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Auf Tigers Spuren (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
230 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-0527-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
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Die Liebe eines Katers.

Eigentlich ist Anne mit einer Katze vollkommen beschäftigt, doch als die zarte Nina ihr einen kleinen herrenlosen Kater anschleppt, kann sie nicht widerstehen. Sie nimmt Junior auf - und damit beginnen die Turbulenzen, denn der kleine Kater jagt nicht nur Diebe und Sittenstrolche, sondern erweist sich auch als gewiefter Experte in Liebesdingen ... 

Ein wunderbarer, amüsanter Katzenroman - mit viel Einfühlungsvermögen erzählt.



Andrea Schacht (1958-2017) hat zahlreiche historische Romane und Bücher, in denen Katzen eine Hauptrolle spielen, veröffentlicht. Als Aufbau Taschenbuch sind ebenfalls ihre Romane, 'Tigers Wanderung', 'Auf Tigers Spuren', 'Hexenkatze', 'Zauberkatze', 'Schiffbruch und Glücksfall' und 'Die Herrin des Labyrinths', 'Die keltische Schwester', 'Der fliegende Weihnachtskater' und 'Katzenweihnacht' lieferbar, als E-Book 'Der Tag mit Tiger' 'Die Katze mit den goldenen Augen' und 'Weihnachtskatze gesucht'.

Mehr zur Autorin unter www.andreaschacht.de

2. Nachmittags bei Anne


»Ich würde ja schon gerne abnehmen. Aber ich weiß doch ganz genau, dass ich es sowieso nicht schaffe.«

Bärbels achtzig Kilo füllten den Sessel Anne gegenüber vollständig aus. Ihre Schultern hingen bei ihren Worten traurig nach unten, und sie hatte ihre Unterlippe in trotziger Resignation vorgeschoben.

Anne atmete tief ein, um nicht ungeduldig zu werden. Diese Diskussion führten sie bereits seit Tagen, und um sie gänzlich an den Rand der Geduld zu bringen, kam dann auch noch von Bärbel: »Du hast es gut, du bist so schlank, dass du nicht aufs Essen achten musst.«

Das war eine der Bemerkungen, die Anne jedes Mal, wenn sie an ihre mühsam gezähmte Fressgier dachte, maßlos ärgerte.

»Entschuldige, aber bei solchen Äußerungen beginne ich immer mit den Zähnen zu knirschen. Was meinst du wohl, warum ich so schlank bin?«

Verschreckt zuckte Bärbel zusammen und maulte weinerlich: »Na ja, dann hast du eben mehr Disziplin als ich.«

»Und was hindert dich daran, auch Disziplin zu haben?«

»Alles!«

Anne seufzte. Bärbel war die dreiundzwanzigjährige Nichte ihrer Vermieter, den Rettichs. Sie war im Spätsommer eingezogen, um einige Monate bei ihren Verwandten zu leben, da sie in die Bankfiliale im Nachbarort versetzt worden war. Rettichs hatten Anne hinter vorgehaltener Hand verraten, Bärbel sei ganz froh darüber, nicht alleine wohnen zu müssen. Obwohl ihre Eltern es lieber gesehen hätten, wenn sie selbständiger geworden wäre. Aber Bärbels Eltern hätten vermutlich vieles lieber gesehen.

Derzeit waren die Rettichs zu einem langen Urlaub in wärmere Gefilde aufgebrochen und waren dankbar, dass ihre Nichte die Wohnung hütete. Anne war ebenfalls froh über ihre Gesellschaft, denn Christian, ihr Nachbar, an dem sie ein gewisses Interesse pflegte, war für einen längeren Aufenthalt nach China gereist. Sie hatte Bärbel schon bald auf einen abendlichen Plausch eingeladen, um sich näher kennenzulernen. Dabei stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass die junge Frau, wenn man sie erst mal aus der Reserve gelockt hatte, durchaus unterhaltsam sein konnte. Sie hatte Humor, der manchmal unerwartet durchbrach, und ein feines Empfinden für die Stimmung anderer, was sie allerdings sehr verletzlich machte. Könnte sie ihr reichlich bemessenes Unterhautfett in eine dicke Haut verwandeln, hätte sie mehr Freude am Leben, waren Annes ketzerische Gedanken dazu, die sie aber für sich behielt.

Nach und nach hatte Bärbel ihr einige ihrer Probleme anvertraut und dankbar den einen oder anderen Rat angenommen. An diesem Abend versuchte Anne nun, ihren Einfluss dazu zu nutzen, Bärbel ein wenig Selbstvertrauen und Lebensfreude einzuflößen. Sie wollten gemeinsam überlegen, wie sie die überschüssigen Kilo loswerden konnte.

»Schau mal, wenn du einfach einen Salatteller isst, statt dir mittags immer Kuchen zu holen, wäre das doch schon mal ein Anfang.«

»Und wie komme ich mittags an einen Salatteller? Den kriege ich doch hier gar nicht zu kaufen.«

Anne wollte schon fast wieder ungeduldig werden. »Bärbelchen, den kann man sich tatsächlich selber machen!«

»Was brauche ich denn dazu? Ich habe doch noch nie so was gemacht?«

»Ja, wovon lebst du denn die ganze Zeit?«

Etwas ungläubig starrte Anne sie an. Bärbels Lebenserfahrung hatte manchmal erstaunlich enge Grenzen.

»Na, ich hole mir Fertiggerichte für die Mikrowelle. Und in der letzten Zeit auch nur die Diätmenüs!«, antwortete ihre Freundin fast trotzig.

Eine von Annes Lieblingsbeschäftigungen war es, selbst zu kochen, wenn sie die Zeit dazu hatte. Sie schüttelte sich bei der Vorstellung von Fertigfutter. Dann fiel ihr ein, dass Bärbel ja bislang noch sehr wenig Gelegenheit gehabt hatte, selbständig zu werden, und wollte eben anfangen, ihr einige Tipps für die Herstellung von Salaten zu geben, als das vollmundige Maunzen von Nina vor der Terrassentür ertönte.

Erfreut drehte sich Bärbel zum Fenster um. »Das hört sich an wie Nina!«

Nina gehörte eigentlich Annes Nachbarn Christian, aber für die Zeit seiner Abwesenheit hatte sie sich erboten, sie bei sich aufzunehmen. Zu ihrer Überraschung ging das völlig reibungslos, und sie freute sich über Ninas Gesellschaft. Zumal ihr nach dem Tod ihres eigenen Katers Tiger im Sommer eine Katze im Haus fehlte. Sie hatte sich aber nicht entscheiden können, ein eigenes kleines Kätzchen aufzunehmen, da sie beruflich viel außer Haus war.

Diese Entscheidung wurde ihr soeben abgenommen.

Da sie gelernt hatte, auf ein forderndes Maunzen hin sofort die Schiebetür zu öffnen, beobachtete sie nun mit gelinder Überraschung, wie Nina, die ein grauschwarze Pelzchen im Maul hielt, mit aufgerichtetem Schwanz hereinspazierte und das zerzauste Ding vor ihre Füße fallen ließ.

»Oh!«, sagte Anne.

Ninas goldene Augen sahen wie um Verständnis heischend zu ihr hoch, dann begann sie, mit ihrer Zunge das Kleine ein wenig präsentabler zu machen, sicher in der Hoffnung, dass es dann etwas wohlwollender aufgenommen würde.

»Wo hast du dieses Geschöpf denn aufgesammelt, Nina?«

Anne beugte sich herab, betrachtete das regungslose Katzenkind ängstlich und fragte sich, ob es überhaupt noch lebte. So wie es im Moment dalag, glich es einem feuchten Fellknäuel. Als sie jedoch die Hand ausstreckte, trat Nina einen Schritt beiseite und Anne stupste das Tierchen mit dem Finger an.

Ein winziges Fauchen ertönte, und Blitze schossen aus höchst lebendigen grünen Augen.

Bärbel kniete ebenfalls auf dem Teppichboden nieder und besah sich das Fundstück neugierig.

»Hast du etwas zu futtern für das Kätzchen? Es sieht hungrig aus.« Mit einem Anfall von Selbstironie schloss sie: »Etwa so wie ich.«

Anne musste lachen. »Ja, ein kleiner Imbiss ist genau das, was Nina jetzt von mir erwartet«, erwiderte sie und ging in die Küche.

Nina, die selbst eine große Liebhaberin von Sahne war, ließ Kätzchen Kätzchen sein und schoss beim ersten Schüsselklappern hinter Anne her.

»Nee, nee, Nina. Kinder zuerst.« Anne winkte ab und rief dann ins Wohnzimmer: »Bärbel, bring mal den kleinen Tiger hierher!«

Aus dem anderen Zimmer ertönte ein leiser Schmerzensschrei. »Autsch, du Kratzbürste!« Und dann: »Das ist leichter gesagt als getan.«

Das Sahneschälchen wohlweislich noch in der Hand, lugte Anne durch die Tür und sah, wie Bärbel erfolglos versuchte, das sich wehrende Kätzchen zu fassen zu kriegen.

»Dann halt mal die Schale, pass aber auf, dass Nina sie nicht erwischt.«

Bärbel nahm ihr die Sahne ab, und Nina rammte ihr den Kopf gegen das Schienbein.

»Ihr seid eine rabiate Gesellschaft«, schimpfte sie, während Anne mit beherztem Griff dem grauschwarzen Pelzchen ins Nackenfell fasste und es hochhob.

»Benimm dich, Junior!«, fauchte sie, hielt ihn vor ihr Gesicht und schaute ihn intensiv an. Ihre Augen trafen sich, und fast eine geschlagene Minute lang starrten beide sich rechthaberisch an. Dann senkte Junior seinen Blick. Daraufhin nahm Anne ihn in die Armbeuge und trug ihn in die Küche. Dort setzte sie ihn vor das von Bärbel bereitete Schälchen und stupste seine Nase in die Milch. Gleichzeitig musste sie Nina beiseitedrücken, die sich dort auch einen Platz sichern wollte.

Während Junior unter Annes Aufsicht schlabberte, hatte Bärbel ein weiteres Schälchen mit Sahne gefüllt und es der dankbaren Nina hingestellt.

»Eigentlich sollte sie nicht so viel Sahne bekommen. Das ist angeblich gar nicht gut für erwachsene Katzen.«

»Anne, Anne, du missgönnst aber auch jedem von uns den kleinsten Genuss.«

»Ach, entschuldige Bärbel, ich meine es doch nur gut.«

»Das weiß ich ja, es ist ja auch furchtbar lieb, dass du mir helfen willst. Aber was ganz anderes: Wie willst du das Kätzchen denn nennen?«

»Soll ich es überhaupt behalten? Und wenn ja, weiß ich, welches Geschlechts es hat?« Nachdenklich betrachtete Anne die beiden Tiere.

»Aber das Kätzchen ist doch noch so klein. Das kannst du doch nicht so einfach wieder raussetzen. Jetzt, wo es kalt wird«, meinte Bärbel.

»Eigentlich habe ich gar keine Zeit, mich um eine weitere Katze zu kümmern.«

»Ich bin ja auch noch da. Was meinst du, wie alt ist es?«

»Ich würde mal schätzen nicht älter als drei Monate. Aber so gut kenne ich mich mit Katzen doch nicht aus.«

»Aber schau doch mal, wie sie dich ansehen, Anne!«

Zwei goldene und zwei grüne Augen blickten fragend zu ihr auf. Wie konnte man da noch widerstehen? Resigniert zuckte sie mit der Schulter und sagte mehr zu sich selbst: »Ich habe dich ja schon Junior genannt. Dabei wird es fürs Erste bleiben.« Energischer wandte sie sich dann an die ältere Katze und meinte: »Du, Nina, wirst dich seiner Erziehung annehmen!«

Nina kam zu ihr. Sie schob ihren schönen hellen Kopf in Annes Hand und schnurrte. Sie hatte eine ganz eigene Art, sich verständlich zu machen, und darum war Anne ziemlich sicher, in ihren Augen das Richtige getan zu haben. Junior hatte die Sahne weggeputzt und machte sich gestärkt daran, einen weichen Ruheplatz für ein Verdauungsschläfchen zu suchen. Der kühle Fliesenboden in der Küche schien ihm nicht zu behagen. Auf seinen weißen Pfötchen trippelte er zur Tür, durchquerte das Wohnzimmer, legte sich vor die Heizung, rülpste einmal leise auf und schlief ein.

Anne konnte nicht umhin, seine Selbstsicherheit zu...

Erscheint lt. Verlag 22.10.2012
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Einbrecher • Haustier • Kater • Katze • Liebe • Roman • Streuner • Tiere
ISBN-10 3-8412-0527-5 / 3841205275
ISBN-13 978-3-8412-0527-8 / 9783841205278
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