Handbuch Katathym Imaginative Psychotherapie (eBook)

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2012 | 1. Auflage
592 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-94988-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Handbuch Katathym Imaginative Psychotherapie -  Harald Ullmann,  Eberhard Wilke
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Die Kraft der Imagination therapeutisch nutzen Die dem Menschen eigene Fähigkeit zu imaginieren stellt ein reiches Potenzial für kreative und therapeutische Prozesse dar. 'Einbildung' und Vorstellungskraft können 'Berge versetzen'. Viele Therapieverfahren nutzen Imaginationen. Die Katathym Imaginative Psychotherapie (KIP) rückt sie in einzigartiger Weise ins Zentrum des Behandlungsgeschehens: als therapeutisch induzierte und begleitete Tagträume, die durch ihren Symbolgehalt und durch die affektiven Momente des Prozesses eine besondere Wirkung entfalten. Die 'katathymen' (d.h. affektgeleiteten) Imaginationen fügen sich zusammen mit den Gesprächsphasen in den Verständnis- und Handlungsrahmen der psychodynamischen Psychotherapie. Vor neurobiologischem Hintergrund betrachtet eröffnet die katathyme Imagination darüber hinaus eine Plattform, über die sich bewährte Ansätze aus anderen Methoden nutzen und integrieren lassen. Das von Hanscarl Leuner ursprünglich experimentell begründete 'Katathyme Bilderleben' (KB) entwickelte sich in mehr als fünfzig Jahren zu einer ausdifferenzierten Therapiemethode. Die Wirksamkeit der KIP ist erwiesen und entspricht heutigen Standards. Ihre Anwendungsmöglichkeiten haben in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Nachdem sie zunächst auf erlebnisreaktive Störungen neurotischer Art zugeschnitten war, hat sich die Methode seit langem auch bei psychosomatischen und traumatisch bedingten Störungen bewährt. Mit entsprechenden Modifikationen ist die KIP für alle Altersgruppen geeignet und über die Einzeltherapie hinaus auch im Gruppen- und Familien-Setting durchführbar. Zum konfliktzentrierenden Vorgehen kamen Ansätze hinzu, die den Ressourcen-Aspekt und systemische Gesichtspunkte einbeziehen. Dieses Handbuch fasst den gegenwärtigen Kenntnisstand auf praxisorientierte Weise zusammen. Nach einem grundlegenden theoretischen und neurowissenschaftlichen Teil wird das gesamte Spektrum der Anwendungsgebiete aufgefächert. Von der Lektüre dieses übersichtlich gegliederten Buchs können Psychotherapeuten aus unterschiedlichen Richtungen profitieren.

Inhalt 8
Geleitwort/Vorwort der Herausgeber 14
1 Imagination und Psychotherapie – eine Bestandsaufnahme 19
1.1 Von den Wurzeln der Vorstellungskraft 20
1.2 Zur Begriffsbestimmung der Imagination und zum Stellenwert des Symbols 24
1.3 Imaginative Ansätze in ihrer Vielfalt 27
1.4 Die Imagination als Drehscheibe der Psychotherapie 32
Literatur 34
2 Symbolbildung und Symbolverwendung 39
Überblick 39
2.1 Struktur- und Symbolbildung in derkindlichen Entwicklung 40
2.1.1 Emotional-soziale Perspektive der Struktur- und Symbolbildung 40
2.1.2 Störungen in der Struktur- und Symbolbildung 44
2.1.3 Neurobiologische Perspektive der Struktur- und Symbolbildung 45
2.1.4 Störungen der neurobiologischen Bedingungen der Struktur- und Symbolbildung 51
2.1.5 Psycho-neurobiologische Perspektive der Struktur- und Symbolbildung 52
2.2 Symbolbildung, Symbolverwendung und Strukturbildung in der Therapie 55
2.2.1 Neurotisches Strukturniveau 56
2.2.2 Borderline-Strukturniveau 58
Literatur 63
3 Mnestische Systeme und ihre Veränderung 67
3.1 Das Gehirn wächst und entwickelt sich im Austausch mit der Umwelt 68
3.2 Vom Bauplan zur permanenten Baustelle 72
3.3 Bausteine fu¨r ein transnatales Gedächtnis 74
3.4 Fru¨he Formen des Lernens und Erinnerns 76
3.5 Reifere Gedächtnisleistungen brauchen ausgereifte Strukturen 78
3.6 Dauerhafte Repräsentation gru¨ndet in Beziehungserfahrungen 81
3.7 Bindung als Basis fu¨r das Selbst und die Regulationder Affekte 82
3.8 Stadien des Selbstempfindens und der mentalen Repräsentation 84
3.9 Komplexere Gedächtnisformen und ihre neuronalen Grundlagen 86
3.10 Hirnreifung, höhere mentale Funktionen und Sprache 90
3.11 Von der Geburt der Sprache zu expliziten Gedächtnisniveaus 94
3.12 Das autonoetische Gedächtnis im ständigen Umbau 98
3.13 Explizite Nachdenklichkeit und implizite Bauchentscheidungen 101
3.14 Die Drehmomente der Episodenaktivierung 103
3.15 Erinnern ist Vergegenwärtigen und Neukonstruieren 107
3.16 Vom intakten Frontalhirn und den Grenzen der «Redekur» 109
3.17 Strukturebenen und ihre Interaktion in der Psychotherapie 112
3.18 Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten in der KIP 115
4 Eine Dekade der KIP-Prozessforschung im Überblick 123
4.1 Zur Einfu¨hrung 124
4.2 Ergebnisse 126
4.2.1 In der Imagination ist der Primärprozess deutlich stärker aktiviertals in den verbalen Sitzungsphasen 126
4.2.2 In den Imaginationen sind Emotionen mehr aktiviertals in den verbalen Sitzungsphasen 128
4.2.3 In den Imaginationen sind die Emotionen deutlich positiverals in den verbalen Sitzungsphasen 129
4.2.4 Patientin und Therapeut schwingen bei Primärprozess und Emotionen auf gleicher Höhe 131
4.2.5 Das Nachgespräch liegt stimmungsmäßig (Primärprozess,Emotionen) zwischen der Imagination und den verbalen Phasen 132
4.2.6 In den Imaginationen sind die Beziehungsschemata (CCRT und CCRT-LU) deutlich positiver als in den verbalen Sitzungsphasen 133
4.2.7 Katathyme Imagination und Nachtträume im Vergleich 133
4.2.8 Je unähnlicher die Imaginationsobjekte den zugrunde liegenden realen Beziehungspersonen sind, desto positiver fallen die Beziehungsschemata in der Regel aus 135
4.2.10 Die charakteristische Konfiguration der Imagination – hohe Aktivierung des Primärprozesses, verringerte Aktivierung des Sekundärprozesses, höhere und positivere Emotionalität – lässt sich auch beischwerstkranken onkologischen Patienten beobachten 136
4.2.11 Die hohe Qualität der Tagtraumproduktion bei den onkologischen Patienten wurde erreicht unabhängig vom aktuellen Schweregrad der Erkrankung 137
4.2.13 Die Interventionen des Therapeuten während des Tagtraumes lassen sich in zwei große Klassen unterteilen: Process containing interventions (Begleitung, Verständnis, Bestätigung u. a.) und process enhancing interventions(Fokussieren, Konfrontation u. a.) 140
4.2.14 Die Interventionen der Therapeuten unterscheiden sich je nach beginnenden oder fortgeschrittenen Patienten 140
4.2.15 Je mehr enhancing interventions beim Therapeuten, desto mehr Primärprozess-Aktivierung beim Patienten 141
4.3 Zum Abschluss 143
Literatur 144
5 Zur Gestaltung des therapeutischen Prozesses in der KIP 147
5.1 Die Geschichte lehrt … 148
5.2 Eine psychoanalytisch begru¨ndete Therapiemethode im Wandel 150
5.3 Ein erster Blick auf Komponenten der KIP und deren Zusammenwirken 153
5.4 Die KIP als psychodynamisch orientierte Methodeder Psychotherapie 160
5.5 Die KIP als ein sinnvoll gestaffeltes therapeutisches System 163
5.6 Über die therapeutische Beziehung und den Stellenwert der Regression 171
5.7 Beziehungsthemen, -episoden und -geschichten 178
5.8 Der Tagtraum als Wegbereiter des Neuen 188
5.9 Meilensteine des therapeutischen Weges – von Etappe zu Etappe 190
Literatur 195
6 KIP bei neurotischen Störungen 201
6.1 Angstneurosen 202
6.1.1 Einfu¨hrung 202
6.1.2 Psychodynamische Modellvorstellungen zur Angstentstehung 203
6.1.3 Die Vorzu¨ge der KIP in der Behandlung von Angstneurosen 204
6.1.4 Zusammenfassung 211
6.2 Narzisstische Störungen 212
6.2.1 Einfu¨hrung 212
6.2.2 Zur Kreativität 216
6.2.3 Zusammenfassung 217
6.3 Depression 218
6.3.1 Einfu¨hrung 218
6.3.2 Neurotische Depressionen 220
6.4 Zusammenfassung 226
Literatur 227
7 Die KIP in der psychosomatischen Medizin 229
7.1 Entwicklungslinien innerhalb der KIP 231
7.2 Was ist in der KIP mit psychosomatisch Erkranktenanders? 233
7.3 Regression und Progression 233
7.4 Zur Bedeutung der Emotionen und Affekte 236
7.5 Persistierende Regression, maligne Regression, Progression 237
7.6 Zum Umgang mit aggressiven Impulsen 239
7.7 Spezifische Symbole 239
7.8 Besondere Verhaltensweisen in der Imagination 241
7.9 Technische Besonderheiten der Katathym Imaginativen Psychotherapie bei psychosomatischen Erkrankungen 242
7.10 Zur Bedeutung des körperlichen Symptoms 244
7.11 Besondere Motive, insbesondere die Inspektion des Körperinneren 245
7.12 Überlegungen zu einer möglichen spezifischen Wirkung der KIP bei psychosomatisch Kranken 247
7.13 Indikationen, Grenzen und Kontraindikationen in Abhängigkeit von Übertragung und Gegenu¨bertragung 248
Literatur 249
8 Psychotraumatherapie akuter und komplexer Traumatisierung im Rahmen eines katathym imaginativen Behandlungsansatzes 251
8.1 Kritische Anmerkung zum Traumabegriff der gängigen diagnostischen Manuale 253
8.2 Hilfreiche therapeutische Beziehung 255
8.3 Akuttraumatisierung 257
8.4 Stabilisierung bei akuter und chronischer Traumatisierung mittels spezifischer Tagtraummotive 260
8.5 Arbeit mit dem inneren Kind 263
8.5.1 Phase der imaginativen Auseinandersetzung mit dem traumatischen Geschehen 265
8.5.2 Arbeit mit dem «verletzten inneren Kind» 266
8.6 Täterkonfrontation 268
8.7 Arbeit am traumatogenen Introjekt 270
8.8 Integration des Traumas 271
8.9 Überblick u¨ber Motive und Techniken 274
8.9.1 Stabilisierung 274
8.9.2 Auseinandersetzung mit dem Trauma (zeitintensives Bearbeiten und Durcharbeiten) 274
8.9.3 Integration des Traumas 275
Literatur 275
9 KIP bei Störungen im Kindes- undJugendalter 279
9.1 Einfu¨hrung 280
