Der Soldat, den niemand haben wollte (eBook)
172 Seiten
Acabus Verlag
978-3-86282-184-6 (ISBN)
Gunnar W. Richter Johansen lebt in Moss/Norwegen. Seinen deutschen Vater, Walter Richter, traf er zum ersten Mal 1989.
Gunnar W. Richter Johansen lebt in Moss/Norwegen. Seinen deutschen Vater, Walter Richter, traf er zum ersten Mal 1989.
Vorwort 4
Kapitel 1 7
Kapitel 2 18
Kapitel 3 30
Kapitel 4 41
Kapitel 5 49
Kapitel 6 52
Kapitel 7 58
Kapitel 8 69
Kapitel 9 77
Kapitel 10 82
Kapitel 11 87
Kapitel 12 93
Kapitel 13 102
Kapitel 14 105
Kapitel 15 110
Kapitel 16 117
Kapitel 17 122
Kapitel 18 126
Kapitel 19 133
Kapitel 20 138
Kapitel 21 147
Kapitel 22 152
Kapitel 23 159
Epilog des Autors 163
Aus Kapitel 1: Walter lag in seiner Koje und fixierte die Stahlfedern des oberen Bettes. Die Federn griffen mit blaugrauen Krallen ineinander, und so manche Nacht hatten sie Walter den Schlaf geraubt mit ihrem quietschenden Jammern, hervorgerufen durch die Bewegungen des oben schlafenden Soldaten. Besonders in der letzten Zeit. Wie stellte man eigentlich solche Stahlfedern her? Denn sie waren im Grunde wohlgestaltet, eine glich der anderen, und in ihrer Verknüpfung teilten sie die auf ihnen ruhende Last. Wäre er Pfarrer, hätte er dies gleich an den Anfang einer guten Predigt stellen können, aber er war nun verdammt noch mal kein Pfarrer. Nein - er war Soldat, Obergefreiter in Norwegen am 8. Mai 1945, und sollte eigentlich irgendetwas fühlen, jetzt, da alles vorbei war. Zusammen mit den zwölf anderen hatte er die 'Scheinwerferstellung 6' in der Flakabteilung 702 gestellt. Nach seiner Ausbildung an der Rekrutenschule in Horten im Sommer 1942, war er fast die ganze Zeit über in Åsenfjorden gewesen, von wo aus die 'Tirpitz' dann und wann einen Abstecher machte. Hier war seine Abteilung zur landgestützten Verteidigung des Schlachtschiffes eingesetzt. Als die 'Tirpitz' einmal nach Nordnorwegen fuhr, war Walter einer von fünfzig Männern der Flakabteilung 702, die mit ihr in Richtung Norden abkommandiert wurden. So hatte er auch einen Winter in Nordnorwegen miterlebt, worüber er sehr froh war. Als das Schlachtschiff dann bei Håkøy mit dem Kiel nach oben schwamm, wurde die Abteilung nach Steinan verlegt, gelegen an einem Hang gegenüber Trondheim. [...] Er hatte Glück gehabt. Dem Einsatz in Norwegen konnte er wohl sein Leben verdanken. Gleichwohl war ihm nicht sonderlich froh zumute. Die Klassenbesten aus Senftenberg - vielleicht waren sie jetzt alle tot? Dann hätte es ihnen in diesem Leben auf Erden gar nichts geholfen, dass sie die Schnellsten im Rechnen waren, gerade Ränder in ihren Heften hatten und dafür von Barth gelobt wurden. Allein der Gedanke daran, dass er am Leben war, reichte nicht aus, ihn vergnügt zu stimmen. Sein Sohn war jetzt fast ein Jahr alt, und Gerd - die Mutter des Sohnes - hatte er zum letzten Mal vor einem dreiviertel Jahr gesehen. Die Gedanken daran schob er von sich. Sollte sie die Verantwortung haben! Er würde kein schlechtes Gewissen haben, nein. Schließlich hatte er ihr angeboten, sie zu heiraten. Trotzdem war es ein seltsames Gefühl zu wissen, dass irgendwo in diesem Land ein Junge heranwachsen würde, wahrscheinlich mit den gleichen O-Beinen wie sein Vater. Darf man so denken? Vier Söhne hatten seine Eltern Otto und Frida in den Krieg geschickt. Otto hatte nie viel geredet. Nachdem sein ältester Sohn Hans gefallen war, wurde er noch wortkarger. Zum Großvater hatte Walter eigentlich ein besseres Verhältnis gehabt. Zumindest redeten sie mehr miteinander, besonders über Kaninchen. Ob sie, die Kaninchen, den Krieg überlebt hatten? Ob er wohl 'Hercules' wiedersehen würde, der im Jahre 1932 in Cottbus die Rote Schleife gewonnen hatte? Plötzlich ging die Tür. Hans Rotmeier, Korporal und Walters Vertrauter seit den Zeiten an der Rekrutenschule, rief mit etwas unsicherer Stimme, dass unten in der Stadt geschossen werde. Walter zog seine Stiefel an und trat vor die Barackentür. Von dort bot sich eine gute Aussicht auf die Stadt. Bei dem klaren Wetter sah die Stadt aus wie immer, trotzdem meinte Walter, irgendeine Veränderung zu spüren. Die Stadt gehörte ja nun nicht mehr ihnen. Jetzt waren sie es, die sich vorsichtig bewegen mussten. Was das mit sich bringen konnte, wusste er noch nicht. Das Ende eines Krieges war stets bedrohlich für die Verlierer. [...]
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2013 |
---|---|
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | 1942 • Besatzung • Besatzungskind • Front • Internierung • Kameradschaft • Kriegsgefangener • Kriegskind • Norwegen • Schwarzheide • Senftenber • Senftenberg • unehelich • Vaterschaft • Zweiter Weltkrieg |
ISBN-10 | 3-86282-184-6 / 3862821846 |
ISBN-13 | 978-3-86282-184-6 / 9783862821846 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 5,8 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seitenlayout eignet sich die PDF besonders für Fachbücher mit Spalten, Tabellen und Abbildungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten angezeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smartphone, eReader) nur eingeschränkt geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich