, um schließlich in Aggis Huus herumzusitzen, einen Tee zu trinken und ein gutes Buch zu lesen, so stellte sie sich einen entspannenden Nachmittag vor.

»Ich habe Sie vorhin schon gesehen«, sagte der Mann. »Sie haben auch keinen Eintritt zahlen wollen. Weder hier noch in Dornumersiel.«

Ann Kathrin nickte wieder und schaute in ihr Buch.

»Wenn ich Urlaub mache, will ich mich nicht fühlen wie beim Hofgang in einer Justizvollzugsanstalt«, lästerte der Mann. »Da muss es einen grundsätzlichen Unterschied geben, und das haben die scheinbar hier vergessen. Wir werden abreisen.«

»In Norddeich gibt es so einen Quatsch noch nicht«, sagte Ann Kathrin.

Der Mann drehte sich um und rief jetzt viel lauter als notwendig zu seiner Frau: »Hast du gehört? In Norddeich ist das anders. Sollen wir da hinfahren?«

»Ich hab’s gehört, Wilhelm. Ich bin doch nicht schwerhörig. Jetzt lass die Dame in Ruhe, du siehst doch, sie will lesen.«

»Ja und? Ich stör sie doch nicht!«

Ann Kathrin nahm einen Schluck Tee und hob ihr Buch höher, um dem St.-Pauli-Fan zu zeigen, dass sie tatsächlich etwas anderes vorhatte, als sich mit ihm zu unterhalten.

»Was lesen Sie denn da? Ist das ein Kinderbuch? Da ist ja eine Pusteblume drauf.«

Ann Kathrin stöhnte. »Das Buch heißt: Lass los, was deine Seele belastet. Rita Pohle hat es geschrieben. Ich würde es jetzt gerne weiterlesen.«

»Siehst du! Nun lass die Dame doch in Ruhe! Komm, setz dich wieder hierhin.«

»Jetzt sei mal ruhig, Sieglinde, wir unterhalten uns gerade.«

»Nein«, sagte Ann Kathrin, »wir unterhalten uns nicht. Sie reden. Ich möchte lesen.«

Falls Sie unter chronischem Zeitmangel leiden, sich fremdbestimmt oder als Opfer Ihrer Aktivitäten fühlen, sollten Sie Ihre Zeit selbst in die Hand nehmen!

Genau wegen dieses Satzes hatte sie das Buch gekauft.

Obwohl der Mann immer noch vor ihr stand und versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln, aß sie tapfer ihren Windbeutel und las dabei:

Fragen Sie sich bei jedem neuen Termin: Muss der unbedingt sein? Lassen Sie auf keinen Fall zu, dass andere über Ihre Zeit verfügen und Sie verplanen. Enttarnen Sie Zeiträuber, egal, ob menschlicher oder organisatorischer Natur, und meiden Sie sie.

Ann Kathrin blickte vom Buch auf und sah dem Mann jetzt hart ins Gesicht. Ja, das war genau so ein Zeiträuber.

Sie wollte ihn jetzt einfach wegschicken. Sie suchte noch nach einem Satz, der nicht allzu verletzend für ihn wäre, da heulte ihr Handy los wie ein einsamer Seehund auf der Sandbank bei Ebbe.

»Hör mal, Sieglinde«, rief Wilhelm, »ihr Handy klingt wie ein Seehund! Das ist ja originell!«

Ann Kathrin kannte die Nummer im Display nicht. Es war kein beruflicher Anruf, aber noch bevor sie das Gespräch annahm, hatte sie ein schlechtes Gewissen ihrer Mutter gegenüber. Wann hatte sie sie zum letzten Mal angerufen? Wann zum letzten Mal besucht?

Später würde sie oft über diesen Moment nachdenken. Sie wusste, dass es um ihre Mutter ging, noch bevor sie die Stimme der Krankenschwester hörte.

»Mein Name ist Jutta Schnitger von der Ubbo-Emmius-Klinik in Norden. Spreche ich mit Ann Kathrin Klaasen?«

»Ja, das bin ich.«

»Frau Klaasen, ich habe Ihre Telefonnummer in der Handtasche Ihrer Mutter gefunden. Ihre Mutter ist bei uns.«

Ann Kathrins Puls war sofort auf hundert, und ihr Blutdruck schoss auf einhundertsechzig zu neunzig. Es brummte so sehr in ihren Ohren, dass sie Mühe hatte, die Frau am Handy zu verstehen.

»Ihre Mutter hatte einen Schlaganfall. Sie liegt auf Station 12, Zimmer 1.«

»Kann ich sie sprechen?«

»Ich fürchte, das geht nicht, Frau Klaasen. Besser, Sie kommen und machen sich selbst ein Bild von der...

Erscheint lt. Verlag 21.2.2013
Reihe/Serie Ann Kathrin Klaasen ermittelt
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Ann Kathrin Klaasen • Aurich • Aurich/Norden • Café Ten Cate • Frank Weller • Leichenfund • Lengener Meer • Moorleiche • Norden • Norden-Norddeich • Ostfriesenkrimi • Ostfriesland • Ostfriesland-Magazin • Präparator • Regionalkrimi • Restaurant Smutje • Rupert • Ubbo Heide • Uplengener Moor • Wangerooge • Wattenmeer
ISBN-10 3-10-401043-9 / 3104010439
ISBN-13 978-3-10-401043-4 / 9783104010434
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