9.2 Imagination in der Diagnostik bei Kindern,Jugendlichen und Familien 284
9.2.1 Projektive Verfahren 284
9.2.2 Imagination zum Motiv «Blume» oder «Baum» 284
9.2.3 Die «Wunschfamilie in Tieren» 285
9.2.4 Diagnostische Imaginationen mit den Bezugspersonen 286
9.2.5 Imaginative Interaktionsdiagnostik und -therapie 288
9.3 KIP bei Kindern 290
9.3.1 Besonderheiten der Therapie im Kindesalter 290
9.3.2 Therapeutische Grundhaltung 290
9.3.3 Therapeutische Imaginationen bei Kindern 291
9.3.4 Indikation und Kontraindikation fu¨r KIP mit Kindern 292
9.3.5 Setting und Durchfu¨hrung der Imagination 293
9.3.6 Therapeutische Strategien und Motivwahl 294
9.3.7 KIP und die Arbeit mit den Bezugspersonen 300
9.4 KIP bei Jugendlichen 301
9.4.1 Besonderheiten der Therapie im Jugendalter 301
9.4.2 Therapeutische Grundhaltung 302
9.4.3 Therapeutische Imaginationen bei Jugendlichen 302
9.4.4 Indikation und Kontraindikation fu¨r KIP mit Jugendlichen 303
9.4.5 Setting und Durchfu¨hrung der Imagination 304
9.4.6 Motivwahl und Interventionstechniken 306
9.4.7 Arbeit mit den Bezugspersonen 311
9.5 Weitere Anwendungsformen der KIP bei Kindern undJugendlichen 313
Literatur 313
10 KIP bei älteren Menschen 317
10.1 Das alternde Gedächtnis und seine Biographie 318
10.2 Unterschiedliche Aspekte erforderndifferenzierte Modelle 323
10.3 Zu den Rahmenbedingungen und Ansätzen in derBehandlung älterer Menschen 327
10.4 Besondere Möglichkeiten der KIP in der Behandlungälterer Menschen 338
Literatur 348
11 Krisen bewältigen – KIP in derKrisenintervention 353
11.1 Einfu¨hrung 354
11.2 Krisendefinition 354
11.3 Faktoren, die zur Entstehung und zum Verlaufeiner Krise maßgeblich beitragen 356
11.3.1 Art und Schwere der Auslösesituation 356
11.3.2 Die subjektive Bedeutung des Geschehens unddie Krisenanfälligkeit 357
11.3.3 Die Reaktion der Umwelt 357
11.3.4 Innere und äußere Ressourcen 358
11.4 Symptome 358
11.5 Prinzipien der Krisenintervention 359
11.6 Ablauf einer Krisenintervention 360
11.7 KIP und Krisenintervention 361
11.8 Therapeutische Zielsetzungen in der Krisenintervention 364
11.8.1 Stu¨tzung und Stabilisierung 364
11.8.2 Distanzierung 367
11.8.3 Klärung und Konfrontation 369
11.8.4 Problemlösung 371
11.8.5 Zugang zu den mit der Krise verbundenen Gefu¨hlen ermöglichen 373
11.8.6 Neuorientierung und Abschluss 375
11.9 Schlussbemerkung 376
Literatur 376
12 Paartherapie mit KIP 379
12.1 Unterschiedliche paartherapeutische Ansätze 380
12.2 Das Erstgespräch 382
12.3 Die therapeutische Grundhaltung in der Paartherapie 383
12.4 Der Einsatz von Imaginationen in der Paartherapie 386
12.5 Technisches Vorgehen bei der Paartherapie mit KIP 388
12.6 Motive und therapeutische Begleitung 390
12.7 Zusammenfassung 393
Literatur 393
13 Gruppentherapie mit KIP 395
13.1 Einleitung 396
13.2 Gruppentherapie versus Einzeltherapie – ein Plädoyer fu¨r die Gruppe 397
13.3 Gruppentherapie mit KIP – eine ganz besondere Behandlungsform 401
13.3.1 Aufbau einer G-KIP-Sequenz – ein Überblick 402
13.3.2 Die G-KIP-Ebenen im Einzelnen 403
13.4 Aufbau und Durchfu¨hrung einer G-KIP-Therapie 418
13.4.1 Rahmenbedingungen 418
13.4.2 Ablauf 419
13.5 Indikation und Kontraindikation 422
