Warum auch Hans Küng die Kirche nicht retten kann (eBook)

Eine Analyse seiner Irrtümer
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2012 | 1. Auflage
240 Seiten
Tectum-Wissenschaftsverlag
978-3-8288-5599-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Warum auch Hans Küng die Kirche nicht retten kann -  Hubertus Mynarek
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Hans Küng gilt vielen progressiven Katholiken als Identifikationsfigur und aufrechter Kämpfer für eine menschlichere Kirche. In seinem Buch 'Ist die Kirche noch zu retten?' gibt sich Küng als Arzt und Heiler seiner Kirche, der ihre schweren Krankheiten diagnostiziert und der in seinen Augen Todkranken die wirksamsten Therapien verschreibt. Doch Küngs Therapievorschläge sind zu halbherzig. Sie sind weit entfernt von einer Radikaloperation, durch die die Kirche vielleicht noch gerettet werden könnte. Diese profilierte Meinung vertritt Hubertus Mynarek engagiert im vorliegenden Buch. An fünf Grundirrtümern Küngs macht er die Unwirksamkeit seines Rettungsversuchs deutlich. Das kenntnisreiche und glänzend geschriebene Buch aus der Hand des kritischen Theologen Mynarek wird so zur vielleicht besten Kritik an dem vielfach überschätzten 'Reformer' der katholischen Kirche.

Hubertus Mynarek war Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Er hatte eine glänzende Zukunft auch in der Hierarchie der katholischen Kirche vor sich. Es bedeutete einen peinlichen Skandal für die katholische Kirche, als er 1972 als erster Universitätsprofessor der Theologie im 20. Jahrhundert aus Gewissensgründen aus der katholischen Kirche austrat. Mynarek ist Autor von etwa vierzig Werken zu einer breiten Palette weltanschaulicher, philosophischer, theologischer, ökologischer und kultureller Themen. Seine wichtigsten kirchenkritischen Publikationen sind "Herren und Knechte der Kirche", "Religiös ohne Gott?", "Kirche ohne Tabu", "Die Neue Inquisition", "Der polnische Papst", "Papst-Entzauberung" (über Benedikt XVI.), "Eros und Klerus" und "Casanovas in Schwarz".

Hubertus Mynarek war Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Er hatte eine glänzende Zukunft auch in der Hierarchie der katholischen Kirche vor sich. Es bedeutete einen peinlichen Skandal für die katholische Kirche, als er 1972 als erster Universitätsprofessor der Theologie im 20. Jahrhundert aus Gewissensgründen aus der katholischen Kirche austrat. Mynarek ist Autor von etwa vierzig Werken zu einer breiten Palette weltanschaulicher, philosophischer, theologischer, ökologischer und kultureller Themen. Seine wichtigsten kirchenkritischen Publikationen sind "Herren und Knechte der Kirche", "Religiös ohne Gott?", "Kirche ohne Tabu", "Die Neue Inquisition", "Der polnische Papst", "Papst-Entzauberung" (über Benedikt XVI.), "Eros und Klerus" und "Casanovas in Schwarz".

Teil II / Küngs Irrtümer bezüglich der Rettung der Kirche. Eine Analyse


Irrtum I – Küngs Kirche Jesu Christi


Küng möchte die römisch-katholische Kirche reformieren, indem er sie wieder zur „Kirche Jesu Christi“ macht. „Im Zentrum dieses Kirchenverständnisses steht nicht ein Papst, sondern Jesus Christus und sein Evangelium, nach welchem sich auch die Ämter in der Kirche unbedingt zu richten haben.“23  Kirche „soll ihre katholische Identität immer wieder neu begründen im Glauben an Jesus Christus, den einen Herrn der Kirche“.24  „Kirche ist, kurz definiert, Gemeinschaft der an Christus Glaubenden … Ihre ganze Glaubwürdigkeit hängt also an der Treue zu Jesus Christus. Insofern ist keine der heutigen Kirchen – auch nicht die katholische – automatisch und in jeder Hinsicht mit der Kirche Jesu Christi identisch. Das ist eine Kirche nur, insofern sie Jesus Christus in Wort und Tat die Treue hält.“25  Kirche ist „›Leib Christi‹ und Gemeinschaft des Geistes weltweit und vor Ort.“26  Daher soll auch „die römische Kurie zwar nicht zerstört, aber nach dem Evangelium reformiert“ werden.27  

Aufgrund dieser fünf Zitate sieht man bereits, dass, wie schon im I. Teil dieses Buches behauptet, Küng in Wirklichkeit kirchlich-katholisch und keineswegs ideologisch und theologisch von Ratzinger-Benedikt weit entfernt ist, der in seinen Jesus-Büchern sich ja auch alle Mühe gibt, Jesus als den Christus und Gründer der Kirche aufzuzeigen. Im Gegensatz zu beiden Theologen ist zu sagen: Jesus, wenn er denn wirklich gelebt hat, war Jude, blieb Jude und hat nie vorgehabt, eine christliche Kirche zu gründen. Die Frage, ob es diesen Jesus wirklich gegeben, ob er wirklich gelebt hat, können wir hier außer Acht lassen. Sie ist bis heute wissenschaftlich nicht endgültig entschieden. Aber wenn er gelebt hat, war er Jude und hat er nicht an ein Christentum und schon gar nicht an die Stiftung einer christlichen oder katholischen Kirche gedacht. Daran hinderte ihn nicht nur seine tiefe, innere Zugehörigkeit zur jüdischen Religion, sondern auch der Umstand, dass er fest an die sehr bald hereinbrechende Gottesherrschaft auf Erden glaubte, dass sein Leben ganz im Zeichen dieser Naherwartung stand. Wie sollte er da an die Gründung einer neuen Religion oder gar an eine Organisation wie die katholische Kirche denken?

Küngs „Kirche Jesu Christi“ hängt also in der Luft, sie hat keinen real-historischen Ursprungs- und Herkunftsort, weil sie sich auf den jüdischen Jesus legitimerweise nicht berufen kann. Diese Küngsche (und eben auch Ratzingersche) Kirche enthält noch einen zweiten Fehler, denn vom jüdischen Jesus wissen wir nicht, ob er sich als Christus, als Messias empfand. Wenn ja, dann eben nur als den Messias und Retter des jüdischen Volkes, nicht als Retter der ganzen Welt oder auch nur anderer Völker. Nirgendwo bei den Juden war „ein Messias als Gott gedacht wie in der späteren Dogmatik der Christen. Auch der von den Juden erwartete Retter, der ebenfalls als Messias bezeichnet wurde, war als Mensch gedacht. Sicherlich hat auch Jesus selbst mit seinen Glaubensbrüdern den Messias erwartet.“28  

Die ursprüngliche Botschaft Jesu vom nahen Gottesreich war ebenfalls jüdisch. Sie war kein originelles Sondergut innerhalb der jüdischen Religion. Auch andere Juden verkündeten sie. „Wichtig aber ist, dass Jesus, wenn er das Reich Gottes verkündet, nicht sich selbst verkündet. In den älteren Schichten der Evangelien erscheint Jesus als frommer Jude, der an den einzigen Gott glaubt und zum Glauben an diesen aufgerufen hat, aber nicht zum Glauben an seine eigene Person.“29  

Mit so einem Juden Jesus und seiner Art von Predigt konnte das Christentum jedoch nichts anfangen. Es wäre dann nichts als eine Variante, eine der vielen Varianten der jüdischen Religion gewesen und geblieben. Es musste also eine Umgestaltung dieses Menschen Jesus von einem Verkünder zum Verkündeten, vom einfachen Verkünder der messianischen Botschaft zum Messias höchstpersönlich in Gang gesetzt werden. Er selbst musste zum Zentrum und Kern der Botschaft werden. Mit anderen Worten: Der Jude Jesus musste verfälscht, zum Christen und Gründer der christlichen Religion umfunktioniert werden. Wehren konnte er sich dagegen ja nicht mehr, er war sehr früh, im ersten Mannesalter getötet worden.

Die frühchristlichen Gemeinden verstanden also, um es milder auszudrücken, unter der „Frohen Botschaft“ etwas durchaus anderes als Jesus selbst. Es war „die Überzeugung, dass in Jesus der versprochene Messias erschienen sei und dass er wiederkommen werde. Die ersten Christen verstanden also unter Evangelium etwas ganz anderes als Jesus. Der Bedeutungsinhalt des Begriffs hatte sich gewandelt … Im Verständnis der Gemeinde spielte das Reich Gottes, an dem Jesus so interessiert war, immer weniger eine Rolle. Heiden konnten mit dieser jüdischen Vorstellung wenig anfangen … Stattdessen wartete die Gemeinde auf die Wiederkunft Jesu …“30  

Als auch diese nicht stattfand, wurde aus der Hoffnung auf sie der Glaube an ein jenseitiges Leben, an dessen Beginn Gottmensch Jesus den Verstorbenen mit seiner Frohbotschaft oder dem Gerichtsurteil über den Todsünder empfängt.31  Die weitere Umgestaltung der christlichen Religion, die Entfernung vom Mutterboden der jüdischen ging zügig voran. Jesus wurde zu Gott, zum Gottessohn, wesensgleich mit Gott Vater, der ihn auf die Erde gesandt hat, um die Menschen durch seinen Kreuzestod von ihren Sünden zu erlösen. Um sein Werk nach seinem Wiederaufstieg in den Himmel auf Erden weiterzuführen, habe Jesus die Kirche gegründet.