13.6 G-KIP in unterschiedlichen Kontexten 423
13.7 Schlussbemerkung 423
Literatur 424
14 Katathym imaginative Ansätze in Supervision und Coaching 427
14.1 Katathym imaginative Ansätze in der Supervision 428
14.1.1 Was ist Supervision? 428
14.1.2 Bedarf und Ziele von Supervision 430
14.1.3 Methodische Aspekte von Supervision 431
14.1.4 Supervisions-Settings 433
14.1.5 Katathyme Imaginationen in der Supervision 434
14.2 Katathym imaginative Ansätze im Coaching 438
14.2.1 Was ist Coaching? 438
14.2.2 Aus welchen Anlässen wird ein Coach engagiert? 439
14.2.3 Der Prozess des Coachings 440
14.2.4 Über welche Kompetenzen sollte ein Coach verfu¨gen? 442
14.2.5 Wirkkomponenten von Coaching 443
14.2.6 Einsatzbereiche fu¨r katathyme Imaginationen beim Coaching 445
Literatur 449
15 KIP in der Klinik. Möglichkeiten und Anwendungsbereiche 451
15.1 Die KIP als Einzeltherapie im Klinik-Setting 454
15.2 Gruppentherapie mit KIP im Klinik-Setting 461
Literatur 464
16 Zur Kombination der KIP mit anderen Methoden 465
Einleitung 465
16.1 Psychodrama und KIP 467
16.1.1 Das Psychodrama: eine psychotherapeutische Methode 467
16.1.2 Die psychodramatischen Interventionstechniken 470
16.1.3 Psychodrama und KIP im Einzel-Setting 475
16.1.4 Psychodrama und KIP im Gruppen-Setting 481
16.2 Die KIP und die Arbeit mit «konkreten» Symbolen 485
16.2.1 KIP und «konkrete» Symbole im Einzel-Setting 486
16.2.2 «Konkrete» Symbole und KIP im Gruppen-Setting 489
16.3 Katathym imaginatives Körpererleben 492
16.3.1 Die Entwicklung der Formativen Psychologie 492
16.3.2 Techniken der Formativen Psychologie 494
16.3.3 Integration von Elementen der Formativen Psychologie in die KIP 498
16.4 Zusammenfassung 515
Literatur 516
17 Behandlungsergebnisse der KIP 519
17.1 Vom dokumentierten Einzelfall zu Effektivitätsmessung 520
17.2 Ergebnisberichte und -forschungen 520
17.3 Umfangreichere Studien zur Verlaufsforschung 522
Literatur 525
18 Hinweise zur Aus-, Weiter- und Fortbildung 527
18.1 Grundsätzliches 528
18.1.1 Zur Entwicklung der KIP und ihrer Didaktik 528
18.1.2 Zu den Begriffen Aus-, Weiter- und Fortbildung (AWF) 530
18.1.3 Zur Differenzierung des Lehrangebots in der KIP 532
18.1.4 Die Entwicklung der Curricula fu¨r die KIP und ihre Anwendungsbereiche 533
18.1.5 Zum didaktischen Spektrum der Psychotherapie mit dem Tagtraum 536
18.1.6 Fragen an die Forschung 538
18.2 Curricula 539
18.2.1 Standard-Curriculum fu¨r die Katathym Imaginative Psychotherapie 539
18.2.2 Kompakt-Curriculum KIP fu¨r Therapeuten mit fortgeschrittener oder abgeschlossener Weiterbildung in einer anderen Psychotherapieform 541
18.2.3 Basis-Curriculum – Erwachsene – fu¨r die Katathym Imaginative Psychotherapie (KIP) als Zusatzqualifikation 545
18.2.4 Basis-Curriculum – Kinder und Jugendliche – fu¨r die Katathym Imaginative Psychotherapie (KIP) als Zusatzqualifikation 545
18.2.5 Curriculum fu¨r Gruppenpsychotherapie mit KIP 546
18.2.6 Curriculum fu¨r Katathym Imaginative Psychotraumatherapie 547
18.2.7 Curriculum fu¨r Paartherapie mit KIP 548
18.2.8 Curriculum fu¨r Katathym Imaginative Krisenintervention 549
18.3 Fortbildung fu¨r Berufsgruppen in beratenden oder psychosozialen Arbeitsfeldern 550
18.4 Fachgesellschaften und AWF-Veranstaltungen 551
18.4.1 Deutschsprachige Fachgesellschaften 551
18.4.2 Ausbildungsorte und Lehrveranstaltungen in Deutschland 552
18.4.3 Fachgesellschaften im Überblick 553
Literatur 556
Anhang 557
Grundlagenliteratur zur Katathym Imaginativen Psychotherapie – eine Auswahl 558
Autorenverzeichnis 561
Sachwortverzeichnis 564
Farbtafeln 584

1.1 Von den Wurzeln der Vorstellungskraft

Das klinisch bedeutsame Phänomen der Imagination gründet in basalen menschlichen Fähigkeiten, für die es uralte Belege gibt. Aus Höhlenfunden von Ritzzeichnungen und Malereien lässt sich auf die Vorstellungskraft und Symbolisierungsfähigkeit unserer steinzeitlichen Vorfahren schließen. Auch sie waren offenbar bereits in der Lage, sich etwas innerlich vor Augen zu führen, das in der äußeren Realität nicht mehr oder noch nicht existiert. Dem entspricht die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Phantasie als der Fähigkeit, etwas «in Erscheinung treten» zu lassen (griech.: phaínein = «sichtbar machen» [Duden 2001]), und zwar in einem mentalen, kulturell vermittelten Raum. Die Inhalte der weltweit entdeckten Schätze an bunten Höhlenmalereien reichen von Erinnerungszeichen, die noch ganz im Konkreten verhaftet sind, bis zu symbolisch zu nennenden Darstellungsformen (Anati 1997; Lorblanchet 1997). Den Anfang machen «Handstempel», die an die Anwesenheit eines Menschen erinnern, der auf diese Weise mit einem Teil seiner selbst konkret «repräsentiert» ist. Spätere Höhlenmalereien gehen weiter und bilden ein großes Spektrum der prähistorischen Lebenswelt ab. Sie zeigen ganze Tiere und Herden und stehen damit für das ersehnte, Leben spendende Beutegut des Jägers. Im Unterschied zu den Handsignaturen, die ein Stück Vergangenheit festhalten, könnten solche ganzheitlichen Abbildungen existenziell bedeutsamer Wesen in Richtungen weisen, die der Zukunft oder gar dem Jenseits zugewandt sind. In einer der Höhlen, die kultischen Zwecken gedient haben muss, ist ein rätselhaftes, vielgestaltiges Wesen an der Wand zu sehen. Der sogenannte «Zauberer» von Trois Frères ist halb Tier, halb Mensch. Sollten darin gewisse Gaben zum Ausdruck kommen, zwischen verschiedenen Welten des Seins zu vermitteln, dann würde das zu einem Deutungsansatz passen, der in dieser Chimäre die Darstellung eines Schamanen sieht (Clottes 1997). Viele vorgeschichtliche Funde künden nicht nur von der Vorstellungskraft als solcher, die dem Menschen eigen ist, sondern zugleich von seinem Bemühen, sich der äußeren Welt bildhaft und symbolisch zu bemächtigen. Das Denken des primitiven Menschen ist immer wieder auch ein magisches. Schamanen heilen heute noch mithilfe von symbolischen Handlungen, die auf innerseelische Prozesse und körperliche Vorgänge Einfluss nehmen. Wenn Psychotherapeuten ihren Patienten in einem hypnoiden Zustand dazu anregen, konkrete Erlebnisse der äußeren Realität in eine imaginative Realität zu überführen und symbolisch mit ihnen umzugehen, dann stützen sie sich dabei auf jene ursprünglichen Fähigkeiten, die uns seit Menschengedenken und seit Kindertagen zur Verfügung stehen.