Das also ist im Wesentlichen die „Kirche Jesu Christi“ nach der Lehre der katholischen Dogmatik und mit ein paar unwesentlichen Abänderungen auch die von Hans Küng.

Allen Ernstes stellt sich dieser gegen den eindeutigen Befund der gesamten historisch-kritischen Erforschung des Neuen Testaments, wenn er erklärt: „Der Christus der Christen ist niemand anders als Jesus von Nazaret.“32  Dagegen steht das bekannte Wort Adolf von Harnacks, eines der bedeutendsten Bibelforscher und Theologen, das alle wissenschaftlich ernstzunehmenden Exegeten unterschreiben können, nämlich dass „nicht der Sohn, (sondern) allein der Vater in das Evangelium gehört, das Jesus verkündet hat.“ Wenn der an Hunderttausende verteilte katholische Jugendkatechismus YOUCAT posaunt: „In der Kurzformel Jesus ist der Christus kommt der Kern des christlichen Glaubens zum Ausdruck“, dann klingt das gar nicht anders als Küngs eben zitierter Ausspruch. Küng ist tatsächlich der bekannteste, meistgelesene Apologet des kirchlichen und päpstlichen Jesusbildes. Der ursprüngliche jüdische Jesus wird von seiner „Jesus ist der Christus“-Theologie total an den Rand gedrängt, ja verdrängt.

Heidenchristlich-hellenistische Vorstellungen von Jesus als auf die Erde herabgestiegenem Gottessohn und Heilbringer haben sich unter dem mächtigen Einfluss eines Paulus von Tarsus und der daran anschließenden Bewegung des Frühkatholizismus über das ursprüngliche Bild des Juden Jesus geschoben, haben dessen Verstehenshorizont durch einen ganz anderen, ihm nicht gemäßen ersetzt. Man ist „eigentlich gar nicht an dem interessiert, was Jesus wirklich dachte und sagte, sondern viel eher an einer an den Haaren herbeigezogenen Bestätigung der viel späteren Dogmatik der Kirche. Ihr hat sich alles unterzuordnen, selbst der historische Jesus“.33  

Papst Benedikt alias Joseph Ratzinger glaubt, dass diese Verschiebung von der göttlichen Vorsehung, von Gott gewollt war, dass die Hellenisierung des Christentums das Mittel darstellte, um die christliche Religion größer, mächtiger, auch nobler und hoffähiger auf der weiten Arena des Imperium Romanum zu machen. Die gesamte Evolution des Christentums bis hin zur Alleinherrschaft des Papsttums sei das Produkt der Lenkung durch Gott und seinen Christus gewesen. Deshalb habe das Christentum nicht beim Judentum als eine lediglich von ihr abgespaltene Sekte bleiben dürfen.

Gelegentlich macht Ratzinger-Benedikt gar kein Hehl aus seiner Einschätzung der jüdischen als einer im Vergleich mit dem griechischen Geist niederen Religion, etwa wenn er sagt: „Für die Griechen war das Christentum … Barbarei gegenüber der eigenen Kulturhöhe. Der griechische Geist hat dem christlichen Glauben wesentliche Formen des Denkens und Redens geliefert … Abraham, Isaak, Jakob, Mose erscheinen mit all ihren Schlichen und ihrer Schläue, mit ihrem Temperament und ihrer Neigung zur Gewaltsamkeit zumindest recht mittelmäßig und armselig neben einem Buddha, Konfutse oder Laotse, aber selbst so große prophetische Gestalten wie Hosea, Jeremia, Ezechiel machen bei einem solchen Vergleich keine ganz überzeugende Figur … Vor der Erhabenheit mythischen Denkens erscheinen die Träger der Geschichte des Glaubens beinahe pöbelhaft … Religionsgeschichtlich gesehen, sind Abraham, Isaac und Jakob wirklich keine großen religiösen Persönlichkeiten“.34  

Hans Küng würde das so wohl nicht sagen. Aber indem er von der „Kirche Jesu Christi“, vom „geschichtlichen Jesus Christus“ (eine contradictio in adiecto!) spricht, macht auch er sich der hellenistischen Verfälschung der ursprünglich jüdischen Jesusgestalt schuldig.35  

Es klafft ein an sich unüberspringbarer Graben zwischen dem...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2012
Verlagsort Baden-Baden
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Buber • Buber; Martin; Drewermann; Eugen; Katholische Kirche; Kirchenreformer; Küng; Hans; Lehmann; Karl; Papst; Rahner; Karl; Ratzinger; Joseph; Reformer; Wilber; Ken • Drewermann • Eugen • Hans • Joseph • Karl • Katholische Kirche • Ken • Kirchenreformer • Küng • Lehmann • Martin • Papst • Rahner • Ratzinger • Reformer • Wilber
ISBN-10 3-8288-5599-7 / 3828855997
ISBN-13 978-3-8288-5599-1 / 9783828855991
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