Mit imaginativen Mitteln arbeiten auch die großen Erzähler, Dramatiker und Dichter. Wenn Homer die «frühgeborene», «rosenfingrige» Morgenröte besingt (Odyssee 2,1), dann evoziert er durch diese Metapher in seinem Hörer positiv getönte Erinnerungen an den Beginn eines neuen Tages, die für den weiteren Erzähl- und Hörvorgang symbolisch mit der «safrangewandeten» Göttin Eos (Ilias 8,1) verbunden werden. Wenn Shakespeare in seinem Prolog zu Heinrich V. seine Zuschauer auffordert, ihre «einbildsamen Kräfte» («imaginary forces») wirken zu lassen, dann will er sie dazu verpflichten, ihr Vorstellungsvermögen für eine Weile über die armselige Realität der Bühne dominieren zu lassen, die sich auf gar zu «engem Raum» abspielt. Wenn Proust in seiner «Suche nach der verlorenen Zeit» (Proust 2000) den Ich-Erzähler Marcel durch eine «kleine Phrase» (Milly 1975 [S. 143: «la petite phrase»]) dazu bringt, sich an frühere Momente seines Lebens zu erinnern, dann eröffnen sich dem Leser eine Reihe von «poetischen» Möglichkeiten des Vorstellungsvermögens, die auch in der Psychotherapie mit dem Tagtraum zum Tragen kommen (Ullmann 2010). Zum einen geht es da um ein rückwärtsgewandtes Erinnern von persönlich relevanten Episoden, zum anderen um deren prospektiv orientierte Neugestaltung im Moment des Vergegenwärtigens und nicht zuletzt um deren Einbindung in die Narrative des autobiographischen Gedächtnisses (s. Kap. 3.12).

In seinem Buch über «Phantasie und Tagtraum» weist Singer auf einige therapeutische Implikationen der poetischen Kunst hin, die durch ihre imaginativen Elemente bedingt sind (Singer 1978). Die dichterischen und dramatischen Stärken eines Shakespeare liegen für ihn zu einem großen Teil darin begründet, bildhafte Vorstellungen und sinnliche Modalitäten so zu verwenden, dass wir «beim Zuhören sofort gezwungen sind, zumindest bis zu einem gewissen Ausmaß weitere, durch andere Modalitäten vermittelte Eindrücke mit jenen zu verbinden». Man wird auf diese Weise ganz aktiv in das Erleben einer sich entfaltenden Szene einbezogen. Wir können als Psychotherapeuten durchaus von dem großen Dramatiker lernen, wenn es um die wirkungsvolle Kopplung von Bildern mit spezifischen sensorischen Modalitäten wie Riechen, Berühren, Schmecken, Hören, Sehen und Bewegen geht.

Behalten wir die Inhalte großer Dichtung vielleicht auch deshalb besonders gut im Gedächtnis, weil sie voller konkreter, sinnlicher Bezugnahmen sind? Für eine solche Annahme sprachen schon ältere experimentalpsychologische Untersuchungen, die zeigen konnten, dass konkrete Wörter besser erinnert werden als abstrakte (Paivio 1971). Die weitergehende klinische Erfahrung, dass es zur dauerhaften Einprägung von Lerninhalten und Einsichten einer emotionalen und motivationalen Komponente des mnemonischen Vorgangs bedarf, wird auch von neurowissenschaftlicher Seite bestätigt (s. Kap. 3.13).

Die Psychotherapie ist in jenem kulturellen Raum zu Hause, von dem eingangs die Rede war. Hier gründet ihre geisteswissenschaftliche und poetische Dimension mit den daraus entspringenden hermeneutischen Traditionen. Darüber hinaus manifestieren sich die «poetisch» zu nennenden Qualitäten der Psychotherapie aber auch in einer konkreten Weise, die der ursprünglichen Bedeutung des griechischen Wortes (poíesis = «das Machen, das Verfertigen; das Dichten, die Dichtkunst» [Duden 2001]) nahekommen. Denn die Psychotherapie hat neben ihrer ästhetischen, Sinn schaffenden Seite auch noch eine ganz im Konkreten wirkende schöpferische Seite, die ihr Korrelat in der Funktionsweise des Gehirns hat.

Unser Gehirn ist unablässig neuronal aktiv und baut dabei geistige Inhalte auf, die im Zustand der Abschirmung äußerer Reize und einer damit einhergehenden Innenorientierung zu illusorischen Wahrnehmungen führen. Die imaginative Eigenaktivität des Gehirns lässt sich durch ein «einfaches Experiment» nachvollziehen (Frank 1914). Ohne sonstige Instruktionen werden die Probanden dazu angehalten, für eine bestimmte Weile die Augen zu schließen. In der Regel kommt es nun ganz von selbst zu einer zeitvergessenden Haltung der Innenschau, bei der sich die unterschiedlichsten Wahrnehmungen einstellen. Das Spektrum reicht von Farben und Formen bis hin zu ganzen Szenen, soweit es sich um optische Phänomene handelt. Aber auch andere Sinne und körperliche Empfindungen können auf dem inneren Wahrnehmungsschirm zur Darstellung kommen. All dies geschieht wohlgemerkt ohne ein eigenwillentliches oder therapeutisches Dazutun. Unter Bedingungen regressiverer Art reichert sich das innere Erleben um weitere Qualitäten an. Silberer, einer der Pioniere in der subtilen Erforschung imaginativer Phänomene, untersuchte eine Reihe von «Schwellenzuständen», die sich durch ein vermindertes Wachbewusstsein und eine erhöhte Regressionsbereitschaft auszeichnen, im akribisch dokumentierten Selbstversuch und beschrieb einige Mechanismen der Symbolbildung gleichsam in statu nascendi (Silberer 1909, 1912 a, 1912 b). Dabei fand er auch heraus, dass die gedanklichen und bildhaften Vorstellungen weitgehend von Zuständen im Körper beeinflusst werden.

Die körperlichen Grundlagen imaginativer Phänomene reichen von vegetativen und optischen Einspielungen über emotionale Gestimmtheiten bis hin zu präsymbolischen motivationalen Spannungsbögen. Beobachtet man einen Säugling von neun Monaten bei seinen Krabbelbemühungen auf dem Weg zu einem Turm aus übereinander gestapelten Klötzchen, dann werden in dieser kleinen Szene bereits grundlegende Elemente der Vorstellungskraft deutlich (Abb. 1-1). Der kleine Kerl wird zwar durchaus eine zielbezogene Vision vor Augen haben, aber keine, die er in Worte zu fassen vermag. Denn er verfügt über keine Sprache und kein sprachgebundenes Gedächtnis für das, was er bereits bewirkte und nun aufs Neue bewirken will. Aber in seinem prozedu

Erscheint lt. Verlag 1.1.2012
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Behandlung • Einbildung • Handbuch • Imagination • katathym • Katathyme Bilderleben • Katathym-imaginative Psychotherapie • KIP • Neurowissenschaft • Psychotherapeut • Psychotherapie • Ressourcen • Tagträume • Therapeut • Therapie • Therapieverfahren • Träume • Vorstellungskraft
ISBN-10 3-456-94988-X / 345694988X
ISBN-13 978-3-456-94988-8 / 9783456949888
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